Sieben der extremsten Wohnorte der Welt in Bildern
Leben unter Extrembedingungen
Ein Leben in Eis und Schnee? Wohnen im Schatten eines Vulkans? Auf den folgenden Bildern machen wir eine Reise zu den unwirtlichsten Orten der Welt, von den kältesten und abgelegensten Siedlungen zu Erdbebengebieten und verschmutzten Großstädten. An diesen extremen Wohnorten müssen sich die Menschen anpassen, um zu überleben …
Adaptiert von Sandra Schröpfer, Wibke Carter und Tascha Walker Dean
Gurugram, Haryana, Indien
Die Skyline von Gurugram verschwindet häufig in einer dicken Smogglocke. Die sogenannte „Millennium City“ im Norden Indiens wurde bereits 2018 von Greenpeace und AirVisual zur am stärksten verschmutzten Stadt der Welt ernannt. Fünf Jahre später erhielt sie denselben Titel auch von dem Schweizer Unternehmen IQAir.
Gurugram, Haryana, Indien
Gurugram, Haryana, Indien
Im Oktober 2018 veröffentlichte das Umweltministerium der Region einen Fünf-Punkte-Plan zur Bekämpfung der Luftverschmutzung in Gurugram. So ist es seitdem etwa verboten, Müll im Freien zu entsorgen und zu verbrennen, im Winter wird weniger mit Brennholz geheizt und die Straßen werden mit Wasser befeuchtet.
Trotz dieser Maßnahmen sind die Werte weiter gestiegen. Im November 2023 mussten die Schulen aufgrund der anhaltenden Verschmutzung für etwa zwei Wochen schließen, berichtet die „BBC".
Gurugram, Haryana, Indien
Die Menschen in den Slums und auf den Straßen von Gurugram sind am meisten von der dreckigen Luft betroffen, da sie dem giftigen Smog nicht entkommen können. Die Bewohner klagen über Augenreizungen und Jucken im Hals, während auch neurologische, kardiovaskuläre und Atemwegserkrankungen sowie eine erhöhte Sterblichkeitsrate auf die Luftverschmutzung zurückzuführen sind.
Im benachbarten Neu-Delhi, der am stärksten verschmutzten Hauptstadt der Welt, hatte die Regierung bereits zuvor vorübergehend Bauarbeiten gestoppt, die Müllverbrennung verboten sowie Parkgebühren erhöht, um die Menschen vom Autofahren in der Stadt abzuhalten.
Gurugram, Haryana, Indien
Während die arme Bevölkerung die potenziell tödliche Luft draußen einatmet, werden die Reichen in Gurugram dazu aufgefordert, drinnen zu bleiben und Luftfilter zu kaufen. Doch selbst die günstigeren Modelle kosten umgerechnet rund 66 Euro und sind somit für die meisten der fast 1,3 Milliarden Menschen in Indien unerschwinglich.
Longyearbyen, Spitzbergen, Norwegen
Im hohen Norden Norwegens, auf der Inselgruppe Spitzbergen, befindet sich der Ort Longyearbyen, der um eine ehemalige Kohlemine gegründet wurde. Die nördlichste Siedlung der Erde, die das ganze Jahr über bewohnt ist, bietet einen spektakulären Ausblick auf die Nordlichter und ist eingebettet in eine Landschaft aus schneebedeckten Bergen, riesigen Eisflächen und Gletschern.
Longyearbyen, Spitzbergen, Norwegen
Der abgelegene Ort nördlich des Polarkreises erlebt das natürliche Phänomen der Mitternachtssonne in den Sommermonaten und einer 24-Stunden-Polarnacht im Winter. Etwas mehr als 2.500 Menschen leben in Longyearbyen. Hinzu kommen Touristen aus aller Welt, die wegen der vielen Eisbären und Rentiere an den unwirtlichen Ort reisen.
Longyearbyen, Spitzbergen, Norwegen
In Longyearbyen zu leben, ist eine Herausforderung. Die Temperaturen können eisig sein und vor den Wildtieren sollte man sich in Acht nehmen. Die Einheimischen lernen von klein auf, Konfrontationen mit Eisbären zu vermeiden und sich im Ernstfall vorsichtig zurückzuziehen. Zum Schutz tragen sie Wildgewehre bei sich und sind stets in Alarmbereitschaft.
Longyearbyen, Spitzbergen, Norwegen
In Longyearbyen und auf den umliegenden Inseln herrscht ein raues Klima mit einer durchschnittlichen Tageshöchsttemperatur von nur vier Grad (Juni bis September), von November bis April sind es in der Regel minus 16 Grad.
Dies hält Besucher jedoch nicht von einer Reise ans Ende der Welt ab. Der Kohleabbau in der Region wurde 2016 eingestellt, und die Wirtschaft konzentriert sich jetzt hauptsächlich auf den Tourismus. Viele Einheimische vermieten inzwischen ihre Häuser oder Hütten über Airbnb (im Bild) oder bieten Eisbärentouren und Expeditionskreuzfahrten im Sommer an.
Longyearbyen, Spitzbergen, Norwegen
Das Leben in Longyearbyen ist jedoch nichts für schwache Nerven. Im Sommer besteht ständige Lawinengefahr, die Straßenanbindung ist begrenzt und im Winter ist das Hauptverkehrsmittel das Schneemobil.
Und dann gibt es da noch das Sterbeverbot. Ja, das haben Sie richtig gelesen. Im Jahr 1950 wurde das Sterben in Longyearbyen verboten, weil die extremen Temperaturen eine Bestattung unmöglich machen. Wenn Bewohner unheilbar krank sind, müssen sie für ihre letzten Tage auf das Festland fliegen. Tritt der Tod unerwartet ein, wird der Körper zur Beerdigung von der Insel gebracht.
Catania, Sizilien, Italien
Die alte Hafenstadt Catania an der Ostküste Siziliens liegt malerisch am Fuße des Ätna, dem größten und aktivsten Vulkans Europas. Doch zerstörte ein verheerender Ausbruch im Jahr 1669 einen Großteil der Stadt und tötete mehr als 20.000 Menschen. Nach und nach wurde Catania wieder aufgebaut. Heute ist die Stadt auf der ganzen Welt für ihre großartige Barockarchitektur bekannt.
Catania, Sizilien, Italien
Der 3.323 Meter hohe Vulkan ist in den vergangenen 2.700 Jahren immer wieder ausgebrochen. Während einer Eruption 1993 gelang es den italienischen Behörden, die Stadt Zafferana Etnea zu retten. Lavaströme wurden mithilfe von Barrieren und Gräben um den Ort herumgeleitet.
Catania, Sizilien, Italien
Erst am 26. Dezember 2018 spuckte der Ätna wieder jede Menge Asche in den Himmel. Die Eruption löste ein Erdbeben der Stärke 4,8 aus, durch das 28 Menschen verletzt und Gebäude und Denkmäler in der 300.000-Einwohner-Stadt zerstört wurden.
Catania, Sizilien, Italien
Durch den Ausbruch und das Erdbeben 2018 wurden rund 400 Menschen obdachlos und viele Häuser sind seitdem unbewohnbar. Auch im Mai 2019 brach der Ätna wieder aus, dieses Mal waren die Einwohner von Catania allerdings nicht gefährdet. Die Lava trat nicht an der Seite, sondern am Krater aus.
Catania, Sizilien, Italien
Ein Ausbruch im Jahr 2021 zog sich über mehrere Wochen, verletzt wurde aber niemand. 2023 gab es Ausbrüche im Mai und November, bei denen Asche in die Atmosphäre gelangte. Die Stadt Catania wurde diesmal aber nicht sonderlich in Mitleidenschaft gezogen. Im Dunkeln (wie hier im Bild) waren die Lavaausbrüche besonders gut zu sehen.
Ghadames, Nalut, Libyen
In der alten Berberstadt Ghadames in der libyschen Wüste fällt das ganze Jahr über so gut wie kein Regen. In der Region erreichen die Temperaturen im Sommer bis zu 55 Grad – eine extreme Hitze. Die Gassen des kleinen Ortes werden von weißen Häusern aus Gips gesäumt, die die Wärme reflektieren und die Bewohner vor der kochenden Sonne schützen.
Ghadames, Nalut, Libyen
Die Häuser der Stadt sind so angelegt, dass sie den schwierigen Klimabedingungen standhalten. Sie bilden einen groben Kreis, wobei die Außenmauern der Häuser am Stadtrand verdickt sind, um eine befestigte Siedlung zu bilden. Die heutigen Strukturen stammen aus dem 13. bis 16. Jahrhundert, doch schon die Römer gründeten hier einen militärischen Stützpunkt.
Ghadames, Nalut, Libyen
Der Baustil der Häuser unterscheidet Ghadames von den anderen umliegenden Städten, die an die Sahara grenzen. Die Lehm- und Kalkhütten, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören, schützen die Bewohner vor starker Hitze. Bemerkenswerterweise ist die Altstadt bis auf kleine Belüftungslöcher in den Mauern fast vollständig überdacht.
Ghadames, Nalut, Libyen
Die Wohnhäuser setzen sich aus mindestens zwei Stockwerken zusammen, von denen eines zur Aufbewahrung von Lebensmitteln und das andere als Wohnebene dient. Die Dächer schützen die Bewohner nicht nur vor der sengenden Sonne, sondern fungieren auch als Gehwege, die die Gebäude miteinander verbinden.
Ittoqqortoormiit, Grönland
Die Kleinstadt Ittoqqortoormiit im Osten Grönlands ist die entlegenste Siedlung der westlichen Hemisphäre – sie liegt ganze 800 Kilometer von der nächsten Stadt entfernt. Es gibt keinen Flughafen und auch per Auto ist der Ort nicht zu erreichen. Für neun Monate im Jahr gelangt man nur mit dem Hubschrauber an den winzigen Außenposten. Die Lage zwischen dem weltweit größten Nationalpark und dem längsten Fjordsystem ist dafür aber absolut atemberaubend.
Ittoqqortoormiit, Grönland
Die Siedlung besteht aus kleinen Holzhäuschen, die in leuchtendem Blau, Rot, Gelb und Grün gestrichen sind. Sie verteilen sich über eine felsige Küste aus Gneis, einer der ältesten Gesteinsarten der Erde. Zweimal im Jahr kommt ein Schiff, um die Vorräte, darunter auch Lebensmittel, wieder aufzustocken.
Ittoqqortoormiit, Grönland
Für etwa neun Monate im Jahr wird der Ort durch das Meereis von der restlichen Zivilisation abgeschnitten, sodass Jagen und Fischen die einzigen Überlebensmöglichkeiten für die Bewohner sind. Durch die Klimaschwankungen der letzten Jahre gefriert das Eis jedoch immer später und schmilzt früher – eine Katastrophe für die kleine Bevölkerung von etwa 370 Menschen.
Der Rückgang des Meereises lockt zudem Eisbären in die Nähe der Gemeinde. Die Raubtiere können auf dem schwindenden Eis keine Robben mehr fangen und folgen stattdessen den Gerüchen nach Ittoqqortoormiit.
Ittoqqortoormiit, Grönland
Die riesigen Eisbären stellen eine echte Gefahr dar, und obwohl die meisten Einwohner ein Gewehr tragen, werden sie dazu angehalten, die Tiere nur zu verscheuchen.
Nach Angaben des WWF könnte die Zahl der Eisbären bis 2050 weltweit um 30 Prozent zurückgehen. Und die Bevölkerung von Ittoqqortoormiit wird sich weiter verkleinern, da die Menschen keine Arbeit finden und gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. In diesem abgeschiedenen Gebiet hat der Klimawandel also schon jetzt direkte Auswirkungen auf Mensch und Tier.
Lagos, Nigeria
Lagos ist eine der am dichtesten besiedelten Städte der Welt – und laut Berichten auch eine der gefährlichsten. Die größte Stadt Nigerias hat mehr Einwohner als London, New York oder Peking. Wie viele es genau sind, weiß jedoch niemand. Daten der Website „World Population Review“ gehen von 16,5 Millionen aus, während die nigerianische Regierung die Zahl auf 21 Millionen schätzt. Fest steht nur, dass Lagos mit alarmierender Geschwindigkeit weiter wächst.
Lagos, Nigeria
Einem Bericht der Weltbank zufolge leben über 70 Prozent der Einwohner in informellen Siedlungen und haben keinen Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen. Die Gemeinde Makoko, das sogenannte „Venedig der Slums“, entstand im 19. Jahrhundert als Fischerdorf. Mittlerweile ist sie ein weitläufiger Slum mit 300.000 Einwohnern, die auf Stelzenhäusern in einer verschmutzten Lagune leben, wo sie arbeiten, zur Schule gehen und Waren per Boot vom und zum Festland transportieren.
Lagos, Nigeria
Neben der Überbevölkerung ist auch die schlechte Infrastruktur und die weit verbreitete Korruption ein echtes Problem. Obwohl Lagos als Afrikas führendes Startup-Zentrum und Nigerias größtes Handelszentrum bekannt ist, ist das tägliche Leben ein ständiger Kampf, der von schlechter Bildung und Gesundheitsversorgung geprägt wird.
Außerdem ist die Stadt ein Albtraum für Autofahrer: Angeblich sind täglich fünf Millionen Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs und die Pendelzeiten sind die längsten der Welt.
Lagos, Nigeria
Laut der „BBC“ soll sich die Einwohnerzahl Nigerias bis 2050 verdoppeln. Damit würde das Land die USA überholen und zur dritt-bevölkerungsreichsten Nation der Welt nach China und Indien aufsteigen.
Jede Woche reisen Tausende von Menschen aus den ländlichen Gebieten an, auf der Suche nach Arbeit und einem Wohnort. Um die Wirtschaft anzukurbeln und das chronische Problem der Überbevölkerung anzugehen, richten Stadtplaner den Blick nach oben. Es werden Hochhäuser gebaut und Land wird trockengelegt, um dort ehrgeizige Projekte zu verwirklichen.
Port Moresby, Papua-Neuguinea
Von oben mag es wie ein tropisches Paradies aussehen, aber der Schein trügt in Port Moresby und den berühmten Stelzendörfern. In ganz Papua-Neuguinea kommt es immer wieder zu Stammeskämpfen, auch in Touristenvierteln. Das Auswärtige Amt warnt vor der innenpolitischen Lage und von nicht notwendigen Reisen in die Hochlandprovinzen des Landes wird derzeit ganz abgeraten.
Port Moresby, Papua-Neuguinea
Das Problem der Stammesfehden erregte 2023 internationales Aufsehen, als bis zu 150 Menschen bei Ausschreitungen im Hochland von Papua-Neuguinea getötet wurden. Die Konflikte sind vermutlich auf ein schwaches Rechts- und Justizsystem zurückzuführen, was dazu führt, dass Stämme und Banden ihre Streitigkeiten auf dem Schlachtfeld austragen.
Port Moresby, Papua-Neuguinea
Port Moresby hatte aber längst nicht immer einen kriminellen Ruf. Die Anfänge des Stelzendorfs Hanuabada, das an der Nordseite des Hafens von Port Moresby liegt, waren friedlich. Es soll auch heute noch viele Aspekte seiner traditionellen Motu-Kultur bewahrt haben. Der indigene Motuan-Stamm war als freundliches, seefahrendes Volk bekannt, dessen ursprüngliche Stelzenhäuser aus Holz mit Strohdächern gebaut waren.
Port Moresby, Papua-Neuguinea
Die traditionellen Häuser wurden während des Zweiten Weltkriegs jedoch zerstört und beim Wiederaufbau mit modernen Materialien ersetzt. Diese zersetzen sich immer weiter, was das Dorf mittlerweile eher wie ein Slum aus Selbstbau-Häusern aussehen lässt.
Heutzutage gilt Hanuabada als gefährliches Pflaster, aber viele der Probleme sind auf Armut sowie einen mangelnden Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen zurückzuführen, so die neuseeländische Tageszeitung „New Zealand Herald“. Das macht die Bewohner anfällig für Krankheiten und Unterernährung.
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