Diese Naturwunder sind für immer verschwunden
Sehenswürdigkeiten der Natur, die nicht mehr sind
Viele von uns träumen davon den Grand Canyon zu besuchen, das Great Barrier Reef zu erkunden oder die Nordlichter zu sehen. Doch es gibt einige erstaunliche Sehenswürdigkeiten, die wir leider nie mehr auf unsere Wunschzettel schreiben können. Von Felsbögen, die den Wellen zum Opfer fielen, zu Gletschern, die der Klimawandel wegschmolz: Entdecken Sie die atemberaubenden Wunder der Natur, die für immer verschwunden sind.
Dedo de Dios („Finger Gottes“), Agaete, Gran Canaria, Spanien
Der Dedo de Dios – auf Deutsch „Finger Gottes“ – lag einst nahe Agaete an der Küste von Gran Canaria. Es handelte sich um eine extrem dünne Basalt-Nadel, die ihren Namen ihrer fingerähnlichen Form verdankt. Die Formation, die der Schwerkraft zu trotzen schien, inspirierte Künstler und war ein Wahrzeichen der Region.
Dedo de Dios („Finger Gottes“), Agaete, Gran Canaria, Spanien
Doch der wundersam hohe und dünne Fels konnte sich auf Dauer nicht halten. Als das Sturmtief „Delta“ 2005 über die Kanaren zog, stürzte der obere Teil der Säule ins Meer und nur der Rumpf blieb zurück. Die Restformation wurde in Roque Partido umbenannt, was so viel heißt wie „gebrochener Fels“.
Pink and White Terraces, Lake Rotomahana, Neuseeland
Dieses herrliche Gemälde des Künstlers Charles Blomfield aus dem Jahr 1882 scheint eine Fantasielandschaft zu zeigen. Doch die dargestellten rosa Formationen gab es einst wirklich. Man nimmt an, dass sich die Pink and White Terraces am Ufer des Rotomahana-Sees im Norden der neuseeländischen Nordinsel bildeten, als kochende Geysire heißes Thermalwasser über die Uferböschung des Sees spülten. Das Wasser kühlte sich ab und es entstanden geschichtete Terrassen, die sich durch schwefelhaltige Mineralien rosa färbten.
Pink and White Terraces, Lake Rotomahana, Neuseeland
Doch das Naturphänomen, das einst als das 8. Weltwunder galt, wurde 1886 zerstört, als der Vulkan Mount Tarawera ausbrach und der Rotomahana-See dadurch auf mehr als das 20-Fache seiner einstigen Größe anschwoll. Seither liegen die Terrassen 60 Meter tief unter Wasser. Im März 2021 veröffentlichte das neuseeländische Forschungsinstitut GNS Science eine Karte, die detailliert und mit einer 400 Mal besseren Auflösung als zuvor zeigt, an welcher Stelle sich das Naturwunder einst befand.
Wawona Tree, Yosemite-Nationalpark, Kalifornien, USA
Der Wawona Tree, hier auf einem Foto von 1918, war ein uralter Riesenmammutbaum im Yosemite-Nationalpark. 1881 sägte man einen Tunnel durch seinen Stamm, so dass Besucher sich dabei fotografieren lassen konnten, wie sie durch den Baum spazierten oder mit dem Auto durchfuhren. Solche Tunnel wurden im 19. Jahrhundert auch in einige andere Bäume in US-Nationalparks geschnitten, um Touristen anzulocken.
Wawona Tree, Yosemite-Nationalpark, Kalifornien, USA
Doch es schadet einem Baum erheblich, wenn man so in seinen Stamm hineinschneidet. Darum war der Wawona Tree bereits strukturell geschwächt, als 1968-1969 ein strenger Winter mit Stürmen und heftigen Schnee- und Regenfällen kam. Im Februar 1969 fiel der Baum um. Er war zu dem Zeitpunkt beeindruckende 2.100 Jahre alt und stattliche 71,30 Meter hoch.
Hetch Hetchy Valley, Yosemite-Nationalpark, Kalifornien, USA
Das Hetch Hetchy Valley war so schön, dass es lange mit dem nahe gelegenen Yosemite Valley verglichen wurde. Flüsse und Gletscher hatten das steile, U-förmige Tal über Jahrtausende aus dem Granit der Sierra Nevada geschliffen. Benannt wurde es nach dem Wort „hetchetci“, mit dem die Ureinwohner vom Stamm der Miwok die Samen eines Grases bezeichneten, das einst überall im Tal wuchs. Fotos aus der damaligen Zeit zeigen zudem viele Bäume und Pflanzen. Neben den Miwok lebten im Tal viele andere indigene Gruppen.
Hetch Hetchy Valley, Yosemite-Nationalpark, Kalifornien, USA
Heute ist das Tal allerdings 131 Meter tief überflutet. Im Jahr 1913 beschloss der US-Kongress, es in einen Stausee zu verwandeln, der San Francisco mit Trinkwasser und Wasserkraft versorgen sollte. Umweltschützer kämpften dagegen, doch 1938 wurde der O'Shaughnessy-Damm fertiggestellt und das Tal geflutet.
Arbre du Ténéré („Baum der Ténéré“), Ténéré, Sahara-Wüste, Niger
Von uralten Bäumen zu super-isolierten: Der Arbre du Ténéré in der Sahara galt einst als der einsamste Baum der Welt. Rund 400 Kilometer trennten die Akazie, hier auf einem Foto aus dem Jahr 1961, vom nächsten Baum. Die Akazie stammte aus einer Zeit, als der Niger noch deutlich grüner und wasserreicher war. Der Baum war eine Art Wahrzeichen für die Reisenden in der Region.
Arbre du Ténéré („Baum der Ténéré“), Ténéré, Sahara-Wüste, Niger
1973 kam es zu einer Tragödie: Ein Laster fuhr in den Baum, der zu dem Zeitpunkt so berühmt war, dass er selbst in Landkarten eingezeichnet wurde. Er fiel um. Es wurde nie offiziell bekannt gegeben, wer der Schuldige war. Doch viele vermuten, dass es sich um einen betrunkenen Fahrer handelte. Heute steht eine Statue an dem Platz, an dem der Baum wuchs. Der Originalbaum selber befindet sich im Nigrischen Nationalmuseum.
Chacaltaya-Gletscher, Bolivien
Man geht davon aus, dass der Chacaltaya-Gletscher 18.000 Jahre alt wurde, bevor er verschwand. Der Gletscher in der Nähe von La Paz beherbergte einst ein beliebtes Skigebiet, das in schwindelerregender Höhe von 5.421 Metern das höchste der Welt war. Wissenschaftler hatten in den 1990er-Jahren begonnen den Gletscher zu vermessen und prophezeit, dass er bis 2015 verschwunden sein würde.
Chacaltaya-Gletscher, Bolivien
Doch der Klimawandel beschleunigte die Sache und der Gletscher war bereits 2009 fast vollständig weggeschmolzen. Geschätzt stiegen die Temperaturen in der Region zwischen 1976 und 2006 um 0,5 Grad. Das ließ das Gletschereis unerwartet schnell verschwinden. Zurück blieb nur das verlassene, nun etwas gruselige Ski-Resort, das jedes Jahr ein paar Touristen anzieht.
Jeffrey-Kiefer, Yosemite-Nationalpark, Kalifornien, USA
Es gab Viele, die die Jeffrey Pine für den meistfotografierten Baum der Welt hielten. Vom Wind auf eine fast unglaubliche Weise gebeugt bot die Kiefer, deren Alter 2003 auf rund 400 Jahre geschätzt wurde, eine besonders markante Silhouette vor dem Hintergrund des Yosemite-Nationalparks. 1940 machte der US-Fotograf Ansel Adams den Baum durch ein Bild berühmt und danach zog er Fotografen und Naturliebhaber aus aller Welt an.
Jeffrey-Kiefer, Yosemite-Nationalpark, Kalifornien, USA
Leider fiel die prächtige Kiefer schließlich just dem rauen Wetter zum Opfer, dem sie ihre unverwechselbare Gestalt verdankte. Sie vertrocknete während einer Dürre 1977, stand aber noch weitere 25 Jahre, bevor mehrere Stürme sie im August 2003 umwarfen. Ihre Überreste wurden vor Ort belassen, so dass Besucher sie weiterhin sehen und fotografieren können.
Wall Arch, Arches-Nationalpark, Utah, USA
Wall Arch, Arches-Nationalpark, Utah, USA
In der Nacht vom 4. August 2008 kam es allerdings zu einer Katastrophe. Verwitterungsprozesse hatten über die Jahrhunderte die Mineralien weggefressen, die den Felsen zusammenhielten, so dass er immer dünner und einsturzgefährdeter wurde. Was in jener Nacht akut zum Kollaps führte, ist nicht bekannt. Doch als Mitarbeiter des Nationalparks die Stelle einige Tage später besuchten, fanden sie Spannungsrisse im Fels, die die Ursache gewesen sein könnten.
Okjökull-Gletscher, Island
Noch vor etwa 100 Jahren bedeckte der Okjökull-Gletscher in West-Island 16 Quadratkilometer und war mehr als 49 Meter dick. Der Gletscher auf dem Gipfel des Vulkans Okjökull hatte sich vermutlich vor rund 700 Jahren gebildet und wurde vom isländischen Wetterdienst jahrzehntelang beobachtet. Nach Aussage des Gletscher-Experten Oddur Sigurdsson schmolz der Schnee auf dem Gletscher schneller, als neuer dazukam.
Okjökull-Gletscher, Island
Im Jahr 2014 wurde der Gletscher offiziell für tot erklärt. Das mag in Bezug auf einen Eisklumpen seltsam klingen. Aber auf Gletschern verfestigt sich der Schnee normalerweise unter so viel Druck, dass sie sich bewegen. Beim Okjökull nahm das Volumen so sehr ab, dass dies nicht mehr möglich war, und so galt er fortan als offiziell tot. Man brachte eine Gedenktafel an, und 2019 hielten Klimaschutzaktivisten eine Beerdigung für den Gletscher ab – der erste, der in Island seinen Gletscher-Status verloren hatte.
Poopó-See, Bolivien
Der Poopó-See liegt im Herzen der Anden auf einer Höhe von 3.700 Metern und war einst der zweitgrößte See Boliviens. Noch vor wenigen Jahrzehnten erreichte er während der Regenzeiten eine Ausdehnung von 3.000 Quadratkilometern. Er bot Lebensraum für rund 200 Tierarten, darunter Fische, Vögel und viele Flamingos. Er war auch eine wichtige Wasser- und Angelstelle für das indigene Urus-Muratos-Volk.
Poopó-See, Bolivien
Doch der einst blühende See fiel der Klimakrise zum Opfer. Eine vom El Niño ausgelöste Dürre ließ den See Ende 2015 vollständig austrocknen. Zurück blieb nur eine Salzwüste. Und obwohl der See schon in der Vergangenheit gelegentlich verdunstet und dann wieder zurückgekommen war, blieb er dieses Mal trocken. Forscher befürchten, dass er für immer verschwunden sein könnte. Nicht nur der Klimawandel ist daran schuld, sondern auch Bauern und Bergleute, die Wasser von seinen Zuflüssen abzapften.
Mehr: Die Auswirkungen des Klimawandels in schockierenden Bildern
Duckbill Rock („Entenschnabel-Felsen“), Cape Kiwanda, Oregon, USA
Benannt nach seiner Form, die an einen Entenschnabel erinnert, zierte dieser Felsen seit den frühen 1900er-Jahren die Küste von Cape Kiwanda in Oregon. Der zwei mal drei Meter große Fels hatte seine charakteristische Gestalt über Jahrtausende angenommen und war bei Touristen, Einheimischen und Fotografen gleichermaßen beliebt.
Duckbill Rock („Entenschnabel-Felsen“), Cape Kiwanda, Oregon, USA
Als sich im August 2016 herumsprach, dass der Felsen eingestürzt war, betrauerten viele Menschen den Verlust. Doch ihre Trauer schlug schnell in Empörung um, als herauskam, was den Kollaps verursacht hatte. Im September tauchte ein Video auf, das zeigte, wie Vandalen den Felsen absichtlich umkippten. Einer erklärte dem Mann, der das Video filmte, dass er sich an dem Felsen verletzt hatte und ihn nun mit seinen Kumpanen umwarf, weil er ein „Sicherheitsrisiko“ darstelle. In den sozialen Medien gedachten zahlreiche Menschen dem Felsen, während Ortsansässige ihren Ärger über den Vandalismus ausdrückten.
Strand von Legzira, Provinz Tiznit, Marokko
Wenige Küstenabschnitte auf der Welt sind so atemberaubend schön wie die marokkanische Atlantikküste, wo der Legzira-Strand liegt. Der felsverwitterte Küstenabschnitt war lange berühmt für zwei charakteristische Felsbögen, die Touristen und Fotografen aus aller Welt anzogen. Der Sonnenuntergang gilt als der beste Zeitpunkt für einen Besuch, weil dann die ganze Küste rot leuchtet.
Strand von Legzira, Provinz Tiznit, Marokko
Ende 2016 stürzte eine der beiden Felsformationen ein und hinterließ nur einen Haufen Geröll am Ufer. Die genaue Einsturzursache ist nicht bekannt, doch schon im März des Jahres war ein großer Riss aufgefallen und es wird vermutet, dass der starke Wellengang eine Rolle spielte. Auch für den zweiten Bogen läuft die Zeit aus, da das Meer immer weiter gegen ihn anrennt.
Azure Window („Blaues Fenster“), Gozo, Malta
Das Azure Window auf Malta war eines der wohl meistfotografierten Felstore der Welt. Der auf der Insel Gozo gelegene Kalksteinbogen – Drehort für die Fernsehserie „Game of Thrones“ und mehrere bekannte Filme – stand ganz hoch auf der Liste der beliebtesten Attraktionen Maltas.
Azure Window („Blaues Fenster“), Gozo, Malta
Doch ließen schwere Stürme das Tor im März 2017 einstürzen. Obwohl erwartet worden war, dass die Erosion den Bogen irgendwann zerstören würde, kam der Kollaps unerwartet früh, beschleunigt durch raues Wetter. Joseph Muscat, Maltas damaliger Premierminister, bezeichnete den Verlust des Wahrzeichens als „herzzerreißend“.
Larsen-Schelfeis, Antarktis
Ende des 19. Jahrhunderts hatte das Larsen-Schelfeis in der Antarktis noch eine Ausdehnung von 86.000 Quadratkilometern. Doch der Klimawandel und damit verbundene deutliche Anstieg der Lufttemperaturen in der Antarktis lassen es besorgniserregend schnell schrumpfen. 1995 löste sich ein erster Abschnitt, bekannt als Larsen A.
Larsen-Schelfeis, Antarktis
Anfang 2002 zerfiel ein weiterer Abschnitt, Larsen B. Seither sind nur noch zwei Fünftel des ursprünglichen Schelfeises übrig. Doch 2017 läuteten erneut die Alarmglocken, als in einem einzigen Rutsch ein großer Eisberg von Larsen C abbrach und marinen Lebensraum freisetzte, der seit 120.000 Jahren verborgen gewesen war. Wissenschaftler des britischen Polarforschungsprogramms British Antarctic Survey glauben aber, dass das Larsen-C-Schelfeis noch gerettet werden kann, wenn es schnell genug Maßnahmen zur Eindämmung der Emissionen und des Klimawandels gibt.
London Bridge, Victoria, Australien
Die Felsformation London Bridge, benannt nach der britischen Brücke, der sie so sehr ähnelte, zierte einst die Südwest-Küste Australiens an der Great Ocean Road in Victoria. Es hatte hunderte von Jahren gedauert, bis die Erosion den Bogen herausgeschliffen hatte. Doch dann fiel er in einer Nacht in sich zusammen...
London Bridge, Victoria, Australien
Als die legendäre Formation am Abend des 15. März 1990 kollabierte, wurden die Rufe laut: „Die London Bridge stürzt ein.“ Zwei Touristen waren nur wenige Minuten zuvor noch über die Felsbrücke gelaufen – glücklicherweise wurde beim Einsturz aber niemand verletzt. Obwohl die Felsverbindung zum Festland nun fehlt, steht noch ein kleinerer Bogen, wie man hier sehen kann. Dieser wird nun London Arch genannt.
Darwins Bogen, Insel Darwin, Galápagos, Ecuador
Benannt nach dem Biologen Charles Darwin, der auf den Galápagos-Inseln seine Evolutionstheorie entwickelte, handelte es sich bei Darwins Bogen um einen atemberaubenden Bogenfelsen vor der gleichnamigen Insel. Das Wahrzeichen war nicht nur wunderschön, sondern auch ein erstklassiges Tauchrevier, in dessen Wasser sich Delfine, Meeresschildkröten, Rochen und Fische tummeln.
Darwins Bogen, Insel Darwin, Galápagos, Ecuador
Am 17. Mai 2021 vermeldete das ecuadorianische Umweltministerium jedoch die Katastrophe: Die Felsformation war eingestürzt. Ein Boot voller Touristen hatte beobachtet, wie die Brücke ins Meer stürzte und nur zwei Felssäulen zurückblieben. Nach Aussage des Umweltministeriums löste natürliche Erosion den Einsturz aus.
Zwölf Apostel, Victoria, Australien
Um es gleich vorwegzunehmen: Es gab nie zwölf dieser Apostel. Die markanten Kalksteinfelsen vor der Küste von Victoria in Australien erhielten ihre Bezeichnung in den 1960er-Jahren und obwohl es schon damals nur neun waren, benannte man sie nach den Zwölf Aposteln der Bibel. Sie entstanden im Lauf von zehn bis 20 Millionen Jahren, als Verwitterungsprozesse zunächst Höhlen in der Felswand formten, dann Bögen und schließlich Pfeiler.
Zwölf Apostel, Victoria, Australien
Doch die starken Wellen, die die Pfeiler einst aus den Klippen formten, werden sie letztlich auch zerstören. Im Jahr 2005 stürzte der erste Pfeiler ein, ein zweiter folgte 2009. Heute stehen noch sieben, einer davon allerdings weiter draußen im Meer, so dass er vom zentralen Aussichtspunkt nur schlecht zu sehen ist.
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