Europa lockt mit traumhaften Reisezielen. Doch ob Brügge oder Barcelona, Budapest oder Bath: Die Besucherzahlen steigen seit Jahren rasant an und bringen die Städte an den Rand ihrer Kapazitäten. Müllberge, überfüllte Straßen, respektloses Verhalten und explodierende Mieten sind nur einige Folgen des Massentourismus.
Einheimische zeigen sich zunehmend genervt und wehren sich gegen steigende Kosten und Veränderungen ihres Lebensraums. Immer häufiger schreiten inzwischen auch Behörden ein – so auch in Deutschland.
Sehen Sie hier, welche europäischen Städte besonders vom Touristenansturm betroffen sind – und was sie jetzt dagegen tun ...
Adaptiert von Alina Halbe
In Spanien sind die Folgen des Massentourismus deutlich zu spüren: Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist in vielen Städten ein ernstes Problem, das durch die vielen Ferienunterkünfte verschärft wird. Einheimische protestieren nicht nur gegen die steigenden Mieten, sondern auch gegen Plattformen wie Airbnb, so auch in Madrid.
Im Mai 2025 griff die spanische Regierung dann durch: Airbnb muss aufgrund von angeblichen Regelverstößen fast 66.000 Ferienwohnungen aus ihrem Angebot streichen. Betroffen sind sechs Regionen, darunter die Hauptstadt Madrid (im Bild) und die Balearen. Ein Gericht forderte die Plattform auf, knapp 5.000 Inserate unverzüglich zu entfernen.
Mit 8,1 Millionen Touristen im Jahr 2024 – ein Zuwachs von neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr – wird Prag buchstäblich von Besuchern überrannt. Denn die tschechische Hauptstadt selbst hat nur 1,3 Millionen Einwohner. Besonders die Altstadt, die zum UNESCO-Welterbe gehört, leidet unter den berüchtigten Junggesellen- und Junggesellinnenabschieden. Diese Gruppen sind häufig in auffälligen Kostümen unterwegs – ein Anblick, der künftig aus dem Straßenbild verschwinden könnte. Einen Schritt weiter ist die Stadt bereits bei geführten Kneipentouren gegangen: In den Nachtstunden sind sie inzwischen verboten.
Weitere Maßnahmen sind höhere Bußgelder für E-Scooter-Vergehen und strengere Lärmschutzregeln. Ein Nachtfahrverbot in der Altstadt wurde ebenfalls schon umgesetzt. Zudem startete 2023 eine Werbekampagne, die Besucher zu respektvollem Verhalten auffordert. Generell bemüht sich Prag darum, in Zukunft eher kulturbewusste Reisende statt ausgelassene Feierwütige anzuziehen.
Die Hauptstadt Schottlands verzeichnet geschätzt 5,3 Millionen Übernachtungen pro Jahr. Kein Wunder, schließlich locken die zum UNESCO-Welterbe gehörenden Stadtteile Old und New Town, das größte Kunstfestival der Welt und viele weitere Attraktionen Touristen aus aller Welt an. Das macht die Situation vor Ort schwierig: Im Jahr 2023 rief die Stadtverwaltung einen Wohnungsnotstand aus, der unter anderem auf die Zunahme von Ferienwohnungen zurückzuführen ist.
Bewohner bemängeln zudem, dass auf der Royal Mile in der Altstadt immer mehr nützliche Geschäfte verschwinden und Touristenläden an ihre Stelle treten. Für 2026 ist nun die Einführung einer Tourismusabgabe geplant, deren Einnahmen der lokalen Infrastruktur zugutekommen sollen.
Für eine Stadt mit nur rund 650.000 Einwohnern erwartet Athen 2025 eine Gesamtbesucherzahl von zehn Millionen – das sind ganze zwei Millionen mehr als 2024. Die Folgen? Nicht nur die Zuspitzung der Wohnungskrise durch Ferienunterkünfte, sondern auch schlechte Luftqualität, Müllberge, Staus und steigende Kriminalität.
Immerhin beschränkte die Stadtverwaltung im Jahr 2023 den Zugang zur Akropolis, um das antike Monument zu schützen. Zu den weiteren Maßnahmen zählen eine Touristensteuer sowie ein temporäres Verbot für neue Ferienwohnungslizenzen in bestimmten Stadtteilen.
Krakau empfing im Jahr 2024 2,3 Millionen Touristen – bei einer Einwohnerzahl von etwa 770.000. Obwohl die ehemalige polnische Hauptstadt in kultureller Hinsicht viel zu bieten hat, zieht sie wegen günstigeren Preisen oft eher Junggesellen- und Junggesellinnenabschiede sowie trinkfreudige Partygänger an. Viele Einheimische sind mit ihrer Geduld am Ende, denn das mittelalterliche Stadtzentrum wird jeden Abend zum Schauplatz eines ausufernden und rücksichtslosen Nachtlebens.
Um dem Spektakel immerhin etwas Einhalt zu gebieten, wurden bereits Alkoholverbote erlassen und Plakate aufgehängt, die die Urlauber zu respektvollem Verhalten aufrufen. Doch im Juni 2024 reichten Anwohner Klage gegen das Rathaus ein, weil sie der Ansicht sind, dass nicht genug getan wird.
Mit unglaublichen 32 Millionen Besuchern pro Jahr und nur 1,6 Millionen Einwohnern ist Barcelona ein Paradebeispiel für Overtourism in Europa. Die Besucherflut hat die ohnehin angespannte Wohnsituation weiter verschärft. Ferienwohnungen tragen maßgeblich zu steigenden Mietpreisen bei, die Einheimische zunehmend in Bedrängnis bringen. Nicht zu vergessen sind die damit einhergehenden Umweltbelastungen – etwa Müllberge, Lärm und ein erhöhtes Kriminalitätsaufkommen.
Um ihrem Ärger Luft zu machen, versammelten sich Hunderte Anwohner zu öffentlichen Protesten – einige Aktivisten gingen sogar so weit, mit Wasserpistolen auf Touristen zu schießen. Die Stadtverwaltung hat zur Bekämpfung dieser Probleme bereits Maßnahmen ergriffen: Kreuzfahrtschiffe wurden aus einem Terminal im Stadtzentrum verbannt und die Touristensteuer angehoben. Der Bürgermeister hat außerdem angekündigt, ab 2028 Ferienwohnungen zu verbieten.
Die magische Lagunenstadt, die seit 1987 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, kämpft seit Jahren mit den Folgen des massiven Urlauberansturms. Für eine Stadt mit weniger als 50.000 Einwohnern stemmt Venedig sage und schreibe 30 Millionen Touristen pro Jahr. Die Menschenmassen verstopfen nicht nur die engen Gassen und Kanäle, sondern gefährden auch die historischen Prachtbauten und Brücken.
Aus Protest haben Einheimische bereits mehrfach demonstriert. Auch die Stadt selbst hat Maßnahmen ergriffen – etwa ein Verbot von Kreuzfahrtschiffen im Zentrum, eine Tourismusabgabe, eine Begrenzung der Gruppengrößen und ein Lautsprecherverbot. Laut Medienberichten fühlen sich viele Venezianer trotzdem nicht ausreichend gehört und geschützt. Sorgen bereitet ihnen vor allem die zunehmende Zahl an Ferienwohnungen.
Rund 13 Millionen Touristen besuchten 2024 die deutsche Hauptstadt – bei etwa 3,9 Millionen Einwohnern. Auch wenn das Verhältnis von Besuchern zu Einheimischen weniger drastisch ausfällt als in anderen europäischen Großstädten, bleiben die negativen Folgen des Massentourismus nicht aus. Vor allem Anwohner der beliebten Viertel Kreuzberg, Friedrichshain und Neukölln klagen über mehr Lärm, Müll und – wie so häufig im Zusammenhang mit Overtourism – steigende Mietpreise durch die vielen Ferienwohnungen.
Um dem entgegenzuwirken, wurden bereits erste Vorkehrungen getroffen: Man hat die Regeln für die kurzfristige Vermietung von Wohnraum verschärft und die Infrastruktur verbessert. Marketingkampagnen wie „Ab ins B“ sollen die Besucherzahlen in den äußeren Stadtgebieten der Tarifzone B steigern und den Tourismus so besser auf die Bezirke verteilen.
In den letzten Jahren hat Porto einen deutlichen Touristenanstieg erlebt: 2023 kamen mehr als zehn Touristen auf jeden Einwohner. Der Massentourismus verdrängt traditionelle Geschäfte aus dem Stadtzentrum, wo sich dann stattdessen Filialen großer Ketten breitmachen. Auf dem Wohnungsmarkt ist die Situation ähnlich, denn dadurch, dass in vielen Wohnhäusern immer mehr Ferienwohnungen untergebracht sind, werden langjährige Bewohner vertrieben.
Die Stadtverwaltung hat mit einer cleveren Strategie reagiert: Anstatt die Vermietungen vollständig zu verbieten, wurden Einschränkungen nur in besonders touristischen Gegenden eingeführt. Touristisch bislang wenig attraktive Stadtteile sollen außerdem aktiv gefördert werden. Mit diesem Ansatz will man eine Basis für nachhaltigeren Tourismus schaffen und gleichzeitig vernachlässigte Viertel wiederbeleben.
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Wien stellte im Jahr 2024 mit 18,9 Millionen Übernachtungen einen neuen Rekord auf. Ähnlich wie Porto setzt die Metropole auf eine nachhaltigere Tourismusstrategie. Auch hier sollen Besucher ermutigt werden, Stadtteile außerhalb des Zentrums zu entdecken.
Ziel sei es auch, wohlhabendere Touristen anzuziehen und den Fokus auf das sogenannte „Life-seeing“ zu setzen statt auf herkömmliches Sightseeing. Dabei geht es um individualisierte und authentische Erlebnisse abseits bekannter Touristenrouten. Zudem wurde eine Touristensteuer von 3,2 Prozent eingeführt, die auf die Unterkunftskosten aufgeschlagen wird.
Dubrovnik, das als Drehort für die erfolgreiche Serie „Game of Thrones“ weltberühmt wurde, ist besonders stark vom Massentourismus betroffen. Eine Analyse des Ferienvermietungsportals „Holidu“ ergab, dass die Zahl der Touristen jährlich 27-mal so hoch ist wie die Einwohnerzahl. Es versteht sich von selbst, dass das eine enorme Belastung für die Infrastruktur, die historische Bausubstanz der Stadt und ihren UNESCO-Weltkulturerbe-Status bedeutet.
Ähnlich wie in Barcelona werden auch hier die Einheimischen aus der Altstadt verdrängt. Allerdings gab es in der Stadt am Adriatischen Meer bisher keine massiven Proteste wie in der katalanischen Metropole. Der Bürgermeister hat unter anderem die Zahl der Kreuzfahrtschiffe begrenzt, neue Genehmigungen für Ferienwohnungen verboten und eine Kampagne unter dem Motto „Respect the City“ ins Leben gerufen.
Die malerische Stadt Brügge empfing 2024 acht Millionen Touristen – bei einer Bevölkerung von nur 120.000 Menschen. Und die gehen jetzt auf die Barrikaden, denn ihr Leben und der Alltag in der UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt, die auch als „Venedig des Nordens“ betitelt wird, hat sich zunehmend zum Negativen verändert.
Die Behörden haben reagiert und bereits Maßnahmen ergriffen. Dazu gehören etwa die Regulierung von Kreuzfahrtschiffen, die Reduzierung von Tourismuswerbung und jüngst auch das Verbot von Hotelneubauten im Stadtzentrum sowie die Aussetzung neuer Genehmigungen für Ferienwohnungen. Doch all das hat bislang wenig bewirkt, Tagesbesucher zieht es weiterhin in Scharen in die Stadt. Zur Diskussion standen deshalb auch schon, Obergrenzen für Besucherzahlen festzulegen oder Eintrittsgebühren – wie in Venedig oder Dubrovnik – zu verlangen. Fest steht, dass ab 2027 eine Touristensteuer für Kurzbesucher eingeführt wird.
Auch Amsterdam, das ebenfalls den Spitznamen „Venedig des Nordens“ trägt, kämpft mit den Folgen des Massentourismus. Im Jahr 2024 gab es neun Millionen Übernachtungen in der Stadt. Zum Vergleich: Es leben weniger als eine Million Menschen in der Hauptstadt der Niederlande. Wie in vielen anderen Touristenhochburgen sind Billigflüge und günstige Ferienunterkünfte die Hauptgründe für die Überlastung. Steigende Mieten machen das Stadtzentrum für Einheimische unerschwinglich. Für Unmut unter den Niederländern sorgen aber vor allem jene Touristen, die die liberalen Drogenvorschriften und das Rotlichtviertel ausnutzen.
Zur Abschreckung hat die Stadt 2022 eine „Stay Away“-Kampagne ins Leben gerufen, die sich gegen Spaßtouristen richtet. Weitere Maßnahmen umfassen Bußgelder für respektloses Verhalten, eine Kampagne zur Förderung der kulturellen Sehenswürdigkeiten und die höchste Touristensteuer Europas – satte 12,5 Prozent pro Nacht.
Auch hier gleich die Zahlen vorweg: In York leben rund 200.000 Menschen, im Jahr 2024 kamen 9,4 Millionen Touristen zu Besuch. Weil das Verhältnis nicht passt, klagen viele Einheimische über eine „Touristeninvasion“. Der Einzelhandel im Zentrum hat sich inzwischen mehr auf Touristen als auf die Bedürfnisse der Bewohner eingestellt und die hohe Anzahl an Ferienwohnungen hat die Mietpreise im Herzen der Stadt in die Höhe getrieben. Das rücksichtslose Benehmen vieler Touristen stellt ebenfalls ein großes Problem dar.
Die Stadtverwaltung hat einen Verhaltenskodex für Junggesellen- und Junggesellinnenabschiede eingeführt. Traurig, aber wahr: Lilafarbene Schilder in der Innenstadt fordern Besucher unter anderem auf, nicht auf den mittelalterlichen Kopfsteinpflasterstraßen zu urinieren und das Personal in Taxis und Bars zu respektieren. Abgesehen von diesen Maßnahmen passiert bislang nur wenig, deshalb diskutiert die Stadtverwaltung nun über die Einführung einer Touristensteuer.
Auch Split, eine historische Hafenstadt Kroatiens, leidet unter den Folgen des Massentourismus. Die Einwohner klagen über hohe Preise und überfüllte Straßen. Ein echtes Problem ist aber der Partytourismus: Lärm in der Nacht, laute Kneipentouren und betrunkene Touristen, die sogar an den römischen Ruinen in der Altstadt urinieren.
Trotz seines UNESCO-Weltkulturerbe-Status hat Split bisher nur wenige Maßnahmen ergriffen, um gegen das respektlose Verhalten vorzugehen. Es gibt zwar Schilder, die auf Bußgelder hinweisen, doch in der Praxis werden Touristen selten bestraft.
Florenz, die prächtige Renaissance-Stadt und UNESCO-Weltkulturerbe, hat 366.000 Einwohner, zieht jedoch jährlich unglaubliche elf Millionen Touristen an. Im Stadtzentrum reihen sich Ferienunterkünfte aneinander, die auch hier die Mietkosten in die Höhe treiben, während Restaurants und Souvenirläden fast ausschließlich auf die Bedürfnisse der Urlauber ausgerichtet sind.
Cecilie Hollberg, Direktorin des renommierten Museums Galleria dell’Accademia, sagte 2024 in einem Interview mit der britischen Zeitung „The Guardian“, dass in der Stadt ein sogenannter „Hit-and-Run-Tourismus“ herrsche. Das heißt, viele Touristen steuern im Eiltempo nur die Hauptattraktionen an, meist sogar nur für Social-Media-Fotos.
Die Stadtverwaltung hat auf diese Entwicklung reagiert: Sie hat eine Touristensteuer eingeführt, neue Ferienunterkünfte und Schlüsselboxen verboten und eine Kampagne gestartet, um Besucher aus dem überlasteten Stadtzentrum zu lenken.
In den letzten zehn Jahren hat sich Lissabon von einer der erschwinglichsten Hauptstädte Europas zu einer der Metropolen mit den höchsten Wohnkosten entwickelt. Auch hier ist das größte Problem wohl der rasante Anstieg von Ferienimmobilien, die den Wohnungsmarkt verknappen und die Preise für Einheimische in die Höhe treiben.
Ende 2024 haben 6.600 Bewohner Lissabons eine Petition für ein Referendum unterschrieben, um über ein Verbot von Ferienwohnungen in Wohnanlagen abzustimmen.
Auch die Hauptstadt Dänemarks platzt aus allen Nähten: Im Jahr 2023 verzeichnete Kopenhagen mehr als zwölf Millionen internationale Übernachtungen – bei einer Bevölkerung von rund 600.000. Typisch skandinavisch verfolgt die Stadt einen ungewöhnlichen Ansatz, um das Problem zu bekämpfen: Statt Touristen zu bestrafen, belohnt sie gutes Verhalten.
Im Rahmen des Programms „Copenpay“, das im Sommer 2024 getestet wurde, können Besucher, die Müll aufheben, mit dem Fahrrad statt mit dem Auto fahren oder sich ehrenamtlich in städtischen Parks engagieren, kostenloses Eis, Rabatt auf Museumseintritte und andere Vergünstigungen erhalten. Das Programm erwies sich als so erfolgreich, dass es auch im Sommer 2025 wieder aufgenommen wurde.
In Budapest empfing man 2024 sechs Millionen Besucher – ein Anstieg von 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Anzahl der Übernachtungen lag bei beachtlichen 14,7 Millionen. Und auch in der ungarischen Hauptstadt stellen Ferienunterkünfte das größte Problem im Zusammenhang mit dem Massentourismus dar.
2024 haben die Budapester darüber abgestimmt, Ferienwohnungen im 6. Bezirk (Terezváros) zu verbieten. Das Gebiet ist ein dicht besiedelter Touristenhotspot, der auch als „Broadway von Budapest“ bekannt ist. Das Verbot soll Anfang 2026 in Kraft treten.
Die englische Universitätsstadt wurde 1987 von der UNESCO als Weltkulturerbe ernannt und ist vor allem für ihre römischen Bäder bekannt. Doch nicht nur das hat Bath zum Touristenmagnet gemacht. Seit die Netflix-Serie „Bridgerton“ weltweit Streaming-Rekorde brach, strömen immer mehr Besucher in die Stadt. Rund sechs Millionen Touristen sind es jährlich, denen nur etwa 100.000 Menschen der lokalen Bevölkerung gegenüberstehen.
Im Juni 2024 berichtete ein Einheimischer in der britischen Zeitung „Daily Express“, dass man an manchen Wochenenden kaum noch die Straße entlanggehen könne. Es sei völliger Wahnsinn. Ferienwohnungen gehören zu den größten Ärgernissen für die Einwohner. Die Stadtverwaltung hat bereits versucht, das Angebot besser zu regulieren, die Umsetzung ist wohl aber doch schwierig.
Wenn es um die meistbesuchten Städte Spaniens geht, belegt Sevilla nach Barcelona und Madrid Platz drei. In der Hauptstadt der Region Andalusien leben etwa 700.000 Menschen, jährlich kommen drei Millionen Touristen zu Besuch. Unzufriedene Einheimische haben Proteste gegen das „untragbare“ Tourismussystem der Stadt organisiert und klagen über Ferienunterkünfte, Müll, Verschmutzung und vieles mehr. In Teilen der Stadt ist Anti-Tourismus-Graffiti aufgetaucht, und wie der Fernsehsender „Euronews“ im Jahr 2024 berichtete, haben Demonstranten Exkremente auf die Schließfächer von Ferienwohnungen geschmiert.
Die lokalen Behörden greifen nun ein. Sie stellen zum Beispiel die Wasserversorgung in illegal geführten Ferienwohnungen ein und haben vorgeschlagen, eine Eintrittsgebühr für die weltberühmte Plaza de España einzuführen.
Istanbul, das sich sowohl über Teile Europas als auch Asiens erstreckt, ist eine riesige Metropole mit über 15 Millionen Einwohnern. Wo Orient und Okzident zusammenkommen, gibt es natürlich auch viel zu sehen. Daher dürfte es kaum überraschen, dass auch diese Stadt mit den Folgen des Massentourismus zu kämpfen hat. Mit 20,2 Millionen internationalen Gästen war Istanbul im Jahr 2023 laut Daten des Marktforschungsunternehmens Euromonitor International die meistbesuchte Stadt der Welt. 2024 musste die Metropole jedoch den Spitzenplatz an Bangkok abgeben und rutschte auf Rang zwei.
Ausländische Besucher, die älter als acht Jahre sind und die Moschee Hagia Sophia aus touristischen Gründen besuchen wollen, müssen seit 2024 eine Eintrittsgebühr von 25 Euro zahlen. Mit den Einnahmen sollen die hohen Renovierungskosten gedeckt werden, die durch den enormen Besucherandrang entstehen – darunter auch Schäden und sogar Fälle von Vandalismus. Bis zu 3,5 Millionen Menschen strömen jährlich in die einstige byzantinische Basilika, die heute als Moschee genutzt wird.
Marseilles Viertel Notre-Dame-du-Mont wurde kürzlich vom britischen Magazin „Time Out“ zum „coolsten Stadtteil der Welt“ gekürt. Auch Laurent Lhardit, Präsident des Tourismusbüros in Marseille, bestätigt, dass die Stadt in bester Verfassung sei. Doch auch hier hinterlassen die massiven Urlauberanstürme ihre Spuren. 16,2 Millionen Übernachtungen verzeichnete Marseille im Jahr 2023 – und die setzen besonders den sensiblen Ökosystemen an der Küste und dem Nationalpark Calanques im Süden der Stadt zu.
Diese malerischen Klippen und Strände werden von Tagesausflüglern überrannt, was mittlerweile zu einer ernsthaften Erosionsgefahr führt. Aus diesem Grund wurde für die berühmten Sugiton-Buchten eine Tagesobergrenze für Touristen eingeführt.
Mailand verzeichnete 2023 7,6 Millionen Touristen – das Sechsfache der Bevölkerung der Stadt. Obwohl die Modehauptstadt Italiens vor allem wohlhabendere Besucher anzieht, finden sich doch immer wieder kleine Gruppen lärmender Touristen unter ihnen, die eher zum Feiern als zum Shoppen oder zur Besichtigung des beeindruckenden Doms kommen.
Der Stadtrat hat den Verkauf von Alkohol in der Nacht eingeschränkt und erwog auch, den Verkauf von Eis und Pizza wegen wiederholter Lärmbeschwerden zu reglementieren. Der Vorschlag wurde schließlich fallen gelassen, zu groß war der Widerstand lokaler Unternehmer und Gastronomen.
Wie viele andere spanische Städte kämpft auch Málaga gegen die Folgen des Massentourismus. Laut einer Studie der spanischen Tageszeitung „El País“ ist die Dichte an Airbnb-Unterkünften in einigen Teilen Málagas höher als sonst irgendwo im Land. Überfüllung und respektloses Verhalten von Touristen haben ebenfalls zu weit verbreitetem Unmut unter den Einwohnern geführt.
Das Ergebnis? Im Sommer 2024 hat die lokale Bevölkerung zu Massenprotesten aufgerufen. „Die Leute haben das Gefühl, die Stadt bricht zusammen“, sagt ein Anwohner gegenüber der „BBC“. Als Reaktion darauf hat die Stadtverwaltung Anfang 2025 damit begonnen, neue Anträge für Ferienwohnungen in 43 Bezirken für drei Jahre auszusetzen. Gleichzeitig wirbt eine Online- und Plakatkampagne bei Besuchern für mehr Rücksicht: Die Stadt soll sauber bleiben, Fahrräder und Roller gehören nicht auf Gehwege, laute Musik ist unerwünscht – und auch auf angemessene Kleidung in der Öffentlichkeit wird hingewiesen.
Capri gehört mit ihren berühmten weißen Villen und den zahlreichen Buchten zu den absoluten Trauminseln im Mittelmeer. Die 13.000 Einwohner werden in den Sommermonaten buchstäblich überrannt, wenn täglich bis zu 16.000 Menschen auf die Insel vor der Küste Neapels strömen. Solche Menschenmassen setzen den Einheimischen zunehmend zu.
Für Unmut sorgen auch die Schäden an der malerischen Küste durch Touristenboote. Um dem entgegenzuwirken, hat die Stadtverwaltung vorgeschlagen, eine Bojenbarriere zu errichten, die Boote daran hindern soll, zu nah ans Ufer zu fahren.
Santorin steht bei vielen von uns ganz oben auf der Reiseliste – deshalb wundert es kaum, dass die Insel zu den meistbesuchten Griechenlands zählt. Auch hier übertreffen Touristen die Einwohnerzahlen in der Hochsaison deutlich. Im Juli 2024 sorgte ein Politiker für Empörung, als er Einheimische auf Social Media dazu aufforderte, zu Hause zu bleiben, um die Ankunft von 17.000 Kreuzfahrtpassagieren zu erleichtern.
Zudem gibt es Bedenken bezüglich Bauprojekten, die dem Tourismus dienen sollen und die Natur der Insel beschädigen könnten. Geplant sind bislang eine 20-Euro-Abgabe für Kreuzfahrtbesucher sowie ein Bauverbot in der Caldera-Zone von Santorin.
Vielleicht fragen Sie sich jetzt, wie Sie den Menschenmassen entkommen und entspannt fremde Ziele entdecken können. Zum Glück gibt es in Europa immer noch jede Menge weniger bekannte Destinationen für Städtereisen. Die slowenische Hauptstadt Ljubljana (im Bild) ist zwar auch längst kein Geheimtipp mehr, aber trotzdem nicht überlaufen.
Absolut sehenswert sind auch Brünn in Tschechien, Den Haag in den Niederlanden, Belfast in Nordirland und Bristol in England. Wen es eher gen Süden zieht, der findet etwa in Triest in Italien, im portugiesischen Guimaraes und in der französischen Stadt Lyon noch aufgeschlossene Einheimische und Erholung.
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