Einige der historisch bedeutsamsten und schönsten Sehenswürdigkeiten der Welt leiden immer mehr unter Massentourismus, zunehmender Kommerzialisierung und Selfie-verrückten Besuchern. Seien es Überfüllung, kitschige Souvenirläden oder Schäden an Gebäuden und der Natur, die durch den ständigen Besucherstrom entstehen: Hier werfen wir einen Blick darauf, was passiert, wenn Reiseziele zu beliebt werden.
Sehen Sie hier 25 Orte, die besonders stark unter Übertourismus leiden ...
Adaptiert von Barbara Geier und Tascha Walker Dean
Der Trevi-Brunnen ist eine der beliebtesten Attraktionen in Rom. Früher konnten Besucher das barocke Meisterwerk noch in aller Ruhe bewundern, heute aber ist er eher zu einem kurzen Zwischenstopp verkommen, an dem absolutes Chaos herrscht.
Fast zu jeder Tageszeit umgeben Menschenmassen den Brunnen, alle wollen das perfekte Foto schießen oder eine Münze ins Wasser werfen. Riesige Reisegruppen schieben sich durch das Gedränge und es wimmelt nur so von Selfiesticks und Straßenhändlern.
Zum Schutz des Trevi-Brunnens wurden Absperrungen aufgestellt und Sicherheitspersonal patrouilliert vor Ort, um die vielen Besucher im Zaum zu halten. Von einem romantischen Ambiente fehlt jede Spur.
Nach einer dreimonatigen Renovierungsphase kündigte der Bürgermeister Ende 2024 zudem an, dass bald eine Zugangsbeschränkung eingeführt werden könnte. Es soll dann nur 400 Besuchern gleichzeitig erlaubt sein, sich an dem historischen Monumentalbrunnen aufzuhalten.
Bergsteigen und Trekking ist auf dem Mount Everest heute ein Riesengeschäft. 2023 kamen rund 1.000 Bergsteiger aus der ganzen Welt in den Himalaya. Ihr Ziel: den Gipfel des höchsten Bergs der Welt zu erklimmen, der erstmals 1953 bezwungen wurde. Wer also nach einem menschenleeren Höhenabenteuer sucht, ist hier definitiv falsch.
Im Jahr 2023 erreichten über 650 zahlende Bergsteiger den Gipfel und mehrere tausend umwanderten ihn. Das hinterlässt Spuren: Jedes Jahr werden riesige Müllberge auf dem Berg zurückgelassen.
Die übermäßige Verwendung von Trekkingstöcken führt außerdem zu Bodenerosion und die Abhängigkeit vom Tourismus hat den Charakter vieler Himalaya-Dörfer verändert.
Die Altstadt von Dubrovnik ist in den letzten Jahren nicht nur durch die Hitserie „Game of Thrones“ zu einem beliebten Reiseziel geworden. Seit sie aber als Königsmund über unsere Bildschirme flimmerte, pilgern Fans der Serie und Neugierige in Scharen hierher, um die Drehorte zu bewundern.
Im August 2016 schlenderten an einem einzigen Tag mehr als 10.000 Besucher über die alten Stadtmauern. Noch im selben Jahr drohte die UNESCO damit, der Stadt aufgrund der hohen Besucherzahlen den Status als Weltkulturerbe zu entziehen.
Der Übertourismus wird außerdem durch eine Kombination aus Billigflügen und Kreuzfahrtrouten begünstigt. Besonders Kreuzfahrtpassagiere verbringen oft nur wenige Stunden in der Altstadt, kurbeln die Wirtschaft also kaum an. Das Ergebnis sind trotzdem überfüllte Gassen und Einwohner werden durch auf Kurzurlauber ausgerichtete Airbnbs und Hotels verdrängt.
Im Jahr 2023 verzeichnete Dubrovnik über vier Millionen Übernachtungen – bei einer Einwohnerzahl von nur rund 43.000. Wenigstens die Anzahl der Kreuzfahrtschiffe, die hier täglich anlegen dürfen, wurde nun bereits begrenzt.
Diese Sehenswürdigkeit in Peru steht bei vielen Menschen ganz oben auf der Reiseliste: Die mystische Inkastadt Machu Picchu liegt auf 2.400 Metern Höhe mitten in den Anden. Das UNESCO-Welterbe ist unbestreitbar beeindruckend, aber die Jahrhunderte alte Stätte leidet unter ihrer Popularität.
In ihrer Blütezeit beherbergte die von dem amerikanischen Forscher Hiram Bingham 1911 wiederentdeckte Stadt maximal 1.000 Menschen. Im modernen Touristenzeitalter waren es in der Hochsaison allerdings bis zu 5.000 Besucher pro Tag, was die Wege und Treppen der sensiblen Bauten enorm belastet hat.
Die peruanische Tourismusbehörde hat den Zugang zu dem uralten architektonischen Wunderwerk daher reglementiert, um die Besucherströme einzudämmen. Pro Tag dürfen nun maximal 2.500 Personen die prächtige Berg-Zitadelle betreten.
Außerdem sind pro Guide maximal zehn Personen zugelassen und der Eintritt ist nur einmal am Tag erlaubt. Beschränkungen hin oder her – der Ort wird weiterhin täglich von doppelt so vielen Menschen betreten wie von den Erbauern vorgesehen.
Venedig ist inzwischen zu einem Negativbeispiel für Massentourismus und Kommerzialisierung geworden. Die malerischen Kanäle und historische Architektur ziehen jährlich Millionen Besucher an – und viele davon reisen per Kreuzfahrtschiff an. Diese Massen setzen die Infrastruktur des UNESCO-Weltkulturerbes enorm unter Druck.
Traditionelle Geschäfte und Kunsthandwerker wurden verdrängt und durch Souvenirläden und Fast-Food-Ketten ersetzt, die auf Kurzurlauber ausgerichtet sind. Die engen Gassen sind oft völlig überlaufen, was den Alltag der Einwohner zunehmend beeinträchtigt. Doch damit nicht genug: Die schiere Last des Fußgängerverkehrs in Verbindung mit dem steigenden Meeresspiegel trägt zur Erosion der ohnehin schon gefährdeten Stadtfundamente bei.
Wer auf ruhige Gondelfahrten und Spaziergänge durch einsame Gassen hofft, wird hier bitter enttäuscht werden. Immer wieder empfiehlt die UNESCO, die Lagunenstadt als gefährdet einzustufen.
Das Paradoxe: Venedig ist zwar vom Tourismus abhängig, kämpft aber genau aus diesem Grund gerade verzweifelt ums Überleben. Maßnahmen wie die Touristensteuer sowie Beschränkungen für Kreuzfahrtschiffe und Größen von Reisegruppen wurden bereits eingeführt. Pläne zur Begrenzung der Tagesbesucher gibt es ebenfalls.
Santorin ist bekannt für seine weißgetünchten Häuschen mit blauen Kuppeldächern und traumhafte Sonnenuntergänge – und ihre Schönheit wird der einst ruhigen Insel mittlerweile zum Verhängnis. Täglich reisen Tausende Besucher an. Besonders zur Hauptsaison spucken Kreuzfahrtschiffe scharenweise Tagesgäste aus, die sich in den engen Gassen von Ia und Thira tummeln.
Traditionelle Wohnhäuser wurden in Luxushotels und Ferienhäuser umgebaut, wodurch die Mietpreise in die Höhe schießen und Einwohner verdrängt werden. Heute wird das authentisch-griechische Ambiente immer stärker von Souvenirständen, teuren Restaurants und überlaufenen Foto-Hotspots überschattet.
Die Ferieninsel hat ihre Belastungsgrenze erreicht und auch die Auswirkungen auf die Umwelt sind nicht zu unterschätzen: Der Wasserverbrauch, die Müllberge und Schäden an der Landschaft haben zugenommen. Es sollten Besucherobergrenzen eingeführt und die Anzahl der Kreuzfahrtschiffe reguliert werden, doch bislang haben die wirtschaftlichen Vorteile des Tourismus Vorrang.
Eine ruhige Idylle suchen Reisende inmitten der Menschenmassen und Kommerzialisierung daher vergeblich.
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Teotihuacán ist eine der prächtigsten und geheimnisvollsten antiken Städte Mexikos und vor allem für ihre beiden riesigen Pyramiden bekannt: die Sonnenpyramide und die Mondpyramide.
Da Teotihuacán von Mexiko-Stadt aus leicht als Tagesausflug zu erreichen ist, zieht die archäologische Stätte jedes Jahr Millionen von Besuchern an und zählt zu den beliebtesten Attraktionen des Landes.
Wie oft an solchen Orten gibt es in Teotihuacán Massen an Händlern, die ihre Waren an Touristen verkaufen wollen. Besonders hektisch wird es während der Tagundnachtgleiche im Frühling und Herbst, wenn Tausende die besondere Energie spüren wollen, die dem Ort dann nachgesagt wird.
Zum Schutz vor weiteren Beschädigungen der alten Bauwerke ist es seit Kurzem nicht mehr möglich, auf die Pyramiden zu klettern (im Bild).
Das australische Great Barrier Reef ist eines der sieben Naturwunder der Welt, erstreckt es sich doch über die enorme Länge von 2.301 Kilometern entlang der Ostküste des Kontinents.
In den dortigen Ferienorten hat sich eine riesige Tourismusindustrie entwickelt, die Reisende zu den Unterwasserwundern des Meeresparks bringt. Jährlich kommen rund zwei Millionen Besucher.
Die Auswirkungen des Übertourismus auf die Gesundheit des größten Korallenriff-Ökosystems der Welt sind besorgniserregend.
Die unglaubliche Anzahl von etwa 820 Anbietern, die mit 1.500 Booten Besucher zum Riff hinausfahren, führt außerdem dazu, dass die Menschen quasi Ellbogen an Ellbogen schnorcheln, wenn sie die Unterwasserwelt erkunden möchten. Am besten bucht man also eine kleine Bootstour zum Außenriff oder zu den Inseln, um Menschenmassen im Wasser zu umgehen.
Diese mächtige Verteidigungslinie gegen Invasionen aus dem Norden ist das größte Bauwerk der Welt. Die Chinesische Mauer erstreckt sich über Tausende von Kilometern von Shanhaiguan an der Ostküste bis nach Jiayuguan im Westen. Erbaut wurde die Mauer in mehreren Abschnitten ab 771 v. Chr., wobei große Teile während der Ming-Dynastie (1368–1644) entstanden sind.
Heute muss die größte historische Stätte des Landes zwar nicht mehr feindlichen Angriffen, dafür aber den jährlich zehn Millionen Besuchern standhalten.
Im Laufe der Jahre hat neben dem Übertourismus auch Vandalismus seine Spuren hinterlassen: Ziegelsteine wurden gestohlen und die Mauer mit Graffiti beschmiert. Die am meisten besuchten Abschnitte des Monuments liegen nördlich der Hauptstadt Peking, wie etwa Badaling. Hier wurde die Besucherzahl inzwischen auf 65.000 Personen pro Tag begrenzt.
Wo auch immer man sich in Athen befindet, die Akropolis, die sei Jahrtausenden hoch über der Stadt thront, ist immer im Blick. Abgesehen von dem natürlichen Zerfall aufgrund ihres hohen Alters zeigt die heilige Zitadelle aber auch menschliche Abnutzungserscheinungen.
Die Touristenhorden sind nicht zuletzt für erhebliche Erosionen an den Stufen der Propyläen, am Parthenon und am Hügel selbst verantwortlich.
Im Laufe jahrzehntelanger umfangreicher Restaurierungsarbeiten (im Bild) wurden die Schäden beseitigt. Dieser langwierige Prozess wurde durch die Finanzprobleme Griechenlands noch erschwert, die Bauarbeiten sind inzwischen allerdings abgeschlossen und die Gerüste konnten abgebaut werden.
Neue Besucherobergrenzen besagen, dass nur noch 20.000 und nicht mehr wie zuvor bis zu 23.000 Menschen pro Tag die antike Stätte betreten dürfen.
Die zu Ecuador gehörenden Galápagos-Inseln im Pazifischen Ozean waren einst ein abgelegenes und isoliertes Archipel. Inzwischen sind sie Opfer eines Tourismusbooms geworden, der in den 1960er-Jahren mit aus heutiger Sicht bescheidenen 1.000 Touristen pro Jahr begann. Bis 2023 stieg diese Zahl auf 270.000 an.
Inzwischen gibt es große Bedenken, welche Auswirkungen so viele Besucher auf die einst unberührte Umwelt haben. 2007 wurden die Galápagos-Inseln bereits als gefährdetes UNESCO-Welterbe eingestuft, was zum Teil auch mit den Folgen des Tourismus zu tun hat.
Wer auf den Galápagos-Inseln ein Paradies am Ende der Welt erwartet, wird vermutlich enttäuscht werden. Mit dem Strom von Touristen ist auch die Bevölkerung stark gewachsen, was im mit Souvenirshops überladenen Hauptort der Insel Santa Cruz, Puerto Ayora, deutlich spürbar ist.
Strengere Vorschriften sollen nun die sensible Ökologie und die außerordentlich vielfältige Tierwelt schützen. Dazu gehören auch Beschränkungen für Boote. Dennoch ist es sehr wahrscheinlich, dass Sie bei Ihren Erkundungen vielen anderen, mit Kameras bewaffneten Besuchern ausweichen müssen.
Menschen pilgern bereits seit Jahrtausenden zu der Kultstätte Stonehenge im Süden Englands. Bis 1978 konnte die Öffentlichkeit noch frei zwischen den mächtigen prähistorischen Megalithen umherwandern. Mit zunehmenden Besucherzahlen stieg aber auch die Gefahr von Schäden für den Steinkreis aus der Jungsteinzeit, sodass er eingezäunt wurde.
Wer heutzutage das mystische Bauwerk besucht, muss sich mit Massen an Reisebussen und dem Lärm einer naheliegenden Hauptverkehrsstraße auseinandersetzen. Besonders voll wird es zur Sommersonnenwende, wenn Tausende von Menschen hier den längsten Tag beziehungsweise die kürzeste Nacht des Jahres erleben möchten.
Kontroversen um den Ansturm auf Stonehenge gibt es weiterhin. Die Eröffnung eines Besucherzentrums für 27,5 Millionen Pfund (heute rund 44,9 Millionen Euro) im Jahr 2013 hat allerdings schon viel dazu beigetragen, das allgemeine Besuchererlebnis zu verbessern.
Die rosafarbene antike Stadt Petra war mehr als 1.000 Jahre lang in der Wüste verschollen. Heute ist sie die größte Touristenattraktion Jordaniens und eine der berühmtesten Kulturerbestätten weltweit.
Die Besucherzahlen sind wie im gesamten Nahen Osten aufgrund von Sicherheitsbedenken zurückgegangen. Dennoch fordert der Tourismus nach wie vor seinen Tribut.
Ob Touristen, die auf Eseln die Stufen zum Kloster hinaufreiten, oder Besucher, die umherlaufen und sich an die alten Mauern lehnen – die wertvollen Sandsteingebäude der spektakulären Wüstenstadt sind vielen Gefahren ausgesetzt. Auch Müll ist ein Problem für das antike Bauwerk.
Vor Reisen nach Jordanien empfiehlt es sich, die aktuellen Reise- und Sicherheitshinweise zu beachten.
Allein der Atem der Touristen hat in der prähistorischen Höhle von Lascaux in der Dordogne so unwiderrufliche Schäden verursacht, dass sie 1963 für Besucher geschlossen wurde.
1940 hatten Jugendliche diesen Ort mit seinen 600 unglaublichen Höhlenmalereien entdeckt, 1948 wurde er für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
In den Folgejahren besichtigten Tausende von Menschen die Höhle. Durch deren Atem stieg der Kohlenstoffdioxidgehalt im Höhleninneren und es kam zu irreparablen Schäden an den Malereien.
Seit 2016 ist Frankreichs berühmteste Höhlenkunst als spektakuläre Komplettnachbildung in einem Museumszentrum namens Lascaux IV. zu sehen. Es befindet sich am Fuße des Hügels, wo die ursprünglichen Höhlenmalereien entdeckt wurden.
Im Tal der Könige wurde 2014 eine weitere Nachbildung eines bedrohten Kulturerbes eröffnet. Nachdem das Originalgrab von Pharao Tutanchamun wegen Restaurierungsarbeiten schließen musste, entstand in mühevoller Kleinarbeit eine exakte Kopie seiner Grabstätte.
Die bemalte Grabkammer des jungen Pharaos war seit ihrer Entdeckung durch den britischen Archäologen Howard Carter im Jahr 1922 unzähligen schwer atmenden Touristen ausgesetzt. Nach langjährigen Restaurierungsarbeiten wurde das Grab 2019 mit neuen Besucherbarrieren und einem neuen Belüftungssystem wiedereröffnet.
Angkor Wat ist ohne Zweifel die Touristenattraktion Nummer eins von Kambodscha, die jedes Jahr Hunderttausende von Besuchern anzieht. Die riesige Tempelanlage mag den Zahn der Zeit, die Natur und den Bürgerkrieg im Land überstanden haben, doch die Auswirkungen des Massentourismus scheinen dem UNESCO-Welterbe nun zuzusetzen.
Teilweise als Versuch, die Besucherzahlen einzudämmen, haben die Behörden 2017 beispielsweise die Eintrittspreise für ausländische Touristen fast verdoppelt.
Spirituelle Gelassenheit sucht man an dieser heiligen Stätte mit ihren vielen Selfie-knipsenden Touristen vergeblich. Seit den 1990er-Jahren sind die Besucherzahlen von 7.650 im Jahr 1993 auf fast 800.000 im Jahr 2023 immens angestiegen.
Das hat nicht nur den Zauber dieses einmaligen Ortes zerstört, sondern auch Spuren auf den empfindlichen Sandsteinbauten hinterlassen. Viele Menschen in engen Treppen und Gängen vertragen sich eben nicht gut mit filigranen Steinmetzarbeiten und Gravuren an den Wänden.
Die Decke der Sixtinischen Kapelle ist Michelangelos berühmtestes Meisterwerk und zweifelsohne atemberaubend. Es ist allerdings fast unmöglich geworden, diesen Anblick aufgrund der Touristenmassen wirklich zu genießen.
Für viele bleibt die Besichtigung des prächtigsten Kunstwerks der Vatikanstadt hinter den Erwartungen zurück. In den sozialen Medien sind Kommentare zu lesen wie „enttäuschend“ und „überbewertet“.
Die Warteschlangen für den Eintritt in die Vatikanischen Museen, wo sich die Sixtinische Kapelle befindet, sind unfassbar lang – außer man kauft sich ein teureres Ticket, um am Eingang nicht warten zu müssen.
Im Inneren muss man sich dann durch Menschenmassen kämpfen, um zur Kapelle zu gelangen. Und dann steht man schließlich mit all den anderen Touristen mit krummem Nacken unter dem Deckenfresko und macht sich Gedanken darüber, welche Auswirkungen die Millionen von Besuchern pro Jahr unweigerlich auf das 500 Jahre alte Kunstwerk haben müssen …
Die zwischen 2584 v. Chr. und 2561 v. Chr. erbaute Cheops-Pyramide von Gizeh ist das einzige noch erhaltene der sieben Weltwunder der Antike. Seit Jahrtausenden zieht das gigantische Bauwerk gemeinsam mit den anderen Pyramiden in der Wüste vor den Toren Kairos Reisende in seinen Bann. Es ist fast unmöglich, beim Anblick nicht ins Staunen zu geraten.
Viele Besucher fühlen sich allerdings von den zahlreichen Straßenverkäufern und Händlern bei ihrer Besichtigung gestört.
Auch die wenig attraktiven Fast-Food-Läden und Wohnblocks, die in der Nähe des Gizeh-Plateaus gebaut wurden, trüben das Erlebnis. Ein neues Besucherzentrum, das vor einigen Jahren eröffnet wurde, soll hier Abhilfe schaffen.
Seit die Maya Bay auf Koh Phi Phi im Jahr 2000 in dem Film „The Beach“ mit Leonardo DiCaprio zu sehen war, ist diese (einstige) Traumbucht in Thailand regelrecht überrannt worden.
Touristen finden hier heute einen Ort, der mit dem unberührten Strand und klarem Wasser in dem Hollywood-Klassiker nichts mehr zu tun hat. Kein Wunder, wenn hier jahrelang täglich 200 Boote mit 4.000 Besuchern anfuhren.
Heerscharen von Touristen und Müllberge haben dieses schöne Fleckchen Erde aus seinem paradiesischen Zustand gerissen. Koh Phi Phi wurde zum Opfer der eigenen Popularität und litt schwer unter dem Übertourismus.
2018 wurde die Maya Bay für Säuberungsarbeiten daher für vier Jahre geschlossen. Seitdem gab es weitere temporäre Schließungen des Strandes.
Im 17. Jahrhundert ließ der Großmogul von Indien, Shah Jahan, zum Gedenken an seine geliebte Frau Mumtaz Mahal ein Mausoleum erbauen, das heute weithin als eines der schönsten Bauwerke der Welt gilt. Allerdings würde sich Mumtaz Mahal angesichts des Touristenzirkus, der sich um das imposante Bauwerk entwickelt hat, vermutlich in ihrem Grab umdrehen.
Es ist nicht ganz einfach, die Schönheit der Architektur des Taj Mahal zu würdigen, wenn man sich gleichzeitig durch riesige Menschenmengen drängen muss. Das klassische Foto des Marmor-Mausoleums mit Spiegelung im Wasserbecken wollen schließlich alle.
Die vielen Souvenirverkäufer, Touristenführer und Händler, von denen man ständig angesprochen wird, tragen auch nicht gerade dazu bei, die Erhabenheit des Orts genießen zu können. Zumindest gibt es jetzt Zeitobergrenzen, sodass Besucher nur noch drei Stunden pro Tag an der Stätte verbringen können.
Die zu Chile gehörende Insel Rapa Nui ist als Osterinsel bekannt und liegt weit weg vom Rest der Welt im Südostpazifik. In den letzten Jahren hat der Tourismus an dem einsamen Ort aber zugenommen: Menschen reisen aus der ganzen Welt an, um die riesigen Steinskulpturen der Moai zu sehen, für die Rapa Nui bekannt ist.
Ähnlich wie auf den abgelegenen Galápagos-Inseln gibt es immer mehr günstige Flüge zu der winzigen Insel sowie Kreuzfahrtschiffe, die dort Halt machen.
Die Bewohner von Rapa Nui machen sich daher inzwischen Sorgen über die Auswirkungen des Tourismus auf ihr kulturelles Erbe und ihre empfindliche Umwelt. Manche Touristen klettern beispielsweise auf die Steinstatuen oder beschädigen sie mutwillig. Da die Bevölkerung wächst, wird auch die Abfallentsorgung zunehmend zum Problem.
Im Uluṟu-Kata-Tjuṯa-Nationalpark im australischen Northern Territory zeigt sich die Outback-Landschaft von ihrer beeindruckendsten Seite. Hier erhebt sich der heilige Felsen Uluru (früher Ayers Rock) spektakulär aus dem flachen Buschland.
Die nächstgelegene Stadt Alice Springs ist zwar fünf Autostunden entfernt, aber trotz dieser Abgeschiedenheit kann es an dem Felsen ziemlich voll werden.
Ein relativ ruhiger Spaziergang um den Sockel des Monolithen ist zwar noch möglich, aber wer das bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang entstehende Farbenspiel sehen möchte, muss sich auf Gesellschaft einstellen. Reisegruppen und Rucksacktouristen versammeln sich dann am Straßenrand, um lautstark zu picknicken, zu grillen und „nebenbei“ den Felsen in verschiedenen Rot- und Rosatönen leuchten zu sehen.
Seit 2019 ist es zumindest nicht mehr möglich, den Uluru zu besteigen, der dem indigenen Volk der Anangu heilig ist.
An Bord einer traditionellen vietnamesischen Dschunke die berühmten Kalksteinfelsen der Halong-Bucht zu erkunden, steht auf der Liste der meisten Vietnamreisenden. Nur per Boot lässt sich das Netz von Höhlen, Grotten und Steinbögen dieses UNESCO-Welterbes aus nächster Nähe betrachten. Daher kann es auf dem Wasser sehr voll werden.
Nicht wenige legen die Halong-Bucht inzwischen als einen überbewerteten Touristen-Hotspot ab – ein weiterer Ort, der einst magisch war und jetzt unter dem Tourismus mit all seinen Schattenseiten, einschließlich Vermüllung, leidet.
Die Schönheit der Landschaft ist zwar nach wie vor unbestreitbar, wer sich allerdings eine Entdeckungsreise abseits ausgetretener Pfade vorstellt, sollte die Bootsfahrt in die Halong-Bucht besser von seiner Liste streichen.
Die sogenannten Backwaters im südindischen Bundesstaat Kerala, ein ausgedehntes Netz von Seen, Flüssen und Kanälen, sind für die Einheimischen ein integraler Bestandteil ihres täglichen Lebens. Sie bieten Trinkwasser, Waschgelegenheit, sind Transportwege und es wird in ihnen gefischt.
Einst waren sie verschlafen und idyllisch, doch seit Backwaters-Touren auf der Reiseliste von Touristen aus dem In- und Ausland stehen, hat sich das geändert. Eine unkontrolliert expandierende Hausbootindustrie bedroht das besondere Ökosystem dieser Region.
Wer morgens die Hafenstadt Alleppey besucht, wird Hunderte von Kettuvallam – zu motorisierten Hausbooten umgebaute Lastbarken – sehen, die ihre Passagiere absetzen und aufnehmen.
Die zunehmend überfüllten Gewässer werden durch ausgelaufenen Treibstoff stark verschmutzt und leider sieht man häufig, wie Bootsarbeiter Abfälle im Wasser entsorgen.
Endlose Weiten, praktisch unbewohnt und mit Eis bedeckt: Dass die Antarktis an Massentourismus leidet, mag überraschen. Zur Hochsaison zwischen Oktober 2023 und März 2024 wurden hier aber erstmals über 100.000 Besucher verzeichnet. Das sind 40 Prozent mehr als beim vorherigen Rekord.
Der erschreckende Anstieg der Besucherzahlen wirft einige Fragen auf, so etwa, ob der Tourismus hier überhaupt erlaubt sein sollte.
Wohlhabende Touristen werden durch die extreme Landschaft und die einmalige Natur gelockt. Einige Kreuzfahrtschiffe befördern sogar mehr als 400 Passagiere auf einmal an diesen Ort am Ende der Welt.
Umweltschützer befürchten, dass der Tourismus – mit all seinen CO₂-Emissionen – weiter zunehmen wird. Es werden Regulierungen gefordert, um den Kontinent und sein fragiles Ökosystem vor der Kommerzialisierung zu schützen.
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