Hier gibt es noch Bauwerke aus der Ära des Kommunismus
Wahrzeichen aus kommunistischen Zeiten
Mehr als 30 Jahre sind verstrichen, seit der Eiserne Vorhang und die Mauer fielen, aber in manchen Ecken der Welt haben Relikte der kommunistischen Ära bis heute überlebt. Von einem riesigen „UFO“ in Bulgarien über den einbalsamierten Körper von Mao Zedong in China bis zu den Trabbis in Deutschland: Wir führen Sie an die Orte, an denen man noch immer kommunistische Nostalgie findet.
Mumien kommunistischer Führer: Wladimir Lenin, Moskau, Russland
Seit Wladimir Lenins Tod 1924 ist der einbalsamierte Leichnam des sowjetischen Führers in diesem Mausoleum auf dem Roten Platz in der Nähe des Kremls öffentlich aufgebahrt – eine populäre Touristenattraktion. (Der Eintritt ist gratis.) Es war unter den kommunistischen Regimes eine beliebte Sitte Führer einzubalsamieren...
Mumien kommunistischer Führer: Ho Chi Minh, Hanoi, Vietnam
Auch die sterblichen Überreste des vietnamesischen Revolutionsführers Ho Chi Minh können besichtigt werden – obwohl er ausdrücklich nach seinem Tod eingeäschert werden wollte. Das Granitmausoleum in Hanoi wurde Lenins Grabmal in Moskau nachempfunden. Jeden Tag stehen hier normalerweise Menschen Schlange, manchmal stundenlang, um schweigend an seinem Leichnam vorbeigehen zu können.
Mumien kommunistischer Führer: Mao Zedong, Peking, China
Jahrzehntelang regierte Mao Zedong autoritär über Millionen von Menschen. Seit seinem Tod 1976 liegt der Leichnam des Vorsitzenden des chinesischen Zentralkomitees einbalsamiert in einem gläsernen Sarg, drapiert mit einer roten Flagge (auch er hatte das nicht gewollt). Bis heute erweisen ihm Tausende von Chinesen im Mausoleum auf dem Platz des Himmlischen Friedens die letzte Ehre (der Eintritt ist frei).
Grabstätten kommunistischer Führer: Karl Marx, London, Großbritannien
Karl Marx wurde zwar nicht einbalsamiert, doch seine letzte Ruhestätte auf dem Highgate-Friedhof im Norden von London ist heute eine der berühmtesten der Welt, dank der enormen, bärtigen Büste, die das Grab schmückt. In den Marmor des mittlerweile denkmalgeschützten Grabmals ist die letzte Zeile des Kommunistischen Manifests gemeißelt. Ironischerweise liegt Marx neben dem Philosophen Herbert Spencer, der die Redewendung „das Überleben des Stärkeren“ prägte und all das verkörpert, was Marx nicht gewollt hatte.
Grabstätten kommunistischer Führer: Josip Broz Tito, Belgrad, Serbien
Das an ein Gewächshaus erinnernde Gebäude mit dem Namen „Haus der Blumen“ ist die letzte Ruhestätte eines anderen bedeutsamen Kommunisten-Führers. Der ehemalige jugoslawische Präsident Josip Broz Tito, genannt Tito, wurde 1980 inmitten tropischer Pflanzen am Stadtrand von Belgrad beigesetzt. Das Gebäude beherbergt auch seine eher ungewöhnliche Sammlung an Staffelstäben und anderen Erinnerungsstücken.
Grabstätten kommunistischer Führer: Fidel Castro, Santiago de Cuba, Kuba
Fidel Castro zählt zu den erst jüngst verstorbenen Kommunisten-Führern. Seine Asche wurde 2016 auf dem Friedhof Santa Ifigenia in Santiago de Cuba beigesetzt. Mit seinem großen Granitfelsen und der Tafel, auf der nichts außer „Fidel“ steht, wirkt das Grab des kubanischen Revolutionärs eher schlicht. Doch vor der Pandemie entwickelte es sich schnell zu einer Touristenattraktion.
Trabbis, Berlin/Dresden, Deutschland
Der schrullige Trabant war ab den 1950er-Jahren der Stolz des ostdeutschen Kommunistenregimes und ein Symbol der DDR, bis der Ostblock zusammenbrach und die Produktion Anfang der 1990er eingestellt wurde. Sein Design blieb jahrzehntelang unverändert. Einige dieser liebevoll Trabbi genannten Autos sind bis heute auf deutschen Straßen unterwegs.
Trabbis, Berlin/Dresden, Deutschland
In Berlin und Dresden können sich Besucher etwa normalerweise ans Steuer eines Trabanten setzen. Dort werden so genannte Trabbi-Safaris angeboten, die allerdings derzeit Corona-Beschränkungen unterliegen. Die Berliner Tour führt beispielsweise durchs Zentrum, vorbei am Brandenburger Tor, dem Reichstag und den Resten der Berliner Mauer.
Trabbis, Berlin/Dresden, Deutschland
Sobald sich die Dinge normalisieren, können Besucher wieder mit diesen Zweitaktmotoren fahren und mit einem Modell ihrer Wahl als Teil von geführten Trabbi-Karawanen selber durch die Straßen kutschieren. Wissenswertes über die Stadt und die Sehenswürdigkeiten werden dabei in mehreren Sprachen per Autoradio übertragen.
Trabbis, Berlin/Dresden, Deutschland
Beim Design der Trabbis galt: Weniger ist mehr. Entsprechend holprig fällt die Fahrt oft aus. Manche Modelle haben zudem weder einen Blinker noch eine Tankanzeige oder Gurte auf dem Rücksitz. Hier zu sehen ist die restaurierte Innenkabine eines Trabant 600 (P6) von 1963.
Kernkraftwerk Ignalina, Gemeinde Visaginas, Litauen
Fans der Sky-Miniserie „Chernobyl“ werden den hier abgebildeten Reaktor wiedererkennen. Das litauische Ignalina-Kernkraftwerk (INPP) wurde ein Jahr nach der Katastrophe in der Ukraine gebaut und ist eine genaue Kopie des Reaktors in Tschernobyl. Der Reaktor und die Stadt Visaginas (das Gegenstück zu Prypjat) liegen nur anderthalb Autostunden von der Hauptstadt Vilnius entfernt und dienten in der Fernsehserie als Drehort für die Szenen, die vor der Explosion und während der Aufräumarbeiten stattfanden, einschließlich der Filmszenen mit den Tauchern und Bergleuten.
Kernkraftwerk Ignalina, Gemeinde Visaginas, Litauen
Solche Reaktoren der RBMK-Art (Hochleistungs-Reaktoren mit Kanälen) waren das Glanzstück des sowjetischen Kernkraftprogramms. Sie waren billig, unkompliziert in der Herstellung (und ließen sich damit in großen Stückzahlen produzieren), und verglichen mit ihrer Größe erbrachten sie eine außerordentliche Leistung. Derzeit arbeiten rund 2.000 Menschen im Ignalia-Kraftwerk – nur noch etwa ein Drittel so viele wie zu Zeiten des Vollbetriebs. (Der erste INPP-Reaktorblock wurde 2004 stillgelegt, der zweite 2009.) Bis 2038 soll der Reaktor komplett abgebaut sein.
Kernkraftwerk Ignalina, Gemeinde Visaginas, Litauen
Das Kraftwerk kann normalerweise besichtigt werden. Führungen müssen vorab gebucht werden und dauern zweieinhalb Stunden. Zu sehen sind der Reaktorraum, der Turbinenraum und die Blockschalttafel, an der die Besucher mitverfolgen können, wie ein Kraftwerk-Steuerungssimulator arbeitet. Beim Zutritt zur kontrollierten Zone des Kernkraftwerks droht keine Gefahr, aber alle Besucher müssen Schutzkleidung und spezielles Schuhwerk tragen, die Strahlenschutzvorschriften beachten und es vermeiden Türgriffe anzufassen.
Friedhöfe für Sowjet-Denkmäler, Osteuropa
Mit dem Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa kam 1989 auch das Ende für die monumentalen Denkmäler der Ära. Einst Sinnbild für Stärke und Einheit, wurden die bedeutungslos gewordenen riesigen Statuen oft in Straßen und Hinterhöfen entsorgt. Doch in manchen Ländern bekamen die verwaisten Denkmäler eine neue Ruhestätte.
Friedhöfe für Sowjet-Denkmäler, Osteuropa
In Estland, das durch den Fall des Eisernen Vorhangs wieder von der Sowjetunion unabhängig wurde, stellte man die unpopulären Büsten von Wladimir Lenin und Josef Stalin hinter dem Estnischen Geschichtsmuseum nahe Tallinn auf. Manchen fehlen die Hände oder andere Körperteile.
Der Park für die sowjetischen Denkmäler hinter dem Maarjamäe-Palast des Museums ist nach jahrelangen Bauarbeiten inzwischen fertiggestellt. Von Tallinn kommt man am besten mit dem Fahrrad dorthin. Ein landschaftlich schöner Radweg führt entlang der malerischen Ostseeküste nach Pirita. Fahrräder lassen sich normalerweise in Estlands Hauptstadt mieten.
Friedhöfe für Sowjet-Denkmäler, Osteuropa
Ehrenmäler für Lenin, Marx und Stalin kann man auch im Memento Park in Budapest besichtigen. Der Denkmal-Friedhof dort beherbergt 42 Statuen, die einst in der ungarischen Hauptstadt standen und in ihrer Gesamtheit belegen, wie mächtig die Diktatur damals war.
Friedhöfe für Sowjet-Denkmäler, Osteuropa
Lenin, Lenin und nochmals Lenin. Die hier abgebildeten Büsten des Sowjetführers befinden sich im litauischen Grūtas-Park, in dem 86 Ehrenmäler der Sowjetzeit untergebracht sind. Der Park ist unterteilt in mehrere Bereiche, von denen jeder einem anderen kommunistischen Führer gewidmet ist.
Nordkorea
Nordkorea ist das wahrscheinlich geheimnisvollste Land der Welt und die letzte echte Bastion des Kommunismus. Ausländische Touristen dürfen nur auf offiziellen Touren unter Betreuung von regierungstreuen Begleitern ins Land, wobei der internationale Reiseverkehr allerdings derzeit coronabedingt ausgesetzt wurde. Sobald die Führungen wiederaufgenommen werden, können Besucher, die es nicht stört, dass sie ständig unter Beobachtung stehen und ihnen alles vorgeschrieben wird, in der Hauptstadt Pjöngjang die großen Bronzestatuen der früheren Führer des „Einsiedlerreichs“ bewundern: Kim Il-sung (links) und Kim Jong-il. Fotos dürfen nur von vorne gemacht werden – andere Blickwinkel gelten als zu wenig schmeichelhaft.
Nordkorea
Die offiziellen Begleiter werden auch stolz die moderne U-Bahn vorführen, die Touristen unter Aufsicht benutzen dürfen. Allerdings ist es verboten im Zug Einheimische anzusprechen. Zudem dürfen Ausländer nur zwischen zwei Stationen hin und her fahren.
Nordkorea
Sporadisch (die Termine finden alle paar Jahre statt) können Besucher einem riesigen Massentanz im Pjöngjanger Maifest-Stadion beiwohnen. Bei den Arirang-Massenspielen (im Bild) bewegen sich hunderte von Schulkindern und Erwachsenen in abgestimmter Präzision, um die Einheit des Kommunismus zu symbolisieren – für das Land hat das eine enorme Bedeutung.
Nordkorea
Da wir gerade von Kuriositäten sprechen: Nordkoreanische Vergnügungsparks wie dieser hier in Pjöngjang boten früher eine recht ausgefallene Attraktion. Neben Karussells und Enten-Angeln war es populär mit Plastikgewehren auf Bilder von US-Soldaten zu schießen. Mittlerweile wurden allerdings viele Ziele „netter“ gestaltet.
Nordkorea
Das pyramidenförmige Ryugyong-Hotel in Pjöngjang (im Bild), das oft auf Listen der weltweit hässlichsten Bauwerke auftaucht, gilt als das höchste leerstehende Gebäude der Erde und ist seit langem unvollendet. Ausländer dürfen es bis heute nicht betreten und können es bestenfalls aus der Ferne bestaunen.
Busludscha-Denkmal, Schipka, Bulgarien
Das Busludscha-Denkmal nahe der bulgarischen Stadt Schipka ist ein beeindruckendes kommunistisches Bauwerk, das von einem 1.441 Meter hohen Berg den Zentralbalkan überblickt. Mit seiner Form einer futuristischen fliegenden Untertasse und dem hoch aufragenden roten Stern ähnelt es einem auf dem Berg gestrandeten UFO.
Busludscha-Denkmal, Schipka, Bulgarien
Das Busludscha-Denkmal wurde in den 1970er-Jahren von Bulgariens kommunistischer Regierung für die stolze Summe von 14.186.000 Lewa gebaut, umgerechnet gut 31 Millionen Euro. Es war als Tagungshalle für sozialistische Veranstaltungen gedacht. Nach der Fertigstellung 1981 wurde der Bau weniger als zehn Jahre genutzt und dann beim Zusammenbruch des Kommunismus aufgegeben.
Busludscha-Denkmal, Schipka, Bulgarien
Jahrzehnte der Vernachlässigung haben auch im Inneren einen Tribut gefordert. Die Kuppel ist mittlerweile baufällig und das riesige Auditorium von Schutt übersät. Die gruselige Szenerie zieht Graffiti-Künstler an und wurde in Filmen und Musikvideos verewigt.
Busludscha-Denkmal, Schipka, Bulgarien
In jüngerer Zeit haben die Behörden den Zugang zu dem verlassenen Gebäude eingeschränkt. Besucher können aber immer noch der Straße zwischen Kazanlak und Schipka zum Gipfel folgen und um das Fundament laufen. Auch die Aussicht ist hier oben ziemlich eindrucksvoll – vorausgesetzt, man kann seinen Blick von dem seltsamen grauen Riesending neben sich lösen.
Oldtimer, Kuba
Wer nach Havanna fährt, erwartet Oldtimer. Die alten Autos belegen, wie sehr Kuba bis heute vom Kommunismus geprägt wird. Jahrzehntelang erlaubte die sozialistische Regierung unter Fidel Castro nur den Kauf und Verkauf von Autos aus der Zeit vor der Revolution. Als Folge davon sind noch immer rund 60.000 Autos aus dem Baujahr 1959 oder früher auf Kubas Straßen unterwegs. Normalerweise können Besucher mit diesen Oldtimern auf Tour gehen, doch wegen Corona gelten derzeit Einschränkungen.
Oldtimer, Kuba
Fahrten (samt Chauffeur) können gewöhnlich über verschiedene Veranstalter gebucht werden und dauern meist zwei bis drei Stunden. Auf diese Weise können Reisende Sehenswürdigkeiten wie den Platz der Revolution, das Kapitol und die Uferstraße Malecón stilvoll genießen.
Bunker, Albanien
Betonbunker sind in Albanien ein allgegenwärtiger Anblick. Der kommunistische Führer des Landes, Enver Hoxha, ließ sie in den 1960er- bis 1980er-Jahren errichten, weil er in Albaniens Nachbarländer eine Gefahr sah. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs sind die Bunker verlassen. Viele sind mittlerweile baufällig, andere wurden in Museen oder Tierställe umgewandelt – und in einigen kann man sogar übernachten.
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Bunker, Albanien
Man findet diese Bunker wirklich überall im Land, von den Bergen bis zur Küste. Im Durchschnitt stehen pro Quadratkilometer 14,7 dieser Bauten. Sie wurden nie wirklich zu Verteidigungszwecken genutzt und stellen noch immer eines der teuersten und sinnlosesten Regierungsprojekte der Welt dar.
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Bunker, Albanien
Sobald das Reisen wieder sicher ist, können Albanien-Besucher etwa den Bunk'Art (im Bild) besichtigen, einen umgebauten Bunker in der Hauptstadt Tirana, der heute als Museum und Kunstgalerie dient. Manche der Räume entlang seiner zahlreichen Tunnel sehen noch so aus wie unter Hoxhas Herrschaft.
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