Anfang des 20. Jahrhunderts war das Stadtbild vielerorts anders, als wir es heute kennen. In diesen Archivaufnahmen sehen Sie, wie Berlin, München, Weimar und Co. vor rund 100 Jahren aussahen und wie sich die Städte heute präsentieren – von veränderten Skylines bis hin zu Straßenszenen, die das Leben von damals und heute widerspiegeln.
Deutsche Städte im Wandel: Klicken oder scrollen Sie sich durch die Bilder und begleiten Sie uns auf eine Reise durch die Zeit ...
Adaptiert von Tascha Walker Dean
In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen geht es in Deutschland turbulent zu. Am 9. November 1918 versammelt sich eine Menschenmenge vor dem Reichstagsgebäude, um die Ausrufung der Republik mitzuerleben.
Die Abdankung von Kaiser Wilhelm II. wird noch am selben Tag bekannt gegeben (aber erst am 28. November offiziell). Dennoch spitzt sich die Lage in den darauffolgenden Wochen zu. Die Unruhen weiten sich aus. Anfang 1919 findet in Berlin der bewaffnete Spartakusaufstand statt.
Mehr als hundert Jahre später gilt das Parlamentsgebäude als fest verankertes Symbol unserer Demokratie.
Das Berliner Wahrzeichen wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und in den 1990er-Jahren komplett entkernt und umgebaut. Die von Norman Foster entworfene Glaskuppel ist seit 1999 der Öffentlichkeit zugänglich und eine beliebte Touristenattraktion, die Besuchern einen atemberaubenden Blick auf die deutsche Hauptstadt bietet.
Dresden ist zu Beginn des letzten Jahrhunderts noch Hauptstadt des Königreichs Sachsen. Ein paar Tage nach dem deutschen Kaiser dankt aber auch König Friedrich August III. von Sachsen ab.
Dem königlichen Hof verdankt Dresden eine Vielzahl seiner imposanten Bauwerke, zum Beispiel das Residenzschloss und den barocken Zwinger. Die Brühlsche Terrasse, mit Blick auf die Elbe, war einst Teil der Stadtbefestigung und ist ein beliebter Ort zum Flanieren.
Nach der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 hat sich das Dresdner Stadtzentrum gemausert. Insbesondere die Fertigstellung der ikonischen Frauenkirche war ein Meilenstein beim Wiederaufbau der Altstadt.
In der DDR galt deren Kirchenruine als Mahnmal für die alliierten Luftangriffe vom Februar 1945, die weite Teile des Zentrums zerstörten und mehr als 25.000 Leben forderten. Heute hingegen ist die Stadt einer anderen Bedrohung ausgesetzt: Diese Aufnahme vom September 2024 zeigt im Hintergrund eine Hochwasser führende Elbe.
Aachen war im 8. und 9. Jahrhundert ein wichtiges politisches Zentrum, das sich unter Karl dem Großen, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, zur faktischen Hauptstadt des Karolingerreiches entwickelte. Aber noch lange nach dem Zerfall des Reiches war Aachen Krönungsort für römische Kaiser.
Das Ponttor, hier auf einem Bild aus den 1920er-Jahren zu sehen, wurde im 14. Jahrhundert als Stadttor errichtet.
Hundert Jahre später wird Sicherheit großgeschrieben – heute wird das Tor von einem Geländer umrandet und Ampeln regeln den Verkehr auf der Kreuzung davor. Außerdem ist die Luft sauberer und das einst rußgeschwärzte Mauerwerk wurde im Laufe der Zeit gereinigt.
Lange Röcke und große Hüte sind 1910 für Bremer Frauen en vogue. Handgemalte Werbung, wie links im Bild für das „Hotel zur Sparkasse“, bestimmt das Straßenbild. Diese Aufnahme zeigt die Altstadt von der Grützmacherstraße Ecke Am Brill aus.
Autos sind noch rar. Ins Kopfsteinpflaster verlegte Schienen und an Masten befestigte Stromleitungen ermöglichen einen elektrischen öffentlichen Nahverkehr. Im Hintergrund sind zwei Straßenbahnen zu sehen.
Diese Luftaufnahme zeigt das heutige Stadtzentrum mit dem Marktplatz im Herzen der Altstadt. Vor dem Rathaus steht der Bremer Roland, eine 1404 errichtete Statue eines Ritters.
Hier nicht zu sehen, aber ebenfalls in der Nähe des Rathauses, findet sich das andere Wahrzeichen der Stadt: eine Bronzestatue der vier Bremer Stadtmusikanten aus Grimms Märchen. Der Kirchturm, der im Bild den Uhrenturm am Marktplatz überragt, gehört zur Liebfrauenkirche.
Diese Luftaufnahme aus dem Jahr 1925 zeigt, wie die Zwillingstürme des Kölner Doms die Skyline der Stadt dominieren. Als ein Meisterwerk gotischer Architektur, an dem mehr als 600 Jahre gebaut wurde, gehört der Sakralbau seit 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist mit rund sechs Millionen Besuchern jährlich eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Deutschlands.
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Ein Jahrhundert später dominiert der Kölner Dom noch immer die Silhouette der Stadt im Ballungsraum Rhein-Ruhr, dem am dichtesten besiedelten Gebiet Deutschlands. Heute ist der Sakralbau von modernen Gebäuden umgeben, da viele der historischen Bauten die alliierten Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs nicht überstanden.
Das Museum Ludwig liegt zwischen Dom und Rhein. Es beherbergt eine bemerkenswerte Sammlung moderner Kunst, darunter mehrere Werke von Pablo Picasso sowie den Pop-Art-Künstlern Roy Lichtenstein und Andy Warhol.
Im Januar 1923 marschieren französische und belgische Truppen ins deutsche Ruhrgebiet und besetzen dabei auch Dortmund. Mit der Invasion sollen ausstehende Reparationszahlungen für im Ersten Weltkrieg angerichtete Verwüstungen erzwungen werden. Die Anwesenheit der ausländischen Soldaten führt bei der Bevölkerung zu passivem Widerstand.
Dieses Foto zeigt Angehörige der französischen Besatzungstruppen vor der Kaserne der Sicherheitspolizei in der Lindemannstraße. Beschlagnahmte Gegenstände werden zum Abtransport auf einen Lkw verladen.
Heute ist die Lindemannstraße Teil eines Wohngebiets, das Foto zeigt einige der Miethäuser. Sie ist nach Dortmunds erstem Oberbürgermeister, Ernst Lindemann, benannt und liegt im Kreuzviertel.
Am Ende der Straße, nahe des S-Bahnhofs Möllerbrücke, befindet sich die Gaststätte „Bürgermeister Lindemann“, welche bei Heimspielen von Borussia ein beliebter Treffpunkt für Fußballfans ist. Das BVB-Stadion, der Signal Iduna Park, ist von hier aus bequem zu Fuß erreichbar.
Diese handkolorierte Postkarte zeigt nicht nur, wie modern breitkrempige Hüte in der Herrenmode des frühen 20. Jahrhunderts sind, sondern auch wie prestigeträchtig der Besitz eines Autos zu jener Zeit ist. Nummernschilder sind allerdings noch nicht überall Pflicht.
Das große Gebäude in der Mitte des Bildes ist die alte Kunsthalle Düsseldorfs. Sie wurde als Gemäldegalerie errichtet.
Die Kunst spielt nach wie vor eine wichtige Rolle in Düsseldorf, aber die heutige Kunsthalle, am Rande der Altstadt, ist ein Kind der Moderne – erbaut nach dem Krieg im Stil des Brutalismus.
Das Gebäude ist auch Sitz des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen, einer der ältesten Kunstvereine Deutschlands. Als Teil der lokalen Kulturszene bietet die Kunsthalle Interessantes und Inspirierendes zu zeitgenössischer Kunst.
Dieses Foto aus dem Jahr 1915 zeigt das Krupp’sche Stahlwerk. Aber nicht nur Essen, sondern das gesamte Ruhrgebiet sind von zentraler Bedeutung für die Industrieproduktion des Landes, insbesondere bei Rüstungsgütern. Der Erste Weltkrieg hat bereits begonnen. Ein Großteil des hier produzierten Stahls wird für den Bau von Schlachtschiffen, Kanonen und U-Booten benötigt.
Eine Vielzahl von Schloten markiert auf dem Bild das Betriebsgelände. Angeschlossen sind eine Arbeitersiedlung und Eisenbahngleise – der konstante Nachschub von Rohstoffen und Abtransport von Stahl ermöglicht eine kontinuierliche Produktion.
Die Zeche und Kokerei Zollverein sind ein wichtiges Erbe Essener Industriegeschichte: Koks wurde für die Stahlproduktion benötigt.
Heute ist der ehemalige Industriekomplex ein UNESCO-Welterbe. Auf dem Gelände gibt es ein Museum und Freizeitzentrum, in denen Kunst- und Kulturveranstaltungen stattfinden. Auf dem Bild ist die Installation „Global Gate“ zu sehen. Sie ist eine Interpretation des Brandenburger Tores von Marcus Schäfer und Super*me und besteht aus 37 Frachtcontainern.
Einem französischen Amateurfotografen verdanken wir dieses Bild aus der Zeit um 1900. Es zeigt den Römerberg und Menschen, die den Platz überqueren, der nach dem anliegenden Rathaus aus dem 15. Jahrhundert benannt ist.
Hier zu sehen sind die Fachwerkhäuser auf dem östlichen Teil des Platzes, dem sogenannten Samstagberg. Nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurden die mittelalterlichen Gebäude in den 1980er-Jahren wieder originalgetreu aufgebaut.
Dieses aktuelle Foto zeigt die Gebäude auf der Westseite des Römerbergs, darunter den Römer mit seiner charakteristischen Treppengiebelfassade. Der Gerechtigkeitsbrunnen im Vordergrund stammt aus dem 17. Jahrhundert.
Das rekonstruierte Gebiet ist auch als „Neue Altstadt“ bekannt und wurde 2018 mit einem Fest offiziell wiedereröffnet.
Im und nach dem Ersten Weltkrieg sind Lebensmittel knapp und werden mit Lebensmittelmarken rationiert. Diese Hamburger Fleischerei ist bei einem Aufstand Unzufriedener geplündert worden, wobei ihre Fensterscheiben zu Bruch gingen. Nun stehen Soldaten vor dem Geschäft und halten Wache. Die benachbarte Druckerei und Drogerie blieben diesmal unbeschädigt.
Heute hat die Hamburger Innenstadt einige der besten Einkaufsstraßen Deutschlands. Der Neue Wall, hier im Foto zu sehen, gilt dabei als Boulevard der edlen Marken. Das Stadtgebiet ist relativ flach und ideal, um mit dem Rad erkundet zu werden. Aber es gibt auch ein sehr gut ausgebautes öffentliches Nahverkehrsnetz.
Nur rund zehn Gehminuten vom Neuen Wall entfernt liegt das Stadthaus an der Stadthausbrücke. Hier wird im „Seufzergang“ der Opfer des nationalsozialistischen Terrors gedacht.
Dieses Foto vom Mai 1922 zeigt das Pelzhandelszentrum Leipziger Brühl, während einer Ausstellung. Besucher begutachten die ausgestellten Tierhäute erst, bevor diese meistbietend versteigert werden.
Die Männer tragen Melonen, Homburger- und Fedora-Hüte. Die Frauen, ebenfalls „behütet“, begutachten die ausgestellten Waren. Wer kann, will seinen Wohlstand zeigen – mit einem Pelz.
Seit mehr als 800 Jahren gilt Leipzig als Handelsplatz. Und auch wenn in der DDR ein Großteil der Innenstadt recht sanierungsbedürftig aussah, gehandelt wurde trotzdem wie eh und je. Die Frühjahrs- und Herbstmessen galten als wichtige Treffpunkte zur Geschäftsanbahnung bei Unternehmen aus Ost und West.
Seit der Wiedervereinigung wurde viel Geld in die Hand genommen, um das Stadtzentrum wieder schmuck aussehen zu lassen. Hier strahlt das Alte Rathaus in neuem Glanz. Die Leipziger Universität bringt Studenten in die Stadt und die traditionelle Leipziger Buchmesse ist auch heute noch ein Publikumsmagnet.
Diese Gruppenaufnahme von 1914 zeigt die Mitglieder eines Münchner Radfahrvereins sowie Familienangehörige im Hintergrund. Legere Lycra-Radsportmode existiert noch nicht, Mann trägt auf dem Rad, was Mann auch sonst trägt: Hemd, Jackett und Hose. Die Hosen reichen jedoch nur bis knapp unters Knie, damit sie nicht in die Fahrradketten kommen.
Bei der Kopfbedeckung wird aber schon vom förmlichen Hut zur sportlichen Mütze gewechselt. Fahrradhelme kommen allerdings erst über 60 Jahre später auf den Markt. Und ... gesehen? Der zweite Radler von links ist mit einem Hochrad unterwegs!
In München gibt es viel zu sehen und tun. Die Stadt ist relativ flach und lässt sich leicht mit dem Rad erkunden. Sehr beliebt sind bei den Einwohnern die Radtouren entlang der Isar.
Unser Radler hier sitzt auf einer Parkbank im Englischen Garten. Im Hintergrund überschatten die Zwillingstürme der Münchner Frauenkirche die Bäume. Biergärten im Park haben passenderweise auch Radler auf ihren Getränkekarten. Aber nicht vergessen, die Promillegrenze im Straßenverkehr gilt auch für Radfahrer.
Dieses handkolorierte Diapositiv aus der Zeit um 1910 zeigt das Haus, in dem der Maler Albrecht Dürer von 1509 bis zu seinem Tod im Jahr 1528 lebte und arbeitete.
Obwohl sehr viele Gebäude in Nürnberg während des Zweiten Weltkriegs zerstört oder schwer beschädigt wurden, kam dieses Haus mit nur leichten Schäden davon.
Mehr als hundert Jahre später sieht das Äußere des Albrecht-Dürer-Hauses sehr viel farbenfroher aus. Das Fachwerk strahlt in einem kräftigen Rot, die Fassade dazwischen ist makellos weiß. Die Blumenkästen fungieren zusätzlich als Farbtupfer.
Allerdings wohnt heute niemand mehr im Haus. Seit 1949 residiert im Gebäude ein Museum.
Dieses Bild stammt von der feierlichen Aufnahme des elektrischen Straßenbahnbetriebs in Potsdam am 2. September 1907. Ab dem Tag verkehren die Trams der Gottfried Lindner AG zwischen dem Hauptbahnhof, Schloss Sanssouci und Bahnhof Charlottenhof.
Kinder, die die Bahn rennend begleiten, tragen uniformähnliche Kleidung. Zur Feier des Tages ist die Tram mit Blumen und Fahnen geschmückt. Lokale Würdenträger mit Zylinder dürfen als erste die neue Technik bei der Jungfernfahrt ausprobieren.
Elektrische Straßenbahnen rollen nach wie vor durch die Straßen Potsdams, nur sehen sie heute etwas kantiger aus und sind niedriger, um das Ein- und Aussteigen zu erleichtern.
Die Straßenbahn fährt hier durch das Nauener Tor, eines der drei noch erhaltenen Stadttore Potsdams. Das 1755 erbaute Wahrzeichen wurde Ende der 1990er-Jahre aufwendig restauriert und erhielt dabei seine ursprüngliche Farbe zurück.
Dieses Foto aus der Zeit um 1912 wurde in der Stuttgarter Invalidenstraße, am Hauptbahnhof, aufgenommen. Das Auto links im Bild hat nicht nur einen Dachgepäckträger, sondern auch ein Berliner Nummernschild.
Ein Mann im Hintergrund trägt einen recht großen Koffer locker auf der Schulter. Koffer mit Rollen kommen erst 60 Jahre später auf den Markt.
Mitte 2024 dominieren Kräne die Stuttgarter Innenstadt. Zelte verdecken die Baustelle des neuen Stuttgarter Hauptbahnhofs, der Teil des neuen europäischen Hochgeschwindigkeitsnetzes „Magistrale für Europa“ und ein wichtiger Knotenpunkt entlang der Strecke Paris-Wien sein wird. Die Eröffnung ist für Dezember 2026 geplant.
Aber Stuttgart ist auch eine Weinregion. Hinter den Kränen sieht man einen mit Weinstöcken bedeckten Hügel.
Das Universalgenie Johann Wolfgang von Goethe lebte und arbeitete am Frauenplan, einem Platz in Weimar. Das rechte Haus im Bild diente von 1782 bis 1832 als sein Hauptwohnsitz.
Zwischen Februar und August 1919 tagte die deutsche Regierung in Weimar und beschloss die erste demokratische Verfassung Deutschlands. Die Weimarer Republik war geboren und bestand bis zur Machtergreifung der Nazis 1933.
Goethes Haus ist auch heute noch eine beliebte Touristenattraktion. Das Gebäude beherbergt das Goethe-Nationalmuseum, von dem 18 Räume der Öffentlichkeit zugänglich sind.
Besucher können hier Goethes originale Einrichtungs- und Sammlungsgegenstände besichtigen.
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