Als die RMS „Titanic“ am 10. April 1912 aus dem englischen Southampton nach New York aufbrach, war sie das größte Passagierschiff der Welt – und obendrein galt sie noch als unsinkbar.
Doch als der Ozeandampfer in der Nacht vom 14. auf den 15. April einen Eisberg im Nordatlantik rammte, ereignete sich eine der schlimmsten Schiffskatastrophen aller Zeiten. Mehr als 1.500 Menschen starben. Die dramatische Geschichte bleibt bis heute unvergessen, war das Unglücksschiff doch ein Symbol für Reichtum, Extravaganz und technischen Fortschritt.
Begleiten Sie uns hier auf einen virtuellen Rundgang durch das wohl legendärste Schiff aller Zeiten ...
Adaptiert von Sandra Schröpfer
Die „Titanic“ wurde im goldenen Zeitalter der Seefahrt gebaut. Damals wollten immer mehr Europäer in die Neue Welt reisen, wodurch die Konkurrenz auf den Schiffsrouten zwischen Europa und New York zunahm.
Die ersten Pläne für den Bau der „Titanic“ (und ihrer nahezu identischen Schwesterschiffe „Olympic“ und „Britannic“) stellte die Reederei White Star Line 1907 vor. Andere Reedereien, darunter das heutige Kreuzfahrtunternehmen Cunard, hatten bereits große Passagierschiffe wie die RMS „Lusitania“ und die RMS „Mauretania“ entwickelt, die die Titanic jedoch übertrumpfen sollte.
Der Bau der „Titanic“ auf der Harland & Wolff-Werft im nordirischen Belfast begann 1909 und dauerte vier Jahre. Zu der Zeit waren die Kosten hoch: rund 1,5 Millionen Pfund, was nach heutigem Geldwert umgerechnet rund 173 Millionen Euro entspricht.
Von Anfang an war das Schiff als „unsinkbar“ konzipiert: 16 Schotten, die wasserdicht verschlossen werden konnten, sollten ein Volllaufen des Schiffes im Ernstfall verhindern. Damit galt die „Titanic“ als eines der sichersten Schiffe überhaupt.
Doch der Bau der „Titanic“ hatte nicht nur finanziell einen hohen Preis. Zwischen dem Verlegen des Kiels und dem Stapellauf des Schiffes wurden acht Arbeiter getötet, 246 weitere verletzten sich während des Baus. Der 26.000 Tonnen schwere Rumpf der „Titanic“ war am 31. Mai 1911 fertiggestellt, die Schiffsschrauben kamen später hinzu.
Trotz mehrerer Rückschläge brach die RMS „Titanic“ am 10. April 1912 zu ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York auf. Bevor es über den Atlantik ging, nahm das neue Wunder der Technik in zwei weiteren Häfen Passagiere auf, zunächst in Cherbourg in Nordfrankreich und danach in Queenstown (heute Cobh) in Irland.
Allerdings kam es schon beim Auslaufen der „Titanic“ beinahe zu einem Drama. Als das Schiff von seinem Liegeplatz in Southampton ablegte, kollidierte es fast mit einem anderen Schiff. Die „New York“ (rechts im Bild) lag ganz in der Nähe vor Anker, doch als die „Titanic“ an dem kleineren Schiff vorbeifuhr, rissen dessen Haltetaue und sein Heck kam der „Titanic“ gefährlich nahe.
Nur weil die Besatzung der „Titanic“ schnell eingriff und die „New York“ mit einem Propellerstoß zur Seite schob, konnte eine Kollision verhindert werden. Ein Start, der nichts Gutes verheißen sollte.
Da der Liegeplatz im irischen Queenstown nicht lang genug für die „Titanic“ war, ging das Schiff außerhalb des Hafens vor Anker und die Passagiere wurden mit kleinen Booten an Bord gebracht. Zum Glück war das Wetter zu dem Zeitpunkt gut.
Bei strahlendem Sonnenschein verließ das Schiff Irland kurz nach Mittag des 11. April 1912 und fuhr seinem Schicksal entgegen. Dieses Bild ist eines der letzten, die von der „Titanic“ von Land aufgenommen wurden.
Die RMS „Titanic“ war damals nicht nur das größte Schiff der Welt, auch ihre Ausstattung war für die damalige Zeit mehr als spektakulär. Passagiere müssen von der Einrichtung der Räume an Bord fasziniert gewesen sein. Die große Treppe in der ersten Klasse (im Bild) zählte zu den prächtigsten auf See. Sie war mit Eichenholz vertäfelt und hatte ein Kuppeldach aus Glas und Schmiedeeisen.
Der 30 Meter lange Speisesaal in der ersten Klasse befand sich auf dem D-Deck zwischen dem zweiten und dritten Schornstein, einem zentralen Teil des Schiffes. Der großflächige Raum war mit schicken Bleifenstern und Sitzecken im jakobinischen Stil ausgestattet.
Erste-Klasse-Passagieren wurde jeden Abend eine große Auswahl an Speisen und erlesenen Weinen angeboten.
Gegen einen Aufpreis konnten Erste-Klasse-Passagiere auch im intimen À-la-carte-Restaurant von Chefkoch Luigi Gatti speisen, das mit dem Luxushotel Ritz verglichen wurde. Gatti war aus dem gehobenen Oddenino Imperial Restaurant in der Londoner Regent Street abgeworben worden, um den wohlhabenden Passagieren der „Titanic“ kulinarischen Luxus zu bieten.
Der elegante Raum war vollständig mit französischem Nussbaumholz verkleidet und hatte große Panoramafenster. An den Tischen, die mit teuren Kristalllampen beleuchtet wurden, konnten Gäste jederzeit zwischen 8 und 23 Uhr Platz nehmen.
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Für Passagiere der ersten Klasse hörte der Luxus damit aber noch nicht auf. Das Verandacafé war mit schicken Korbmöbeln und Kletterpflanzen eingerichtet und große Rundbogenfenster boten eine erstklassige Aussicht aufs Meer.
Einen herrlichen Meerblick hatten Passagiere auch aus dem Café Parisien. In der Nacht, als die „Titanic“ unterging, standen Austern, Foie Gras und Schokoladen-Eclairs auf der Speisekarte.
Erste-Klasse-Passagiere auf der „Titanic“ konnten nicht nur luxuriös speisen, auch für Fitness und Wohlbefinden war gesorgt. Im Gymnastikraum konnten die Gäste die Kalorien an diesen damals hochmodernen Geräten wieder abtrainieren (das Bild wurde nachträglich eingefärbt). Es gab ein Rudergerät, Radtrainer und ein elektrisches Pferd. Unter Deck stand den Passagieren zudem eine Squashanlage zur Verfügung.
Das Türkische Bad war für die damalige Zeit der Höhepunkt des Luxus. Erste-Klasse-Passagiere konnten die orientalisch anmutende Suite zum Preis von einem Dollar pro Tag besuchen. Darin befanden sich unter anderem ein Dampfbad, unterschiedlich temperierte Räume und als neueste Erfindung mehrere elektrische Betten, die den Körper mit Lampen wärmten.
Neben dem Türkischen Bad auf dem mittleren Deck befand sich das große Schwimmbecken, das den Erste-Klasse-Passagieren vorbehalten war. Beeindruckend für die damalige Zeit war zum einen die Größe des Beckens (9,1 x 4,3 Meter), zum anderen war das Salzwasser, das über einen Tank aus dem Meer in den Pool gepumpt wurde, beheizt.
Der Rauchersalon auf der RMS „Olympic“ (im Bild) war dem auf der „Titanic“ sehr ähnlich. Während sich die Damen nach dem Abendessen in das Schreib- und Lesezimmer zurückzogen, gingen die Herren in den Rauchersalon, um Karten zu spielen und Scotch zu trinken. Damen war der Zutritt nicht gestattet.
Im gemütlichen Schreib- und Lesezimmer verbrachten die Damen aus der ersten Klasse nach dem Essen den Abend. Zum Schreiben von Briefen an die Lieben zu Hause stellte die Reederei Papier zur Verfügung. Bücher konnten im Nebenraum ausgeliehen werden.
Die teuersten Kabinen an Bord der „Titanic“ waren die vier Suiten auf dem B-Deck. Jede Kabine hatte ein Wohnzimmer, zwei Schlafzimmer, zwei Ankleidezimmer und ein eigenes Bad mit Toilette.
Die Luxussuiten waren mit der neuesten Technik ausgestattet, wie zum Beispiel Telefon und Heizung.
Zwei der Luxussuiten wurden von J. Bruce Ismay belegt, dem Direktor der Reederei White Star Line (später mehr zu seiner Person). In der hier abgebildeten Suite B-58 übernachtete die Familie Baxter aus dem kanadischen Montréal, die im französischen Cherbourg an Bord ging. Frau Baxter war Witwe und reiste mit ihrer Tochter Mary Hélène und ihrem Sohn Quigg, der mit der „Titanic“ unterging.
Die Passagiere, die in einer der vier Luxuskabinen wohnten, hatten Zugang zu einem von zwei privaten Promenadendecks. Diese waren 15 Meter lang, geschlossen und im englischen Tudor-Stil mit freiliegenden Holzbalken gestaltet. Sie befanden sich zu beiden Seiten der „Titanic“ und boten einen exklusiven Ausblick.
Die Erste-Klasse-Kabinen waren nicht alle gleich eingerichtet, sondern individuell, etwa im Queen-Anne- oder Ludwig-XV-Stil gestaltet. Allerdings war nicht jede Kabine in der ersten Klasse so luxuriös, wie man vielleicht denken mag.
Hier abgebildet ist die Kabine B-21, in der ein Einzelbett neben einem Waschbecken, einem Sessel und einem Kosmetiktisch stand. Einige Erste-Klasse-Kabinen teilten sich ein Gemeinschaftsbad.
Der Luxus und die Symbolik der „Titanic“ zogen einige der reichsten und berühmtesten Geschäftsleute, Politiker und Prominenten der Zeit an. John Jacob Astor IV., der angeblich reichste Mann in Amerika und Eigentümer des Hotels Astoria in New York, reiste in der ersten Klasse auf der „Titanic“.
Sein Vermögen betrug damals 87 Millionen US-Dollar, was nach heutigem Geldwert rund 2 Milliarden Euro entsprechen würde. Astor kam beim Untergang der „Titanic“ ums Leben, seine Frau Madeline aber, die damals im fünften Monat schwanger war, überlebte.
Zu den Prominenten an Bord der „Titanic“ zählten auch Isidor und Ida Straus, die Eigentümer des amerikanischen Kaufhauses Macys. Das Paar ging mit der „Titanic“ unter.
Passagiere der zweiten Klasse bekamen auf der „Titanic“ eine Ausstattung geboten, die der ersten Klasse auf anderen Schiffen entsprach. Die meisten Kabinen hatten Etagenbetten mit einem Waschtisch daneben.
Diese Aufnahme zeigt eine Kabine der RMS „Olympic“, die wie eine Zweite-Klasse-Kabine auf der „Titanic“ eingerichtet war. Für die damalige Zeit waren die Kabinen äußerst komfortabel, zumal sie oft auch über einen Schreibtisch oder ein kleines Sofa verfügten.
Passagiere der ersten und zweiten Klasse hatten Zugang zu mehreren Aufzügen, die wie diese auf der RMS „Olympic“ aussahen. Zwar waren die Aufzüge der zweiten Klasse nicht so extravagant wie die der ersten Klasse, in denen es zum Teil Sofapolster zum Zurücklehnen gab. Doch ersparten sie den Passagieren den mühsamen Treppengang von Deck zu Deck.
Bevor die „Titanic“ in See stach, durften die Gäste der zweiten Klasse die Erste-Klasse-Räume des Schiffs besichtigen. Rechts im Bild ist der Zweite-Klasse-Passagier Lawrence Beesley, ein Lehrer für Naturwissenschaften aus London, zu sehen, der vom Gymnastikraum beeindruckt war. Wer mit einem Ticket der zweiten Klasse reiste, konnte den Luxus allerdings nicht während der Fahrt genießen.
Passagiere der zweiten Klasse hatten Zugang zu drei Promenadendecks, auf denen sie entspannen oder spazieren gehen konnten. Für drei Schilling oder einen Dollar konnte man einen Liegestuhl für die gesamte Überfahrt mieten.
Im Vergleich zu anderen Schiffen war die Reise in der dritten Klasse, damals das „Zwischendeck“ genannt, vergleichsweise angenehm. Die Passagiere auf den unteren Decks schliefen in Kabinen mit vier bis sechs Betten, die entweder an Familien oder gleichgeschlechtliche Passagiere vergeben wurden.
Alleinstehende Männer wurden im Bug und Frauen im Heck des Schiffes untergebracht. Dieses Bild zeigt eine nachgebildete Kabine mit vier Betten. Obwohl es ausreichend Toiletten für Dritte-Klasse-Passagiere gab, standen ihnen nur zwei Bäder zur Verfügung, eines für Männer und eines für Frauen.
Der Speisesaal hatte weiß glasierte Wände, gegessen wurde an großen Gemeinschaftstischen. Die Passagiere der dritten Klasse konnten nicht zwischen mehreren Speisen wählen, bekamen aber jeden Tag frisch gebackenes Brot und frisches Obst.
Im Vergleich zu anderen Reedereien, die Dritte-Klasse-Passagiere häufig zur Selbstversorgung aufforderten, war das ein großer Luxus. (Im Bild ist der Speisesaal auf der baugleichen „Olympic“ zu sehen.)
Die Gemeinschaftsräume der dritten Klasse waren einfach, aber elegant gestaltet. So war der Rauchersalon zum Beispiel mit Holzbänken, Stühlen und gemusterten Fliesen eingerichtet. Dieses Bild wurde vermutlich auf der „Olympic“ aufgenommen.
Die SS „Mesaba“ war gerade durch dieselben Gewässer gefahren und sendete einen Funkspruch zur „Titanic“, um das Schiff vor schwerem Packeis und Eisbergen zu warnen. Allerdings kam die Nachricht nie bei der „Titanic“ an und so konnte das Schiff seinem Schicksal nicht entkommen.
Auch die SS „Mesaba“ versank nur wenige Jahre später selbst im Meer – bei einem Torpedoangriff während des Ersten Weltkriegs im Jahr 1918. Erst im Oktober 2022 konnte das lange verschollene Schiffswrack endlich geortet werden. Dank neuester Sonar-Technologie entdeckte man das Wrack inzweigeteilt in der Irischen See.
Die luxuriöse Reise fand ein tragisches Ende, als die „Titanic“ am 14. April 1912 um 23.40 Uhr Ortszeit einen Eisberg im Nordatlantik rammte. Als Ausguck war Matrose Frederick Fleet einer der ersten, der den Eisberg entdeckte und mit den Worten „Eisberg direkt voraus!“ Alarm schlug.
Ein Fernglas hatte Fleet bei seiner Wache im Krähennest der „Titanic“ nicht. Dieses war zum Zeitpunkt der Kollision weggeschlossen gewesen.
Nach der Kollision mit dem Eisberg orderte Kapitän E. J. Smith an, die wasserdichten Schotten unter Deck zu schließen. Mit vier vollgelaufenen Abteilungen hätte sich die Titanic über Wasser halten können. Doch der Eisberg hatte ein Loch über 30 Meter Länge in den Stahl des Schiffes geschlitzt und so füllten sich sechs Abteilungen mit Wasser, darunter einer der Kesselräume.
Die Schotten waren nicht hoch genug, um ein Überlaufen in den nächsten Abschnitt zu verhindern. In weniger als drei Stunden nach dem Zusammenstoß mit dem Eisberg ging die „Titanic“ unter.
An Bord der „Titanic“ gab es nur 20 Rettungsboote, genug für lediglich rund 1.700 der über 2.200 Passagiere und Besatzungsmitglieder an Bord. Frauen und Kinder wurden zuerst evakuiert, ein Großteil davon allerdings aus der ersten Klasse.
Der Erste Offizier William Murdoch befand sich zum Zeitpunkt der Kollision der „Titanic“ mit dem Eisberg auf der Brücke und hatte später in der Unglücksnacht die Aufgabe, die Rettungsboote auf der Steuerbordseite zu beladen.
Es wird vermutet, dass mehr Passagiere auf der Steuerbordseite es in die Rettungsboote schafften, weil Murdoch diese sehr geordnet absenkte und auch Männer an Bord ließ. Murdoch ging mit dem Schiff unter.
Die Menschen in den Rettungsbooten mussten den schrecklichen Untergang der „Titanic“ und die verzweifelten Szenen, die sich dort abspielten, mit ansehen. Als der überflutete Bug des Schiffes immer weiter unter Wasser gezogen wurde, hob sich das Heck in die Höhe.
Unter der extremen Last brach die „Titanic“ daraufhin zwischen dem dritten und vierten Schornstein in zwei Teile. Das Heck kippte zunächst zurück, richtete sich dann aber fast kerzengerade auf, bevor es überflutet wurde und schließlich zum Meeresgrund sank.
Vor ihrem Untergang hatte die „Titanic“ mehrere Notsignale abgesetzt, die unter anderem von der RMS „Carpathia“ empfangen wurden. Der Dampfer erreichte die Unglücksstelle allerdings erst rund zwei Stunden nach dem Untergang gegen 4 Uhr morgens. Die Überlebenden der „Titanic“ aus den Rettungsbooten an Bord zu bringen und nach weiteren Überlebenden im eiskalten Atlantik zu suchen, dauerte weitere vier Stunden.
Sechs Jahre nach dem „Titanic“-Untergang, im Juli 1918, traf auch die „Carpathia“ ihr Schicksal. Im Ersten Weltkrieg wurde das britische Schiff von einem deutschen U-Boot abgeschossen.
Von den 20 Rettungsbooten der „Titanic“ waren vier klappbare Engelhardt-Rettungsboote. Diese hatten einen hölzernen Boden und Seitenwände aus Segeltuch, waren aber weniger robust und ließen sich schwerer zu Wasser lassen.
Das Faltboot D war das letzte, das von der Backbordseite herabgelassen wurde. Hier ist zu sehen, wie es sich überflutet mit eiskaltem Meerwasser im Morgengrauen der „Carpathia“ nähert.
Da die Passagier- und Besatzungslisten der „Titanic“ fehlerhaft waren, weiß niemand genau, wie viele Menschen in der Nacht des Untergangs starben. Einige Besatzungsmitglieder waren überhaupt nicht verzeichnet, zum Beispiel ein kurzfristiger Ersatz für einen Heizer, der nicht zur Abfahrt erschienen war.
Einer US-Untersuchung zufolge kamen 1.517 Menschen ums Leben, eine britische Studie zählte 1.503 Tote. Die meisten Toten gab es unter der Crew: Von 900 Besatzungsmitgliedern kehrten nur 124 nach Hause zurück. Insgesamt gab es nur 706 Überlebende.
Dieses Bild, das von der „Carpathia“ aus aufgenommen wurde, zeigt vermutlich den verhängnisvollen Eisberg, der die „Titanic“ untergehen ließ. Die Titanic war durch ein Gebiet mit großen Eisbergen wie diesem gefahren, vor denen mehrere Schiffe in der Nacht gewarnt hatten.
Mehrere Zeitungen berichteten zunächst, dass die „Titanic“ in Sicherheit und alle Passagiere am Leben seien. Die britische „Times“ schrieb damals, die Titanic werde von der RMS „Virginian“ nach Halifax in Kanada geschleppt, wo sie am Dienstag, dem 16. April 1912, erwartet werde. Eine Fehlinformation, wie sich herausstellte.
Die schreckliche Wahrheit erreichte die Öffentlichkeit erst rund 48 Stunden nach dem Zusammenstoß der „Titanic“ mit dem Eisberg.
Vier Schiffe, darunter die SS „Mackay-Bennett“ (im Bild), wurden am 17. April von Halifax aus auf eine Bergungsmission geschickt. Sie fischten sowohl die Toten als auch einige Wrackteile und Einrichtungsgegenstände wie Liegestühle aus dem Wasser. Mehr als 100 Opfer sind auf dem Friedhof von Fairview in Halifax begraben.
Das Marifuse Museum of the Atlantic beherbergt eine Ausstellung, die sich mit der Rolle der kanadischen Stadt in der Zeit nach der Schiffskatastrophe befasst.
Viele der Überlebenden litten infolge des Untergangs jahrelang unter psychischen Problemen. Der Ausguck Frederick Fleet nahm sich im Januar 1965, zwei Wochen nach dem Tod seiner Frau, das Leben. Er starb in so verarmten Verhältnissen, dass er anonym begraben wurde.
Edward John Smith (rechts im Bild) war einer der erfahrensten Kapitäne der White Star Line und hatte zum Zeitpunkt der Katastrophe über 40 Jahre auf See gedient. Die Berichte über den Tod des Kapitäns waren gemischt, doch gehen Experten davon aus, dass sich Smith weigerte, die „Titanic“ vor seinen Passagieren zu verlassen. Er ging mit dem Schiff unter.
Dieses Bild wurde vom irischen Pater Francis Browne aufgenommen, einem Passagier der „Titanic“. Von ihm stammen viele der letzten Fotos von Passagieren, Besatzungsmitgliedern und Einrichtung der „Titanic“, die existieren, weil Browne das Schiff vor der Atlantiküberfahrt verließ.
Der Direktor der White Star Line, J. Bruce Ismay, wurde von der Presse aufs Äußerste kritisiert, weil er „selbstsüchtig“ in ein Rettungsboot gestiegen war. Das kostete ihn seinen Ruf und er wurde als einer der „größten Feiglinge aller Zeiten“ bezeichnet.
1913 verließ Ismay die Reederei und verschwand weitestgehend aus der Öffentlichkeit. Er unterstützte jedoch mehrere Wohltätigkeitsorganisationen für Seefahrer. Ismay starb 1937.
Der Untergang der „Titanic“ führte auf beiden Seiten des Atlantiks zu Ermittlungen. Die US-amerikanische Untersuchung ergab, dass es keine Rettungsbootübungen gegeben hatte, was bedeutete, dass das Absenken der Boote nicht geprobt worden war und völlig planlos ablief.
Doch führten die beiden Untersuchungen zu einer wichtigen Änderung der Vorschriften: Schiffe müssen seitdem für jeden Passagier einen Platz in einem Rettungsboot bereithalten, was die Sicherheit auf See für immer veränderte.
Die Geschichte der „Titanic“ endet jedoch nicht mit ihrem Untergang. Das Unglücksschiff war Gegenstand zahlreicher Filme, darunter „Die letzte Nacht der Titanic“ von 1958 und „Titanic“ von 1997. Der Film „Hebt die Titanic“ von 1980, der auf dem gleichnamigen Bestseller von Clive Cussler basiert, zählt zu den kuriosesten.
Das Timing war äußerst unglücklich, da der Film entstand, noch bevor das Wrack gefunden wurde. Er zeigt (Spoiler-Alarm), wie die Titanic in einem Stück vom Meeresgrund gehoben wird – was in der Realität nicht möglich ist, da sie zerbrach. Der Film war ein teurer Flop: Das Modell der „Titanic“, ein großer Wassertank, und die Spezialeffekte kosteten Millionen von Dollar, die an den Kinokassen nicht wieder hereingeholt wurden.
Der Gedanke, das Wrack zu finden, kam erstmals 1914 auf. Doch erst im Juli 1986 entdeckte der Unterwasserarchäologe Robert Ballard (Bildmitte, mit den Überlebenden Eva Hart und Bertram Dean) die Überreste des Schiffes am Meeresgrund. Ballard und sein Team hatten amerikanische U-Boote auf einer Geheimmission im Kalten Krieg fotografiert und durften nach dessen Abschluss nach der „Titanic“ suchen.
Im Februar 2023 wurde zum 25-jährigen Jubiläum des Kinofilms „Titanic“ nie zuvor gezeigtes Filmmaterial des legendären Wracks veröffentlicht.
Das 80-minütige Video wurde 1986 aufgenommen und zeigt die „Titanic“ in 3.780 Metern Tiefe auf dem Meeresgrund. Selbst mit Algen bedeckt, sind die Bullaugen, Geländer und sogar Teile der Innenausstattung noch zu erkennen.
Seit der Entdeckung des Wracks wurden zahlreiche Forschungsexpeditionen zur „Titanic“ durchgeführt, bei denen rund 6.000 Artefakte geborgen wurden. Für seinen Film „Titanic“ (1997) besuchte Hollywood-Regisseur James Cameron die Untergangsstelle 1995 zwölfmal.
Im August 2019 ergab ein Tiefseetauchgang, dass sich das Wrack allmählich zersetzt. In einer Vereinbarung wurde der Zugang zum Wrack und das Entfernen von Artefakten zuletzt begrenzt, um die Überreste der „Titanic“ so lange wie möglich zu erhalten.
Aber es ist möglich, die Magie der „Titanic“ heute hautnah an Land zu erleben. Das ein wenig in Vergessenheit geratene kleine Schwesterschiff der „Titanic“, die SS „Nomadic“, wurde vor der Unglücksfahrt im französischen Cherbourg eingesetzt, um Passagiere und Gepäck zu befördern.
Das restaurierte Beiboot kann im Hamilton Dock des „Titanic“-Museums im nordirischen Belfast besichtigt werden. Die „Nomadic“ wurde von denselben Architekten wie die „Titanic“ entworfen und gebaut. Sie ist das letzte noch verbliebene Schiff der White Star Line.
Viele der Möbel und Einrichtungsgegenstände des Schwesterschiffs RMS „Olympic“ gibt es auch heute noch zu sehen. Diese waren mit denen auf der Titanic baugleich und wurden nach der Verschrottung der „Olympic“ 1935 verkauft.
Sie schmücken heute das White Swan Hotel im englischen Alnwick. Echte „Titanic“-Fans können sich in der Olympic Suite des Hotels sogar trauen lassen.
Außerdem laufen derzeit zwei Projekte, die das legendäre Schiff wieder zum Leben erwecken wollen. Eines davon soll die Hauptattraktion des Romandisea-Themenparks im chinesischen Sichuan werden.
Der halbfertige „Titanic“-Nachbau, mit dem 2019 begonnen wurde, rostet derzeit jedoch vor sich hin. Während der Corona-Pandemie kam das Projekt zum Erliegen. Berichten zufolge ist den Investoren inzwischen das Geld ausgegangen, der Ausgang ist ungewiss.
In Projekt Nummer zwei scheint dagegen wieder Bewegung zu kommen. Im April 2012 hatte der australische Milliardär Clive Palmer bekannt gegeben, die „Titanic II“ bauen zu wollen – eine nahezu maßstabsgetreue Kopie, deren Baukosten auf rund 440 Millionen Euro geschätzt werden.
Einen Termin für den Stapellauf gibt es aber bis heute nicht. Im März 2024 gab Palmer bekannt, dass die Pläne kurz vor der Fertigstellung stünden. Doch im August wurde berichtet, dass Harland & Wolff – die Werft, die die ursprüngliche „Titanic“ gebaut hatte – Palmers Angebot zum Bau des Schiffs abgelehnt hatte. Wie es weitergeht, ist unklar.
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