Lufttaxis ohne Piloten, von Robotern gesteuerte Flughäfen und luxuriöse Luftschiffe mit transparenten Böden – was nach Science-Fiction klingt, könnte 2040 schon Realität werden und das Reisen per Flugzeug grundlegend verändern.
Machen Sie sich hier schlau, wie das Fliegen in nicht allzu ferner Zeit aussehen könnte ...
Adaptiert von Sophie Weissensteiner und Rebecca Andel
Stellen Sie sich vor, es ist ein schwüler Nachmittag im Jahr 2040 und Sie sind spät dran für Ihren Flug. Zum Glück können Sie sich die hektische und schweißtreibende Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder die schleppende Autofahrt auf verstopften Straßen sparen und in eines der vielen klimatisierten, pilotlosen Lufttaxis steigen, die mittlerweile zum Alltag gehören.
Allzu lange wird es wohl nicht mehr dauern, bis die Lufttaxis Realität werden. Die Schaffung der rechtlichen Voraussetzungen in einer Branche, die zu den am stärksten regulierten überhaupt gehört, ist nicht einfach, ja – aber derzeit arbeiten eine Reihe von Start-ups und etablierten Unternehmen daran, den weltweit ersten Lufttaxidienst auf den Markt zu bringen.
Dubai könnte die erste Stadt mit einer Flotte von Lufttaxis sein, die Anfang 2026 eingesetzt werden sollen. Mit den elektrischen Modellen des deutschen Unternehmens Volocopter fanden bereits 2016 Testflüge mit Piloten statt. Seither wurden weitere Tests auf der ganzen Welt durchgeführt.
In den USA führte Joby Aviation im November 2023 den ersten Flug eines elektrischen Lufttaxis in New York durch. NASA zufolge soll Jobys elektrischer Senkrechtstarter, der nach dem eVTOL-Prinzip („Electric Vertical Take-off and Landing“) funktioniert, sogar leiser als ein normales Gespräch sein. Somit könnte sich die Lärmbelästigung in Zukunft ziemlich gering halten. Im Juli 2025 folgten weitere Testflüge.
Das deutsche Unternehmen Lilium absolvierte 2019 den ersten erfolgreichen Testflug seines selbstfliegenden Lufttaxis mit fünf Sitzen. Nur vier Jahre später war das Unternehmen das erste, das eVTOL-Jets für den privaten Verkauf in den USA anbot.
Im Januar 2024 kündigte das Unternehmen eine Zusammenarbeit mit dem Flughafenbetreiber Fraport an, um die nächsten Schritte für den kommerziellen eVTOL-Betrieb an Flughäfen zu erkunden. Im Februar 2025 meldete Lilium jedoch zum zweiten Mal Insolvenz an.
Ein weiteres autonomes eVTOL-Luftaxi, das „Ehang 184“, nahm im Februar 2018 im chinesischen Lianyungang seine ersten Testflüge mit Besatzung auf. Fünf Jahre später, im Dezember 2023, führte Ehangs pilotloses Passagierfluggerät „EH216-S“ seine ersten kommerziellen Demo-Flüge in den Städten Guangzhou und Hefei durch.
Im April 2025 gab Ehang bekannt, als weltweit erstes Unternehmen eine Zulassung für den Betrieb von pilotlosen Flugtaxis erhalten zu haben. Das bedeutet, dass dieses Verkehrsmittel in China voraussichtlich in den nächsten drei bis fünf Jahren realisierbar sein wird.
Zurück zu unserem fiktiven Nachmittag inmitten einer Hitzewelle im Jahr 2040: Sie haben den Flughafen dank des schnellen Lufttaxiflugs mit genügend Zeitpuffer erreicht.
Vielleicht nutzen Sie die Gelegenheit, den Virtual-Reality-Raum zu besuchen und sich einen Vorgeschmack auf Ihre bevorstehende Reise zu holen. Schließlich ist das Aufgeben Ihres Koffers jetzt im Nullkommanichts erledigt …
Check-in-Roboter begrüßen Passagiere nach dem biometrischen Scan des Reisepasses mit Namen und kümmern sich um das Gepäck. Und das ist nicht der einzige Service, der ohne menschliches Personal vonstattengeht ...
Maschinen finden sich überall, einschließlich Serviceroboter, die Auskunft geben, Essen servieren oder den Boden reinigen. Laut einer Studie aus dem Jahr 2021 waren fast die Hälfte aller weltweiten Fluggesellschaften und 32 Prozent der Flughäfen aktiv auf der Suche nach Partnerunternehmen zur Entwicklung robotergestützter Prozesse.
Und diese automatisierte Zukunft ist bereits in der Gegenwart angekommen: An mehreren internationalen Flughäfen kommen mittlerweile sogenannte Smart Gates zum Einsatz, die mit Gesichts- und Iriserkennung die Passkontrolle auf nur fünf Sekunden reduzieren.
In anderen Ländern sind die beschriebenen Flughafenroboter bereits am Arbeiten: Seit 2018 setzt der Flughafen Kansai in Japan auf den intelligenten Check-in-Roboter „KATE“. In Genf sorgt der Gepäckroboter „Leo“ für eine reibungslose Kofferaufgabe, während in Südkorea fleißige LG-Roboter den Incheon-Airport sauber halten und Passagieren weiterhelfen.
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Roboter werden künftig auch an den Sicherheitskontrollen im Einsatz sein. Der Prozess soll durch die Verwendung von innovativen Technologien wie Künstliche Intelligenz, Retina- und Fingerabdruck-Scans sowie Gesichtserkennung deutlich effizienter werden.
Im Zuge dieser Veränderungen soll sich auch das Boarding weiterentwickeln. Laut einem Bericht des Luftfahrt-Technologieanbieters SITA aus dem Jahr 2023 werden bis Ende 2026 voraussichtlich 82 Prozent der Fluggesellschaften biometrische Identitätsprüfungen beim Boarding verwenden.
Weiter an unserem Flughafen der Zukunft im Jahr 2040: Nachdem Sie die Sicherheitskontrolle passiert haben, erreichen Sie das Gate. Auf dem Rollfeld scheint der Asphalt durch die Hitze fast zu schmelzen.
Die Folgen des Klimawandels sind inzwischen unübersehbar – und Hybrid-Elektro-Flugzeuge und vollelektrische Flugzeuge mit niedrigen oder ganz ohne Emissionen werden 2040 keine Seltenheit mehr sein.
Diese neuen Flugzeuge reduzieren oder eliminieren den Bedarf an herkömmlichem Treibstoff, da sie ganz oder teilweise mit Batterien betrieben werden. Das macht ihren Betrieb nicht nur kostengünstiger, sondern sollte auch für günstigere Ticketpreise sorgen.
Experten gehen davon aus, dass hybride und vollständig batteriebetriebene Flugzeuge, die eine geringere Reichweite als herkömmliche Maschinen haben, ab den 2040er-Jahren den Kurzstreckenflugmarkt dominieren werden. Für Flüge unter drei Stunden könnten sie zur bevorzugten Wahl werden.
Im Februar 2024 stockten sowohl United als auch Air Canada ihre Investitionen in das schwedische Unternehmen Heart Aerospace auf, das derzeit an dem hybrid-elektrischen Regionalflugzeug „ES-30“ (Bild) arbeitet.
Der Markteintritt wird für etwa 2028 erwartet. Ende 2024 lagen bereits 250 Bestellungen vor, darunter 30 von Air Canada.
In den USA entwickelt das Unternehmen MagniX nicht nur ein, sondern gleich drei Flugzeuge mit alternativen Antriebssystemen: eine batteriebetriebene, hybrid-elektrische und wasserstoffelektrische Variante. Bereits 2020 machte MagniX von sich reden, als eine Cessna zum größten vollelektrischen Flugzeug der Welt umgebaut wurde, das je in die Lüfte ging.
Etwa zwei Jahre später hob der erste vollelektrische Hubschrauber des Unternehmens ab, ebenso wie die „Eviation Alice“ (Bild) – das erste vollelektrische Regionalflugzeug der Welt für den Pendlerverkehr. Einen weiteren Rekord stellte MagniX 2023 auf, als deren „DHC8-Q300“ das bislang größte elektrische Wasserstoff-Flugzeug im Testflug wurde. Im darauffolgenden Jahr brachte das Unternehmen die Zukunft der Luftfahrt mit einer neuen Generation leistungsstarker Batterien einen weiteren Schritt voran.
Auch das kalifornische Start-up Wright Electric entwickelt vollelektrische Flugzeuge und kooperiert dabei mit der europäischen Billigfluggesellschaft easyJet. Im November 2023 absolvierte das hybrid-elektrische Agrarflugzeug des Unternehmens erfolgreich seine Jungfernflüge.
Währenddessen könnte die Fluggesellschaft Scandinavian Airlines in Dänemark, Schweden und Norwegen schon ab 2028 erste Strecken mit elektrischen Flugzeugen in den regulären Linienbetrieb aufnehmen.
Wer gerne fliegt, könnte seinen nächsten Urlaub schon bald komplett über den Wolken verbringen – und zwar an Bord luxuriöser Luftschiffe, die ab 2040 zum neuesten Reisetrend werden sollen.
Während die Geschichte der Luftschiffe im frühen 20. Jahrhundert von einigen tragischen Rückschlägen geprägt war, handelt es sich heute um hocheffiziente Hybridfluggeräte, die mit Helium und Kerosin betrieben werden – und nicht mit dem bekanntermaßen instabilen Wasserstoffgas.
Besonders ins Rampenlicht gerückt ist aktuell das beeindruckende Modell „Airlander 10“.
Das sogenannte Prallluftschiff wurde von dem britischen Unternehmen Hybrid Air Vehicles (HAV) entwickelt und trägt wegen seiner speziellen Form scherzhaft den Spitznamen „fliegender Hintern“.
Es hob 2012 erstmals ab und ist mit 92 Metern etwa so lang wie ein Fußballfeld. Somit zählt es zu den längsten Luftfahrzeugen der Welt. Im Vergleich zu konventionellen Flugzeugen kann der „Airlander 10“ bis zu fünf Tage am Stück in der Luft bleiben.
Das Hybrid-Luftschiff erreicht eine Reisegeschwindigkeit von etwa 130 km/h und eine maximale Flughöhe von 6.000 Metern. Es kann zudem auf nur 305 Meter abgesenkt werden, was es ideal für Rundflüge macht.
Anders als bei herkömmlichen Flugzeugen können Passagiere hier sogar die Fenster öffnen und frische Luft genießen.
Im Februar 2023 gab HAV bekannt, dass der „Airlander 10“ bereit für die kommerzielle Produktion sei. Die ersten Modelle werden die CO₂-Emissionen um 75 Prozent reduzieren. Ab 2028 sollen elektrische Motoren zum Einsatz kommen, mit denen die Emissionen sogar um 90 Prozent verringern werden.
Bis 2040 werden dann alle vier Triebwerke elektrisch sein, was den „Airlander 10“ zu einem vollständig emissionsfreien Luftfahrzeug machen wird.
Gemeinsam mit anderen Branchenführern wie der deutschen Zeppelin Luftschifftechnik, LTA Research, Flying Whales und H2 Clipper Inc könnte es HAV gelingen, Luftschiffreisen schon bald Realität werden zu lassen. Beliebte Reiseziele wie die Chinesische Mauer, der Amazonas-Regenwald oder der Grand Canyon könnten bei solchen Luftkreuzfahrten dann von einer ganz neuen Perspektive bestaunt werden.
Die Preise dürften sich in etwa auf dem Niveau einer Luxus-Kreuzfahrt mit vergleichbarer Dauer belaufen.
Und wieder befinden wir uns im Jahr 2040. Sie stehen nun kurz vor dem Boarding Ihres Langstreckenfluges und freuen sich auf eine Reisezeit von nur wenigen Stunden – denn Sie fliegen mit Überschallgeschwindigkeit.
Die Concorde stellte zwar 2003 den Betrieb ein, doch jetzt stehen Überschall- und sogar Hyperschallflugzeuge kurz vor einem großen Comeback.
Mehrere führende Luft- und Raumfahrtunternehmen arbeiten an einer neuen Generation leiser, treibstoffeffizienter und extrem schneller Maschinen.
Im Januar 2024 stellten Lockheed Martin und die NASA offiziell ihr leises Überschallflugzeug „X-59“ vor. Was als ambitioniertes Konzept begann, hat sich innerhalb weniger Jahre zu einem realen Projekt mit großer Zukunft entwickelt.
Der „X-59“ soll mit dem 1,4-Fachen der Schallgeschwindigkeit fliegen – das entspricht rund 1.488 km/h – und dabei den Überschallknall, der bei herkömmlichen Überschalljets auftritt, deutlich verringern.
Das in Denver ansässige Unternehmen Boom Supersonic arbeitet an der „Overture“, einem Überschall-Passagierflugzeug, das mit bis zu Mach 1,7 (rund 2.092 km/h) bzw. 1,7-facher Schallgeschwindigkeit, fliegen soll – und damit die heute üblichen Flugzeiten halbieren könnte.
Im August 2023 bestellte American Airlines 20 dieser Hochgeschwindigkeitsjets, während United sich bereits 15 Maschinen gesichert hat.
Wenn alles nach Plan verläuft, sollen kommerzielle Überschallflüge 2029 wieder möglich sein.
Die Technologie ist hier noch lange nicht am Ende und ein weiterer Blick in die Zukunft verspricht noch mehr. Boeing widmet sich gemeinsam mit der NASA einem Überschall-Passagierflugzeug, das mit Mach 4 (etwa 4.900 Kilometer pro Stunde) fliegen könnte – also viermal so schnell wie die Schallgeschwindigkeit.
Zum Vergleich: Heutzutage fliegen größere Passagierflugzeuge mit etwa 80 Prozent der Schallgeschwindigkeit, also rund 966 km/h. Mit der geplanten Überschall-Maschine könnte der Flug von London nach New York theoretisch also in etwas mehr als zwei Stunden möglich sein.
Zurück auf unserer Zukunftsreise: Im Jahr 2040 ist schon das Fliegen mit Überschalljets eine Besonderheit, doch am faszinierendsten sind die fensterlosen Kabinen.
Der Grund für fensterlose Kabinen ist simpel: Flugzeuge sollen durch diese Anpassung schneller und energieeffizienter werden.
Emirates gilt hier als Vorreiter: Schon 2017 ersetzte die in Dubai ansässige Fluggesellschaft die Fenster in der First Class ihrer neuen „Boeing 777-300ER“ durch digitale Displays, die Außenaufnahmen zeigen.
Diese virtuellen Fenster könnten auch beruhigende Landschaften projizieren und sogar Filme zeigen.
Es wird erwartet, dass andere Fluggesellschaften diesem Beispiel folgen werden, auch wenn das Fehlen echter Fenster anfangs gewöhnungsbedürftig erscheinen mag und das Flugerlebnis für manche möglicherweise klaustrophobisch werden könnte.
Zusätzlich zu den fehlenden Fenstern könnten neuere Flugzeuge im Jahr 2040 und darüber hinaus durch große, hotelartige Doppeltüren in der Mitte des Flugzeugs betreten werden, wie dieses von Airbus im Jahr 2015 patentierte Design.
Das neue Modell könnte den Einsteigevorgang revolutionieren und erheblich beschleunigen.
Als wäre das noch nicht genug Zukunftsmusik, könnten ab 2040 Roboter-Flugbegleiter und andere bahnbrechende Innovationen auf Flügen zum Einsatz kommen. Darunter tragbare Technologien, sogenannte Wearables, die während des Fluges die Gesundheit der Passagiere im Auge behalten, Virtual-Reality-Erlebnisse oder superschnelles WLAN und antivirale Klimaanlagen.
United Airlines investiert derzeit massiv in die nächste Generation von Flugzeugen mit integrierten Tragflächen des Start-ups JetZero. Wenn man davon ausgeht, dass diese Investitionen Früchte tragen, werden wir in den kommenden Jahren wohl vermehrt solche Flugzeuge am Himmel sehen.
United Airlines plant die Bestellung von 100 Flugzeugen mit einer Option auf weitere 100, sofern die futuristisch anmutenden Maschinen bestimmte Sicherheits- und Betriebsanforderungen erfüllen.
Doch warum ist die Begeisterung für den JetZero „Z4“ so groß? Ein Grund für den Hype ist die Tatsache, dass das innovative Design durch die Verringerung des Luftwiderstands und die Verbesserung des Auftriebs den Treibstoffverbrauch um bis zu 50 Prozent senken könnte.
Ebenfalls viel diskutiert wird das Potenzial für ein verbessertes Passagiererlebnis. Ein funktionsfähiger Prototyp ist bis 2027 geplant und die rund 250 Fluggäste an Bord sollen dank der größeren Spannweite deutlich mehr Platz genießen.
Die Aussicht auf mehr Komfort in Kombination mit höherer Treibstoffeffizienz hat der Z4 bereits den Spitznamen „Wohnzimmer am Himmel“ eingebracht – und den Ruf, die Zukunft der zivilen Luftfahrt zu sein. Eines steht also fest: Das Fliegen wird sich in den kommenden Jahren auf spektakuläre Weise verändern.
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