So kämpfen diese Touristenziele gegen zu viele Besucher
Orte, die Übertourismus einschränken
Auslandsreisen sind nach der Corona-Pandemie wieder in vollem Gang. Seit 2022 dürfen Fernweh-Geplagte etwa auch in Japan und Neuseeland wieder uneingeschränkt einreisen. Mit Aufhebung der Regeln kamen vielerorts die Massen zurück. Doch die sind nicht überall willkommen. Einige besonders beliebte Destinationen haben sich dazu entschlossen, die Besucherzahlen zu begrenzen, um den Tourismus nachhaltiger zu gestalten. Lesen Sie auf den folgenden Seiten, mit welchen Maßnahmen einige Top-Reiseziele weltweit dem Massentourismus abgeschworen haben.
Amsterdam, Niederlande
Amsterdam ist mit seinen hübschen Kanälen und der historischen Architektur ein Besuchermagnet. Doch die Menschenmassen, die die niederländische Hauptstadt in den letzten Jahren überschwemmt haben, werden den Bewohnern langsam zu viel. Die Stadt kündigte deshalb im November 2022 einen neuen Plan an, um Amsterdam wieder lebenswerter zu machen. So wird etwa die Zahl der Kanalfahrten beschränkt, die Lokale im Rotlichtviertel müssen früher schließen, um Randalen vorzubeugen, und die Richtlinien für Ferienvermietungen und Gästehäuser werden verschärft.
Französisch-Polynesien
Die Gesamtfläche der Inselgruppe von Französisch-Polynesien entspricht in etwa der Größe von Paris und London zusammen. Der große Unterschied ist allerdings, dass sich die Landmasse auf 130 Inseln im Südpazifik verteilt. Damit die winzigen Inseln nicht von Sonnenhungrigen überrannt werden, wurde im November 2022 eine Beschränkung im Verhältnis 1:1 (Touristen und Einwohner) eingeführt. Diese soll vorerst bis 2027 gelten. Im Klartext bedeutet die Regelung, dass pro Jahr nur noch 280.000 Touristen auf die Inseln kommen dürfen.
Bhutan
Bhutan, ein Vorreiterland in Sachen nachhaltiger Tourismus, hat einen etwas anderen Ansatz gewählt, um die Besucherzahlen in Schach zu halten: Das kleine Königreich am Rande des Himalayas, das seine Grenzen im September 2022 wieder geöffnet hat, bittet Reisende kräftig zur Kasse. Pro Nacht ist nun eine Nachhaltigkeitsgebühr von 190 Euro fällig. In den Jahren vor der Pandemie waren es noch 62 Euro gewesen. Mit dem Geld werden unterschiedliche Projekte unterstützt, etwa das Pflanzen von Bäumen, die Instandhaltung von Fußwegen, die Ausbildung des Tourismus-Personals sowie das Bildungs- und Gesundheitswesen im Land. Bhutan ist eines der wenigen Länder weltweit, das CO2-negativ ist – es kompensiert also mehr Emissionen als es produziert.
Machu Picchu, Peru
Auch die Inkastadt Machu Picchu ist ein äußerst beliebtes Reiseziel. Im Jahr 2021 pilgerten rund 448.000 Besucher zu der heiligen Stätte, im letzten Jahr vor der Pandemie (2019) waren es satte 1,5 Millionen gewesen. Um das antike Wahrzeichen zu bewahren, wurden die Touristenzahl pro Tag nun auf 4.044 begrenzt. All jene, die Machu Picchu besuchen wollen, müssen vorab eine Eintrittskarte kaufen. Zudem darf die Anlage nur noch gemeinsam mit einem Reiseführer betreten werden. Die Gruppengröße ist auf zehn Personen begrenzt.
Dubrovnik, Kroatien
Dubrovnik wurde derart von Touristen überschwemmt, dass die UNESCO 2016 androhte, der kroatischen Stadt das Prädikat Weltkulturerbe zu entziehen. Diese kündigte daraufhin eine Reihe von Maßnahmen an, um die Überfüllung einzudämmen. Die Zahl der Kreuzfahrtpassagiere, die pro Tag in Dubrovnik von Bord gehen, wurde auf 4.000 begrenzt, Souvenirstände gibt es nun 80 Prozent weniger und Restauranttische und -stühle wurden um 30 Prozent reduziert.
Santorin, Griechenland
Auch für die postkartenreife griechische Insel Santorin sind Kreuzfartschiffe eher Fluch als Segen. Das Eiland, bekannt für seine blau-weißen Häuser in dramatischer Hanglage, zog im Jahr 2018 unglaubliche zwei Millionen Touristen an. An einigen Tagen sollen allein bis zu 18.000 von ihnen Kreuzfahrtpassagiere gewesen sein. Um dem entgegenzuwirken, wurde die erlaubte Zahl von letzteren 2019 auf 8.000 pro Tag begrenzt.
Nationalparks in den USA
Die USA und ihre Territorien haben 423 Nationalparks, die mehr als 34 Hektar der Gesamtfläche des Landes umfassen. Sie sind perfekt für Einheimische und Touristen, die die unglaublichen Naturlandschaften genießen wollen, doch einige laufen Gefahr, von Besucherströmen überrannt zu werden. Inzwischen haben viele Online-Reservierungssysteme eingeführt, um die Zahl der Besucher begrenzen zu können, darunter die Nationalparks Acadia (im Bild), Arches, Glacier, Rocky Mountain, Shenandoah und Zion.
Spanien
Spanien hat in den Sommermonaten vielerorts mit Touristenmassen zu kämpfen – und in der Folge Einschränkungen eingeführt. So dürfen etwa in Andalusiens Doñana-Nationalpark pro Tag nur noch 886 Personen auf die Pfade zwischen Huelva, El Acebuche und El Rocío. Die baskische Insel San Juan de Gaztelugatxe hat die Obergrenze auf 1.500 gesetzt.
Barcelona, Spanien
Die katalanische Hauptstadt Barcelona, berühmt für ihr Essen, die vielen Sonnentage und die einzigartige Gaudí-Architektur, ist seit langem ein Besuchermagnet. Doch auch sie musste strenge Vorschriften erlassen, um zu verhindern, dass Touristen ihre Straßen dauerhaft verstopften. Seit Sommer 2022 dürfen Reisegruppen, die in der Altstadt unterwegs sind, maximal 30 Personen umfassen, in kleineren Vierteln nur noch 15. Auch Megaphone sind verboten. Zudem hat die Stadt 24 ihrer Straßen und Plätze in Einbahnstraßen umgewandelt, um die Massen in Bewegung zu halten.
Mallorca, Spanien
Die Baleareninsel mit ihren vielen Resorts und Stränden zieht jedes Jahr Touristen in Strömen an, sobald es etwas wärmer wird. Damit die Einheimischen nicht völlig überrant werden, hat die Regierung die Zahl der Hotelbetten auf 430.000 reduziert, dazu werden potenziell illegal vermietete Urlaubsquartiere stärker kontrolliert. Klasse statt Masse soll künftig das touristische Motto auf Mallorca lauten.
Mount Everest, Nepal
Im Mai 2019 ging ein schockierendes Bild viral, das Massen von Menschen zeigte, die am Gipfel des Mount Everest Schlange standen. Zu viele Besucher setzen nicht nur dem höchsten Berg der Welt dauerhaft zu, sondern begünstigen auch gefährliche Situationen und mehr Todesfälle. Nepal hat deshalb ein Quotensystem eingeführt, um die Zahl der Bergsteiger in Schach zu halten. Den neuen Regeln zufolge müssen Gipfelstürmer beweisen, dass sie bereits einen weiteren großen Berg erklommen haben. Reiseführer wiederum müssen minndestens drei Jahre Erfahrung haben, um eine Gipfeltour zu leiten.
Frankreich
Mit unglaublichen 90 Millionen Touristen im Jahr 2019 ist Frankreich das meistbesuchte Land der Welt. Kein Wunder also, dass auch hier Beschränkungen gegen Übertourismus notwendig waren. Viele Städte und Inseln im Süden, einschließlich Korsika (im Bild) haben für ihre größten Attraktionen Online-Reservierungssysteme eingeführt. Die Provence und die Côte d’Azur wiederum informieren in der Naviations-App „Waze“ über aktuelle Besucherströme.
Marseille, Frankreich
Die zweitgrößte Stadt Frankreichs ist bekannt für ihre zerklüftete Küste und wunderschöne Strände in der Nähe – absolute Besuchermagneten. Um zu verhindern, dass sich zu viele Menschen gleichzeitig im Calanques-Nationalpark tummeln, wurde die Maximalanzahl von 3.000 auf nur 400 gesenkt, nachdem der Park im Jahr 2021 durch Massentourismus beschädigt worden war. Der Schritt zog ein positives Echo nach sich. Die Reservierung ist kostenlos, muss aber bis zu drei Tage im Voraus erfolgen.
Boracay, Philippinen
Dank ihres türkisblauen Wassers, der unberührten Sandstrände und vielen Palmen verkörpert die philippinische Insel Boracay das tropische Paradies auf Erden schlechthin. Doch die vielen Touristen drohen es zu zerstören. Um das zu verhindern, verlangt die Regierung inzwischen, dass sich alle Besucher bei der lokalen Tourismusbehörde anmelden. So will man sicherstellen, dass sich zu keinem Zeitpunkt mehr als 19.215 Besucher auf der Insel befinden.
Antarktis
Angesichts der Tatsache, dass die Antarktis enorm wichtig für Naturschutz und Forschung ist und obendrein ein extremes Klima hat, machen hier strenge Vorschriften für Touristen Sinn. Laut Gesetz dürfen gleichzeitig maximal 100 Besucher an Land gehen und ihre Schiffe und Boote dürfen die Tierwelt in keinster Weise stören. Dazu gibt es jede Menge weiterer Vorschriften. Alle Besuche müssen im Voraus von der zuständigen nationalen Behörde genehmigt werden.
Lord Howe Island, Australien
Diese keine Insel nahe Sydney ist bekannt für ihre atemberaubende Naturlandschaft, die sie zu einem beliebten Rückzugsort für Festland-Bewohner und Touristen macht. Da der Erholungswert durch Massentourismus jedoch schnell verloren ginge, erlaubt die Lord Howe Island nicht mehr als 400 Besucher gleichzeitig. Die Zahl der dauerhaften Bewohner beträgt 380.
Verbotene Stadt, China
Die Verbotene Stadt, Pekings ehemaliger Kaiserpalast, zählt zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Chinas. Das 600 Jahre alte Weltkulturerbe hatte zuletzt täglich bis zu 140.000 Touristen angezogen, was die Regierung veranlasste, eine Obergrenze festzulegen: Seit 2015 dürfen pro Tag maximal 80.000 Menschen hinein. Zudem will man die Eintrittspreise in der Nebensaison senken, in der Hoffnung, dass sich die Touristenströme dadurch gleichmäßiger übers Jahr verteilen.
Seychellen
Die Seychellen sind für ihre idyllischen Sandstrände berühmt und haben in den letzten Jahren einen enormen Tourismusaufschwung erlebt. Im Jahr 2018 kamen rund 360.000 Besucher, was in etwa dem Vierfachen der Gesamtbevölkerung des Landes entspricht. Um den Tourismus nachhaltiger zu machen, hat die Regierung beschlossen, den Bau von großen Resorts zugunsten kleinerer einzudämmen. Zudem ist eine Obergrenze der Besucherzahl angedacht.
Brügge, Belgien
Brügge, dank seiner bezaubernden Kanäle auch „Venedig des Nordens“ genannt, ist seit langem ein Touristenmagnet. Doch die vielen Besucher brachten immer mehr Schwierigkeiten für die Stadt und ihre Einwohner mit sich. Der Bürgermeister hat deshalb eine Reihe von Maßnahmen eingeführt, um die sogenannte „Disneyfizierung“ zu verhindern. Die Anzahl der erlaubten Kreuzfahrtschiffe, die in der Stadt anlegen, wurde von fünf auf zwei pro Tag reduziert, zudem appelliert man, dass diese an Wochentagen kommen, um eine Überfüllung zu vermeiden. Auch Werbekampagnen für Tagesausflüge sind verboten. Der Schwerpunkt liegt auf Touristen, die länger bleiben und Geld für Brügges Hotels, Museen und Attraktionen ausgeben.
Fernando de Noronha, Brasilien
Diese vulkanische Inselgruppe vor der Nordostküste Brasiliens wurde wegen ihrer atemberaubenden Landschaft zum UNESCO-Welterbe erklärt. Um die unberührte Natur zu schützen, hat die Verwaltung von Fernando de Noronha beschlossen, den Tourismus einzuschränken. Wer den Nationalpark besuchen will, zahlt Eintritt, der zu 70 Prozent für den Naturschutz verwendet wird. Zudem ist eine tägliche Umweltschutzgebühr für den Erhalt der Inseln fällig.
Venedig, Italien
Venedig mit seinen charakteristischen Kanälen und labyrinthartigen Gassen ist eines der beliebtesten Städteziele Europas. Doch mit bis zu 100.000 Besuchern pro Tag in den vergangenen Jahren war der Touristenmagnet heillos überfüllt. Um dem entgegenzuwirken, müssen deshalb seit Januar 2022 alle Tagesgäste im Voraus ein Eintrittsticket für 5 Euro buchen. Zudem hat die Regierung Kreuzfahrtschiffe aus dem historischen Zentrum verbannt. Diese galten als absolute Umweltsünder und sollen dazu beigetragen haben, dass die Fundamente der Stadt erodieren.
Amalfiküste, Italien
Die Amalfiküste zieht mit ihrer malerischen Lage am Golf von Salerno und den idyllischen Dörfern Besucher in Scharen an. Mittlerweile ist sie jedoch für ihr Verkehrschaos ebenso bekannt wie für ihre Landschaft. Ein neues Regelwerk soll Abhilfe schaffen: Seit Juni 2022 dürfen in der Hauptreisezeit Autos mit ungeraden Nummern nur an ungeraden Tagen zwischen Vietri sul Mare und Positano fahren, die anderen Tage sind für jene mit geraden Nummern reserviert.
Rom, Italien
Italiens Hauptstadt hat bislang keine Beschränkungen und Obergrenzen für Touristen erlassen, geht aber gegen schlechtes Benehmen vor. Das Anbringen von sogenannten „Liebesschlössern“ an Brücken ist mittlerweile ebenso verboten wie Essen in der Nähe von Brunnen. Dazu kassieren Männer, die „oben ohne“ durch die Straßen laufen, Strafen. Sogenannte „Skip-the-Line“-Tickets, die es erlauben, Warteschlangen zu überspringen, dürfen nicht mehr direkt vor beliebten Attraktionen verkauft werden. Auf der berühmten Spanischen Treppe sind zudem Koffer und Kinderwagen verboten.
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