Geheimnisse der „Titanic“: So sah es an Bord des Unglücksschiffs aus
Rundgang in Bildern: Das wohl berühmteste Schiff der Welt
Als die RMS Titanic am 10. April 1912 aus dem englischen Southampton nach New York aufbrach, war sie das größte Schiff der Welt und galt noch dazu als unsinkbar. Doch als der Ozeandampfer in der Nacht vom 14. auf den 15. April einen Eisberg im Nordatlantik rammte, ereignete sich eine der größten Schiffskatastrophen aller Zeiten. Mehr als 1.500 Menschen starben. Die tragische Geschichte ist bis heute – mehr als 100 Jahre nach dem Unglück – nicht vergessen, war das Schiff doch ein Symbol für Reichtum, Extravaganz und technischen Fortschritt.
Kommen Sie hier mit uns auf einen virtuellen Rundgang durch das wohl bekannteste Schiff der Welt...
Der Beginn einer Legende
Die Titanic wurde Anfang des 20. Jahrhunderts, im goldenen Zeitalter der Seefahrt, gebaut. Damals wollten immer mehr Europäer in die Neue Welt reisen, wodurch die Konkurrenz auf den Schiffsrouten zwischen Europa und New York zunahm. Die ersten Pläne für den Bau der Titanic (und ihrer nahezu identischen Schwesterschiffe Olympic und Britannic) stellte die Reederei White Star Line 1907 vor. Andere Reedereien, darunter das heutige Kreuzfahrtunternehmen Cunard, hatten bereits große Passagierschiffe wie die RMS Lusitania und die RMS Mauretania entwickelt, die die Titanic jedoch übertrumpfen sollte.
Der Bau der Titanic
Der Bau der Titanic
Ein Wunder der Technik läuft aus
Der unheilvolle Start der Unglücksfahrt
Allerdings kam es schon beim Auslaufen der Titanic beinahe zu einem Drama. Als das Schiff von seinem Liegeplatz in Southampton ablegte, kollidierte es fast mit einem anderen Schiff. Die New York (rechts im Bild) lag ganz in der Nähe vor Anker, doch als die Titanic an dem kleineren Schiff vorbei fuhr, rissen dessen Haltetaue und sein Heck kam der Titanic gefährlich nahe. Nur weil die Besatzung der Titanic schnell eingriff und die New York mit einem Propellerstoß zur Seite schob, konnte eine Kollision verhindert werden. Ein Start, der nichts Gutes verheißen sollte.
Aufbruch in die Tragödie
Erste Klasse: die große Treppe
Erste Klasse: der Speisesaal
Erste Klasse: das À-la-carte-Restaurant
Gegen einen Aufpreis konnten Erste-Klasse-Passagiere auch im intimen À-la-carte-Restaurant von Chefkoch Luigi Gatti speisen, das mit dem Luxushotel Ritz verglichen wurde. Gatti war aus dem gehobenen Oddenino Imperial Restaurant in der Londoner Regent Street abgeworben worden, um den wohlhabenden Passagieren der Titanic kulinarischen Luxus zu bieten. Der elegante Raum war vollständig mit französischem Nussbaumholz verkleidet und hatte große Panoramafenster. An den Tischen, die mit teuren Kristalllampen beleuchtet wurden, konnten Gäste jederzeit zwischen 8 und 23 Uhr Platz nehmen.
Erste Klasse: das Verandacafé
Erste Klasse: der Gymnastikraum
Erste Klasse: das Türkische Bad
Erste Klasse: das Schwimmbecken
Erste Klasse: der Rauchersalon
Erste Klasse: das Schreib- und Lesezimmer
Erste Klasse: die Luxuskabinen
Erste Klasse: die Luxuskabinen
Erste Klasse: die Luxuskabinen
Erste Klasse: die Kabinen
Erste Klasse: die superreichen Passagiere
Der Luxus und die Symbolik der Titanic zogen einige der reichsten und berühmtesten Geschäftsleute, Politiker und Prominenten der Zeit an. John Jacob Astor IV., der angeblich der reichste Mann in Amerika und Eigentümer des Hotels Astoria in New York war, reiste in der ersten Klasse auf der Titanic. Sein Vermögen betrug damals 87 Millionen US-Dollar, was nach heutigem Geldwert 2,26 Milliarden US-Dollar (1,9 Mrd. Euro) wären. Astor kam beim Untergang der Titanic ums Leben, seine Frau Madeline aber, die damals im fünften Monat schwanger war, überlebte.
Erste Klasse: die superreichen Passagiere
Zu den Prominenten an Bord der Titanic zählten auch Isidor und Ida Straus, die Eigentümer des amerikanischen Kaufhauses Macys. Das Paar ging mit der Titanic unter.
Zweite Klasse: die Kabinen
Zweite Klasse: die Aufzüge
Zweite Klasse: der Luxusrundgang
Zweite Klasse: das Promenadendeck
Dritte Klasse: die Kabinen
Im Vergleich zu anderen Schiffen war die Reise in der dritten Klasse, damals das „Zwischendeck“ genannt, vergleichsweise angenehm. Die Passagiere auf den unteren Decks schliefen in Kabinen mit vier bis sechs Betten, die entweder an Familien oder gleichgeschlechtliche Passagiere vergeben wurden. Alleinstehende Männer wurden im Bug und Frauen im Heck des Schiffes untergebracht. Dieses Bild zeigt eine nachgebildete Kabine mit vier Betten. Obwohl es ausreichend Toiletten für Dritte-Klasse-Passagiere gab, standen ihnen nur zwei Bäder zur Verfügung, eines für Männer und eines für Frauen.
Dritte Klasse: der Speisesaal
Dritte Klasse: der Rauchersalon
SS „Mesaba“ sendet Warnung – die nie ankommt
Die SS „Mesaba“ war gerade durch dieselben Gewässer gefahren und sendete einen Funkspruch zur Titanic, um das Schiff vor schwerem Packeis und Eisbergen zu warnen. Allerdings kam die Nachricht nie bei der Titanic an und so konnte das Schiff seinem Schicksal nicht entkommen. Auch die SS „Mesaba“ versank nur wenige Jahre später selbst im Meer – bei einem Torpedoangriff während des Ersten Weltkriegs im Jahr 1918. Erst im Oktober 2022 konnte das lange verschollene Schiffswrack endlich geortet werden. Dank neuester Sonar-Technologie entdeckte man das Wrack inzweigeteilt in der Irischen See.
„Eisberg direkt voraus!“
Die luxuriöse Reise fand ein tragisches Ende, als die Titanic am 14. April 1912 um 23.40 Uhr Ortszeit einen Eisberg im Nordatlantik rammte. Als Ausguck war Matrose Frederick Fleet einer der ersten, der den Eisberg entdeckte und mit den Worten „Eisberg direkt voraus!“ Alarm schlug. Ein Fernglas hatte Fleet bei seiner Wache im Krähennest der Titanic nicht. Dieses war zum Zeitpunkt der Kollision weggeschlossen gewesen.
Die Kollision mit dem Eisberg
Nach der Kollision mit dem Eisberg orderte Kapitän E. J. Smith an, die 16 wasserdichten Schotten unter Deck zu schließen. Mit vier vollgelaufenen Schotten hätte sich die Titanic über Wasser halten können. Doch der Eisberg hatte ein Loch über 30 Meter Länge in den Stahl des Schiffes geschlitzt und so füllten sich sechs der Schotten mit Wasser, darunter einer der Kesselräume. Die Wände der Schotten waren nicht hoch genug, um ein Überlaufen in den nächsten Abschnitt zu verhindern. In weniger als drei Stunden nach dem Zusammenstoß mit dem Eisberg ging die Titanic unter.
Zu den Rettungsbooten
Ein Held
Der Erste Offizier William Murdoch befand sich zum Zeitpunkt der Kollision der Titanic mit dem Eisberg auf der Brücke und hatte später in der Unglücksnacht die Aufgabe, die Rettungsboote auf der Steuerbordseite zu beladen. Erst vor kurzem wurde im Rahmen der Titanic-Ausstellung in London die Vermutung geäußert, dass mehr Passagiere auf der Steuerbordseite es in die Rettungsboote schafften, weil Murdoch diese sehr geordnet absenkte und auch Männer an Bord ließ. Vielleicht war er sich auch des Ernstes der Lage bewusst, da er den Zusammenstoß gesehen hatte. Murdoch ging mit dem Schiff unter.
Der Untergang
Die Rettung durch die Carpathia
Vor ihrem Untergang hatte die Titanic mehrere Notsignale abgesetzt, die unter anderem von der RMS Carpathia empfangen wurden. Der Dampfer erreichte die Unglücksstelle allerdings erst rund zwei Stunden nach dem Untergang gegen 4 Uhr morgens. Die Überlebenden der Titanic aus den Rettungsbooten an Bord zu bringen und nach weiteren Überlebenden im eiskalten Atlantik zu suchen, dauerte weitere vier Stunden. Sechs Jahre nach dem Titanic-Untergang, im Juli 1918, traf auch die Carpathia ihr Schicksal. Im Ersten Weltkrieg wurde das britische Schiff von einem deutschen U-Boot abgeschossen.
Die Rettung durch die Carpathia
Die Überlebenden auf der Carpathia
Da die Passagier- und Besatzungslisten der Titanic fehlerhaft waren, weiß niemand genau, wie viele Menschen in der Nacht des Untergangs starben. Einige Besatzungsmitglieder waren überhaupt nicht verzeichnet, zum Beispiel ein kurzfristiger Ersatz für einen Heizer, der nicht zur Abfahrt erschienen war. Einer US-Untersuchung zufolge kamen 1.517 Menschen ums Leben, eine britische Studie zählte 1.503 Tote. Die meisten Toten gab es unter der Crew: Von 900 Besatzungsmitgliedern kehrten nur 124 nach Hause zurück. Insgesamt gab es nur 706 Überlebende.
Der Eisberg, der die Titanic sinken ließ?
Alle in Sicherheit?
Die Bergungsschiffe
Vier Schiffe, darunter die SS Mackay-Bennett (im Bild), wurden am 17. April von Halifax aus auf eine Bergungsmission geschickt. Sie fischten sowohl die Toten als auch einige Wrackteile und Einrichtungsgegenstände wie Liegestühle aus dem Wasser. Mehr als 100 Opfer sind auf dem Friedhof von Fairview in Halifax begraben. Das Marifuse Museum of the Atlantic beherbergt eine Ausstellung, die sich mit der Rolle der kanadischen Stadt in der Zeit nach der Schiffskatastrophe befasst.
Was wurde aus der Besatzung?
Kapitän E. J. Smith
Edward John Smith (rechts im Bild) war einer der erfahrensten Kapitäne der White Star Line und hatte zum Zeitpunkt der Katastrophe über 40 Jahre auf See gedient. Die Berichte über den Tod des Kapitäns waren gemischt, doch gehen Experten davon aus, dass sich Smith weigerte, die Titanic vor seinen Passagieren zu verlassen. Er ging mit dem Schiff unter. Dieses Bild wurde vom irischen Pater Francis Browne aufgenommen, einem Passagier der Titanic, der von seinem Onkel ein Erste-Klasse-Ticket von Southampton nach Queenstown geschenkt bekommen hatte. Von ihm stammen viele der letzten Fotos von Passagieren, Besatzungsmitgliedern und Einrichtung der Titanic, die existieren, weil Browne das Schiff vor der Atlantiküberfahrt verließ.
„Einer der größten Feiglinge aller Zeiten“
Die Ermittlungen
Die Titanic heben?
Die Geschichte der Titanic endet jedoch nicht mit ihrem Untergang. Das Unglücksschiff war Gegenstand zahlreicher Filme, darunter „Die letzte Nacht der Titanic“ von 1958 und „Titanic“ von 1997. Der Film „Hebt die Titanic“ von 1980, der auf dem gleichnamigen Bestseller von Clive Cussler basiert, zählt zu den kuriosesten. Das Timing war äußerst unglücklich, da der Film entstand, noch bevor das Wrack gefunden wurde. Er zeigt (Spoiler-Alarm), wie die Titanic in einem Stück vom Meeresgrund gehoben wird – was in der Realität nicht möglich ist, da sie zerbrach. Der Film war ein teurer Flop: Das Modell der Titanic, ein großer Wassertank, und die Spezialeffekte kosteten Millionen von Dollar, die an den Kinokassen nicht wieder hereingeholt wurden.
Die Suche nach dem Wrack
Der Gedanke, das Wrack zu finden, kam erstmals 1914 auf. Doch erst im Juli 1986 entdeckte der Unterwasserarchäologe Robert Ballard (Bildmitte mit den Überlebenden Eva Hart und Bertram Dean) die Überreste des Schiffes am Meeresgrund. Ballard und sein Team hatten amerikanische U-Boote auf einer Geheimmission im Kalten Krieg fotografiert und durften nach dessen Abschluss nach der Titanic suchen.
Schätze vom Meeresgrund
Seit der Entdeckung des Wracks wurden zahlreiche Forschungsexpeditionen zur Titanic durchgeführt, bei denen rund 6.000 Artefakte geborgen wurden. Für seinen Film „Titanic“ (1997) besuchte Hollywood-Regisseur James Cameron die Untergangsstelle 1995 zwölf Mal. Im August 2019 ergab ein Tiefseetauchgang, dass sich das Wrack allmählich zersetzt. In einer Vereinbarung wurde der Zugang zum Wrack und das Entfernen von Artefakten zuletzt begrenzt, um die Überreste der Titanic so lange wie möglich zu erhalten.
So ruht die Titanic auf dem Grund des Atlantiks
Im Sommer 2022 erstellte ein Team von Wissenschaftlern im Rahmen des größten Unterwasser-Scanprojekts der Geschichte zum ersten Mal eine exakte digitale 3D-Rekonstruktion des gesamten Wracks der Titanic. Der digitale Scan wurde mithilfe von Tiefseekarten erstellt, die mehr als 70.000 Bilder aus allen Blickwinkeln liefern und es dem Betrachter ermöglichen, das verunglückte Schiff in außergewöhnlicher Klarheit zu sehen.
So ruht die Titanic auf dem Grund des Atlantiks
Der Bug des Schiffes ist bis heute noch relativ gut erhalten, während das Heck 800 Meter entfernt auf dem Meeresgrund umgeben von einem riesigen Trümmerfeld liegt. In dem Trümmerfeld befinden sich unzählige Gegenstände, von Schuhen und ungeöffneten Champagnerflaschen bis hin zu Statuen und anderen Überresten des Passagierdampfers.
Das vergessene Schwesterschiff der Titanic
Aber es ist möglich, die Magie der Titanic heute hautnah an Land zu erleben. Das ein wenig in Vergessenheit geratene kleine Schwesterschiff der Titanic, die SS Nomadic, wurde vor der Unglücksfahrt im französischen Cherbourg eingesetzt, um Passagiere und Gepäck zu befördern. Das restaurierte Beiboot kann im Hamilton Dock des Titanic-Museums im nordirischen Belfast besichtigt werden. Die Nomadic wurde von denselben Architekten wie die Titanic entworfen und gebaut. Sie ist das letzte noch verbliebene Schiff der White Star Line.
Die baugleiche Einrichtung
Viele der Möbel und Einrichtungsgegenstände des Schwesterschiffs RMS Olympic gibt es auch heute noch zu sehen. Diese waren mit denen auf der Titanic baugleich und wurden nach der Verschrottung der Olympic verkauft. Sie schmücken heute das White Swan Hotel im englischen Alnwick. Echte Titanic-Fans können sich in der Olympic Suite des Hotels sogar trauen lassen.
Sticht die Titanic wieder in See?
Außerdem laufen derzeit zwei Projekte, die das legendäre Schiff wieder zum Leben erwecken wollen. Eines davon soll die Hauptattraktion des Romandisea-Themenparks im chinesischen Sichuan werden. Der Titanic-Nachbau wird von der chinesischen Firma Seven Star Energy finanziert.
Die Titanic II
Im April 2012 gab der australische Milliardär Clive Palmer bekannt, die Titanic II bauen zu wollen – eine nahezu maßstabsgetreue Kopie, deren Baukosten auf 500 Millionen US-Dollar (420 Mio. Euro) geschätzt werden. Einen Termin für den Stapellauf gibt es für beide Projekte noch nicht, die zwei Schiffe befinden sich aber im Bau.
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