Hier sind die Spuren des Ersten Weltkriegs noch immer sichtbar
Schlachtfelder von einst
Von bröckelnden Festungen und Schlachtfeldern in den Bergen bis hin zu rostigen Geschützstellungen und alten Schiffswracks – überall auf der Welt finden sich noch heute die Spuren des Ersten Weltkriegs. Mithilfe des Buches „Abandoned Places of World War I” von Neil Faulkner lüften wir hier die Geheimnisse und Geschichten einiger dieser verlassenen Stätten.
Festung Edegem, Antwerpen, Belgien
In der belgischen Provinz Antwerpen liegt die bedrohlich wirkende Festung Edegem. Im späten 19. Jahrhundert führte der zunehmende Einsatz und die Macht moderner militärischer Waffen auf der ganzen Welt dazu, dass Städte geschützt werden mussten. Deshalb wurden Festungen wie diese oft in Ringen mehrere Kilometer vom Stadtzentrum entfernt errichtet.
Festung Edegem, Antwerpen, Belgien
Die Festung Edegem war eine von mehreren Anlagen, die unter dem Namen „Großer Schutzwall” bekannt wurden und zu Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 die wichtigste Widerstands- und Schutzlinie Antwerpens bildeten.
Monte Pasubio, Trentino, Italien
Die zerklüfteten 2.000-Meter-Gipfel und felsigen Hochebenen des Massivs Pasubio waren eines der abgelegensten Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs. Hier, im italienischen Trentino, lieferten sich italienische und österreichische Soldaten jahrelang zermürbende Kämpfe in eisigen Felsgräben und Unterständen. Heute erinnern Grenzsteine an die wichtigsten Militäreinheiten, die hier gekämpft haben.
Maschinengewehrbunker, Norfolk, England
Diese kleinen Stahlbetonbunker wurden an Großbritanniens Küsten zur Verteidigung gegen Landkämpfe gebaut. Als die Angst vor einer deutschen Invasion wuchs, entstanden Schützengräben und Bunker als Teil eines größeren Verteidigungssystems zum Schutz von Küstenbatterien, Flugplätzen und Radarstationen an den Verkehrswegen in ganz England. Das Bild zeigt einen Maschinengewehrbunker in Norfolk im Osten Englands.
Fort Hermann, Bovec, Slowenien
Ähnlich wie das nur wenige Kilometer entfernte Fort Kluže befindet sich diese weitläufige österreichisch-ungarische Festung im slowenischen Isonzotal. Das Fort Herman wurde zwischen dem späten 19. und dem frühen 20. Jahrhundert erbaut, um einen wichtigen Pass in der Nähe des Berges Rombon nördlich des Flusses Isonzo zu schützen. Wenn sich die Kämpfe den Berg hinauf ausbreiteten, erwiesen sich Festungen wie diese aber als nutzlos.
SS Heroic, Sydney, Australien
Dieser Dampfschlepper mit Stahlrumpf wurde ursprünglich im englischen Newcastle für Thomas Fenwick, einen in Sydney ansässigen Schlepper, gebaut. Die Royal Navy setzte das Schiff während des Ersten und Zweiten Weltkriegs für Rettungseinsätze vor den Scilly-Inseln ein, bevor es in den 1970er-Jahren als Altmetall verkauft wurde. Heute rottet das Wrack in Australien vor sich hin.
Fort Mississauga, Ontario, Kanada
Das an der Mündung des Niagara River in Kanada gelegene Fort Mississauga wurde während des Krieges zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien im Jahr 1812 errichtet. Das Fort verfügt über einen kastenförmigen Backsteinturm und sternförmige Erdarbeiten, die in seiner Art einzigartig in Kanada sind. Wie die meisten verlassenen Festungsanlagen wurde auch Fort Mississauga während des Ersten Weltkriegs für militärische Ausbildungszwecke genutzt.
Festung Przemysl, Polen
Dieser österreichisch-ungarische Festungskomplex in Polen erstreckt sich über die Ausläufer der Karpaten. Er wird als eine der größten permanenten Festungsanlagen in Europa angesehen. Im Jahr 1914 verfügte die Festung Przemysl über drei Verteidigungslinien: Der äußere Ring hatte einen Umfang von etwa 45 Kilometern mit 17 Hauptforts, während das innere Verteidigungssystem 21 Forts umfasste. Während des russischen Angriffs im September 1914 war die Festung Przemysl mit fast 130.000 Soldaten besetzt. Im März 1915, nach 180 Tagen, ergaben sich die Männer schließlich den Russen, weil sie ausgehungert waren.
Maggio, Trentino, Italien
Dieses Bild zeigt eine Reihe ehemaliger Schützengräben aus dem Ersten Weltkrieg, die über den Berg Maggio in Italien verteilt sind. Die Schützengräben waren strategisch so positioniert, dass sie eine klare Sicht auf Gefechte unten am Berg ermöglichten.
Scheinwerferstellung, Blyth Battery, England
Diese an der Küste von Northumberland gelegene Verteidigungsanlage Englands wurde 1916 zur Verteidigung des Landes gegen deutsche Seeangriffe gebaut. Die von der Durham Fortress Engineers RE entworfene Blyth Battery verfügte über zwei Suchscheinwerfer und zwei 15-Zentimeter-Schnellfeuerkanonen, die von rund 80 Männern bedient wurden. Inzwischen ist die Blyth Battery ein Kriegsmuseum, das von Freiwilligen betrieben wird.
Heiliger Wald, Ypern, Belgien
Im sogenannten Heiligen Wald, der auf einem Hügel über der belgischen Stadt Ypern liegt, gibt es eine sehr gut erhaltene Reihe von Schützengräben. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1918 kehrte eine Bauersfamilie zu ihrem vom Krieg verwüsteten Grundstück zurück und beschloss, die zurückgelassenen Schützengräben zu erhalten. Heute ist der Heilige Wald mit seinem Wirrwarr aus Stacheldraht, Granatenlöchern und zersplitterten Bäumen eine unheimliche Erinnerung an die Schrecken des Krieges. Inzwischen befindet sich auf dem Gelände auch ein Museum.
Schützengräben und Befestigungen, Cinque Torri, Dolomiten, Italien
Innerhalb der markanten Felsformationen befand sich ein Netz von Maschinengewehrstellungen, Schützengräben, Beobachtungsposten und militärischen Unterkünften. Inzwischen wurden die Schützengräben teilweise rekonstruiert, restauriert und als Freilichtmuseum für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Festung Kaunas, Litauen
Dieser riesige Verteidigungskomplex in Litauen wurde zwischen 1882 und 1915 erbaut und sollte die westlichen Grenzen des Russischen Reiches schützen. Im Jahr 1915 hielt die Festung Kaunas elf Tage lang einem Angriff stand, bevor sie von der deutschen Armee eingenommen wurde. Das beeindruckende Fort galt als eine der modernsten Festungsanlagen des Russischen Reiches.
Fort 48 Batowice, Krakau, Polen
Dieses unheimliche Fort war Teil eines äußeren Rings österreichisch-ungarischer Artillerieforts aus der Vorkriegszeit, die Krakau in Südpolen umgaben. Das in den 1880er-Jahren erbaute Fort 48 Batowice ist ein hervorragendes Beispiel für ein typisches Artilleriefort des Ersten Weltkriegs, dessen äußerer Ring einen inneren Ring, der möglicherweise eine mittelalterliche Stadtbefestigung war, umschloss und bewachte. Das sehr gut erhaltene Fort wurde bis 1974 vom Militär genutzt. Dann wurde es in ein Lagerhaus umgewandelt, neben dem heute ein Wanderweg entlangführt.
Munition, Gallipoli, Türkei
Dieses Bild zeigt eine Sammlung von gebrauchten Mauser-Patronen auf der Halbinsel Gallipoli in der Türkei. Während des Ersten Weltkriegs war das deutsche Mauser-Gewehr 98 das Standardgewehr der osmanischen Infanterie.
Monte Cengio, Trentino, Italien
Am südwestlichen Ende der italienischen Hochebene von Asiago spielte der Monte Cengio während des Krieges eine entscheidende Rolle für die italienische Verteidigung. Der über 1.350 Meter hohe Felsen wurde im Juni 1916 bei einem österreichisch-ungarischen Angriff eingenommen, bis die italienische Armee zum Gegenangriff überging und ihn zurückeroberte. Die meisten der noch erhaltenen Befestigungsanlagen auf dem Monte Cengio wurden ein Jahr später, 1917, errichtet.
Artilleriestellung, Zovetto, Italien
Nach der Schlacht von Caporetto im Jahr 1917, in der die italienischen Streitkräfte gezwungen waren, sich vor einer deutsch-österreichischen Offensive zurückzuziehen, wurden im November desselben Jahres britische Verstärkungen an die italienische Front entsandt. Dieses Bild zeigt eine Reihe von geschickt getarnten Geschützpforten, die 1918 von britischen Artilleristen gebaut wurden. Dahinter wurden weitläufige Galerien in den Fels geschlagen.
Karpaten, Europa
In den Karpaten, die sich über Mittel- und Osteuropa erstrecken, fanden Kriege zwischen russischen und österreichisch-ungarischen Truppen statt. Während des Ersten Weltkriegs wurde der Gebirgskrieg an vielen der höchsten Hänge Europas ausgetragen. Auf diesem Bild ist die frühere Frontlinie zwischen deutschen und russischen Truppen zu sehen, wobei der Blick auf die Schlachtfelder in den Wolken frei ist.
SS Ayrfield, Sydney, Australien
Dieses verlassene Frachtschiff steht gespenstisch inmitten von der Homebush Bay in Sydney. Die 1911 in England gebaute SS „Ayrfield“ beförderte Kohle zwischen Newcastle und Sydney, bevor sie während des Zweiten Weltkriegs als Transportschiff für Australien eingesetzt wurde. In den 1970er-Jahren wurde das Schiff schließlich außer Dienst gestellt. Inzwischen sind die rostigen, verfallenen Überreste überwuchert. Das Schiffswrack trägt deshalb den Spitznamen „schwimmender Wald” und ist eine außergewöhnliche Attraktion in Sydney.
Schützengräben und Befestigungen, Cinque Torri, Dolomiten, Italien
Cinque Torri in Italien, auf Deutsch „Fünf Türme”, war während des Ersten Weltkriegs Schauplatz von Kämpfen zwischen österreichischen und italienischen Truppen. Das Gebiet wurde von der italienischen Armee besetzt, die dort ihr Artilleriehauptquartier und eine Verteidigungslinie errichtete, um österreichische Gegenangriffe zu verhindern.
Geschützstellung, Možic, Slowenien
Dieser Geschützturm aus Stahl befindet sich auf dem Berg Možic in Slowenien und ist nur einer der wenigen erhaltenen und sichtbaren Teile eines unterirdischen Komplexes aus Tunneln und Kammern. Die Geschützstellung wurde strategisch günstig auf einem Berggipfel mit Blick auf den Fluss Isonzo positioniert.
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Alle Bilder wurden mit Genehmigung des Autors dem Buch „Abandoned Places of World War I“ von Neil Faulkner entnommen. Das Buch wurde von Amber Books Ltd. veröffentlicht und ist bei Amazon erhältlich.
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