25 Reiseziele in Europa, die jetzt gegen den Massentourismus kämpfen
Overtourism: Welche Hotspots jetzt an ihre Grenzen kommen
Europa lockt mit traumhaften Reisezielen. Doch ob Brügge oder Barcelona, Budapest oder Bath: Die Besucherzahlen steigen seit Jahren rasant an und bringen die Städte an den Rand ihrer Kapazitäten. Müllberge, überfüllte Straßen, respektloses Verhalten und explodierende Mieten sind nur einige Folgen des Massentourismus. Die Einheimischen sind genervt und wehren sich. Immer öfter werden auch von offizieller Seite Gegenmaßnahmen ergriffen – so auch in Deutschland.
Lesen Sie hier, welche europäischen Städte besonders vom Touristenansturm betroffen sind – und was sie dagegen tun ...
Adaptiert von Alina Halbe
Madrid, Spanien
In Spanien sind die Folgen des Massentourismus deutlich zu spüren: Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist in vielen Städten ein ernstes Problem, das durch die vielen Ferienunterkünfte verschärft wird. Einheimische protestieren nicht nur gegen die steigenden Mieten, sondern auch gegen Plattformen wie Airbnb, so auch in Madrid.
Im Mai 2025 griff die spanische Regierung dann durch: Airbnb muss aufgrund von angeblichen Regelverstößen fast 66.000 Ferienwohnungen aus ihrem Angebot streichen. Betroffen sind sechs Regionen, darunter die Hauptstadt Madrid (im Bild) und die Balearen. Ein Gericht forderte die Plattform auf, knapp 5.000 Inserate unverzüglich zu entfernen.
Prag, Tschechien
Mit 8,1 Millionen Touristen im Jahr 2024 – ein Zuwachs von neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr – wird Prag buchstäblich von Besuchern überrannt. Denn die tschechische Hauptstadt selbst hat nur 1,3 Millionen Einwohner. Besonders die Altstadt, die zum UNESCO-Welterbe gehört, leidet unter den berüchtigten Junggesellen- und Junggesellinnenabschieden. Diese Gruppen sind häufig in auffälligen Kostümen unterwegs – ein Anblick, der künftig aus dem Straßenbild verschwinden könnte. Einen Schritt weiter ist die Stadt bereits bei geführten Kneipentouren gegangen: In den Nachtstunden sind sie inzwischen verboten.
Weitere Maßnahmen sind höhere Bußgelder für E-Scooter-Vergehen und strengere Lärmschutzregeln. Ein Nachtfahrverbot in der Altstadt wurde ebenfalls schon umgesetzt. Zudem startete 2023 eine Werbekampagne, die Besucher zu respektvollem Verhalten auffordert. Generell bemüht sich Prag darum, in Zukunft eher kulturbewusste Reisende statt ausgelassene Feierwütige anzuziehen.
Edinburgh, Schottland, Großbritannien
Die Hauptstadt Schottlands verzeichnet geschätzt 5,3 Millionen Übernachtungen pro Jahr. Kein Wunder, schließlich locken die zum UNESCO-Welterbe gehörenden Stadtteile Old und New Town, das größte Kunstfestival der Welt und viele weitere Attraktionen Touristen aus aller Welt an. Das macht die Situation vor Ort schwierig: Im Jahr 2023 rief die Stadtverwaltung einen Wohnungsnotstand aus, der unter anderem auf die Zunahme von Ferienwohnungen zurückzuführen ist.
Die britische Zeitung „i“ beschreibt das Stadtzentrum sogar als dystopischen Vergnügungspark, der einzig und allein für Touristen gebaut worden sei. Als Reaktion darauf verschärfte der Stadtrat die Vorschriften für Ferienwohnungen und stimmte trotz Widerstand aus der Gastronomiebranche für die Einführung einer Tourismusabgabe.
Athen, Griechenland
Für eine Stadt mit nur rund 650.000 Einwohnern empfing Athen im Jahr 2024 fast acht Millionen Touristen – und das sind nur jene, die per Flugzeug anreisten. In einem Interview mit dem Online-Nachrichtenportal „Greek Reporter“ warnte die Tourismusexpertin Katerina Kikilia vor den kritischen Folgen des Massentourismus und betonte, dass dringend Maßnahmen erforderlich seien.
Aufgrund der steigenden Anzahl an Ferienwohnungen herrscht Wohnungsnot, außerdem sorgen Touristen für Müll, Staus und mehr Kriminalität. Immerhin beschränkte die Stadtverwaltung im Jahr 2023 den Zugang zur Akropolis, um das antike Monument zu schützen. Zu den weiteren Maßnahmen zählen eine Touristensteuer sowie ein temporäres Verbot für neue Ferienwohnungslizenzen in bestimmten Stadtteilen.
Krakau, Polen
Krakau empfing im Jahr 2023 9,4 Millionen Touristen – bei einer Einwohnerzahl von etwa 770.000. Obwohl die ehemalige polnische Hauptstadt in kultureller Hinsicht viel zu bieten hat, zieht sie wegen günstigeren Preisen oft eher Junggesellen- und Junggesellinnenabschiede sowie trinkfreudige Partygänger an. Viele Einheimische sind mit ihrer Geduld am Ende, denn das mittelalterliche Stadtzentrum wird jeden Abend zum Schauplatz eines ausufernden und rücksichtslosen Nachtlebens.
Um dem Spektakel immerhin etwas Einhalt zu gebieten, wurden bereits Alkoholverbote erlassen und Plakate aufgehängt, die die Urlauber zu respektvollem Verhalten aufrufen. Doch im Juni 2024 reichten Anwohner Klage gegen das Rathaus ein, weil sie der Ansicht sind, dass nicht genug getan wird. Der Anwalt hinter der Klage sagte der Nachrichtenagentur „AFP“, Krakau sei wie kein anderer Ort in Europa und Touristen verhielten sich „wie Tarzan aus dem Dschungel“.
Barcelona, Spanien
Mit unglaublichen 32 Millionen Besuchern pro Jahr und nur 1,6 Millionen Einwohnern ist Barcelona ein Paradebeispiel für Overtourism in Europa. Die Besucherflut hat die ohnehin angespannte Wohnsituation weiter verschärft. Ferienwohnungen tragen maßgeblich zu steigenden Mietpreisen bei, die Einheimische zunehmend in Bedrängnis bringen. Nicht zu vergessen sind die damit einhergehenden Umweltbelastungen – etwa Müllberge, Lärm und ein erhöhtes Kriminalitätsaufkommen.
Um ihrem Ärger Luft zu machen, versammelten sich Hunderte Anwohner zu öffentlichen Protesten – einige Aktivisten gingen sogar so weit, mit Wasserpistolen auf Touristen zu schießen. Die Stadtverwaltung hat zur Bekämpfung dieser Probleme bereits Maßnahmen ergriffen: Kreuzfahrtschiffe wurden aus einem Terminal im Stadtzentrum verbannt und die Touristensteuer angehoben. Der Bürgermeister hat außerdem angekündigt, ab 2028 Ferienwohnungen zu verbieten.
Venedig, Italien
Die magische Lagunenstadt kämpft seit Jahren mit den Folgen des massiven Urlauberansturms. Mit 21 Touristen pro Einwohner kommt die Stadt, die seit 1987 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, an ihre Grenzen. Die Menschenmassen verstopfen nicht nur die engen Gassen und Kanäle, sondern sind auch eine Gefahr für die historischen Prachtbauten und Brücken.
Aus Protest haben Einheimische bereits mehrfach demonstriert. Auch die Stadt selbst hat Maßnahmen ergriffen – etwa ein Verbot von Kreuzfahrtschiffen im Zentrum, eine Tourismusabgabe, eine Begrenzung der Gruppengrößen und ein Lautsprecherverbot. Laut der britischen Tageszeitung „The Guardian“ fühlen sich viele Venezianer trotzdem nicht ausreichend gehört und geschützt. Sorgen bereitet ihnen vor allem die zunehmende Zahl an Ferienwohnungen.
Berlin, Deutschland
Rund 13 Millionen Touristen besuchten 2024 die deutsche Hauptstadt – bei etwa 3,9 Millionen Einwohnern. Auch wenn das Verhältnis von Besuchern zu Einheimischen weniger drastisch ausfällt als in anderen europäischen Großstädten, bleiben die negativen Folgen des Massentourismus nicht aus. Vor allem Anwohner der beliebten Viertel Kreuzberg, Friedrichshain und Neukölln klagen über mehr Lärm, Müll und – wie so häufig im Zusammenhang mit Overtourism – steigende Mietpreise durch die vielen Ferienwohnungen.
Um dem entgegenzuwirken, wurden bereits erste Vorkehrungen getroffen: Man hat die Regeln für die kurzfristige Vermietung von Wohnraum verschärft und die Infrastruktur verbessert. Marketingkampagnen wie „Ab ins B“ sollen die Besucherzahlen in den äußeren Stadtgebieten der Tarifzone B steigern und den Tourismus so besser auf die Bezirke verteilen.
Porto, Portugal
In den letzten Jahren hat Porto einen deutlichen Touristenanstieg erlebt: 2023 kamen mehr als zehn Touristen auf jeden Einwohner. Der Massentourismus verdrängt traditionelle Geschäfte aus dem Stadtzentrum, wo sich dann stattdessen Filialen großer Ketten breitmachen. Auf dem Wohnungsmarkt ist die Situation ähnlich, denn dadurch, dass in vielen Wohnhäusern immer mehr Ferienwohnungen untergebracht sind, werden langjährige Bewohner vertrieben.
Die Stadtverwaltung hat mit einer cleveren Strategie reagiert: Anstatt die Vermietungen vollständig zu verbieten, wurden Einschränkungen nur in besonders touristischen Gegenden eingeführt. Touristisch bislang wenig attraktive Stadtteile sollen außerdem aktiv gefördert werden. Mit diesem Ansatz will man eine Basis für nachhaltigeren Tourismus schaffen und gleichzeitig vernachlässigte Viertel wiederbeleben.
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Wien, Österreich
Wien stellte im Jahr 2023 mit 17,3 Millionen Übernachtungen einen Beinahe-Rekord auf. Ähnlich wie Porto setzt die Metropole auf eine nachhaltigere Tourismusstrategie. Auch hier sollen Besucherinnen und Besucher ermutigt werden, Stadtteile außerhalb des Zentrums zu entdecken.
Ziel sei es auch, wohlhabendere Touristen anzuziehen und den Fokus auf das sogenannte „Life-seeing“ zu setzen statt auf herkömmliches Sightseeing. Dabei geht es um individualisierte und authentische Erlebnisse abseits bekannter Touristenrouten. Zudem wurde eine Touristensteuer von 3,2 Prozent eingeführt, die auf die Unterkunftskosten aufgeschlagen wird.
Dubrovnik, Kroatien
Dubrovnik, das als Drehort für die erfolgreiche Serie „Game of Thrones“ weltberühmt wurde, ist besonders stark vom Massentourismus betroffen. Eine Analyse des Ferienvermietungsportals „Holidu“ ergab, dass die Zahl der Touristen jährlich 27-mal so hoch ist wie die Einwohnerzahl. Es versteht sich von selbst, dass das eine enorme Belastung für die Infrastruktur, die historische Bausubstanz der Stadt und ihren UNESCO-Weltkulturerbe-Status bedeutet.
Ähnlich wie in Barcelona werden auch hier die Einheimischen aus der Altstadt verdrängt. Allerdings gab es in der Stadt am Adriatischen Meer bisher keine massiven Proteste wie in der katalanischen Metropole. Der Bürgermeister hat unter anderem die Zahl der Kreuzfahrtschiffe begrenzt, neue Genehmigungen für Ferienwohnungen verboten und eine Kampagne unter dem Motto „Respect the City“ ins Leben gerufen.
Brügge, Belgien
Die malerische Stadt Brügge empfing 2024 acht Millionen Touristen – bei einer Bevölkerung von nur 120.000 Menschen. Und die gehen jetzt auf die Barrikaden, denn ihr Leben und der Alltag in der UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt, die auch als „Venedig des Nordens“ betitelt wird, hat sich zunehmend zum Negativen verändert.
Die Behörden haben reagiert und bereits Maßnahmen ergriffen. Dazu gehören etwa die Regulierung von Kreuzfahrtschiffen, die Reduzierung von Tourismuswerbung und jüngst auch das Verbot von Hotelneubauten im Stadtzentrum sowie die Aussetzung neuer Genehmigungen für Ferienwohnungen. Doch all das hat bislang wenig bewirkt, Tagesbesucher zieht es weiterhin in Scharen in die Stadt. Zur Diskussion standen deshalb auch schon, Obergrenzen für Besucherzahlen festzulegen oder Eintrittsgebühren – wie in Venedig oder Dubrovnik – zu verlangen. Ab 2027 wird für Kreuzfahrtpassagiere und Bustouristen eine Touristensteuer fällig.
Amsterdam, Niederlande
Auch Amsterdam, das ebenfalls den Spitznamen „Venedig des Nordens“ trägt, kämpft mit den Folgen des Massentourismus. Im Jahr 2024 gab es neun Millionen Übernachtungen in der Stadt. Zum Vergleich: Es leben weniger als eine Million Menschen in der Hauptstadt der Niederlande. Wie in vielen anderen Touristenhochburgen sind Billigflüge und günstige Ferienunterkünfte die Hauptgründe für die Überlastung. Steigende Mieten machen das Stadtzentrum für Einheimische unerschwinglich. Für Unmut unter den Niederländern sorgen aber vor allem jene Touristen, die die liberalen Drogenvorschriften und das Rotlichtviertel ausnutzen.
Zur Abschreckung hat die Stadt 2022 eine „Stay Away“-Kampagne ins Leben gerufen, die sich gegen Spaßtouristen richtet. Weitere Maßnahmen umfassen Bußgelder für respektloses Verhalten, eine Kampagne zur Förderung der kulturellen Sehenswürdigkeiten und die höchste Touristensteuer Europas – satte 12,5 Prozent pro Nacht.
York, England, Großbritannien
Auch hier gleich die Zahlen vorweg: In York leben rund 200.000 Menschen, im Jahr 2023 kamen neun Millionen Touristen zu Besuch. Weil das Verhältnis nicht passt, klagen viele Einheimische über eine „Touristeninvasion“. Der Einzelhandel im Zentrum hat sich inzwischen mehr auf Touristen als auf die Bedürfnisse der Bewohner eingestellt und die hohe Anzahl an Ferienwohnungen hat die Mietpreise im Herzen der Stadt in die Höhe getrieben. Das rücksichtslose Benehmen vieler Touristen stellt ebenfalls ein großes Problem dar.
Die Stadtverwaltung hat einen Verhaltenskodex für Junggesellen- und Junggesellinnenabschiede eingeführt. Traurig, aber wahr: Lilafarbene Schilder in der Innenstadt fordern Besucher unter anderem auf, nicht auf den mittelalterlichen Kopfsteinpflasterstraßen zu urinieren und das Personal in Taxis und Bars zu respektieren. Abgesehen von diesen Maßnahmen passiert bislang nur wenig, deshalb diskutiert die Stadtverwaltung nun über die Einführung einer Touristensteuer.
Split, Kroatien
Auch Split, eine historische Hafenstadt Kroatiens, leidet unter den Folgen des Massentourismus. Die Einwohner klagen über hohe Preise und überfüllte Straßen. Ein echtes Problem ist aber der Partytourismus: Lärm in der Nacht, laute Kneipentouren und betrunkene Touristen, die sogar an den römischen Ruinen in der Altstadt urinieren.
Trotz seines UNESCO-Weltkulturerbe-Status hat Split bisher nur wenige Maßnahmen ergriffen, um gegen das respektlose Verhalten vorzugehen. Es gibt zwar Schilder, die auf Bußgelder hinweisen, doch in der Praxis werden Touristen selten bestraft. Gegenüber der britischen Zeitung „Daily Express“ sagte ein Einheimischer 2024, er fühle sich wie ein Fremder in seiner eigenen Stadt. Ein anderer wies auf die fatalen Folgen des hemmungslosen Partytourismus für das tägliche Leben der Bewohner hin.
Florenz, Italien
Florenz, die prächtige Renaissance-Stadt und UNESCO-Weltkulturerbe, hat 366.000 Einwohner, zieht jedoch jährlich unglaubliche elf Millionen Touristen an. Im Stadtzentrum reihen sich Ferienunterkünfte aneinander, die auch hier die Mietkosten in die Höhe treiben, während Restaurants und Souvenirläden fast ausschließlich auf die Bedürfnisse der Urlauber ausgerichtet sind.
Cecilie Hollberg, Direktorin des renommierten Museums Galleria dell’Accademia, sagte 2024 in einem Interview mit der britischen Zeitung „The Guardian“, dass in der Stadt ein sogenannter „Hit-and-Run-Tourismus“ herrsche. Das heißt, viele Touristen steuern im Eiltempo nur die Hauptattraktionen an, meist sogar nur für Social-Media-Fotos.
Die Stadtverwaltung hat auf diese Entwicklung reagiert: Sie hat eine Touristensteuer eingeführt, neue Ferienunterkünfte und Schlüsselboxen verboten und eine Kampagne gestartet, um Besucher aus dem überlasteten Stadtzentrum zu lenken.
Lissabon, Portugal
Lissabon verzeichnete 2023 5,4 Millionen Übernachtungsgäste, das ist etwa das Zehnfache der Bevölkerung der portugiesischen Hauptstadt. Auch hier ist das wohl größte Problem der rasante Anstieg an Ferienimmobilien, die den Wohnungsmarkt verknappen und die Preise für Einheimische ins Unermessliche treiben.
Besonders nervig für den Alltag der Einheimischen sind Touristen-Tuk-Tuks, die laut „Euronews“ die Straßen verstopfen. Als Reaktion darauf kündigte die Stadtverwaltung vor Kurzem an, die Zahl der Tuk-Tuks in Lissabon zu halbieren.
Kopenhagen, Dänemark
Auch die Hauptstadt Dänemarks platzt aus allen Nähten: Im Jahr 2023 verzeichnete Kopenhagen mehr als zwölf Millionen internationale Übernachtungen – bei einer Bevölkerung von rund 600.000. Typisch skandinavisch verfolgt die Stadt einen ungewöhnlichen Ansatz, um das Problem zu bekämpfen: Statt Touristen zu bestrafen, belohnt sie gutes Verhalten.
Im Rahmen des Programms „Copenpay“, das im Sommer 2024 getestet wurde, können Besucher, die Müll aufheben, mit dem Fahrrad statt mit dem Auto fahren oder sich ehrenamtlich in städtischen Parks engagieren, kostenloses Eis, Rabatt auf Museumseintritte und andere Vergünstigungen erhalten. Das Programm erwies sich als erfolgreich und soll im Sommer 2025 zurückkehren.
Budapest, Ungarn
In Budapest ist das Verhältnis von Touristen zu Einheimischen im Vergleich zu anderen europäischen Hauptstädten nicht ganz so extrem: Im vergangenen Jahr lag es bei weniger als drei zu eins, aber die Besucherzahlen steigen.
Auch in der ungarischen Hauptstadt stellen Ferienunterkünfte das größte Problem im Zusammenhang mit dem Massentourismus dar. 2024 haben die Budapester darüber abgestimmt, Ferienwohnungen im 6. Bezirk (Terezváros) zu verbieten. Das Gebiet ist ein dicht besiedelter Touristenhotspot, der auch als „Broadway von Budapest“ bekannt ist. Das Verbot soll Anfang 2026 in Kraft treten.
Bath, England, Großbritannien
Die englische Universitätsstadt wurde 1987 von der UNESCO als Weltkulturerbe ernannt und ist vor allem für ihre römischen Bäder bekannt. Doch nicht nur das hat Bath zum Touristenmagnet gemacht. Seit die Netflix-Serie „Bridgerton“ weltweit Streaming-Rekorde brach, strömen immer mehr Besucherinnen und Besucher in die Stadt. Sechs Millionen Touristen sind es jährlich, denen nur etwa 100.000 Menschen der lokalen Bevölkerung gegenüberstehen.
Im Juni 2024 berichtete ein Einheimischer in der britischen Zeitung „Daily Express“, dass man an manchen Wochenenden kaum noch die Straße entlanggehen könne. Es sei völliger Wahnsinn. Ferienwohnungen gehören zu den größten Ärgernissen für die Einwohner. Die Stadtverwaltung hat bereits versucht, das Angebot besser zu regulieren, die Umsetzung ist wohl aber doch schwierig.
Sevilla, Spanien
Wenn es um die meistbesuchten Städte Spaniens geht, belegt Sevilla nach Barcelona und Madrid Platz drei. In der Hauptstadt der Region Andalusien leben etwa 700.000 Menschen, jährlich kommen drei Millionen Touristen zu Besuch. Unzufriedene Einheimische haben Proteste gegen das „untragbare“ Tourismussystem der Stadt organisiert und klagen über kurzfristig vermietete Unterkünfte, Müll, Verschmutzung und vieles mehr. In Teilen der Stadt ist Anti-Tourismus-Graffiti aufgetaucht, und wie der Fernsehsender „Euronews“ im Jahr 2024 berichtete, haben Demonstranten Exkremente auf die Schließfächer von Ferienwohnungen geschmiert.
Die lokalen Behörden greifen nun ein. Sie stellen zum Beispiel die Wasserversorgung in illegal geführten Ferienwohnungen ein und haben vorgeschlagen, eine Eintrittsgebühr für die weltberühmte Plaza de España einzuführen.
Istanbul, Türkei
Istanbul, das sich sowohl über Teile Europas als auch Asiens erstreckt, ist eine riesige Metropole mit über 15 Millionen Einwohnern. Wo Orient und Okzident zusammenkommen, gibt es natürlich auch viel zu sehen. Daher dürfte es kaum überraschen, dass auch diese Stadt mit den Folgen des Massentourismus zu kämpfen hat. Mit 20,2 Millionen internationalen Gästen war Istanbul im Jahr 2023 laut Daten des Marktforschungsunternehmens Euromonitor International die meistbesuchte Stadt der Welt. 2024 musste die Metropole jedoch den Spitzenplatz an Bangkok abgeben und rutschte auf Rang zwei.
Ausländische Besucher, die älter als acht Jahre sind und die Moschee Hagia Sophia aus touristischen Gründen besuchen wollen, müssen seit 2024 eine Eintrittsgebühr von 25 Euro zahlen. Mit den Einnahmen sollen die hohen Renovierungskosten gedeckt werden, die durch den enormen Besucherandrang entstehen – darunter auch Schäden und sogar Fälle von Vandalismus. Bis zu 3,5 Millionen Menschen strömen jährlich in die einstige byzantinische Basilika, die heute als Moschee genutzt wird.
Marseille, Frankreich
Marseilles Viertel Notre-Dame-du-Mont wurde kürzlich vom britischen Magazin „Time Out“ zum „coolsten Stadtteil der Welt“ gekürt. Auch Laurent Lhardit, Präsident des Tourismusbüros in Marseille, bestätigt, dass die Stadt in bester Verfassung sei. Doch auch hier hinterlassen die massiven Urlauberanstürme ihre Spuren. 16,2 Millionen Übernachtungen verzeichnete Marseille im Jahr 2023 – und die setzen besonders den sensiblen Ökosystemen an der Küste und dem Nationalpark Calanques im Süden der Stadt zu.
Diese malerischen Klippen und Strände werden von Tagesausflüglern überrannt, was mittlerweile zu einer ernsthaften Erosionsgefahr führt. Aus diesem Grund wurde für die berühmten Sugiton-Buchten eine Tagesobergrenze für Touristen eingeführt.
Mailand, Italien
Mailand verzeichnete 2023 7,6 Millionen Touristen – das Sechsfache der Bevölkerung der Stadt. Obwohl die Modehauptstadt Italiens vor allem wohlhabendere Besucherinnen und Besucher anzieht, finden sich doch immer wieder kleine Gruppen lärmender Touristen unter ihnen, die eher zum Feiern als zum Shoppen oder zur Besichtigung des beeindruckenden Doms kommen.
Der Stadtrat hat den Verkauf von Alkohol in der Nacht eingeschränkt und erwog auch, den Verkauf von Eis und Pizza wegen wiederholter Lärmbeschwerden zu reglementieren. Der Vorschlag wurde schließlich fallen gelassen, zu groß war der Widerstand lokaler Unternehmer und Gastronomen.
Málaga, Spanien
Wie viele andere spanische Städte kämpft auch Málaga gegen die Folgen des Massentourismus. Laut einer Studie der spanischen Tageszeitung „El País“ ist die Dichte an Airbnb-Unterkünften in einigen Teilen Málagas höher als sonst irgendwo im Land. Überfüllung und respektloses Verhalten von Touristen haben ebenfalls zu weit verbreitetem Unmut unter den Einwohnern geführt.
Das Ergebnis? Im Sommer 2024 hat die lokale Bevölkerung zu Massenprotesten aufgerufen. „Die Leute haben das Gefühl, die Stadt bricht zusammen“, sagt ein Anwohner gegenüber der „BBC“. Als Reaktion darauf hat die Stadtverwaltung Anfang 2025 damit begonnen, neue Anträge für Ferienwohnungen in 43 Bezirken für drei Jahre auszusetzen. Gleichzeitig wirbt eine Online- und Plakatkampagne bei Besucherinnen und Besuchern für mehr Rücksicht: Die Stadt soll sauber bleiben, Fahrräder und Roller gehören nicht auf Gehwege, laute Musik ist unerwünscht – und auch auf angemessene Kleidung in der Öffentlichkeit wird hingewiesen.
Alternativen gesucht? Wo Sie dem Massentourismus entfliehen können
Vielleicht fragen Sie sich jetzt, wie Sie den Menschenmassen entkommen und entspannt fremde Ziele entdecken können. Zum Glück gibt es in Europa immer noch jede Menge weniger bekannte Destinationen für Städtereisen. Die slowenische Hauptstadt Ljubljana (im Bild) ist zwar auch längst kein Geheimtipp mehr, aber trotzdem nicht überlaufen.
Absolut sehenswert sind auch Brünn in Tschechien, Den Haag in den Niederlanden, Belfast in Nordirland und Bristol in England. Wen es eher gen Süden zieht, der findet etwa in Triest in Italien, im portugiesischen Guimaraes und in der französischen Stadt Lyon noch aufgeschlossene Einheimische und Erholung.
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