Fliegersprache: Mit diesen Codes kommuniziert die Flugzeugcrew
Fliegerjargon entschlüsselt
Für die meisten von uns ist die Luftfahrt eine mysteriöse Welt. Die Crew kommuniziert in einem eigenen Fachjargon aus lauter Abkürzungen, Kommandos und Geheimcodes. Wer diese beherrscht, versteht auch die vielen Entscheidungen und Prozesse, die auf einem Flug hinter den Kulissen ablaufen. Hier entschlüsseln wir die wichtigsten Begriffe der Fliegersprache …
Pax
Dieses Wort haben Sie womöglich schon einmal in einer Unterhaltung zwischen Flugbegleitern mitkommen, wie zum Beispiel: „30 pax onboard.“ Dabei bedeutet „Pax“ nichts anderes als Passagier. Wird in dem Kontext auch das Wort „Payload“ verwendet, ist damit das gesamte Ladegewicht aus Passagieren und Fracht gemeint.
Gate Lice
Der englische Begriff „Gate Lice“, der auf Deutsch so viel wie „Gate-Läuse“ bedeutet und nicht sehr schmeichelhaft ist, steht für übereifrige Passagiere, die sich bereits am Gate versammeln, noch bevor das Boarding ausgerufen wurde. Der Grund dafür ist für gewöhnlich, dass sich die Reisenden ein Fach für ihr Handgepäck in Sitznähe sichern wollen.
Das Crew-Briefing
Das Briefing vor einem Flug findet entweder in einem speziellen Raum im Terminal oder einer ruhigen Ecke entfernt von den Fluggästen statt. Manchmal bespricht die Crew die Lage auch erst an Bord der Maschine, bevor die Passagiere einsteigen. Dabei geht es um die Flugzeit, die Flughöhe sowie spezielle Anforderungen an Crew oder Passagiere, die vom Zielflughafen oder -land abhängen. Der Supervisor stellt Fragen zu Sicherheit und Erster Hilfe, damit das Wissen bei allen auf dem neuesten Stand ist. Auch die Anzahl an Kindern, Vielfliegern und hilfebedürftigen Passagieren an Bord spielt eine wichtige Rolle.
INAD/DEPU/DEPA
Im Briefing vor dem Flug werden die folgenden Passagiere immer hervorgehoben, sollten sie an Bord sein: Der „INAD – Inadmissible Passenger“ hatte schon einmal Visaprobleme bzw. ihm wurde die Einreise verwehrt, der „DEPU – Deportee Unaccompanied“ ist ein unbegleiteter Abgeschobener und der „DEPA – Deportee Accompanied“ ein begleiteter Abgeschobener. Solche Passagiere werden von der Crew besonders aufmerksam beobachtet. Sie sitzen in der Regel in der letzten Reihe der Economy-Class.
PRM
Wenn Sie mitbekommen, wie jemand als „PRM“ bezeichnet wird, handelt es sich um einen Passagier mit eingeschränkter Mobilität – „Passenger with Reduced Mobility“. Die Crew muss wissen, wer während des Fluges Hilfe benötigt, wie etwa einen Rollstuhl, um die Toilette zu benutzen, oder nach der Landung. Auch verletzte Passagiere mit zum Beispiel einem gebrochenen Arm oder Bein sind damit gemeint. Sie dürfen nicht am Notausgang sitzen, obwohl die Reihe mehr Platz bietet.
ABP
ABP steht für „Able Bodied Passengers“, Passagiere ohne körperliche Einschränkungen. Damit sind Passagiere gemeint, die der Crew im Notfall assistieren können. Wer am Notausgang sitzen möchte, muss eine Reihe von Kriterien erfüllen: Das Mindestalter ist 18 Jahre, die Person muss körperlich fit und stark genug sein, um im Erstfall bei der Evakuierung des Flugzeugs helfen zu können.
Runners
Mit „Runner“, was so viel wie „Sprinter“ bedeutet, sind die Leute gemeint, die nach einer verspäteten Landung schnell zu ihrem Anschlussflug laufen. Manchmal wird der Begriff von der Crew oder dem Bodenpersonal verwendet, etwa: „We have runners along the way.“ Je nachdem, wie strikt die Abflugzeit eingehalten werden muss (ein verspäteter Start kostet die Airline Tausende Euro), hebt die Maschine aber ohne sie ab.
Spinners
„Spinners“ sind die Passagiere, die gelegentlich spät auftauchen und keinen zugewiesenen Platz haben. Sie werden so genannt, weil sie zu dem Zeitpunkt bereits aufgeregt hin und her laufen, um noch einen freien Platz im Gepäckfach zu finden.
Last-Minute-Paperwork
Es mag wie ein hastiger Job klingen, dauert in der Regel aber gut eine halbe Stunde. Damit ist alles gemeint, was die Crew vor dem Start noch ins Logbuch eintragen muss. Häufig betrifft das die Berechnung des Ladegewichts, eine Korrektur im Flugplan oder aber Ingenieure müssen noch ihren Bericht abliefern.
Cross-Check
Im Flugzeug hören Sie in den Durchsagen häufig den Begriff „Cross-Check“. Vor dem Start stehen alle Ausgänge im Notfallmodus. Das bedeutet, dass die Notrutschen sich automatisch entfalten, wenn die Tür geöffnet wird. Beim „Cross-Check“ überprüft die Crew, dass beide gegenüberliegenden Türen gesichert sind. Das muss sowohl vor dem Start als auch nach der Landung vor dem Öffnen der Türen sichergestellt werden.
Sin Bin
Haben Sie auch schon einmal in einem Flieger festgesteckt, während andere Maschinen abgehoben sind? Das kann sich wie eine Ewigkeit anfühlen und wird auch mit dem Sitzen auf einer Strafbank, der „Sin Bin“, verglichen. Dabei muss das Flugzeug so lange am Boden bleiben, bis es an der Reihe ist.
SOP
SOP steht für „Standard Operating Procedures“, die Standardabläufe, die die Crew an Bord durchgeht. Davon gibt es unzählige: So gehört der Untersetzer unter einem bestimmten Glas in der Business-Class genauso dazu wie die Kekse, die mit einem Heißgetränk gereicht werden oder das Spielzeug für Kinder. Die Notausgänge müssen frei von Gepäck und die Fensterblenden bei Start und Landung hochgeschoben sein.
Blue Juice
Der „Blue Juice“, der „blaue Saft“, ist nicht etwa ein Code-Wort für Curaçao oder einen anderen exotischen Likör, sondern meint die Flüssigkeit in der Flugzeugtoilette. Wenn Sie mitbekommen, dass dieser ausgegangen ist, sollten Sie am besten warten, bis er nachgefüllt wurde.
Bulkhead
Mit „Bulkhead“ ist die Abtrennung durch einen Vorhang oder eine Wand gemeint, die sich zwischen mehreren Sitzbereichen – oft zwischen zwei verschiedenen Klassen – oder der Flugzeugtoilette und der Bordküche befindet. Die Bulkhead-Sitze bieten in der Regel etwas mehr Beinfreiheit als andere Plätze.
All-Call
Jedes Crewmitglied hat einen zugeteilten Arbeitsbereich im Flugzeug. Wird in einer Durchsage der Begriff „All-Call“ verwendet, ist damit gemeint, dass jeder Flugbegleiter wieder auf seinen Platz gehen soll.
F-A
Nein, damit ist nicht etwa die „Football Association“ gemeint, sondern die Abkürzung steht für Flugbegleiter, die „Flight Attendants“. Die Durchsage „F-As to all-call“ bedeutet also, dass alle Flugbegleiter sich in ihrem Arbeitsbereich melden sollen.
Der erste Offizier
In seiner Ansage vor dem Abflug erwähnt der Pilot manchmal den ersten Offizier („First Officer“), womit der Co-Pilot gemeint ist. Im Flugzeugcockpit sitzt er auf der rechten Seite. Seine Aufgabe kann daraus bestehen, das Flugzeug zu starten oder zu landen und sich mit dem Piloten beim Fliegen abzuwechseln.
Der „heavy“ Pilot
Wenn Sie mitbekommen, dass von einem „heavy Pilot“ die Rede ist, ist damit nicht etwa der Bauchumfang des Piloten gemeint. Vielmehr bedeutet der Ausdruck, dass sich ein Extra-Pilot an Bord befindet. Das kann zum Beispiel auf Langstreckenflügen der Fall sein, damit Piloten ihre vorgeschriebenen Ruhezeiten einhalten können.
Die Crew-Betten
Auf Flügen, die länger als 13 Stunden dauern, schläft die Crew in einer Art Doppelstockbett. Es gibt zwei Ruhezeiten zwischen den beiden Hauptmahlzeiten, die jeweils drei bis fünf Stunden lang sind. Ein Teil der Crew zieht sich in der ersten Hälfte des Fluges zurück, der andere Teil in der zweiten. Die Betten bzw. Ruhebereiche für die Flugbegleiter befinden sich häufig hinten im Flugzeug (oben in einer Boeing 777, einem Airbus A350 und unterhalb der Passagierebene im A380). Die Piloten ruhen sich vorne in der Maschine aus.
Plonkey Kit
Equipment
Mit „Equipment“ – eigentlich „Ausrüstung“ – bezeichnet die Crew das Flugzeug. Wenn also von „Equipment change“ die Rede ist, wurde der Flugbegleiter kurzfristig einem anderen Flug zugeteilt. Es kann aber auch die Notfallausrüstung wie zum Beispiel Feuerlöscher, Brandfluchthauben oder tragbarer Sauerstoff gemeint sein.
Luftlöcher
So wie Gewitter oder Starkregen auftauchen können, werden oftmals auch Luftlöcher angesagt, damit sich die Passagiere auf Turbulenzen einstellen können. Wenn das Flugzeug ein Tiefdruckgebiet durchfliegt, kann die Maschine leicht absacken, was sich zwar mulmig anfühlt, aber kein Grund zur Beunruhigung ist.
Ferry Flight
Wenn Sie mitbekommen, wie ein Crewmitglied über einen „Ferry Flight“ spricht, ist damit ein leeres Flugzeug gemeint, das ohne Passagiere oder Fracht an einen anderen Ort geflogen wird. Normalerweise ist das nur der Fall, wenn ein technischen Problem vorliegt und die Piloten das Flugzeug zurückbringen müssen. Wenn die Reparatur aber mehr als fünf Tage dauert, lässt die Airline die Flugbegleiter als Deadheads an ihren nächsten Einsatzort bringen und nur die Piloten fliegen die Maschine dann zurück.
Outstation
Mit der „Outstation“ ist der Zielort gemeint, an dem die Crew nach einem Flug übernachtet, der aber kein Hauptstandort der Airline ist. In der Regel handelt es sich dabei um einen kleineren Flughafen.
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UM
Das Flight Deck
Wenn Flugbegleiter vom „Flight Deck“ sprechen, sind damit die Piloten im Cockpit gemeint. So zum Beispiel, wenn der Pilot oder sein erster Offizier etwas von der Crew brauchen.
In the hold
Wenn ein Flugzeug zum Beispiel wegen erhöhten Flugverkehrs nicht sofort landen kann, befindet es sich in der Warteschleife, was in der Fliegersprache auch „in the hold“ genannt wird. Die Maschine muss dann kreisen und Anweisungen der Flugsicherung abwarten.
EFC Time
„EFC Time“ steht für „Expected Further Clearance Time“ und wird mit einer Zeitangabe genannt. Damit ist die Zeit gemeint, bis der Pilot aus der Warteschleife erlöst wird und landen darf. Auch auf die Wartezeit vor dem Start kann sich das Kommando beziehen. Mit „Wheels up“ ist wiederum der Zeitpunkt gemeint, zu dem das Flugzeit in der Luft sein muss.
Deadhead
Auch wenn es düster klingen mag, ist ein „Deadhead“ etwas ganz Normales in der Luftfahrt. Damit ist ein Crewmitglied gemeint, das entweder als Passagier nach Hause oder an einen anderen Einsatzort geflogen wird. Zum Beispiel ein Flugbegleiter, der zuerst von Frankfurt nach London reisen muss, um von dort aus seine Arbeit anzutreten.
Prepare for landing
„Prepare for landing“ – fertig machen zur Landung – sagt der Pilot rund fünf bis sechs Minuten vor der Landung durch und will damit nicht nur sagen, dass die Reise fast geschafft ist. Zu dem Zeitpunkt muss sich die Kabinencrew mental auf unerwartete Notfallszenarien vorbereiten, die bei der Landung sowohl im Flugzeug als auch draußen passieren könnten. Die Flugbegleiter gehen dabei durch, wie sie im Notfall am schnellsten reagieren könnten.
CSD
CSD ist der „Cabin Service Director“, der verantwortliche Flugbegleiter in der Kabine einer größeren Maschine. Der CSD beaufsichtigt die Crew und stellt sicher, dass es den Passagieren gut geht. Er schreibt einen Bericht und überwacht alle SOP (Standard Operating Procedures) und SEP (Safety and Emergency Procedures). Sollte es einmal zu Auseinandersetzungen zwischen Passagieren oder Crewmitgliedern kommen, fungiert der CSD als Schlichter.
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