Das Natural History Museum in London veranstaltet jährlich den internationalen Fotowettbewerb „Wildlife Photographer of the Year“. Auch zum 60-jährigen Jubiläum wurden 2024 aus zehntausenden Einreichungen die besten Aufnahmen aus der Tier- und Pflanzenwelt gekürt.
Werfen Sie einen Blick auf die diesjährigen Gewinner der verschiedenen Kategorien, die aus rekordverdächtigen 59.228 Beiträgen aus 117 Nationen ausgewählt wurden.
Die 21 Gewinnerbilder des „Wildlife Photographer of the Year 2024“-Wettbewerbs im Überblick ...
Adaptiert von Natalie Chiu
Mit einer speziell angefertigten Verlängerung für das Unterwassergehäuse seiner Kamera hat der Fotograf Matthew Smith diesen neugierigen Seeleoparden unter dem antarktischen Eis abgelichtet. Die Robbenart ist weit verbreitet, ihr Lebensraum und ihre Nahrungsquellen werden jedoch durch Überfischung, den Rückgang des Meereises und die Erwärmung der Gewässer bedroht.
Mit diesem Bild hat Matthew Smith in der Kategorie „Unterwasser“ gewonnen.
Parham Pourahmad, der Gewinner der Kategorie „11- bis 14-Jährige“, fing diesen jungen (und hungrigen) Rundschwanzhabicht in der untergehenden Sonne ein.
Pourahmad verbrachte mehrere Wochenenden im Ed R. Levin County Park im kalifornischen Milpitas (USA) und dokumentierte dort die beeindruckende Vielfalt der Tierwelt in einer Großstadt. Der Rundschwanzhabicht ist in Südkanada, den USA und Zentralmexiko weit verbreitet und lebt normalerweise in Wäldern. Die anpassungsfähigen Vögel kommen aber auch in städtischen Gebieten vor, wo es hohe Bäume zum Nisten und Vogelfutterstellen gibt, die kleinere Vögel und Eichhörnchen als Beute anlocken.
Der deutsche Fotograf Robin Darius Conz beobachtete diesen bengalischen Tiger während der Dreharbeiten zu einem Dokumentarfilm über die Tierwelt in den indischen Westghats mit einer Drohne. Die geschützten Teile des Gebirges gehören zu den artenreichsten Landschaften Indiens und weisen eine stabile Tigerpopulation auf, die genau überwacht wird. Außerhalb dieser Gebiete ist der Bestand an Tigern jedoch stark zurückgegangen.
Das Bild dieses einsamen Tigers, der auf eine Stadt schaut, wo einst Wälder wuchsen, hat in der Kategorie „Urbane Tierwelt“ den ersten Platz belegt.
Sage Ono wurde dieses Jahr für seine Algen-Bildserie mit dem „Rising Star Portfolio Award“ ausgezeichnet.
Ono wurde von seinem Großvater, einem pensionierten Meeresbiologen, zur Unterwasserfotografie inspiriert. Nach seinem Studium zog er an die kalifornische Küste in die Nähe des Monterey Bay National Marine Sanctuary, eines der größten Meeresreservate in den USA. Der dort vorkommende Riesentang ist die größte aller Seetangarten und beherbergt eine enorme Vielfalt an Lebewesen. Ono gelang es, die rubinrot schillernden Eier, die ein Röhrenmaul-Weibchen um eine Alge gewickelt hat, abzulichten.
Das Gewinnerbild in der Kategorie „Tiere in ihrem Habitat“ zeigt einen Luchs, der sich in der frühen Abendsonne genüsslich streckt.
Seine Yoga-Pose passt perfekt zu der hügeligen Wildnis der Region Primorskij Krai im äußersten Südosten Russlands. Die abgelegene Lage und die wechselnden Wetterbedingungen waren eine Herausforderung für den Fotografen Igor Metelskiy. Doch nachdem er mehr als sechs Monate gewartet und seine Kamerafalle in der Nähe der Fußspuren potenzieller Beutetiere aufgestellt hatte, gelang ihm schließlich dieser besondere Schnappschuss.
Der Amazonasdelfin, auch als Boto oder Rosa Flussdelfin bekannt, ist stark gefährdet. Bei den indigenen Völkern im Amazonasgebiet werden die kleinen Wale gleichermaßen verehrt und gefürchtet, es ranken sich zahlreiche Mythen und Geschichten um sie.
Thomas Peschak, der Gewinner der Kategorie „Bestes fotojournalistisches Portfolio“, nahm dieses fast magische Bild in einem Gebiet auf, in dem auch Touristen von einheimischen Guides zu den rosafarbenen Delfinen geführt werden. Dies bringt allerdings eine Reihe weiterer Probleme mit sich, da sich die Wildtiere unter anderem an die regelmäßigen Fütterungen durch den Menschen gewöhnen.
Dieses besondere Bild von Britta Jaschinski, aufgenommen am Londoner Flughafen Heathrow, gewann den diesjährigen Wettbewerb in der Kategorie „Fotojournalismus“.
Jaschinski verbrachte einige Zeit in der britischen CITES-Border-Force-Abteilung, die den illegalen Handel mit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten überwacht. Hier beobachtet sie einen Ermittler, der mit einem neu entwickelten magnetischen Pulver nach Fingerabdrücken auf einem beschlagnahmten Elefantenstoßzahn sucht. Mit dieser Substanz können Experten auch 28 Tage nach der Berührung noch Fingerabdrücke auf Elfenbein nehmen.
Das circa 30 Kilometer lange Tal Glen Affric in den schottischen Highlands weist eine der höchsten Konzentrationen an einheimischen Bäumen im Vereinigten Königreich auf und ist ein lebenswichtiges Ökosystem. Die Analyse von Pollen, die in den geschichteten Sedimenten konserviert wurden, zeigt, dass der Wald mindestens 8.300 Jahre alt ist.
Der italienische Fotograf und Gewinner in der Kategorie „Pflanzen und Pilze“, Fortunato Gatto, entdeckte diese mit Bartflechten verzierte knorrige alte Birke bei einem Spaziergang durch das Tal.
Das Gewinnerfoto der Kategorie „Tierverhalten: Säugetiere“ zeigt einen schlafenden, jungen Ceylon-Hutaffen im schützenden Arm seiner Mutter.
Der intime Moment wurde von Hikkaduwa Liyanage Prasantha Vinod im Wilpattu-Nationalpark von Sri Lanka aufgenommen. Bei einer Pause bemerkte er plötzlich, dass er nicht allein war: Eine Gruppe von Ceylon-Hutaffen bewegte sich durch die Bäume über ihm und er konnte diese friedliche Szene einfangen.
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Das Gewinnerfoto der Kategorie „Tierverhalten: Wirbellose“ des deutschen Fotografen Ingo Arndt zeigt eine martialische Szene: Rote Waldameisen, die gemeinsam einen Käfer zerstückeln.
Glücklicherweise war der Dunkelblaue Laufkäfer bereits tot, als die Ameisenarmee anrückte, um die Beute in den Bau zu befördern. Rote Waldameisen ernähren sich zum großen Teil von Honigtau, den sie von Blattläusen sammeln. Sie brauchen aber auch Eiweiß. Durch ihre schiere Anzahl können sie größere Insekten und andere wirbellose Tiere mit Leichtigkeit erlegen.
Der Fotograf Justin Gilligan erstellte dieses ernüchternde Mosaik aus 403 Plastikteilen, die im Bauch eines verstorbenen Sturmtauchers an der Küste von Lord Howe Island in Australien gefunden wurden. Der Seevogel wurde von Wissenschaftlern des Adrift Lab entdeckt, das die Auswirkungen der Plastikverschmutzung auf marine Ökosysteme untersucht.
Gilligan, der Gewinner der Kategorie „Ozeane“, hat die Arbeit des Teams über mehrere Jahre hinweg dokumentiert. Im Jahr 2023 klassifizierten die Forscher eine neue, speziell durch Plastikteile verursachte Krankheit bei Vogelarten: Plastikose. Durch das Verschlucken von Plastikteilen bilden sich im Verdauungstrakt der Vögel Entzündungen und Vernarbungen im Gewebe.
Diese magische Aufnahme gewann in der Kategorie „Tierverhalten: Vogelarten“.
Der amerikanische Fotograf Jack Zhi beobachtet seit acht Jahren Wanderfalken und ihre heranwachsenden Küken an einem Küstenstreifen von Los Angeles. Die Jungvögel sind oft besonders schnell unterwegs – trotzdem gelang es ihm, diesen jungen Falken bei der Schmetterlingsjagd abzulichten.
Man könnte es glatt für ein gemaltes Bild halten, doch dieses impressionistisch anmutende Bild einer Rabenkrähe ist tatsächlich eine Fotografie von Jiří Hřebíček, der in diesem Jahr in der Kategorie „Natürliche Kunst“ den ersten Platz belegte.
Der in Basel lebende Tscheche geht häufig in den Park, um dort mit Kameratechniken zu experimentieren. Um diesen malerischen Effekt zu erzielen, bewegte er seine Kamera in verschiedene Richtungen und verwendete eine lange Belichtungszeit. Rabenkrähen sind intelligente Vögel, die sich erfolgreich an das Leben an der Seite des Menschen angepasst haben und in Gärten und Parks auf Nahrungssuche gehen. In der Schweiz gibt es in Basel und Umgebung besonders viele Exemplare.
Die Reiseführerin Karine Aigner war mit einer Touristengruppe im brasilianischen Pantanal unterwegs, als sie plötzlich etwas Ungewöhnliches im Wasser bemerkte: Eine gelbe Anakonda, die sich um die Schnauze eines Brillenkaimans wickelte.
Aigner beobachtete den Kampf der Reptilien eine Weile und schoss schließlich dieses Foto, das in der Kategorie „Tierverhalten: Amphibien und Reptilien“ ausgezeichnet wurde.
Der spanische Nachwuchsfotograf Alberto Román Gómez zeigt hier den Kontrast zwischen einem zarten Schwarzkehlchen und einer schweren, rostigen Kette.
Der Gewinner in der Kategorie „Zehnjährige und jünger“ beobachtete den Vogel am Rande des Naturparks Sierra de Grazalema in Andalusien aus dem Autofenster heraus.
John E. Marriott, der Gewinner in der Kategorie „Tierporträts“, hatte diese Luchsfamilie fast eine Woche lang mit Schneeschuhen und seiner Kameraausrüstung durch die eisigen Wälder des Yukon im Nordosten Kanadas verfolgt.
Als frische Spuren ihn endlich zu der Gruppe führten, hielt er Abstand zu den Raubkatzen und fing diesen besonderen Moment ein. Luchse sind eigentlich Einzelgänger, gleich mehrere zusammen ablichten zu können, ist selten.
Zum 60. Jubiläum des Fotowettbewerbs wurde in diesem Jahr erstmalig der „Impact Award“ eingeführt – passend zur Vision des Veranstalters von einer Zukunft, in der Mensch und Natur im Gleichgewicht leben.
Der „Young Impact Award“ ging an Liwia Pawłowska aus Polen für dieses Foto. Es zeigt, wie Länge, Geschlecht, Zustand und Alter einer Dorngrasmücke dokumentiert werden, um Wissenschaftlern bei der Überwachung der Population und der Verfolgung von Wanderungsbewegungen zu helfen. Pawłowska fotografiert Vogelberingungen schon seit sie neun Jahre alt ist.
Der „Adult Impact Award“, mit dem ein Erfolg im Bereich Naturschutz, eine Geschichte der Hoffnung und/oder ein positiver Wandel gewürdigt wird, ging an Jannico Kelk aus Australien.
Er fotografierte einen Großen Kaninchennasenbeutler, der von der indigenen Bevölkerung Australiens auch als Ninu bezeichnet wird. Die Beuteltierart wurde durch die Einschleppung von Füchsen und Katzen fast ausgerottet. Kelks Bild zeigt einen Ninu inmitten roter Sanddünen in einem eingezäunten Reservat, das die Tiere vor Raubtieren schützt.
Der Preis für den besten Nachwuchsfotografen ging an Alexis Tinker-Tsavalas aus Deutschland, der in der Kategorie „15- bis 17-Jährige“ gewann.
Tinker-Tsavalas lichtete einen himbeerfarbenen Kugelspringer neben einem Schleimpilz auf einem Baumstamm ab. Hier war schnelles Handeln gefragt, da das winzige Insekt im Bruchteil einer Sekunde ein Vielfaches seiner Körperlänge zurücklegen kann. Zusätzlich verwendete er eine Technik namens Focus Stacking, bei der 36 Bilder – jedes mit einem anderen Bereich im Fokus – kombiniert wurden.
Der kanadische Fotojournalist Shane Gross nahm den Hauptpreis als „Wildlife Photographer of the Year 2024“ mit nach Hause und belegte auch in der Kategorie „Sumpfgebiete“ den ersten Platz.
Gross schnorchelte für dieses Foto mehrere Stunden lang im kanadischen Cedar Lake in British Columbia und glitt dabei durch Felder von Seerosenblättern. Er achtete darauf, die Schicht aus Schlick und Algen auf dem Seeboden nicht zu beschädigen, und fing schließlich diesen glitzernden Schwarm schwarz-goldener Kaulquappen mit der Kamera ein.
Die Ausstellung „Wildlife Photographer of the Year 2024“ mit allen 100 prämierten Bildern läuft bis Sonntag, den 29. Juni 2025, im Londoner Natural History Museum (Bild).
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