Moderne Baukunst lotet in Sachen Geschmack und Design immer wieder Grenzen aus. Doch die Idee, unkonventionelle Häuser zu bauen, ist alles andere als neu. Seit jeher gibt es Architekten, Künstler und Visionäre, die ihrer Fantasie beim Bauen freien Lauf lassen – sei es in einem überdimensionalen Schuh, alten Eisenbahnwaggons oder mitten in massiven Felsen.
Sehen Sie hier auf historischen Fotos 19 originelle Wohnideen aus aller Welt ...
Adaptiert von Alina Halbe
Als im 19. Jahrhundert immer mehr Menschen in den Westen der USA zogen, hing ihr Überleben oft davon ab, wie schnell sie ein Dach über dem Kopf hatten und mit dem Ackerbau beginnen konnten.
In Edgecomb im US-Bundesstaat Washington fanden zwei schwedische Einwanderer dafür eine besonders einfallsreiche Lösung: Sie bauten ihr erstes Zuhause direkt in den riesigen Stumpf einer gefällten Zeder, den eine Holzfirma zurückgelassen hatte. Dort lebten sie mit drei Erwachsenen und drei Kindern – beengt, aber geschützt –, bis nebenan ein größeres, klassisches Holzhaus entstand.
Solche traditionellen Kegelbauten gibt es in der Region des heutigen Syriens und der Türkei schon seit fast 3.000 Jahren. Die spitz zulaufenden Lehmkuppeln ruhen auf einem quadratischen Fundament – ganz ohne Holzgerüst.
Wegen ihrer markanten Form nennt man die Siedlungen auch „Bienenstock-Dörfer“. Eines der bekanntesten Beispiele ist Haran im Süden der Türkei, das hier um 1910 fotografiert wurde – eine Szenerie, die inmitten der kargen Wüstenlandschaft fast wie aus einer anderen Welt wirkt.
Der Engländer James Hutchings machte zur Zeit des kalifornischen Goldrauschs ein Vermögen. 1864 kaufte er von einem Teil des Geldes ein Hotel im Yosemite Valley – ganz in der Nähe einer alten, 53 Meter hohen Zeder. Als er das Gebäude, das daraufhin als Hutchings House bekannt wurde, erweitern ließ, bezog er den Baum kurzerhand in die Architektur mit ein.
Hutchings schreibt später, dass er es nicht übers Herz gebracht habe, den Baum für den Anbau zu fällen und das neue Zimmer stattdessen drumherum gebaut habe. Der Stamm ist nun mit seinen gut 2,40 Metern Durchmesser ein echtes Highlight im Wohnzimmer.
Ein echtes Kuriosum steht in Pigeon Cove bei Rockport im US-Bundesstaat Massachusetts: Ein Haus, das fast vollständig aus Zeitungspapier gebaut wurde.
1922 begann der Maschinenbauingenieur Elis F. Stenman, der übrigens auch die Maschinen zur Herstellung von Büroklammern entworfen hatte, mit dem Bau seines Sommerhauses. Die Böden, das Fundament und die tragenden Balken bestanden zwar aus Holz – aber der gesamte Rest wurde aus dicken Papierbahnen gefertigt, die Stenman faltete, klebte und zu Bauelementen verarbeitete.
Insgesamt dauerte es ganze drei Jahre, bis das ungewöhnliche Bauprojekt fertig war.
Die „Casa dos Bicos“ – also das „Haus der Spitzen“ – wurde 1523 erbaut und erinnert mit ihrer Architektur an venezianische Paläste. Besonders auffällig: Die Fassade, die mit über 1.000 diamantförmigen Steinen besetzt ist.
Das Gebäude überstand das verheerende Erdbeben von Lissabon im Jahr 1755 erstaunlich gut, auch wenn die oberen beiden Stockwerke zerstört wurden. Diese wurden erst in den 1980er-Jahren rekonstruiert.
Ursprünglich war das Haus der Sitz des Vizekönigs von Portugiesisch-Indien. Heute beherbergt es eine archäologische Ausstellung mit Funden aus 2.000 Jahren portugiesischer Geschichte – darunter sogar Reste einer Fischverarbeitungsanlage aus der römischen Zeit.
Dieses „Kugelhaus“ wurde 1928 vom deutschen Ingenieur und Architekten Peter Birkenholz in Dresden erbaut. Die fünfstöckige Stahlkugel sollte mit ihrer runden Form mehr Licht und Raum im Inneren schaffen – und dabei weniger Grundfläche benötigen als ein herkömmliches würfelförmiges Haus.
Doch der futuristische Entwurf konnte sich nicht durchsetzen. Statt als Wohnhaus wurde das Kugelhaus dann für Ausstellungen und Gastronomie genutzt. In der NS-Zeit galt es als „entartete Kunst“ und wurde von der Nazi-Presse als „undeutsch“ verunglimpft. 1938 ließ man das Gebäude schließlich abreißen.
In North Elmham im Südosten von England verwandelte Marston Manthorpe einen alten Eisenbahnwaggon in ein gemütliches Cottage. Manthorpe hatte als Gepäckträger bei der Bahn angefangen und sich bis zum Bahnhofsvorsteher hochgearbeitet.
Nach seiner Pensionierung erfüllte er sich schließlich den Traum vom eigenen Haus – wenn auch nicht auf die herkömmliche Art und Weise. Den Umbau vollführte er übrigens – abgesehen vom Dach – komplett in Eigenregie.
Das Unternehmen Horsehay Potteries, das 1796 gegründet wurde, hat Industriekeramik für die Eisen- und Stahlproduktion hergestellt. Doch schon 1843 wurde die Firma wieder geschlossen und das Gelände in 24 Wohnungen umgewandelt – darunter auch dieser ehemalige Brennofen, der von da an als „Round House“ bekannt war.
1935 lebten bereits 27 Haushalte in dem ungewöhnlichen Wohnkomplex im Westen von England. Diese Familie wurde 1947 im Eingang ihres Rundhauses fotografiert.
In den 1960er-Jahren kaufte die Gemeindeverwaltung das Gelände schließlich und ließ die Gebäude räumen. 1970 wurden sie dann komplett abgerissen.
Ob man sie nun Pilz-, Zwergen- oder Schlumpfhäuser nennt: Diese niedlichen Kuppelbauten in Mailand sind auf jeden Fall ganz besondere Wohnobjekte. Ingenieur Mario Cavallè baute sie 1946 in der Via Lepanto in Mailand. Er hatte die Bauweise und den Stil aus den USA mitgebracht.
Die Gebäude links im Bild – meist eingeschossig mit Keller – wurden 1965 von Cavallès Neffen abgerissen, um Platz für Wohnblocks zu schaffen. Das zweistöckige Haus auf der rechten Seite hingegen wurde orange gestrichen und mit weißen Punkten versehen, um die Pilzoptik sogar noch zu verstärken.
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Das außergewöhnliche „House in the Clouds“ – zu Deutsch: „Haus in den Wolken“ – steht in Thorpeness im Südosten von England. Es wurde 1923 gebaut, ursprünglich um einen unschönen Wassertank zu kaschieren. Der verbarg sich im oberen Teil des 21 Meter hohen Turms, während das darunterliegende Stahlgerüst mit Holz verkleidet und zu Wohnraum umfunktioniert wurde. So entstanden sieben Schlaf- und zwei Wohnzimmer.
1979 wurde der Tank entfernt. Heute ist das skurrile Gebäude ein beliebtes Ferienhaus. Es bietet fünf Schlafzimmer, drei Bäder und natürlich das ehemalige Tankzimmer direkt unter dem Dach, das mit spektakulärer Aussicht punktet.
Hugh Pope, der als Architekt am Bau der Kathedrale von Coventry beteiligt war, errichtete diese ungewöhnliche Kuppel im Garten seines Hauses „Beverley Lodge“ in der südenglischen Grafschaft Surrey.
Die Konstruktion bestand aus einem Geflecht von Glasdreiecken – eine Technik, die der deutsche Ingenieur Walther Bauersfeld erfand. Berühmt wurde das Prinzip allerdings durch den amerikanischen Architekten R. Buckminster Fuller, der diese sogenannte geodätische Kuppel auch als Wohnraum populär machte.
Der Begriff Baumhaus bekommt hier eine ganz neue Bedeutung, denn diese Behausung besteht tatsächlich aus nur einem Baumstamm. Deshalb trug das Haus, das in Hoquiam im US-Bundesstaat Washington stand, auch den Namen „One-Log House“. Dieses Foto entstand 1958 und es war bestimmt schon damals eine echte Attraktion in der Gegend.
Doch in Washington, Oregon und Kalifornien waren solche Stumpfhäuser eigentlich gar keine Seltenheit, denn dort wachsen die gigantischen Mammutbäume und Zedern. Die ausgehöhlten Stämme dienten damals auch als Büros, Postfilialen, Souvenirläden oder sogar als Pferdestall.
Im Süden von Utah befindet sich ein 465 Quadratmeter großes Wohnhaus, das komplett in den markanten roten Sandstein der Region hineingebaut wurde.
1945 kauften zwei Brüder eine Höhle, die zuvor als Lagerplatz für Cowboys gedient hatte. In den folgenden zwölf Jahren meißelte Albert Christensen über 1.400 Kubikmeter aus dem Fels und schuf daraus ein Haus mit 14 Zimmern für seine Familie.
Nach Christensens Tod 1957 eröffnete seine Frau Gladys einen Geschenkeladen und bot Führungen durch ihr ungewöhnliches Zuhause an. Heute zieht das Höhlenhaus rund 500 Besucher täglich an – und diente sogar als Kulisse im Science-Fiction-Film „Transformers: Ära des Untergangs“.
Nein, hier war nicht Photoshop am Werk: Der sogenannte Felsenpalast „Dar al-Hajar“ thront tatsächlich auf einem imposanten Felsen hoch über dem Tal Wadi Dhar, unweit der jemenitischen Hauptstadt Sanaa. Zwar soll es an dieser Stelle schon seit 1786 ein Gebäude gegeben haben, doch das heutige Bauwerk entstand erst in den 1920er-Jahren – als Sommerresidenz für Imam Yahya, den ersten König des modernen Jemen.
Das linke Foto zeigt den Palast im Jahr 1963 – gezeichnet von den Revolutionskämpfen des Vorjahres. Rechts sieht man das königliche Anwesen 1994 nach der Restaurierung.
Danny Clayton wuchs im zentralenglischen Northamptonshire auf – dem Zentrum der britischen Schuhindustrie – und träumte schon als Kind davon, in einem Schuh zu wohnen. Als er dann tatsächlich diesen überdimensionalen Schuh entdeckte, der zuvor Teil eines Kinderspielplatzes gewesen war, kaufte er ihn kurzerhand und verwandelte ihn in ein Wohnhaus.
Vor allem im Schlafzimmer im Obergeschoss wurde es allerdings eng: Der Raum war gerade mal knapp über zwei Meter breit.
Die würfelartige Konstruktion „Habitat 67“ wurde ursprünglich für die Weltausstellung 1967 in Montreal gebaut – und ist seitdem ein ebenso skurriles wie ikonisches Wahrzeichen der Stadt. Das futuristisch anmutende Wohnprojekt besteht aus 365 vorgefertigten Betonmodulen, die zu insgesamt 158 Wohnungen zusammengefügt wurden.
Der Architekt Moshe Safdie war übrigens gerade einmal 23 Jahre alt, als er den spektakulären Entwurf lieferte – und lebt bis heute selbst in einer der Wohnungen.
Was Sie auf dieser Schwarz-Weiß-Aufnahme nicht sehen können: Die Fassade dieses Schneckenhauses ist in rosa-weiß gestrichen. Die ungewöhnliche Behausung in Baden-Württemberg wurde vom deutschen Architekten Dieter Schmid entworfen – und ist nicht nur von außen ein echter Hingucker.
Wer das Innere betritt, landet in einer völlig anderen Welt: Geschwungene Formen treffen auf psychedelische Wandmalereien, die das Auge bewusst täuschen und die verspielte Dynamik des Hauses noch verstärken.
Heute steht das schrille Bauwerk inmitten einer ganz normalen Wohnsiedlung – was die Nachbarn wohl darüber denken, lässt sich nur erahnen.
Fünf Kilometer südöstlich von Paris liegt die Stadt Créteil. Dort ragen zehn Wohntürme in den Himmel, die auf den ersten Blick eher an überdimensionierte Tannenzapfen als an Betonbauten erinnern. Die 14-stöckigen Gebäude sind auch unter dem Namen „Choux de Créteil“ bekannt, was übersetzt so viel heißt wie „Kohlköpfe von Créteil“. Passend, denn früher war die Gegend ein riesiger Gemüsegarten.
Egal, ob man nun Kohlköpfe, Maiskolben, Pilze oder Tannenzapfen darin sieht: Die zwischen 1966 und 1974 erbauten Häuser stammen vom Architekten Gérard Grandval – und ihre visionäre Gestaltung ist preisgekrönt.
Im Januar 1975 staunten die Pendler auf der Londoner Westminster Bridge nicht schlecht: Direkt unter ihnen schipperte ein zweistöckiges Haus auf einem Katamaran vorbei.
Das schwimmende Gebäude namens „Sunley House“ war zunächst am Tower Pier vertäut und lockte dort rund 26.000 Neugierige an. Auf dem Foto ist es gerade auf dem Weg zum Westminster Pier – ein durchaus ungewöhnlicher Anblick auf der Themse.
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