Verewigt im Sand: Unheimliche Geisterstädte in den Wüsten der Welt
Versandet: Vergessene Siedlungen rund um den Globus
In den Wüsten der Welt gibt es mehr verlassene Orte, als man vermuten würde. Die trockenen Ebenen der USA beherbergen eine Vielzahl von Wildweststädten, die sich innerhalb weniger Jahrzehnte von florierenden Bergbaudörfern in leblose Ortschaften verwandelten. Aber auch in Südamerika, Australien und Afrika sind die verfallenen Ruinen einst florierender Städte und Dörfer zu finden, die von der Natur zurückerobert werden. Auf den folgenden Bildern haben wir einige der unheimlichsten vergessenen Siedlungen im Sand zusammengestellt – klicken oder scrollen Sie sich durch.
Calico, Kalifornien, USA
In Calico, das an den staubigen Hängen der gleichnamigen Bergkette liegt, befand sich einst die größte Silbermine Kaliforniens. Im späten 19. Jahrhundert gab es in der 3.500-Seelen-Gemeinde über 500 Minen. Doch als die US-Regierung mit dem „Silver Purchase Act“ den Silberpreis regulierte, wurden die Stollen unrentabel und aufgegeben.
Calico, Kalifornien, USA
Mehr als 100 Jahre lang war Calico eine Geisterstadt, die langsam in Vergessenheit geriet. Dann aber kaufte der Bauer Walter Marvin Knott in den 1950er-Jahren viele der Gebäude und restaurierte sie. Heute ist der Ort eine faszinierende Zeitkapsel, die einen bewegenden Einblick in die Bergbaugeschichte Amerikas bietet.
Calico, Kalifornien, USA
Als Regionalpark am Rande der Mojave-Wüste ist Calico für neugierige Besucher zugänglich. Das alte Schulhaus und die Schmalspurbahn gehören zu den faszinierenden Relikten von damals, die heute besichtigt werden können.
Kolmannskuppe, Namibia
Ein leerstehendes Krankenhaus, ein paar alte Läden und von der sengenden Sonne ausgebleichte Häuser zählen zu den wenigen Gebäuden von Kolmannskuppe, die heute noch erhalten sind. Dabei war die ehemalige Bergbausiedlung in der glühend heißen Namib-Wüste zu Zeiten des Diamanten-Booms in Deutsch-Westafrika Anfang des 20. Jahrhunderts einer der reichsten Orte in Afrika.
Kolmannskuppe, Namibia
Die urdeutsche Kolonialstadt wuchs rasant an, nachdem der Eisenbahnarbeiter Zacharias Lewala hier die ersten Rohdiamanten entdeckt hatte. Rund 1.000 Arbeiter halfen beim Abbau von ungefähr einer Million Karat Diamanten pro Jahr.
Kolmannskuppe, Namibia
Ende der 1920er-Jahre verließen die Einwohner die Ortschaft 14 Kilometer östlich der Hafenstadt Lüderitz jedoch, als man etwa 100 Kilometer südlich auf ein noch größeres Diamantenvorkommen stieß. Heute lebt außer dem einen oder anderen namibischen Wildpferd niemand mehr in dieser unwirtlichen Gegend, die auch den Beinamen „Verbotene Zone" trägt. Die einst pulsierende Siedlung versinkt langsam im Wüstensand.
Humberstone und Santa Laura, Chile
Inmitten der trockenen Wildnis der Atacama-Wüste bieten die verfallenen Überreste eines Theaters, eines Lebensmittelgeschäfts und eines gusseisernen Swimmingpools einen durchaus seltsamen Anblick. Doch die kargen Ebenen in der Nähe von Iquique im Norden Chiles waren einst ein florierender Standort für den Salpeterabbau, an dem sich die Arbeiter in den Städten Humberstone und Santa Laura niederließen.
Humberstone und Santa Laura, Chile
Im 19. Jahrhundert verfügten diese wohlhabenden Städte über 200 Bergwerke und lieferten riesige Mengen an Kaliumnitrat nach Nordamerika und Europa, wo es zu Düngemitteln und Schießpulver verarbeitet wurde. Doch mit der Zeit verlor die Branche an Bedeutung und kam letztendlich ganz zum Erliegen. In den 1960er-Jahren wurden alle Bergwerke in der Region bis auf eines aufgegeben.
Humberstone und Santa Laura, Chile
Humberstone und Santa Laura bilden heutzutage ein geradezu unheimliches Bild von verfallenen Fabriken, Maschinen und ehemaligen Wohnhäusern, die in der marsähnlichen Wüstenlandschaft verstreut sind. Dank einer gemeinnützigen Organisation, die sich für die Erhaltung der historischen Ruinen einsetzt, gehören die Geisterstädte heute zum UNESCO-Weltkulturerbe; einige der Gebäude können sogar besichtigt werden.
Rhyolite, Nevada, USA
Als Anfang des 20. Jahrhunderts riesige Goldvorkommen entdeckt wurden, ließen sich in den Bullfrog Hills im US-Bundesstaat Nevada Tausende von Menschen nieder. Der Ort Rhyolite knapp 200 Kilometer nordwestlich von Las Vegas am Rande des Death Valley war eine von mehreren Bergbausiedlungen, die in der trockenen und trostlosen Einöde der Amargosa-Wüste errichtet wurden.
Rhyolite, Nevada, USA
Rhyolite war ein wohlhabender Ort mit einer florierenden Gemeinde und guter Infrastruktur – darunter eine Schule, Banken, eine Börse und ein Bahnhof. 1907 ereignete sich mit dem Erdbeben von San Francisco jedoch eine der schlimmsten Naturkatastrophen in der Geschichte der USA, und die damit verbundene Finanzkrise bedeutete das Ende der Stadt. Viele Minen in der Region mussten schließen und bereits in den 1920er-Jahren war die einst so lebhafte Stadt völlig verödet.
Rhyolite, Nevada, USA
Heute ist Rhyolite eine der meistfotografierten Geisterstädte des Wilden Westens. Besucher sind fasziniert von den Ruinen, zu denen auch ein gut erhaltenes Eisenbahndepot und das bekannte „Bottle House“ gehören, das aus Hunderten von Adolphus-Busch-Flaschen (heute Budweiser) besteht. In der Stadt wurden auch eine Reihe von Filmen wie „Six-String Samurai“ und „Herren der Lüfte“ gedreht.
Silverton, New South Wales, Australien
Mitten im Outback Australiens erinnert die Geisterstadt Silverton an die Geschichte des Bergbaus des Landes. Der Ort rund 500 Kilometer östlich von Adelaide wird heute besonders gerne für Filmdrehs genutzt. So ist die verlassene Siedlung etwa in dem Actionfilm „Mad Max II – Der Vollstrecker“ zu sehen. Zu besseren Zeiten hatte Silverton Ende des 19. Jahrhunderts 3.000 Einwohner.
Silverton, New South Wales, Australien
Silverton erlebte wie viele Bergbausiedlungen in New South Wales einen plötzlichen Niedergang, sodass zu Beginn des 20. Jahrhunderts kaum noch Einwohner übrig waren. Heute gilt Silverton als eine der Geisterstädte Australiens, die man unbedingt besuchen sollte. Völlig verlassen ist der Ort aber nicht. Zwischen den verfallenen Gebäuden haben einige winzige Galerien und Museen eröffnet, und im uralten Silverton Hotel können Besucher bei einem Glas Bier auf den „Geschmack” vergangener Zeiten kommen.
Goldfield, Arizona, USA
Der Ort Goldfield im US-Bundesstaat Arizona liegt am berühmten Apache Trail (auch bekannt als AZ 88) und entstand, als Ende des 19. Jahrhunderts zwischen den Goldfield-Bergen und den Superstition Mountains Golderz gefunden wurde. Doch der Ort erlebte nur kurzzeitig einen Boom. Nach nur fünf Jahren waren die Goldreserven aber bereits erschöpft, und die Bergleute zogen weiter.
Goldfield, Arizona, USA
Der Ort wurde nie wieder vollständig besiedelt, obwohl hoffnungsvolle Goldschürfer in späteren Jahren mit neuen Abbaumethoden zurückkehrten. Goldfield (später in Youngsberg umbenannt) wurde dem Verfall überlassen.
Goldfield, Arizona, USA
Heutzutage ist dieser historische Bergbauort des Wilden Westens in den Weiten der Sonora-Wüste eine „lebendige" Geisterstadt, in der Ausritte und andere Aktivitäten für Touristen angeboten werden. Es gibt ein Museum, einen authentischen Wildwest-Saloon und unterirdische Führungen durch die einstigen Minen. Der Ort wird von der „Superstition"-Schmalspurbahn umrundet, mit der Besucher eine geführte Stadtfahrt machen können. Nachts finden Geisterführungen statt.
Terlingua, Texas, USA
Der trockene Südwesten von Texas lockt Besucher vor allem mit seinen vom Rio Grande ausgehöhlten Canyons und die hoch aufragenden Chisos-Berge des Big Bend National Park. Aber auch die Geisterstadt Terlingua hat sich mit ihren unheimlichen Ruinen und ihrer künstlerischen Atmosphäre zu einer Attraktion entwickelt.
Terlingua, Texas, USA
Zu ihrer Blütezeit Ende des 19. Jahrhunderts wurde in der damaligen 2.000-Einwohner-Gemeinde im Herzen der Chihuahua-Wüste nahe der mexikanischen Grenze Quecksilber abgebaut. Damals war Terlingua das reichste Quecksilberabbaugebiet Nordamerikas.
Terlingua, Texas, USA
Doch eines Tages war der Boom vorbei und Terlingua war sich selbst überlassen. Abgesehen von einer Reihe von Geschäften und Restaurants, die für Touristen eröffnet wurden, sind die Gebäude – und der unheimliche Friedhof – weitgehend verlassen.
Gwalia, Westaustralien
Verlassene Hütten und leere Autowracks, die in der Hitze vor sich hin rosten, erinnern im Westen Australiens an die besseren Zeiten von Gwalia. Im späten 19. Jahrhundert lebten rund 1.200 Menschen in dieser alten Bergbaustadt, die um eine der größten Goldminen Australiens errichtet wurde.
Gwalia, Westaustralien
Die Minen wurden in den 1960er-Jahren geschlossen, doch haben Gwalia und die umliegenden Goldfelder ihre kulturelle Bedeutung für Westaustralien bis heute nicht verloren. Um die Geschichte des Bergbaus in der Region zu bewahren, wurden enorme Anstrengungen unternommen und 22 Bergarbeiterhütten und weitere Gebäude konnten erhalten werden.
Altstadt von al-Ula, Saudi-Arabien
Das etwa 2.000 Jahre Labyrinth der Altstadt von al-Ula im Nordwesten Saudi-Arabiens ist eine der ältesten Geisterstädte, die weltweit zu finden sind. Die verfallenen Ruinen beherbergen spektakuläre Steinmetzarbeiten aus den alten arabischen Königreichen der Dadaniten und Lihyaniten – ein faszinierender Ort, der sich etwa 400 Kilometer nördlich von Medina in die Sandsteinhügel der arabischen Wüste schmiegt.
Altstadt von al-Ula, Saudi-Arabien
Die ehemals geschäftige Oase in der fruchtbaren Region des al-Ula-Tals ist heute ein Labyrinth aus heruntergekommenen Gebäuden. Sie war einst ein Haltepunkt für Karawanen, die Luxusgüter auf der alten Weihrauch-Handelsroute transportierten.
Altstadt von al-Ula, Saudi-Arabien
Im 7. Jahrhundert wurde die Stadt aufgegeben, dann errichtete man eine Stadtmauer und die Menschen zogen zurück. Erst in den 1980er-Jahren verließen auch die letzten Einwohner den Ort. Angesichts neuer Gerüchte um die Entstehung eines neuen „Kulturzentrums", sollten sich Neugierige beeilen, die die Geisterstadt noch in ihrem ursprünglichen Zustand sehen möchten.
Glenrio, Texas, USA
Einst war Glenrio an der Grenze zwischen Texas und New Mexico ein blühender Ort für Rinderfarmen und Weizenanbau. Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts machten hier viele Durchreisende Halt, die auf der heute weltbekannten Route 66 oder mit der Eisenbahn der Chicago, Rock Island and Pacific Railroad unterwegs waren.
Glenrio, Texas, USA
Das Örtchen hatte gerade einmal 30 Einwohner, verfügte aber über eine Vielzahl von Läden und Betrieben, eine Lokalzeitung sowie eine Tankstelle, um Durchreisende zu versorgen. Allerdings wendete sich das Schicksal von Glenrio in den 1970er-Jahren, als mit dem Interstate-Highway 40 eine Umgehungsfernstraße entstand. Der kleine Raststopp für Autofahrer überlebte damit nicht.
Glenrio, Texas, USA
Die bröckelnden Überreste des alten Motels, des Postamts und der ehemaligen Tankstelle sind alles, was – umgeben von kilometerweiter heißer und staubiger Wüste – von dieser Geisterstadt übrig geblieben ist.
Al Jazirat al Hamra, Vereinigte Arabische Emirate
Im Süden von Ras Al Khaimah in den Vereinigten Arabischen Emiraten befindet sich eine Siedlung aus gespenstisch-leeren Häusern, in der einst Perlenfischer lebten. Al Jazirat al Hamra wurde nach einheimischer Tradition aus Sarooj-Mörtel – einer Mischung aus Kalkstein und Lehm – erbaut und florierte bis ins frühe 20. Jahrhundert.
Al Jazirat al Hamra, Vereinigte Arabische Emirate
Warum die Einwohner den Ort verließen – ob es an Streitigkeiten zwischen den Einheimischen lag oder die Menschen nach der Entdeckung von Öl nach Abu Dhabi zogen – ist unklar. In den leeren Häusern, Schulen und einer Moschee soll es heute angeblich spuken.
Nelson, Nevada, USA
In Nelson, tief in der Wüste von Nevada, machten Pioniere einen ihrer ersten großen Goldfunde im amerikanischen Westen. Die 1861 gegründete Techatticup-Mine und der umliegende Eldorado Canyon befanden sich im Epizentrum des Goldrausches. Damit einher gingen aber auch Gier, Gesetzlosigkeit und sogar Mord.
Nelson, Nevada, USA
Als der Boom Anfang des 20. Jahrhunderts schließlich abflaute, wurde Nelson dem Verfall überlassen. Das Land wechselte schließlich die Eigentümer und einige der alten Gebäude wurden restauriert. Im Wüstengestrüpp finden sich nun neben verfallenen Holzhäusern und einer leer stehenden Kirche auch moderne Ergänzungen wie Ölschilder und eine Tankstelle im Stil der 1950er-Jahre.
Nelson, Nevada, USA
In der unheimlichen Geisterstadt, die nur 45 Minuten mit dem Auto vom berühmten Strip in Las Vegas entfernt liegt, werden auch Führungen durch die Stollen der Techatticup-Mine angeboten.
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