23 gespenstische Ruinen, die noch heute vom Ersten Weltkrieg erzählen
Vergessene Orte in Bildern
Von bröckelnden Festungen und entlegenen Schlachtfeldern bis hin zu rostigen Geschützstellungen und alten Schiffswracks – auf der ganzen Welt finden sich bis heute Ruinen des Ersten Weltkriegs.
Wir werfen einen Blick auf diese vergessenen Orte – und die Geschichten, die sie bis heute erzählen ...
Adaptiert von Helena Düll
Monte Pasubio, Trentino, Italien
Die zerklüfteten 2.000-Meter-Gipfel und felsigen Hochebenen des Pasubio-Massivs waren eines der abgelegensten Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs. Hier, im italienischen Trentino, lieferten sich italienische und österreichische Soldaten jahrelang zermürbende Kämpfe in eisigen Felsgräben und Unterständen.
Auf diesem Bild ist einer der Eingänge zu einem Tunnel der „Strada delle 52 Gallerie“ (Straße der 52 Tunnel) zu sehen – einer Militärstraße, die während des Ersten Weltkriegs in dieser Region angelegt wurde.
Festung Edegem, Antwerpen, Belgien
In der belgischen Provinz Antwerpen liegt die leicht bedrohlich wirkende Festung Edegem. Im späten 19. Jahrhundert führte der zunehmende Einsatz und die Macht moderner militärischer Waffen auf der ganzen Welt dazu, dass Städte geschützt werden mussten. Deshalb wurden Festungen wie diese oft in Ringen mehrere Kilometer vom Stadtzentrum entfernt errichtet.
Die Festung Edegem war eine von mehreren Anlagen, die unter dem Namen „Großer Schutzwall“ bekannt wurden und zu Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 die wichtigste Widerstands- und Schutzlinie Antwerpens bildeten.
Maschinengewehrbunker, Norfolk, England
Diese kleinen Stahlbetonbunker wurden an Großbritanniens Küsten zur Verteidigung gegen Landkämpfe gebaut. Als die Angst vor einer deutschen Invasion wuchs, entstanden Schützengräben und Bunker als Teil eines größeren Verteidigungssystems zum Schutz von Küstenbatterien, Flugplätzen und Radarstationen an den Verkehrswegen in ganz England.
Das Bild zeigt einen Maschinengewehrbunker in Norfolk im Osten Englands.
Fort Hermann, Bovec, Slowenien
Fort Hermann ist eine weitläufige österreichisch-ungarische Festungsanlage im slowenischen Isonzotal – nicht zu verwechseln mit dem nur wenige Kilometer entfernten Fort Kluže.
Erbaut wurde sie zwischen dem späten 19. und dem frühen 20. Jahrhundert, um einen strategisch wichtigen Pass nahe dem Berg Rombon, nördlich des Flusses Isonzo, zu sichern. Doch als sich die Kämpfe den Berg hinauf verlagerten, erwiesen sich Festungen wie diese als militärisch wirkungslos.
Fort Douaumont, Verdun, Frankreich
Fort Douaumont wurde zwischen 1885 und 1913 erbaut. Es ist die größte und höchstgelegene der 19 ringförmig angelegten Festungen, die zum Schutz der Stadt Verdun im Ersten Weltkrieg errichtet wurden.
Am 25. Februar 1916 gelang es den deutschen Truppen, das Fort in der Schlacht um Verdun zu erobern. Dieser Verlust traf die französische Armee schwer – doch kaum acht Monate später konnten sie das Fort zurückerobern. Heute beherbergt es ein Museum zum Ersten Weltkrieg.
SS „Heroic“, Sydney, Australien
Dieser Dampfschlepper mit Stahlrumpf wurde ursprünglich im nordenglischen Newcastle für Thomas Fenwick gebaut, der in Sydney einen Schlepperbetrieb führte.
Die britische Royal Navy setzte das Schiff während des Ersten und Zweiten Weltkriegs für Rettungseinsätze vor den Scilly-Inseln ein, bevor es in den 1970er-Jahren als Altmetall verkauft wurde.
Monte Cengio, Trentino, Italien
Am südwestlichen Rand der italienischen Hochebene von Asiago spielte der Monte Cengio im Ersten Weltkrieg eine entscheidende Rolle für die italienische Verteidigung. Der über 1.350 Meter hohe Felsrücken wurde im Juni 1916 von österreichisch-ungarischen Truppen eingenommen, ehe die italienische Armee zum Gegenangriff ansetzte und ihn erfolgreich zurückeroberte.
Die meisten der heute noch erhaltenen Befestigungsanlagen auf dem Monte Cengio entstanden ein Jahr später, im Jahr 1917.
Fort Mississauga, Ontario, Kanada
Fort Mississauga liegt an der Mündung des Niagara River in Kanada und entstand während des Britisch-Amerikanischen Kriegs von 1812 zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien.
Das Fort verfügt über einen kastenförmigen Backsteinturm und sternförmige Erdarbeiten, die in seiner Art einzigartig in Kanada sind. Wie die meisten verlassenen Festungsanlagen wurde auch Fort Mississauga während des Ersten Weltkriegs für militärische Ausbildungszwecke genutzt.
Festung Przemysl, Polen
Dieser österreichisch-ungarische Festungskomplex in Polen erstreckt sich über die Ausläufer der Karpaten. Er zählt zu den größten permanenten Festungsanlagen in Europa.
Im Jahr 1914 verfügte die Festung Przemysl über drei Verteidigungslinien: Der äußere Ring hatte einen Umfang von etwa 45 Kilometern mit 17 Hauptforts, während das innere Verteidigungssystem 21 Forts umfasste.
Während des russischen Angriffs im September 1914 war die Festung Przemysl mit fast 130.000 Soldaten besetzt. Im März 1915, nach 180 Tagen, ergaben sich die Truppen schließlich den Russen.
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Maggio, Trentino, Italien
Dieses Bild zeigt eine Reihe ehemaliger Schützengräben aus dem Ersten Weltkrieg, die über den Berg Maggio in Italien verteilt sind. Die Schützengräben waren strategisch so positioniert, dass sie eine klare Sicht auf Gefechte unten am Berg ermöglichten.
Scheinwerferstellung, Blyth Battery, England
An der Küste der nordostenglischen Grafschaft Northumberland wurde diese Verteidigungsanlage 1916 zum Schutz vor deutschen Angriffen erbaut. Die von der Durham Fortress Engineers RE entworfene Blyth Battery verfügte über zwei Suchscheinwerfer und zwei 15-Zentimeter-Schnellfeuerkanonen, die von rund 80 Männern bedient wurden.
Inzwischen ist die Blyth Battery ein Kriegsmuseum, das von Freiwilligen betrieben wird.
Heiliger Wald, Ypern, Belgien
Im sogenannten Heiligen Wald, der auf einem Hügel über der belgischen Stadt Ypern liegt, gibt es eine sehr gut erhaltene Reihe von Schützengräben. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1918 kehrte eine Bauernfamilie zu ihrem vom Krieg verwüsteten Grundstück zurück – und entschied sich, die zurückgelassenen Gräben zu erhalten.
Heute ist der Heilige Wald mit seinem Wirrwarr aus Stacheldraht, Granateinschlägen und zersplitterten Bäumen eine unheimliche Erinnerung an die Schrecken des Krieges. Er gilt als einer der besten Orte zur Erkundung von Grabensystemen aus dem Ersten Weltkrieg und hat sich inzwischen zu einer beliebten Touristenattraktion entwickelt. Auf dem Gelände befindet sich mittlerweile auch ein Museum.
Schützengräben und Befestigungen, Cinque Torri, Dolomiten, Italien
Cinque Torri in Italien, auf Deutsch „Fünf Türme“, war während des Ersten Weltkriegs Schauplatz von Kämpfen zwischen österreichischen und italienischen Truppen. Das Gebiet wurde von der italienischen Armee besetzt, die dort ihr Artilleriehauptquartier und eine Verteidigungslinie errichtete, um österreichische Gegenangriffe zu verhindern.
Innerhalb der markanten Felsformationen befand sich ein Netz von Maschinengewehrstellungen, Schützengräben, Beobachtungsposten und militärischen Unterkünften. Inzwischen wurden die Schützengräben teilweise rekonstruiert, restauriert und als Freilichtmuseum für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Geschützstellung, Možic, Slowenien
Dieser Geschützturm aus Stahl befindet sich auf dem Berg Možic in Slowenien und ist nur einer der wenigen erhaltenen und sichtbaren Teile eines unterirdischen Komplexes aus Tunneln und Kammern.
Die Geschützstellung wurde strategisch günstig auf einem Berggipfel mit Blick auf den Fluss Isonzo positioniert.
Festung Kaunas, Litauen
Dieser riesige Verteidigungskomplex in Litauen wurde zwischen 1882 und 1915 erbaut und sollte die westlichen Grenzen des Russischen Reiches schützen.
Im Jahr 1915 hielt die Festung Kaunas elf Tage lang einem Angriff stand, bevor sie von der deutschen Armee eingenommen wurde. Das imposante Fort galt als eine der modernsten Festungsanlagen des Russischen Reiches.
Karpaten, Europa
In den Karpaten, die sich über Mittel- und Osteuropa erstrecken, kam es während des Ersten Weltkriegs zu erbitterten Kämpfen zwischen russischen und österreichisch-ungarischen Truppen. Der Gebirgskrieg wurde an einigen der höchsten Hänge Europas ausgetragen – unter extremen Bedingungen.
Dieses Bild zeigt die ehemalige Frontlinie zwischen deutschen und russischen Truppen und verdeutlicht eindrucksvoll die Höhenlage der damaligen Schlachtfelder.
Fort 48 Batowice, Krakau, Polen
Dieses unheimliche Fort war Teil eines äußeren Rings österreichisch-ungarischer Artillerieforts aus der Vorkriegszeit, die Krakau in Südpolen umgaben. Das in den 1880er-Jahren errichtete Fort 48 Batowice gilt als typisches Beispiel für ein Artilleriefort des Ersten Weltkriegs. Es gehörte zum äußeren Verteidigungsring, der einen inneren Ring umschloss – vermutlich eine mittelalterliche Stadtbefestigung.
Das bemerkenswert gut erhaltene Fort wurde bis 1974 militärisch genutzt und anschließend in ein Lagerhaus umfunktioniert. Heute führt ein Wanderweg an der Anlage vorbei.
Schützengräben bei Main de Massiges, Frankreich
Diese Luftaufnahme zeigt die Schützengräben bei Main de Massiges – ein Ort, der nach wie vor vom Krieg gezeichnet ist. Er liegt in einer kleinen ländlichen Gemeinde im Département Marne im Nordosten Frankreichs. Die Gräben befinden sich auf einem Hügelkamm und waren ein strategisch wichtiger Punkt an der Champagne-Front, nachdem sich deutsche Truppen 1915 nach der Schlacht an der Marne hierhin zurückgezogen hatten.
Im Jahr 2012 machten sich engagierte Freiwillige daran, das historische Schlachtfeld zu restaurieren. Dabei stießen sie auf Relikte vergangener Zeiten: Weinflaschen, Stiefel, Metallschrott – und sogar menschliche Überreste.
Munition, Gallipoli, Türkei
Dieses Bild zeigt eine Sammlung von gebrauchten Mauser-Patronen auf der Halbinsel Gallipoli in der Türkei.
Während des Ersten Weltkriegs war das deutsche Mauser Modell 98 das Standardgewehr der osmanischen Infanterie.
Artilleriestellung, Zovetto, Italien
Nach der Schlacht von Caporetto im Jahr 1917 waren italienischen Streitkräfte gezwungen, sich vor einer deutsch-österreichischen Offensive zurückzuziehen. Im November desselben Jahres wurden britische Verstärkungen an die italienische Front entsandt.
Dieses Bild zeigt eine Reihe von geschickt getarnten Geschützstellungen, die 1918 von britischen Artilleristen gebaut wurden. Dahinter wurden weitläufige Gänge in den Fels geschlagen.
SS „Ayrfield“, Sydney, Australien
Dieses verlassene Frachtschiff liegt gespenstisch inmitten der Homebush Bay in Sydney. Die 1911 in Schottland gebaute SS „Ayrfield“ beförderte Kohle zwischen Newcastle und Sydney, bevor sie während des Zweiten Weltkriegs als Transportschiff für Australien eingesetzt wurde. In den 1970er-Jahren wurde das Schiff schließlich außer Dienst gestellt.
Heute sind die rostigen Überreste von üppigen Mangroven überwuchert – das Wrack wird daher auch als „schwimmender Wald“ bezeichnet und gilt als außergewöhnliche Sehenswürdigkeit in Sydney.
Beaumont-Hamel-Schützengräben, Somme, Frankreich
Die Schützengräben von Beaumont-Hamel wurden vom kanadischen Royal Newfoundland Regiment angelegt und während der Schlacht an der Somme – einer der größten und blutigsten Auseinandersetzungen des Ersten Weltkriegs – erbittert verteidigt.
Heute sind sie Teil der Gedenkstätte Beaumont-Hamel Newfoundland Memorial. Sie gehören zu den wenigen Orten in Frankreich, an denen Besucher ein Schlachtfeld des Ersten Weltkriegs noch weitgehend so erleben können, wie es damals war – mit deutlich sichtbaren Granateinschlägen im Gelände.
Deutsche Grabkreuze, Hooglede, Belgien
Auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Hooglede, nur sechs Kilometer von Roeselare im Nordwesten von Belgien entfernt, stehen heute noch die Grabkreuze gefallener deutscher Soldaten. Sie sind ein Relikt einer grausamen Vergangenheit – und wurden im Laufe der Jahre von der Natur zurückerobert.
Der Friedhof wurde 1917 von der deutschen Armee angelegt, als die Zahl der Gefallenen an der Front rapide zunahm. Heute ruhen hier die Überreste von rund 8.200 deutschen Soldaten.
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