11 Geisterstädte in aller Welt, in denen keiner mehr wohnen will
Verlassene Siedlungen, die zu Ruinen verkommen
Hinter den folgenden Orten standen einmal große Visionen, doch nach einem Unglück oder Fehler verkamen sie zu unheimlichen Geisterstädten. Von futuristischen Ferienhäusern, die niemand kaufen wollte, über nie fertiggestellte Millionenvillen, in der jetzt Kühe grasen, bis hin zu einer Siedlung, die seit mehr als 60 Jahren brennt: Hier machen wir einen virtuellen Rundgang durch elf Orte, die auf der Strecke geblieben sind ...
Adaptiert von Sandra Schröpfer, Tascha Walker Dean und Katharina Luise Lummel
Luxusruinen von Shenyang, China
Im Jahr 2010 begann der chinesische Immobilienriese Greenland Group mit dem Bau der „State Guest Mansions“, einer Siedlung aus 260 luxuriösen Wohneinheiten, die für Chinas Millionäre gedacht war. Doch nur zwei Jahre später wurden die Pläne auf Eis gelegt und die Villen, die an kleine Schlösser erinnern, dem Verfall überlassen. „Diese [Häuser] waren Millionen wert – aber nicht eins davon hat einen Käufer gefunden“, sagte ein örtlicher Bauer der Nachrichtenagentur AFP. „Sie wurden nicht für Normalverdiener gebaut.“
Luxusruinen von Shenyang, China
Wie auf diesen Fotos vom März 2023 zu erkennen ist, liegt das Bauvorhaben wortwörtlich in Ruinen. Von den riesigen Kronleuchtern über die Marmorböden bis hin zu den kannelierten Säulen – es ist offensichtlich, dass ein enormer Aufwand betrieben wurde, um die Villen zu errichten. Inzwischen wirken die verlassenen Räume aber vor allem unheimlich.
Als mit dem Bau begonnen wurde, befanden sich Chinas Wirtschaft und der Immobiliensektor im Aufschwung. Doch mit dem Machtantritt von Präsident Xi Jinping im Jahr 2012 verstärkten sich die Bemühungen, der Korruption in Regierungskreisen ein Ende zu setzen. Das führte dazu, dass weniger Menschen ihren Reichtum offen zur Schau stellten.
Luxusruinen von Shenyang, China
Mit Präsident Xi an der Macht wurde die Finanzierung von Immobilienprojekten gestrichen, so auch in den Hügeln von Shenyang. Bereits vorhandene Pläne wurden nicht weiter ausgeführt und halbfertige Bauvorhaben eingestellt. Da seit 2020 zudem die überhöhte Aufnahme von Krediten in China verboten ist, ist die Nachfrage nach luxuriösen Häusern weiter gefallen. Seitdem übersäen zahlreiche Geisterstädte die Landschaft. Einem AFP-Bericht zufolge wurden bis Juni 2022 fast vier Prozent der Wohnungsbauprojekte in China nach der Hälfte der Bauzeit aufgegeben.
Luxusruinen von Shenyang, China
Das Aus der Luxusvillen bei Shenyang hat sich jedoch zum Vorteil für die Einheimischen entwickelt. Landwirte haben der leicht gespenstisch anmutenden Siedlung neues Leben eingehaucht, wenn auch anders als geplant. Die Bauern sind mit ihrem Vieh in die Geisterstadt gezogen, haben Felder zwischen den Bauruinen angelegt und bauen darauf Gemüse an, das sie mithilfe eines künstlichen Sees in der Nähe bewässern. Zwischen den Geistervillen grasen nun Kühe und Hühner legen ihre Eier. In den Garagen, die eigentlich für die Unterbringung von teuren Sportwagen gedacht waren, stapeln sich Heuballen und landwirtschaftliches Gerät. Solange es wenig Hoffnung gibt, dass das Projekt jemals fertiggestellt wird, können die Landwirte den vielleicht ungewöhnlichsten Bauernhof der Welt weiter nutzen.
UFO-Häuser von Sanzhi, Neu-Taipeh, Taiwan
Diese Stadt in Taiwan wurde ursprünglich als Ferienort am Meer für Offiziere des US-Militärs und die taiwanesische Mittelklasse errichtet, wirkt allerdings besonders unheimlich. Das Immobilienprojekt wurde nie abgeschlossen und ab 1980 dem Verfall überlassen. Angeblich sollen hier die Geister niederländischer Soldaten herumspuken, die unter den futuristischen Häusern begraben sind. Eine andere Theorie besagt, dass der Ort immer wieder von einem übernatürlichen Drachen heimgesucht wird. Der Legende nach soll der Geist des Drachens nach dem Abriss einer Drachenstatue aus Beton freigesetzt worden sein, die in den asiatischen Kulturen Glück symbolisieren.
UFO-Häuser von Sanzhi, Neu-Taipeh, Taiwan
Der futuristische Ferienort an der Nordküste Taiwans bestand aus zahlreichen UFO-förmigen Häusern in leuchtenden Farben, die um einen großen Pool angeordnet waren. Die Arbeiten wurden allerdings zwei Jahre nach Baubeginn aus finanziellen Gründen und Investitionsverlusten eingestellt.
UFO-Häuser von Sanzhi, Neu-Taipeh, Taiwan
UFO-Häuser von Sanzhi, Neu-Taipeh, Taiwan
Die verfallene Siedlung, die ihren Bewohnern einmal einen wunderbaren Seeblick bieten sollte, wurde 2010 schließlich abgerissen. Angeblich soll an gleicher Stelle ein neuer Ferienort mit Wasserpark errichtet werden, doch bislang hat sich nichts getan.
Sanatorio de Abona, Teneriffa, Spanien
Die kanarische Insel Teneriffa ist mit ihrer schroffen Vulkanlandschaft, den vielen schwarz-weißen Stränden und dem azurblauem Wasser des Atlantiks ein beliebtes Urlaubsziel. Doch beherbergt das Ferienparadies auch eine vergessene Siedlung, von der nur wenige Touristen wissen ...
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Sanatorio de Abona, Teneriffa, Spanien
Sanatorio de Abona, Teneriffa, Spanien
Sanatorio de Abona, Teneriffa, Spanien
Doch erwies sich 1945 ein neues Antibiotikum als wirksam gegen Lepra und machte das Sanatorium überflüssig, bevor es überhaupt fertiggestellt war. Die Bauarbeiten wurden eingestellt, als bereits rund 11 Millionen Peseten für das Projekt ausgegeben worden waren – heutzutage wären dies fast 1,2 Millionen Euro.
Die seit fast 80 Jahren unbewohnte Leprakolonie ist heute eine Attraktion abseits der üblichen Touristenpfade. Doch es ist sicher nur eine Frage der Zeit, bis der Ort neu genutzt werden wird.
Glenrio, New Mexico und Texas, USA
Glenrio, New Mexico und Texas, USA
Glenrio, New Mexico und Texas, USA
Glenrio, New Mexico und Texas, USA
Wittenoom, Pilbara, Australien
Wittenoom, Pilbara, Australien
Wittenoom, Pilbara, Australien
Wittenoom, Pilbara, Australien
Der Asbestabbau gilt als eine der schlimmsten Industriekatastrophen Westaustraliens. Obwohl die Regierung versucht, Besucher davon abzuhalten, in das verseuchte Gebiet zu reisen, kommen immer wieder Katastrophentouristen nach Wittenoom. Im Mai 2023 begann der Abriss der verbliebenen Gebäude von Wittenoom. Damit wurde ein Schlussstrich unter die dunkle Vergangenheit der Stadt gezogen.
Tyneham, Dorset, England
Tyneham, Dorset, England
Tyneham, Dorset, England
Tyneham, Dorset, England
Die merkwürdige Schönheit der Ruinen von Tyneham fasziniert Passanten seit Jahrzehnten. An diesem Bild lässt sich erahnen, was für einen herrlichen Meerblick die ehemaligen Bewohner dieses baufälligen Bauernhauses einmal gehabt haben müssen.
Obwohl die Kirche und die Schule restauriert wurden, hat das Verteidigungsministerium Ende 2019 Teile des Dorfes für die Öffentlichkeit geschlossen, da sieben der Gebäude als nicht sicher eingestuft wurden.
New Idria, Kalifornien, USA
Eingebettet in eine ausgetrocknete Schlucht im kalifornischen San Benito County befindet sich der Ort New Idria. Die Geisterstadt ist ein relativ junges Relikt vergangener Tage. Ein paar wackelige Blechhütten sind alles, was von der ehemaligen Bergarbeitersiedlung, die in den 1970er-Jahren aufgegeben wurde, noch übrig ist.
New Idria, Kalifornien, USA
New Idria, Kalifornien, USA
New Idria, Kalifornien, USA
Craco, Matera, Italien
Craco, Matera, Italien
Craco, Matera, Italien
Craco, Matera, Italien
Die atemberaubende Umgebung von Craco ist sogar in einigen Hollywood-Blockbustern zu sehen, so zum Beispiel in „Die Passion Christi“ und dem James-Bond-Film „Ein Quantum Trost“. Bis heute umgibt den Ort ein mystischer Charme – in der Kirche San Nicola etwa ist noch zu erahnen, wie prächtig das Dorf einst gewesen sein muss.
Burj Al Babas, Provinz Bolu, Türkei
Auf halbem Weg zwischen Istanbul und Ankara befindet sich in einer ländlichen Bergregion der Türkei diese Geisterstadt, die ein ziemlich surrealer Anblick ist. Hunderte von Mini-Schlössern, die sich in verschiedenen Stadien der Fertigstellung befinden, sind in einem totenstillen Tal zu sehen, seitdem den Investoren das Geld ausgegangen ist.
Burj Al Babas, Provinz Bolu, Türkei
Burj Al Babas, Provinz Bolu, Türkei
Nach seiner Fertigstellung sollte der Komplex aus 732 Villen, einem Einkaufszentrum, einem Kino, mehreren Restaurants und Fitnesseinrichtungen bestehen. Die dreistöckigen Häuser mit Türmchen und Balkonen, die an „Aschenputtel“ erinnern, sind zwischen 330.000 bis 420.000 Euro wert.
Burj Al Babas, Provinz Bolu, Türkei
Hinter dem 170-Millionen-Euro-Komplex ist noch immer die verlassene Baustelle zu sehen. Angeblich soll die Baufirma aber seit 2019 die Hälfte ihrer Schulden beglichen haben. Laut der türkischen Zeitung „Hurriyet“ hoffte der Vorstandsvorsitzende der Sarot Group, Mezher Yerdelen, dass das Projekt bis zum Jahr 2021 fertiggestellt werden könne.
In Anbetracht der Funkstille in den sozialen Medien und der verlassenen Baustelle sieht es jedoch nicht so aus, als würde es für das Wohnprojekt ein Happy End geben ...
Skrunda-1, Raņķi Parish, Lettland
Skrunda-1, Raņķi Parish, Lettland
Skrunda-1, Raņķi Parish, Lettland
Skrunda-1 zählt zu rund 40 geheimen Siedlungen, die die Sowjets auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges errichteten. Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 gerieten die kommunistischen Gebäude jedoch in Vergessenheit und verfielen. Die letzten Einwohner verließen 1999 ihre Wohnungen, seitdem ist die Siedlung vollkommen verwaist. In einigen Räumen liegen allerdings noch immer Fotos, Kleidung, Möbel, Zeitungen und Kinderspielzeug der früheren Bewohner verteilt.
Skrunda-1, Raņķi Parish, Lettland
Im Jahr 2015 zahlte die lettische Regierung einem privaten Unternehmen einen Kaufpreis von umgerechnet rund 13.000 Euro für die Stadt. Der Sanierungsplan sah vor, die Hälfte der Stadt für militärische Zwecke zu nutzen, während die andere Hälfte aus Mietwohnungen für Einheimische bestehen sollte. In den Jahren seit dem Kauf scheint es jedoch keinerlei Sanierungen gegeben zu haben. Die Zukunft von Skrunda-1 bleibt also vorerst ein Rätsel.
Centralia, Pennsylvania, USA
Centralia, Pennsylvania, USA
Centralia, Pennsylvania, USA
Centralia, Pennsylvania, USA
Nachdem die Einwohner die Stadt in Scharen verlassen hatten, wurden die meisten Häuser abgerissen. Einzelne Grundstücke wie dieses erinnern jedoch noch an das frühere Leben in der Stadt. Schätzungen zufolge befindet sich unter der Erde noch so viel Kohle, dass das Feuer weitere 250 Jahre lang schwelen wird.
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