Das Oppenheimer Kellerlabyrinth und weitere unterirdische Geheimwelten
Versteckte Tunnel, Katakomben & Co.
Mysteriöse Labyrinthe aus dem Mittelalter, geheime Bunker aus dem Kalten Krieg oder versteckte Gänge, die von Schmugglern gegraben wurden – reisen Sie hier mit uns in die Tiefe und entdecken Sie unterirdische Welten, die unter charmanten Kleinstädten verborgen liegen …
Adaptiert von Martina Horrobin
Ahrtal, Rheinland-Pfalz, Deutschland
Das Ahrtal im nördlichen Rheinland-Pfalz hat eine malerische Landschaft aus Hügeln, Wald und Weinbergen zu bieten. Den traditionellen Weinanbau der Region huldigt unter anderem der Rotweinwanderweg, der Wanderer an Rebstöcken und Straußenwirtschaften vorbei durch Schluchten und über Wiesenplateaus führt. Und auch die Altstadt von Ahrweiler mit ihrer mittelalterlichen Stadtbefestigung, dem Kloster Kalvarienberg und der Pfarrkirche St. Laurentius – der ältesten Hallenkirche des Rheinlandes – ist ein charmantes Ausflugsziel. Doch mehr als 100 Meter unterhalb der idyllischen Weinberge und Wälder des Ahrtals befindet sich eine rund 20 Kilometer lange Tunnelanlage, die einst das geheimste Bauwerk der Bundesrepublik Deutschland war.
Ahrtal, Rheinland-Pfalz, Deutschland
Der „Ausweichsitz der Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland in Krise und Krieg“ – so der offizielle Titel des Regierungsbunkers – wurde in den 1960er-Jahren während des Kalten Krieges gebaut. Im Falle eines atomaren Angriffs sollten die 3.000 Regierungsmitglieder aus der damaligen Hauptstadt Bonn ihre Regierungsgeschäfte in der gigantischen Stadt im Berg weiterführen können. Dafür war der rund 83.000 Quadratmeter große Bunker autark ausgestattet. Neben der eigenen Wasser-, Luft- und Stromversorgung gab es unter anderem eine Kommando-Schaltzentrale (im Bild) sowie 936 Schlaf- und 897 Büroräume. Heute führt der ehemalige Schutzbunker als Museum auf einer spannenden Reise durch die Zeit des Ost-West-Konflikts.
Gibraltar
Das britische Überseegebiet Gibraltar an der Südspitze Spaniens ist außer für seine britischen Pubs und die andalusische Sonne vor allem für den steil aus dem Meer ragenden Kalksteinfelsen bekannt, auf dem wild lebende Berberaffen ihr Unwesen mit Touristen treiben. Die faszinierendste Attraktion allerdings liegt außerhalb des Blickfelds: ein ausgeklügeltes Labyrinth aus in den Felsen gehauenen Gängen und Gewölben, die sich kreuz und quer durch den Kalkstein ziehen. Gegraben wurden sie von der britischen Armee, um die Halbinsel vor Feinden zu schützen. Die ersten Tunnel entstanden bereits während der Großen Belagerung von Gibraltar zwischen 1779 und 1783. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg kümmerten sich dann Unternehmen der Royal Engineers und die kanadische Armee um die astronomische Erweiterung.
Gibraltar
Insgesamt wurde ein 55 Kilometer langes Tunnelsystem etwa 500 Meter tief in den Felsen gebaut. Von dort planten die Alliierten die Landung in Nordafrika. Es war groß genug, dass es nicht nur eine 16.000 Mann starke Garnison samt Vorräten für 16 Monate unterbringen konnte. Die Bunkeranlage hatte sogar Platz für ein Kraftwerk, eine Telefonzentrale, eine Wasserentsalzungsanlage, ein Krankenhaus, eine Bäckerei und eine Fahrzeugwerkstatt. Touristen können sowohl die „Great Siege“-Tunnel aus dem 18. Jahrhundert als auch die Tunnel aus dem Zweiten Weltkrieg im Rahmen von Führungen besichtigen.
Matera, Italien
Die kleine süditalienische Stadt Matera thront auf einer felsigen Landzunge. Bekannt ist die Stadt auf dem Kalksteinplateau vor allem wegen der Höhlensiedlungen, die sich im Laufe der Jahrtausende zu einem verschachtelten Netz aus Wohnungen, Gässchen und Plätzen zusammenfügten. Diese „Sassi“ (zu dt.: Steine) waren einst natürlich entstandene Höhlen, die bereits während der Steinzeit Unterschlupf boten und später mehr als 1.000 Häuser, Werkstätten, Klöster und Einsiedeleien beherbergten. In den 1950er-Jahren waren die hygienischen Bedingungen in den Sassi so katastrophal, dass die Regierung die 30.000 Menschen dort zwangsumsiedeln ließ.
Matera, Italien
In den 1990er-Jahren wurde der Komplex restautriert und in einen hippen Ort mit Restaurants, Bars, Boutique-Hotels und Künstlerwerkstätten verwandelt. 1993 erklärte die UNESCO die Stadtteile Sasso Barisano und Sasso Caveoso sowie die bemerkenswerten Felsenkirchen von Matera zum Weltkulturerbe. Die faszinierende Stätte war auch Schauplatz zahlreicher Filme wie zum Beispiel in dem Bond-Streifen „Keine Zeit zu sterben“.
Butte, Montana, USA
Butte war einst als „reichster Hügel der Welt“ bekannt. Im 19. Jahrhundert wurden in der Bergbaustadt im US-Bundesstaat Montana riesige Mengen an Gold, Silber und Kupfer abgebaut. Und ein unglaubliches Tunnelsystem mit einer Länge von 16.100 Kilometern gegraben. Noch heute entdecken die Einwohner jedes Frühjahr zur Schneeschmelze immer wieder mal neue Schachtöffnungen in ihren Gärten. Auch abseits des Bergbaus bietet das historische Stadtviertel einige faszinierende unterirdische Gänge.
Butte, Montana, USA
Unter den Bürgersteigen der Main Street und dem historischen Rookwood Hotel befinden sich Kammern, in denen einst ein Friseur, ein Schuhladen, ein Gefängnis und eine versteckte Bar aus der Zeit der Prohibition untergebracht waren. Der örtlichen Legende nach soll die überirdische Stadt um die Jahrhundertwende so überfüllt gewesen sein – 1917 erreichte die Einwohnerzahl 100.000, und mehr als 150 Minen waren in Betrieb –, dass die Menschen begannen, unterirdische Geschäfte zu eröffnen. Heute lässt sich die versteckte Ministadt auf einer geführten Tour besichtigen, bei der Sie auch die Flüsterkneipe Rookwood Speakeasy (im Bild) sowie das Gefängnis Old City Jail besuchen können. Im Museum World Museum of Mining geht es zur Mine Orphan Girl 30 Meter in die Tiefe.
Antwerpen, Belgien
Mit den giebelständigen Gildehäusern und dem schönen Rathaus am Grote Markt sowie den flämischen Museen ist Antwerpen ideal für einen Städtetrip. Allerdings blicken die wenigsten Besucher unter die Straßendecke und verpassen somit eine ganz faszinierende unterirdische Welt. Die Ruien – ein mittelalterliches Gewirr aus ehemaligen Abwasserkanälen, Gewölben und Kanälen – sind ein faszinierendes Zeugnis von Antwerpens reicher Stadtgeschichte.
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Antwerpen, Belgien
Wie in Brügge und Amsterdam flossen auch in dieser schnuckligen Hafenstadt im 13. Jahrhundert Kanäle durch die Straßen, die sowohl dem Transport als auch der Verteidigung dienten. Ein Großteil dieser Wasserwege wurde aber im 17. Jahrhundert von den Jesuiten – aus hygienischen Gründen und um Platz für den Bau der riesigen Sint-Carolus-Borromeus-Kirche zu schaffen – überwölbt. Im Jahr 2005 wurden die Ruien zu einer ungewöhnlichen Touristenattraktion umgestaltet, und Besucher können nun das unterirdische Netz auf Rundgängen erkunden. Besuchen Sie die Jesuitenkirche, bevor Sie die Kellertreppe hinunter und durch einen geheimen Gang direkt in dieses unterirdische Wassersystem absteigen.
Moose Jaw, Kanada
Die 1882 gegründete historische Eisenbahnstadt Moose Jaw im Süden von Saskatchewan zieht mit ihrer kleinen Innenstadt voller historischer Gebäude und der Mac-der-Elch-Statue (offiziell der größte Elch der Welt) einen steten Strom von Touristen an. Doch die größte Attraktion liegt im Untergrund: geheime Tunnel, die angeblich für den Rumschmuggel in der Prohibitionszeit in den USA und Kanada genutzt wurden, als kriminelle Machenschaften wie auch Glücksspiel und Prostitution in der kleinen Stadt blühten.
Moose Jaw, Kanada
Keiner weiß genau, warum sie gebaut wurden, aber in den „Tunnels of Moose Jaw“ können Besucher in die zwielichtige Vergangenheit der Stadt eintauchen. Um die einstige Nutzung der Tunnel auf dramatische Weise näherzubringen, werden dort geführte „Theatertouren“ veranstaltet. Die Tour „Chicago Connection“ zum Beispiel lässt die Ära des Alkoholschmuggels und Moose Jaws Verbindung zu Al Capone lebendig werden (der berüchtigte Gangster soll sich hier versteckt haben). Die Tour „Passage To Fortune“ erzählt von der harten Arbeit chinesischer Einwanderer an der Eisenbahn.
Derinkuyu, Türkei
Kappadokien in der Türkei ist ein Beweis dafür, dass der Mensch selbt in unwirtlichsten Umgebungen leben kann. Die Region ist berühmt für ihre Felsenhäuser, die direkt in die skurrile Skulpturenlandschaft gehauen wurden. Und für ihre Tunnelsysteme und Höhlenarchitektur. Die rund 40 Kilometer von Göreme entfernte Kleinstadt Derinkuyu hat – abgesehen von der armenischen Basilika aus dem 19. Jahrhundert (im Bild) – überirdisch nicht besonders viel zu bieten. Im Untergrund aber erstreckt sich über mehreren Etagen eine große unterirdische Stadt.
Derinkuyu, Türkei
Die riesige Siedlung wurde offenbar in den 1960er-Jahren von einem Anwohner wiederentdeckt, der bei Renovierungsarbeiten in seinem Haus hinter einer Mauer auf ein Labyrinth aus engen Tunneln und Behausungen stieß. Angeblich fand die Stadt schon im 4. Jahrhundert v. Chr. Erwähnung. Während der byzantinischen Ära – insbesondere während des arabisch-byzantinischen Krieges vom 7. bis 11. Jahrhundert – wurde das Höhlensystem stark ausgebaut und diente als Lagerraum, aber auch als Verteidigungsanlage. In den unglaublichen 18 Tunnelstockwerken der verborgenen Stadt fanden 20.000 Menschen Platz.
Aranda de Duero, Spanien
Aranda de Duero ist mit seinen alten Gassen und seiner beeindruckenden Kathedrale ein hübsches historisches Städtchen in Nordspanien. Die Stadt am Ufer des Duero in der Provinz Burgos erlangte ihren Wohlstand im 15. Jahrhundert unter der Herrschaft von Heinrich IV. von Kastilien. Vor allem die Weinkellerei stellte das Herzstück der Wirtschaft dar. Und auch heute noch hat der Rebensaft größte Bedeutung in Aranda de Duero – als Hauptstadt der beliebten Weinregion Ribera del Duero.
Aranda de Duero, Spanien
Die Weinbautradition ist tief verwurzelt. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Oberirdisch verkaufen Geschäfte ihren preisgekrönten Tempranillo, während sich unter der Erde zahlreiche unterirdische Weinkeller befinden. Die historischen Bodegas stammen aus dem 14. bis 18. Jahrhundert und verlaufen auf einer Länge von sieben Kilometern unterhalb des historischen Stadtkerns von Aranda de Duero. Die gewölbten Gänge wurden einst von den Winzern zur Lagerung ihres kostbaren Rebensafts ausgegraben. Einige Bodegas, wie die historische Weinkellerei Don Carlos, haben ihre unterirdischen Lagerstätten zu stimmungsvollen Veranstaltungsorten für Verkostungen verwandelt, die gern besucht werden können.
Oppenheim, Rheinland-Pfalz, Deutschland
Oppenheim liegt idyllisch zwischen hübschen Weinberghängen und dem Rhein. Aushängeschild dieser charmanten Stadt ist die Katharinenkirche mit ihren bezaubernden Glasgemälden. Sie wurde zwischen 1225 und 1460 erbaut und gilt als ein glorreiches Beispiel gotischer Baukunst. Ebenso sehenswert sind die Burgruine Landskron, die Bartholomäuskirche, der Uhrturm sowie der Rupprechtsturm. Eine ganz außergewöhnliche Attraktion der verwinkelten Altstadt, die oberirdisch mit mittelalterlichen Fachwerkhäusern und dem Rathaus aus dem Jahr 1621 besticht, erstreckt sich aber unterhalb des historischen Kerns. Mit einer Gesamtlänge von mindestens 40 Kilometern.
Oppenheim, Rheinland-Pfalz, Deutschland
Mit dem Bau des Oppenheimer Kellerlabyrinths wurde bereits im 14. Jahrhundert begonnen. Das komplexe System von Kellern, die über mehrere Ebenen und durch Gänge, Räume und Treppen miteinander verbunden waren, diente zur Lagerung von Wein und anderen Waren. Einer Theorie zufolge sprengte der wachsende Handel der damals Freien Reichsstadt Oppenheim wegen der idyllischen Lage zwischen Rhein und Weinbergen die überirdische Speicherkapazität. Woraufhin die Kaufleute wie wild ihre Keller ausgruben und erweiterten. Heute können die sanierten Anlagen im Rahmen von Führungen besichtigt werden.
Corsham, England, Großbritannien
Corsham liegt etwa zwölf Kilometer von der römischen Bäderstadt Bath entfernt und ist idyllisch umgeben von der hübschen englischen Grafschaft Wiltshire. Die kleine Marktstadt am Rande der Cotswolds besticht vor allem durch ihre zahlreichen historischen Gebäude, die von einer wohlhabenden Vergangenheit als Zentrum für Wolle und Stein zeugen. Viele der georgianischen Häuser und Cottages bestehen aus dem goldenen Bath-Stein, der hier abgebaut wurde. So auch das großzügige Herrenhaus Corsham Court in der Stadtmitte. Das palastartige Privatanwesen, das seit 1745 im Besitz der Familie Methuen ist, kann übrigens besichtigt werden.
Corsham, England, Großbritannien
Die malerischen Türme und manikürten Rasenflächen lassen nicht darauf schließen, dass sich nur 30 Meter unter der Grasnarbe eine bombensichere Stadt aus der Zeit des Kalten Krieges befindet. Ende der 1950er-Jahre gab das Verteidigungsministerium den Bau des 14 Hektar großen unterirdischen Bunkerkomplexes mit dem Codenamen „Burlington“ in Auftrag. Er hätte im Falle eines Atomschlags bis zu 4.000 Mitarbeiter der britischen Regierung beherbergen sollen. Es gab unter anderem ein Krankenhaus, ein Fernsehstudio, die zweitgrößte Telefonzentrale Großbritanniens und ein 97 Kilometer langes Straßennetz. Eine geheime Eisenbahnlinie, die von der Strecke London-Bristol abzweigte, wäre zur Rettung der königlichen Familie zum Einsatz gekommen. Die Anlage war bis zu ihrer Stilllegung im Jahr 2004 streng geheim und ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Cádiz, Spanien
Diese attraktive spanische Hafenstadt ist ein Mekka für alle Geschichtsfans. Jahrhundertealte Festungen, Wachtürme, maurische Straßen und römische Überresten gibt es hier an jeder Ecke. Doch die Wurzeln der Stadt gehen viel weiter zurück. 1100 v. Chr. von phönizischen Händlern gegründet, ist sie eine der ältesten kontinuierlich bewohnten Städte Europas. Neun Meter unter dem Puppentheater Teatro del Titere erzählt die faszinierende archäologische Stätte von Gadir die rund 3.000 Jahre alte Geschichte von Cádiz, die laut dem römischen Historiker Velleius Paterculus „80 Jahre nach dem Trojanischen Krieg“ als phönizische Kolonie Gadir gegründet wurde.
Cádiz, Spanien
Auch in Cádiz liegen nicht alle interessanten Orte offen zu Tage. Tief unter den belebten Straßen der sonnenverwöhnten Stadt erstreckt sich ein rund 60 Kilometer langes Labyrinth aus antiken unterirdischen Gängen, Höhlen und Katakomben. Sie wurden in ganz verschiedenen Epochen und zu ganz unterschiedlichen Zwecken angelegt. Dazu gehören die Felstunnel unter dem römischen Theater (im Bild) sowie die römischen Abwasserkanäle. Die Tunnel wurden auch als Begräbnisstätte genutzt. Die „Catatumbas del Beaterio“ sind zum Beispiel eine solche. In diesem Mausoleum wurden im 17. Jahrhundert Franziskanernonnen bestattet. Während des Spanischen Bürgerkriegs und der spanischen Inquisition suchten die Menschen in diesen Gängen Zuflucht und Versteck. Besucher können den Komplex im Rahmen einer Führung besichtigen.
Arras, Frankreich
Die zauberhafte Stadt Arras in Nordfrankreich ist bekannt für ihre Häuser im flämischen Barrockstil, ihre wunderschönen großen Plätze und ihr prächtiges Rathaus. Der Belfried und die majestätische sternförmigen Zitadelle sind Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Rund zwölf Meter unter den Kopfsteinpflastersgassen des historischen Stadtviertels befinden sich die „Boves“ – der älteste Steinbruch der Stadt. Bereits im 9. Jahrhundert wurde dort Kreidestein abgebaut und zum Bau der Häuser verwendet. Später entstand das Tunnelsystem, das Kaufleute als Vorratskeller nutzten. In jüngerer Geschichte spielten die Boves aber eine noch viel wichtigere Rolle.
Arras, Frankreich
In unmittelbarer Frontnähe waren Arras und ihre geheimen Gänge während des Ersten Weltkrieges von zentraler Bedeutung. Sie wurden von den Commonwealth-Alliierten vor dem ersten Angriff genutzt, der am 9. April 1917 die berühmte Schlacht von Arras einleitete. Neuseeländische Soldaten schufen ein 20 Kilometer langes Netz an zusätzlichen Tunneln, in dem sie die ursprünglichen Stollen und Keller miteinander verbanden. 24.000 Soldaten fanden dort Unterschlupf, durch den sie sich unentdeckt der feindlichen Frontlinie nähern konnten. Während des Zweiten Weltkriegs suchten dort Zivilisten Schutz vor Luftangriffen. Der „Carrière Wellington“-Steinbruch ist heute nicht nur eine Gedenkstätte, sondern auch ein Museum. Der Eingang zu den Boves befindet sich auf dem Marktplatz am Place des Héros.
Valletta, Malta
Die maltesische Felsenfestung Valletta mag zwar winzig sein, ihre Geschichte jedoch ist riesig. Und von großen Schlachten gezeichnet. Als die Ritter vom Orden des Heiligen Johannes nach der großen Belagerung von 1565 mit dem trutzigen Festungsbau begannen, waren unterirdische Gänge der Schlüssel zu ihrer Konstruktion. Die Malteserritter schufen unterirdische Wasserzisternen, Tunnel für die Entwässerung sowie Gänge für die Belüftung. Sie bauten unterirdische Getreidekammern und geheime Fluchtwege. Als Malta im Zweiten Weltkrieg von Luftangriffen heimgesucht wurde, bot sich die unterirdische Stadt als perfektes Truppenversteck.
Valletta, Malta
Wegen ihrer strategischen Lage zwischen Europa und Nordafrika spielten die Inseln des maltesischen Archipels während des Krieges eine herausragende Rolle. Wer mehr darüber erfahren möchte, findet allerhand Wissenswertes in dem ehemaligen Gefechtsstand Lascaris War Rooms. Die unterirdischen Tunnel befinden sich unter der Parkanlage Upper Barrakka Gardens, der 1940 gebaut wurden. Sie wurden als streng geheime Militärbasis und als Eisenhowers Kommandozentrale während der Invasion Siziliens 1943 genutzt.
Tallinn, Estland
Die estnische Hauptstadt Tallinn ist eine weitere jahrhundertealte Festungsstadt mit einem faszinierenden Tunnelnetz. Die versteckten Gänge sollen im 17. Jahrhundert als Teil der befestigten Bastionen gebaut worden sein, als die Stadt zum schwedischen Reich gehörte und von Russland angegriffen wurde. Die Tunnel entlang der Erdwälle auf dem Toompea-Hügel dienten dazu, Truppenbewegungen und Waffen vor dem Feind zu verbergen und ihn auszuspionieren.
Tallinn, Estland
Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Bastionsgänge als Luftschutzbunker genutzt und später von den Sowjets zu Atomschutzverstecken umfunktioniert. Heute können sie zusammen mit den mittelalterlichen Wehrtürmen im Festungsmuseum Kiek in de Kök besichtigt werden. Im Tunnel der Ingeri-Bastion (im Bild) befindet sich außerdem das Museum für Steinmetzkunst. Dort werden unter anderem dekorative Fragmente wie Wappen und Portale ausgestellt, die einst die historischen Gebäude Tallinns schmückten.
Siena, Italien
Siena ist ein toskanisches Kleinod – voll mit mittelalterlichen Schätzen und reich an jahrhundertealten Traditionen. Das Stadtbild ist geprägt von großen Bauwerken wie etwa dem weltberühmten Dom oder der muschelförmigen Piazza del Campo (im Bild). Weltweit bekannt ist auch das „Palio di Siena“. Bei dem äußerst harten Pferderennen treten zweimal jährlich zehn der 17 Stadtbezirke (Contrade) gegeneinander an. Wie viele andere historische Städte hat auch Siena eine vielschichtige Geschichte. Und auch unterhalb der Straßendecke gibt es allerlei zu entdecken.
Siena, Italien
Unter den hoch aufragenden Palästen, belebten Plätzen und engen Altstadtgassen befindet sich ein Tunnelnetz von Aquädukten. Diese sogenannten „Bottini“ wurden um das 12. Jahrhundert herum gebaut und dienten dazu, Brunnen und Zisternen der Stadt mit Wasser zu speisen. Auch der älteste Brunnen der Stadt, der Fontebranda aus dem 13. Jahrhundert in der Nähe der Basilika San Domenico, wurde von den Bottini versorgt. Wenn Ihnen die Tunnel bekannt vorkommen, könnte das daran liegen, dass dort eine der rasanten Verfolgungsjagden im Bond-Film „Ein Quantum Trost“ gedreht wurden.
Brünn, Tschechien
Brünn ist die zweitgrößte Stadt der Tschechischen Republik und Hauptstadt von Südmähren. Mit ihrer lebendigen Bar- und Café-Szene und den zahlreichen historischen Sehenswürdigkeiten wie dem imposanten Schloss Spilberk ist sie ein ideales Ausflugsziel für einen Wochenendtrip. Und Brünn beherbergt auch eine faszinierende Unterwelt. Unter dem Krautmarkt befinden sich neben einem Labyrinth aus mittelalterlichen Gängen und Kellern auch ein Pranger und ein Alchemistenlabor.
Brünn, Tschechien
2001 wurde ein weiterer unterirdischer Bereich unter der St.-Jakobs-Kirche aus dem 13. Jahrhundert entdeckt. Das Gebeinhaus soll nach den Katakomben von Paris das zweitgrößte Ossuarium in Europa sein. Die drei Kammern der Krypta wurden wahrscheinlich im 17. Jahrhundert erbaut und dienten als Begräbnisstätte für die Pest- und Choleraopfer während des Dreißigjährigen Krieges. Mehr als 50.000 Menschen sollen dort bestattet gelegen haben. Die Tunnel sind heute für Führungen geöffnet.
Orvieto, Italien
Orvieto im Südwesten Umbriens thront – idyllisch auf einem vulkanischen Tuffsteinfelsen gelegen – über grünen Feldern und hügeligen Weinbergen. Die mittelalterliche Altstadt kann mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten aufwarten. Zum Beispiel mit dem großen Dom, dem Turm Torre del Moro sowie vielen Palazzi und Kirchen. In den unzähligen Lebensmittel- und Weinläden werden die berühmten Rebensäfte der Region verkauft. Doch unter diesen überirdischen Anziehungspunkten schlängelt sich ein ganzes Labyrinth aus unterirdischen Gängen, Kammern und riesigen Zisternen. Eine Welt, die ursprünglich auf das 9. Jahrhundert v. Chr. zurückgeht, als die Etrusker zum Schutz gegen die Römer dieses Tunnelsystem ins weiche Tuffgestein gruben.
Orvieto, Italien
Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten gehören neben der mittelalterlichen Olivenölmühle, den Taubenhäusern und der Ausgrabungsstätte Labirinto di Adriano vor allem die Brunnen Pozzo di San Patrizio und Pozzo della Cava. Letzterer wurde von den Etruskern im 6. Jahrhundert vollständig aus dem Felsen gegraben. Er ist von mehreren Kammern umgeben, darunter eine mittelalterliche Keramikwerkstatt mit Brennöfen sowie Kellerräume für die Weinherstellung. Dieses mehrstufige Labyrinth ist allerdings nur im Rahmen einer Führung zu erkunden.
Essen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Die Geschichte der „heimlichen Hauptstadt des Ruhrgebiets“ Essen beginnt mit der Gründung des Frauenstifts Essen im Jahr 845 durch den Bischof von Hildesheim. Heute zählt die Stadt an der Ruhr zu den zehn größten Städten Deutschlands, was sie vor allem der wachsenden Bedeutung des Kohleabbaus zu verdanken hat, der bereits Anfang des 14. Jahrhunderts in der Region betrieben wurde. Um 1800 gab es schon 80 Stollenzechen, darunter die Zeche Zur Hoffnung in der Essener Stadtmitte. Im 19. Jahrhundert folgten die Zechen Victoria Mathias nahe der Altstadt sowie die Zeche Hercules. Die bekannteste unter ihnen ist aber die Zeche Zollverein. Das UNESCO-Welterbe gehörte einst zu den größten und modernsten Steinkohleförderanlagen der Welt.
Essen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Der „Eiffelturm des Ruhrgebiets“, wie das Doppelbock-Fördergerüst der Zeche auch liebevoll genannt wird, ist das Wahrzeichen der damals größten Bergbaustadt Europas. In ihrer aktiven Industriezeit zwischen 1851 bis 1986 förderte die Essener Zeche rund 220 Millionen Tonnen Steinkohle zutage. Heute wird in den alten Industriestrukturen Industriekultur betrieben. Auf dem Denkmalpfad der Zeche Zollverein können Besucher dem „Weg der Kohle“ entlang riesiger Maschinen und Produktionsanlagen der Kokerei folgen und erhalten einen spannenden Einblick in das einstige Leben unter Tage.
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