25 europäische Städte, die jetzt an ihre Grenzen kommen
Welche Hotspots jetzt gegen den Massentourismus kämpfen
Europa lockt mit traumhaften Reisezielen. Doch ob Brügge oder Barcelona, Budapest oder Bath: Die Besucherzahlen steigen seit Jahren rasant an und bringen die Städte an den Rand ihrer Kapazitäten. Müllberge, überfüllte Straßen, respektloses Verhalten und explodierende Mieten sind nur einige Folgen des Massentourismus.
Die Einheimischen sind genervt und wehren sich. Immer öfter werden auch von offizieller Seite Gegenmaßnahmen ergriffen – so auch in Deutschland.
Hier erfahren Sie, welche europäischen Städte besonders vom Touristenansturm betroffen sind – und was sie dagegen tun ...
Adaptiert von Alina Halbe
Venedig, Italien
Die magische Lagunenstadt kämpft seit Jahren mit den Folgen des massiven Urlauberansturms. Mit 21 Touristen pro Einwohner kommt die Stadt, die seit 1987 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, an ihre Grenzen. Die Menschenmassen verstopfen nicht nur die engen Gassen und Kanäle, sondern sind auch eine Gefahr für die historischen Prachtbauten und Brücken.
Aus Protest haben Einheimische bereits mehrfach Demonstrationen organisiert. Und auch die Stadt selbst hat Maßnahmen ergriffen, etwa das Verbot von Kreuzfahrtschiffen im Zentrum, die Einführung einer Eintrittsgebühr für Tagesbesucher, die Begrenzung von Gruppengrößen und das Verbot von Lautsprechern. Laut der britischen Tageszeitung „The Guardian“ fühlen sich viele Venezianer trotzdem nicht ausreichend gehört und geschützt. Sorgen bereitet ihnen vor allem die zunehmende Zahl an Ferienwohnungen.
Prag, Tschechien
Mit 7,4 Millionen Touristen im Jahr 2023 – das bedeutet einen Zuwachs von 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – wird Prag buchstäblich von Besuchern überrannt. Denn die tschechische Hauptstadt selbst hat nur 1,3 Millionen Einwohner. Besonders die Altstadt, die zum UNESCO-Welterbe gehört, leidet unter den berüchtigten Junggesellen- und Junggesellinnenabschieden. Seit November 2024 sind deshalb geführte Kneipentouren in den Nachtstunden bereits verboten.
Weitere geplante Maßnahmen sind höhere Bußgelder für E-Scooter-Vergehen und strengere Lärmschutzregeln. Ein Nachtfahrverbot in der Altstadt wurde ebenfalls schon umgesetzt. Zudem startete 2023 eine Werbekampagne, die Besucher zu respektvollem Verhalten auffordert. Generell bemüht sich Prag darum, in Zukunft eher kulturbewusste Reisende statt ausgelassene Feierwütige anzuziehen.
Edinburgh, Schottland, Großbritannien
Die Hauptstadt Schottlands verzeichnet geschätzt 5,3 Millionen Übernachtungen pro Jahr. Kein Wunder, schließlich locken die zum UNESCO-Welterbe gehörenden Stadtteile Old und New Town, das größte Kunstfestival der Welt und viele weitere Attraktionen Touristen aus aller Welt an. Das macht die Situation vor Ort schwierig: Im Jahr 2023 rief die Stadtverwaltung einen Wohnungsnotstand aus, der unter anderem auf die Zunahme von Ferienwohnungen zurückzuführen ist.
Die britische Zeitung „i“ beschreibt das Stadtzentrum sogar als dystopischen Vergnügungspark, der einzig und allein für Touristen gebaut worden sei. Als Reaktion darauf verschärfte der Stadtrat die Vorschriften für Ferienwohnungen und stimmte trotz Widerstand aus der Gastronomiebranche für die Einführung einer Tourismusabgabe.
Athen, Griechenland
Mit etwa 650.000 Einwohnern und mehr als sieben Millionen Touristen im Jahr 2023 ist Athen eine der meistbesuchten Städte Europas. In einem Interview mit dem Online-Nachrichtenportal „Greek Reporter“ warnte die Tourismusexpertin Katerina Kikilia vor den kritischen Folgen des Massentourismus und betonte, dass dringend Maßnahmen erforderlich seien.
Aufgrund der steigenden Anzahl an Ferienwohnungen herrscht Wohnungsnot, außerdem sorgen Touristen für Müll, Staus und mehr Kriminalität. Immerhin beschränkte die Stadtverwaltung im Jahr 2023 den Zugang zur Akropolis, um das antike Monument zu schützen. Weitere Maßnahmen sehen eine Touristensteuer vor sowie ein temporäres Verbot für neue Ferienwohnungslizenzen in bestimmten Stadtteilen.
Krakau, Polen
Krakau empfing im Jahr 2023 9,4 Millionen Touristen – bei einer Einwohnerzahl von etwa 770.000. Obwohl die ehemalige polnische Hauptstadt in kultureller Hinsicht viel zu bieten hat, zieht sie oft eher Junggesellen- und Junggesellinnenabschiede sowie trinkfreudige Partygänger an. Viele Einheimische sind mit ihrer Geduld am Ende, denn das mittelalterliche Stadtzentrum wird jeden Abend zum Schauplatz eines ausufernden und rücksichtslosen Nachtlebens.
Um dem Spektakel immerhin etwas Einhalt zu gebieten, wurden bereits Alkoholverbote erlassen und Plakate aufgehängt, die die Urlauber zu respektvollem Verhalten aufrufen. Doch im Juni 2024 reichten Anwohner Klage gegen das Rathaus ein, weil sie der Ansicht sind, dass nicht genug getan wird. Der Anwalt hinter der Klage sagte der Nachrichtenagentur „AFP“, Krakau sei wie kein anderer Ort in Europa und Touristen verhielten sich „wie Tarzan aus dem Dschungel“.
Barcelona, Spanien
Mit unglaublichen 32 Millionen Besuchern pro Jahr und nur 1,6 Millionen Einwohnern ist Barcelona quasi ein Paradebeispiel für Overtourism in Europa. Die Besucherflut hat die ohnehin schon angespannte Wohnsituation verschärft und Mietpreise in die Höhe getrieben. Zudem hinterlassen die Massen riesige Müllberge, machen Lärm und erhöhen die Kriminalität.
Um ihrem Ärger Luft zu machen, haben sich Hunderte Einheimische zu öffentlichen Protesten versammelt – zu Beginn des Jahres 2024 schossen Aktivisten im belebten Viertel Las Ramblas mit Wasserpistolen auf Restaurantgäste. Die Stadtverwaltung hat zur Bekämpfung dieser Probleme bereits Maßnahmen ergriffen: Kreuzfahrtschiffe wurden aus einem Terminal im Stadtzentrum verbannt und die Touristensteuer angehoben. Der Bürgermeister hat außerdem angekündigt, ab 2028 Ferienwohnungen zu verbieten.
Berlin, Deutschland
Im vergangenen Jahr kamen 12,1 Millionen Touristen auf die etwa 3,6 Millionen Einwohner der deutschen Hauptstadt. Zwar ist das Verhältnis von Besuchern zu Einwohnern nicht so extrem wie in anderen europäischen Metropolen, dennoch sind auch hier negative Auswirkungen der Besucherströme zu spüren. Vor allem Anwohner der beliebten Viertel Kreuzberg, Friedrichshain und Neukölln klagen über mehr Lärm, Müll und – wie so häufig im Zusammenhang mit Overtourism – steigende Mietpreise durch die vielen Ferienwohnungen.
Um dem entgegenzuwirken, wurden bereits erste Vorkehrungen getroffen: Man hat die Regeln für die kurzfristige Vermietung von Wohnraum verschärft und die Infrastruktur verbessert. Marketingkampagnen wie „Ab ins B“ sollen die Besucherzahlen in den äußeren Stadtgebieten der Tarifzone B steigern und den Tourismus so besser auf die Bezirke verteilen.
Porto, Portugal
In den letzten Jahren hat Porto einen deutlichen Touristenanstieg erlebt: 2023 kamen mehr als zehn Touristen auf jeden Einwohner. Der Massentourismus verdrängt traditionelle Geschäfte aus dem Stadtzentrum, wo sich dann stattdessen Filialen großer Ketten breitmachen. Auf dem Wohnungsmarkt ist die Situation ähnlich, denn dadurch, dass in vielen Wohnhäusern immer mehr Ferienwohnungen untergebracht sind, werden langjährige Bewohner vertrieben.
Die Stadtverwaltung hat mit einer cleveren Strategie reagiert: Anstatt die Vermietungen vollständig zu verbieten, wurden Einschränkungen nur in besonders touristischen Gegenden eingeführt. Touristisch bislang wenig attraktive Stadtteile sollen außerdem aktiv gefördert werden. Mit diesem Ansatz will man eine Basis für nachhaltigeren Tourismus schaffen und gleichzeitig vernachlässigte Viertel wiederbeleben.
Wien, Österreich
Wien stellte im Jahr 2023 mit 17,3 Millionen Übernachtungen einen Beinahe-Rekord auf. Ähnlich wie Porto setzt die Metropole auf eine nachhaltigere Tourismusstrategie. Auch hier sollen Besucherinnen und Besucher ermutigt werden, Stadtteile außerhalb des Zentrums zu entdecken, wie die deutsche Nachrichtenagentur „DPA“ berichtete.
Ziel sei es auch, wohlhabendere Touristen anzuziehen und den Fokus auf das sogenannte „Life-seeing“ zu setzen statt auf herkömmliches Sightseeing. Dabei geht es um individualisierte und authentische Erlebnisse abseits bekannter Touristenrouten. Zudem wurde eine Touristensteuer von 3,2 Prozent eingeführt, die auf die Unterkunftskosten aufgeschlagen wird.
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Dubrovnik, Kroatien
Dubrovnik, das als Drehort für die erfolgreiche Serie „Game of Thrones“ weltberühmt wurde, ist besonders stark vom Massentourismus betroffen. Eine Analyse des Ferienvermietungsportals „Holidu“ ergab, dass die Zahl der Touristen jährlich 27-mal so hoch ist wie die Einwohnerzahl. Es versteht sich von selbst, dass das eine enorme Belastung für die Infrastruktur, die historische Bausubstanz der Stadt und ihren UNESCO-Weltkulturerbe-Status bedeutet.
Ähnlich wie in Barcelona werden auch hier die Einheimischen aus der Altstadt verdrängt. Allerdings gab es in der Stadt am Adriatischen Meer bisher keine massiven Proteste wie in der katalanischen Metropole. Der Bürgermeister hat unter anderem die Zahl der Kreuzfahrtschiffe begrenzt, neue Genehmigungen für Ferienwohnungen verboten und eine Kampagne unter dem Motto „Respect the City“ ins Leben gerufen.
Brügge, Belgien
Die malerische Stadt Brügge empfing im vergangenen Jahr 8,3 Millionen Touristen – bei einer Bevölkerung von nur 120.000 Menschen. Und die gehen jetzt auf die Barrikaden, denn ihr Leben und der Alltag in der UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt, die auch als „Venedig des Nordens“ betitelt wird, hat sich zunehmend zum Negativen verändert.
Die Behörden haben reagiert und bereits Maßnahmen ergriffen. Dazu gehören etwa die Beschränkung von Anlegestellen für Kreuzfahrtschiffe, die Reduzierung von Tourismuswerbung und jüngst auch das Verbot von Hotelneubauten im Stadtzentrum sowie die Aussetzung neuer Genehmigungen für Ferienwohnungen. Doch all das hat bislang wenig bewirkt, Besucher zieht es weiterhin in Scharen in die Stadt. Zur Diskussion stand deshalb auch, Obergrenzen für Besucherzahlen festzulegen oder Eintrittsgebühren – wie in Venedig oder Dubrovnik – zu verlangen. Der Bürgermeister hat das jedoch abgelehnt.
Amsterdam, Niederlande
Auch Amsterdam, das ebenfalls den Spitznamen „Venedig des Nordens“ trägt, kämpft mit den Folgen des Massentourismus. Im Jahr 2023 reisten 23 Millionen Besucher in die Stadt. Zum Vergleich: Es leben weniger als eine Million Menschen in der Hauptstadt der Niederlande. Wie in vielen anderen Touristenhochburgen sind Billigflüge und günstige Ferienunterkünfte die Hauptgründe für die Überlastung. Steigende Mieten machen das Stadtzentrum für Einheimische unerschwinglich. Für Unmut unter den Niederländern sorgen aber vor allem jene Touristen, die die liberalen Drogenvorschriften und das Rotlichtviertel ausnutzen.
Zur Abschreckung hat die Stadt 2022 eine „Stay Away“-Kampagne ins Leben gerufen, die sich gegen Spaßtouristen richtet. Weitere Maßnahmen umfassen Bußgelder für respektloses Verhalten, eine Kampagne zur Förderung der kulturellen Sehenswürdigkeiten und die höchste Touristensteuer Europas – satte 12,5 Prozent pro Nacht.
York, England, Großbritannien
Auch hier gleich die Zahlen vorweg: In York leben rund 200.000 Menschen, im vergangenen Jahr kamen neun Millionen Touristen zu Besuch. Weil das Verhältnis nicht passt, klagen viele Einheimische über eine „Touristeninvasion“. Der Einzelhandel im Zentrum hat sich inzwischen mehr auf Touristen als auf die Bedürfnisse der Bewohner eingestellt und die hohe Anzahl an Ferienwohnungen hat die Mietpreise im Herzen der Stadt in die Höhe getrieben. Das rücksichtslose Benehmen vieler Touristen stellt ebenfalls ein großes Problem dar.
Die Stadtverwaltung hat einen Verhaltenskodex für Junggesellen- und Junggesellinnenabschiede eingeführt. Traurig, aber wahr: Lilafarbene Schilder in der Innenstadt fordern Besucher unter anderem auf, nicht auf den mittelalterlichen Kopfsteinpflasterstraßen zu urinieren und das Personal in Taxis und Bars zu respektieren. Abgesehen von diesen Maßnahmen passiert allerdings wenig, um das Problem des Massentourismus in der Stadt anzugehen.
Split, Kroatien
Auch Split, eine historische Hafenstadt Kroatiens, leidet unter den Folgen des Massentourismus. Die Einwohner klagen über hohe Preise und überfüllte Straßen. Ein echtes Problem ist aber der Partytourismus: Lärm in der Nacht, laute Kneipentouren und betrunkene Touristen, die sogar an den römischen Ruinen in der Altstadt urinieren.
Trotz seines UNESCO-Weltkulturerbe-Status hat Split bisher nur wenige Maßnahmen ergriffen, um gegen das respektlose Verhalten vorzugehen. Es gibt zwar Schilder, die auf Bußgelder hinweisen, doch in der Praxis werden Touristen selten bestraft. Laut Medienberichten fühlen sich viele Einheimische inzwischen wie Fremde in ihrer eigenen Stadt.
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Florenz, Italien
Florenz, die prächtige Renaissance-Stadt und UNESCO-Weltkulturerbe, hat 366.000 Einwohner, zieht jedoch jährlich unglaubliche elf Millionen Touristen an. Im Stadtzentrum reihen sich Airbnb-Unterkünfte aneinander, die auch hier die Mietkosten in die Höhe treiben, während Restaurants und Geschäfte fast ausschließlich auf die Bedürfnisse der Urlauber ausgerichtet sind. Cecilie Hollberg, Direktorin des renommierten Museums Galleria dell’Accademia, sagte in einem Interview mit der britischen Zeitung „The Guardian“ Anfang des Jahres, dass in der Stadt ein sogenannter „Hit-and-Run-Tourismus“ herrsche. Das heißt, viele Touristen steuern im Eiltempo nur die Hauptattraktionen an, meist sogar nur für Social-Media-Fotos.
Die Stadtverwaltung hat auf diese Entwicklung reagiert, indem sie eine Touristensteuer eingeführt, neue Ferienunterkünfte verboten und eine Kampagne gestartet hat, mit der Besucher aus dem überlasteten Stadtzentrum geleitet werden sollen.
Lissabon, Portugal
Lissabon verzeichnete 2023 5,4 Millionen Übernachtungsgäste, das ist etwa das Zehnfache der Bevölkerung der portugiesischen Hauptstadt. Auch hier ist das wohl größte Problem der rasante Anstieg an Ferienimmobilien, die den Wohnungsmarkt verknappen und die Preise für Einheimische ins Unermessliche treiben. Besonders nervig für den Alltag der Einheimischen sind Touristen-Tuk-Tuks, die laut „Euronews“ die Straßen verstopfen.
Als Reaktion darauf kündigte die Stadtverwaltung vor Kurzem an, die Zahl der Tuk-Tuks in Lissabon zu halbieren. Beim Thema Wohnen setzen sich die Einheimischen für ein Referendum ein, um Ferienwohnungen in normalen Wohnhäusern zu verbieten.
Kopenhagen, Dänemark
Auch die Hauptstadt Dänemarks platzt aus allen Nähten: Im vergangenen Jahr verzeichnete Kopenhagen mehr als 12 Millionen internationale Übernachtungen – bei einer Bevölkerung von rund 600.000. Typisch skandinavisch verfolgt die Stadt einen ungewöhnlichen Ansatz, um das Problem zu bekämpfen: Statt Touristen zu bestrafen, belohnt sie gutes Verhalten.
Im Rahmen des Programms „Copenpay“, das im Sommer 2024 getestet wurde, können Besucher, die Müll aufheben, mit dem Fahrrad statt mit dem Auto fahren oder sich ehrenamtlich in städtischen Parks engagieren, kostenloses Eis, Rabatt auf Museumseintritte und andere Vergünstigungen erhalten. Das Programm wird derzeit ausgewertet und analysiert, da es möglicherweise auch andere Städte dazu inspiriert, mit Anreizen statt Strafen die negativen Folgen des Overtourism einzudämmen.
Budapest, Ungarn
In Budapest ist das Verhältnis von Touristen zu Einheimischen im Vergleich zu anderen europäischen Hauptstädten nicht ganz so extrem: Im vergangenen Jahr lag es bei weniger als drei zu eins, obwohl die Besucherzahlen im Sommer stark ansteigen.
Auch in der ungarischen Hauptstadt spiegeln sich die Auswirkungen des Massentourismus am deutlichsten auf dem Wohnungsmarkt wider. Erst kürzlich haben die Budapester darüber abgestimmt, Airbnbs und ähnliche Angebote im 6. Bezirk (Terezváros) zu verbieten. Das Gebiet ist ein dicht besiedelter Touristenhotspot, der auch als „Broadway von Budapest“ bekannt ist. Das Verbot soll Anfang 2026 in Kraft treten.
Bath, England, Großbritannien
Die englische Universitätsstadt wurde 1987 von der UNESCO als Weltkulturerbe ernannt und ist vor allem für ihre römischen Bäder bekannt. Doch nicht nur das hat Bath zum Touristenmagnet gemacht. Seit die Netflix-Serie „Bridgerton“ weltweit Streaming-Rekorde brach, strömen immer mehr Besucherinnen und Besucher in die Stadt. Sechs Millionen Touristen sind es jährlich, denen nur etwa 100.000 Menschen der lokalen Bevölkerung gegenüberstehen.
Im Juni berichtete ein Einheimischer in der britischen Zeitung „Daily Express“, dass man an manchen Wochenenden kaum noch die Straße entlanggehen könne. Es sei völliger Wahnsinn. Ferienwohnungen gehören zu den größten Ärgernissen für die Einwohner. Die Stadtverwaltung hat bereits versucht, das Angebot besser zu regulieren, die Umsetzung ist wohl aber doch schwierig.
Istanbul, Türkei
Istanbul, das sich sowohl über Teile Europas als auch Asiens erstreckt, ist eine riesige Metropole mit über 15 Millionen Einwohnern. Wo Orient und Okzident zusammenkommen, gibt es natürlich auch viel zu sehen. Daher dürfte es kaum überraschen, dass auch diese Stadt mit den Folgen des Massentourismus zu kämpfen hat. Tatsächlich war Istanbul im Jahr 2023 die meistbesuchte Stadt der Welt: Laut Daten des Marktforschungsunternehmens Euromonitor International waren es im letzten Jahr beeindruckende 20,2 Millionen internationale Gäste.
Ausländische Besucher, die älter als acht Jahre sind und die Moschee Hagia Sophia aus touristischen Gründen besuchen wollen, müssen seit Anfang 2024 eine Eintrittsgebühr von 25 Euro zahlen. Damit versucht man, die Renovierungskosten, die durch die hohe Anzahl an Besuchern entstehen, zu decken. Denn jedes Jahr besuchen bis zu 3,5 Millionen Menschen die ehemalige byzantinische Basilika, die heute eine Moschee ist.
Marseille, Frankreich
Marseilles Viertel Notre-Dame-du-Mont wurde kürzlich vom britischen Magazin „Time Out“ zum „coolsten Stadtteil der Welt“ gekürt. Auch Laurent Lhardit, Präsident des Tourismusbüros in Marseille, bestätigt, dass die Stadt in bester Verfassung sei. Doch auch hier hinterlassen die massiven Urlauberanstürme ihre Spuren. 16,2 Millionen Übernachtungen verzeichnete Marseille im Jahr 2023 – und die setzen besonders den sensiblen Ökosystemen an der Küste und dem Nationalpark Calanques im Süden der Stadt zu.
Diese malerischen Klippen und Strände werden von Tagesausflüglern überrannt, was mittlerweile zu einer ernsthaften Erosionsgefahr führt. Aus diesem Grund wurde für die berühmten Sugiton-Buchten eine Besucherobergrenze eingeführt. Seitdem ist die Zahl der täglich zugelassenen Gäste auf maximal 400 begrenzt.
Mailand, Italien
Mailand verzeichnete im vergangenen Jahr 7,6 Millionen Touristen – das Sechsfache der Bevölkerung der Stadt. Obwohl die Modehauptstadt Italiens vor allem wohlhabendere Besucherinnen und Besucher anzieht, finden sich doch immer wieder kleine Gruppen lärmender Touristen unter ihnen, die eher zum Feiern als zum Shoppen oder zur Besichtigung des beeindruckenden Doms kommen.
Der Stadtrat hat den Verkauf von Alkohol nach Mitternacht eingeschränkt und stand kurz davor, nachts auch den Verkauf von Eis und Pizza wegen wiederholter Beschwerden über den Lärm zu verbieten. Der Vorschlag wurde schließlich fallen gelassen, zu groß war der Widerstand lokaler Unternehmer und Gastronomen.
Sevilla, Spanien
Wenn es um die meistbesuchten Städte Spaniens geht, belegt Sevilla nach Barcelona und Madrid Platz drei. In der Hauptstadt der Region Andalusien leben etwa 700.000 Menschen, jährlich kommen drei Millionen Touristen zu Besuch. Unzufriedene Einheimische haben Proteste gegen das „untragbare“ Tourismussystem der Stadt organisiert und klagen über kurzfristig vermietete Unterkünfte, Müll, Verschmutzung und vieles mehr. In Teilen der Stadt ist Anti-Tourismus-Graffiti aufgetaucht, und wie der Fernsehsender „Euronews“ Anfang 2024 berichtete, haben Demonstranten Exkremente auf die Schließfächer von Ferienwohnungen geschmiert.
Die lokalen Behörden greifen nun ein. Sie stellen zum Beispiel die Wasserversorgung in illegal geführten Ferienwohnungen ein und haben vorgeschlagen, eine Eintrittsgebühr für die weltberühmte Plaza de España einzuführen.
Málaga, Spanien
Wie viele andere spanische Städte kämpft auch Málaga gegen die Folgen des Massentourismus. Laut einer Studie der spanischen Tageszeitung „El País“ ist die Dichte an Airbnb-Unterkünften in einigen Teilen Málagas höher als sonst irgendwo im Land. Überfüllung und respektloses Verhalten von Touristen haben ebenfalls zu weit verbreitetem Unmut unter den Einwohnern geführt.
Das Ergebnis? Im Sommer hat die lokale Bevölkerung zu Massenprotesten aufgerufen. „Die Leute haben das Gefühl, die Stadt bricht zusammen“, sagt ein Anwohner gegenüber der „BBC“. Der Stadtrat arbeitet derzeit an einem Plan, um das Problem der Ferienwohnungen anzugehen und schlechtes Verhalten zu ahnden. Erste Benimmregeln wurden im Zuge einer Online- und Plakatkampagne bereits festgelegt. Besucherinnen und Besucher werden unter anderem dazu angehalten, die Stadt sauber zu halten, Fahrräder und Roller nicht auf den Gehwegen abzustellen, keine laute Musik zu spielen und sich in der Öffentlichkeit angemessen zu kleiden.
Alternativen gesucht? Wo Sie dem Massentourismus entfliehen können
Vielleicht fragen Sie sich jetzt, wie Sie den Menschenmassen entkommen und entspannt fremde Ziele entdecken können. Zum Glück gibt es in Europa immer noch jede Menge weniger bekannte Destinationen für Städtereisen. Die slowenische Hauptstadt Ljubljana (im Bild) ist zwar auch längst kein Geheimtipp mehr, aber trotzdem nicht überlaufen.
Absolut sehenswert sind auch Brünn in Tschechien, Den Haag in den Niederlanden, Belfast in Nordirland und Bristol in England. Wen es eher gen Süden zieht, der findet etwa in Triest in Italien, im portugiesischen Guimaraes und in der französischen Stadt Lyon noch aufgeschlossene Einheimische und Erholung.
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