Von Höhlenhäusern und Wikingerwohnungen in Europa bis hin zu Lehmsiedlungen in Amerika und Klippenhäusern im Nahen Osten: Sie alle wurden vor vielen Jahrhunderten erbaut, haben die Zeit fast unbeschadet überdauert und alle großen Veränderungen der Menschheitsgeschichte miterlebt.
Sehen Sie hier einige der ältesten, durchgehend bewohnten Bauten aus aller Welt in beeindruckenden Bildern.
Adaptiert von Astrid Hofer und Barbara Geier
Das Acoma-Pueblo nahe Alburquerque im Westen des US-Bundesstaates New Mexico wurde vermutlich im 12. Jahrhundert errichtet, obwohl es laut dem indigenen Stamm der Acoma auch schon deutlich früher gewesen sein könnte.
Das älteste Haus des Dorfes befindet sich auf einem 112 Meter hohen Sandstein-Tafelberg und soll zwischen 1144 und 1150 entstanden sein. Archäologen gehen jedoch davon aus, dass das Plateau schon vor 2.000 Jahren bewohnt war.
Das Gebiet wurde als die „Himmelsstadt“ bekannt. Der Sandsteinfelsen war der ultimative Zufluchtsort für die frühen Bewohner der Umgebung, die sich dort vor den Überfällen und Plünderungen der Navajo und Apache schützten.
Die steilen Klippen machen das Dorf nahezu uneinnehmbar. Jahrhundertelang war der einzige Zugang eine in den Sandstein gehauene Treppe, die leicht verteidigt werden konnte.
Die rund 300 Gebäude des Acoma-Pueblo wurden aus Sandstein und Ziegeln gebaut, die aus Erde, Stroh und Wasser hergestellt wurden. Sie sind über Terrassen auf mehreren Ebenen konstruiert und werden nicht durch Türen, sondern über Leitern betreten.
Die Leitern haben neben ihrer spirituellen Bedeutung auch einen praktischen Vorteil: Im Falle einer Invasion durch gegnerische Stämme können sie ganz leicht entfernt werden.
Dieses Bild aus dem Jahr 1934 zeigt das Innere eines der Pueblo-Häuser, genauer gesagt einen der charakteristischen Eckkamine. In der Himmelsstadt gibt es auch eine Reihe externer Öfen aus Lehm, die zum Backen, Kochen und Brennen von Töpferwaren verwendet werden. Für letztere ist der Ort auf der ganzen Welt bekannt.
Um das hoch oben gelegene Pueblo zu besichtigen, können Touristen an einer geführten Tour teilnehmen. Ein Besuch lohnt sich neben der faszinierenden Geschichte auch wegen spannender Veranstaltungen wie dem Fest von San Esteban.
Das denkmalgeschützte Saltford Manor House im englischen Somerset ist einer von zwei Anwärtern auf den Titel „Englands ältestes durchgehend bewohntes Haus“.
Der Architekturhistoriker John Goodall hat den Bau der Residenz mit fünf Schlafzimmern auf das Jahr 1150, möglicherweise sogar 1148, datiert. Es ist durchaus möglich, dass sie schon als Wohnstätte genutzt wurde, als noch die Römer Großbritannien besetzten.
Das normannische Herrenhaus wurde auf einem Landstrich errichtet, der dem Grafen von Gloucester und Bischof von Coutances, Geoffrey de Montbray, gehörte. Er war ein enger Freund von Wilhelm dem Eroberer.
Das Gebäude hatte im Laufe der Geschichte eine Reihe von unterschiedlichen Besitzern, bevor es Ende des 18. Jahrhunderts in die Hände des Herzogs von Chandos fiel. Es folgte die Familie Flower, die es bis zum Ende des 19. Jahrhunderts besaß, dann aber an ein Bauernpaar aus der Umgebung verkaufte.
Anfang des 20. Jahrhunderts verfiel das Herrenhaus zusehends, bis James und Anna Wynn es schließlich 1997 für einen Schnäppchenpreis von 300.000 Pfund (heute rund 689.000 Euro) kauften und renovierten, nachdem sie ihr vergleichsweise bescheidenes Reihenhaus in London aufgegeben hatten.
2010 verkaufte das Paar Saltford Manor wieder – für stolze 1,3 Millionen Pfund, was heute rund 2,3 Millionen Euro entsprechen würde.
Wie viele Immobilien ihres Alters hat auch diese Residenz im Laufe der Jahre viele Veränderungen und Anbauten miterlebt: zum Beispiel einen Tudor-Kamin und eine Original-Küche aus dem 17. Jahrhundert.
Neben seinen normannischen Elementen, zu denen ein Fenster im Hauptschlafzimmer zählt, das einem in der Kathedrale von Hereford ähnelt, verfügt das Gebäude über Wandmalereien aus dem 13. Jahrhundert, die als die ältesten erhaltenen mittelalterlichen Fresken Englands gelten. Die frühmittelalterlichen Wandmalereien im ersten Stock wurden in den 1940er-Jahren von den Pfadfindern von Saltford entdeckt, als sie das Gebäude als Hauptquartier nutzten.
Der Kirkjubøargarður („Hof von Kirkjubøur“), oder auch „Königsbauernhof“, auf den äußerst windigen Färöer-Inseln ist eines der ältesten durchgehend bewohnten Holzhäuser der Welt – und könnte auch den Titel als das ehrwürdigste abräumen.
Das Bauernhaus weitab der Zivilisation wurde im 11. Jahrhundert mit Treibholz aus Norwegen gebaut. Auf den Inseln wachsen von Natur aus keine Bäume und Holz gilt dort seit langem als besonders kostbares Gut.
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Das Haus, das wie viele traditionelle Gebäude auf den Färöer-Inseln ein Dach aus Torf hat, um es vor Wind und Wetter zu schützen, diente zunächst als katholische Bischofsresidenz und als Priesterseminar.
Hier verfasste Bischof Erlendur am 24. Juni 1298 den sogenannten Schafsbrief. Das Gesetz über die Schafzucht ist das älteste erhaltene Dokument der Färöer. Es wurde von Herzog Håkon erlassen, der später König Håkon V. von Norwegen wurde.
1538, nicht lange nach der protestantischen Reformation, wurde das Haus vom dänischen König beschlagnahmt. In den 1550er-Jahren ging Kirkjubøargarður zur Pacht an die Familie Patursson, die über 17 Generationen darin wohnte. Der älteste Sohn, der als Bauer des Königs bezeichnet wurde, beglich traditionell die Rechnung.
Inzwischen ist die färöische Regierung Eigentümerin des Anwesens.
Der Bauernhof ist bis heute der größte der Färöer-Inseln – aktuell werden hier Schafe und Rinder gezüchtet. Besucher können einen Rundgang durch die gemütlichen Räume des Bauernhauses machen, das noch heute eine Fülle von uralten Artefakten enthält.
Auch die umliegenden historischen Gebäude sind öffentlich zugänglich, darunter die St.-Olav-Kirche aus dem 12. Jahrhundert und die Ruinen der St.-Magnus-Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert.
Die Altstadt von Sanaa in den jemenitischen Bergen ist mehr als 2.500 Jahre alt und gehört damit zu den ältesten kontinuierlich bewohnten Siedlungen der Welt.
Das UNESCO-Weltkulturerbe ist bekannt für seine Turmhäuser aus Stampflehm. Bis zu 6.000 dieser mehrstöckigen Häuser wurden vor dem 11. Jahrhundert errichtet.
Die Gebäude, die als die ältesten Wolkenkratzer der Welt gelten, haben bis zu neun Stockwerke und verfügen über ausgeklügelte geometrische Friese aus gebrannten Ziegeln und weißem Gips, die von Buntglasfenstern unterbrochen werden. Diese bilden einen schönen Kontrast zu den ockerfarbenen Fassaden.
Allerdings sind die Stadthäuser inzwischen akut gefährdet.
Im Jemen herrscht seit 2014 Bürgerkrieg, nachdem vom Iran unterstützte Huthi-Rebellen die saudische Regierung verdrängt und die Kontrolle über Sanaa und andere Teile des Landes übernommen haben.
Die Saudis konterten mit Luftangriffen, bei denen eine Reihe der typischen Turmhäuser zerstört wurden. Zuletzt wurde die Hauptstadt Jemens 2024 durch Israel und die USA bombardiert.
Was die Sache nicht einfacher macht: 2020 gingen über Sanaa monatelang außergewöhnlich starke Regenfälle nieder. Geschwächt durch die Überschwemmungen sind 111 Turmhäuser eingestürzt, bei 6.000 Wohnungen war das Dach undicht.
Da aktuell kein Ende des Kriegs in Sicht ist, ist zu befürchten, dass sich die Situation im Jemen noch weiter verschlimmern wird. Deutschland und Österreich haben eine Reisewarnung ausgesprochen, während in der Schweiz vor Reisen in den Jemen abgeraten wird. Man kann nur hoffen, dass die lebkuchenbraunen Turmhäuser nicht noch weiter zerstört werden.
Die aus Kalkgestein gemeißelten Höhlenhäuser von Sassi di Matera („Steine von Matera“) in den Bezirken Sasso Caveoso und Sasso Barisano in der süditalienischen Stadt Matera bestehen seit der Altsteinzeit.
Archäologische Funde zeigen, dass schon 7000 v. Chr. Menschen in den Grotten lebten.
Im Gegensatz zu einigen anderen Häusern unserer Liste waren die Höhlenwohnungen allerdings alles andere als komfortabel. Extreme Armut und Krankheiten waren hier bis Mitte des 20. Jahrhunderts weit verbreitet.
Die Häuser von Sassi di Matera galten als Slums und viele meinten, „selbst Gott“ habe sie „verlassen“.
Während der Großteil der Bewohner in den 1960er-Jahren umgesiedelt wurde, lebten einige Menschen weiterhin in den Höhlenhäusern, die ihre Vorfahren vor 9.000 Jahren besiedelt hatten.
Doch das Blatt wendete sich für Sassi di Matera, als die italienische Stadt 1993 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wurde. Die italienische Regierung förderte daraufhin eine Reihe von Restaurierungs- und Infrastrukturprojekten.
2019 gewann Sassi di Matera die Ausschreibung zur europäischen Kulturhauptstadt – seither geht es mit der Stadt und ihren Höhlenhäusern weiter bergauf: Künstler und Handwerker zogen in die renovierten Wohnungen ein, es eröffneten Bars, Restaurants und Hotels.
In einem durchschnittlichen Jahr zieht die Stadt mit ihren außergewöhnlichen Häusern inzwischen 600.000 Touristen an. Mehr als 25 Prozent der Höhlenwohnungen werden über Airbnb vermietet – mehr als irgendwo sonst in Italien. Auch in dem James-Bond-Film „Keine Zeit zu sterben“ von 2021 spielte die einzigartige Stadt als Drehort eine Rolle.
Die alte Zitadelle von Aleppo, die sich über der syrischen Stadt erhebt, stammt aus dem dritten Jahrtausend vor Christus. Der Großteil der Residenzen innerhalb der Mauern wurden im 12. und 13. Jahrhundert von den Ayyubiden errichtet.
Das UNESCO-Weltkulturerbe hat über die Jahrhunderte von Erdbeben bis hin zu Belagerungen alles überstanden.
Ursprünglich diente die Zitadelle als Tempel für den mesopotamischen Sturmgott Hadad und wurde im dritten oder vierten Jahrhundert vor Christus von den Makedoniern als Festung genutzt.
Im Jahr 636 n. Chr. eroberten muslimische Truppen Aleppo, das später Hauptstadt der Hamdamid-Dynastie wurde, bevor 962 n. Chr. christliche Byzantiner einfielen.
Die Zitadelle wurde von den Zengiden, Ayyubiden, Mongolen und Mameluken besetzt, bevor sie im 16. Jahrhundert an die Osmanen ging.
Im Laufe der Jahre wurde der befestigte Palast mehrmals beschädigt und restauriert, aber nie vollständig zerstört – ein Beweis für seine Widerstandsfähigkeit.
Der Mameluken-Thronsaal wurde im 19. Jahrhundert von den Franzosen restauriert. In den 2000er-Jahren folgten weitere umfangreiche Konservierungsarbeiten, die die Entwicklungsorganisation Aga Khan Trust for Culture finanzierte.
In den 2010er-Jahren wurde die Zitadelle während der vierjährigen Schlacht von Aleppo schwer beschädigt. Nach einem Erdbeben im Jahr 2023 und umfangreichen Renovierungsarbeiten, ist sie seit Februar 2024 wieder zugänglich. Aufgrund der instabilen Lage im Land werden deutsche und österreichische Staatsangehörige jedoch vor Reisen nach Syrien gewarnt. In der Schweiz wird von Reisen abgeraten.
Das Taos-Pueblo in New Mexico ist vermutlich der älteste durchgehend bewohnte Ort in den USA, möglicherweise sogar um ein Jahrhundert älter als das Acoma-Pueblo.
Das Dorf liegt in einem Wüstental innerhalb der Berge von Sangre de Cristo, auf beiden Seiten des Rio Pueblo, und ist seit mehr als einem Jahrtausend die Heimat der Red Willow People.
Das Pueblo ist sowohl denkmalgeschützt als auch UNESCO-Weltkulturerbe.
Es besteht aus zwei mehrstöckigen Lehmhäusern im Apartmentstil, dem Hlauuma („Nordhaus“), das fünf Stockwerke hoch ist und zu den meistfotografierten Gebäuden der USA zählt, und dem Hlaukwima („Südhaus“).
Die Lehmhäuser des Dorfes ähneln jenen des Acoma-Pueblo, wie dieses Bild aus dem Jahr 1877 zeigt. Ganz wie die Häuser von Acoma war auch Taos ursprünglich über Leitern zugänglich, allerdings wurden einige Gebäude nachträglich mit Türen ausgestattet.
Die Zimmer im Erdgeschoss haben typischerweise Eckkamine. Die dicken Lehmwände wirken isolierend und halten die Räume im Sommer kühl und im Winter warm.
Doch damit nicht genug der Ähnlichkeiten: Auch das Taos-Pueblo weist die charakteristischen Bienenstock-förmigen Öfen auf und hat wie Acoma keinen Strom, kein fließendes Wasser und kein Abwassersystem – all dies ist aus religiösen Gründen verboten.
Weitere interessante Merkmale sind die markanten Holzgestelle, die zum Trocknen von Fleisch, Mais, Beeren und Tierhäuten verwendet werden.
Das mittelalterliche Castello di Serravalle mit seinem angrenzenden, gleichnamigen Dorf liegt zwischen den Städten Modena und Bologna im Hinterland der italienischen Region Emilia-Romagna.
Die geschichtsträchtige Siedlung wurde ein Jahrhundert nach der Zerstörung eines alten römischen Dorfes im 8. Jahrhundert auf dessen Fundament errichtet. Neben der Burg gibt es einen mittelalterlichen Wachturm aus dem Jahr 1227.
Aufgrund ihrer strategischen militärischen Lage zwischen Modena und Bologna spielte die 1.765 Quadratmeter umfassende Befestigung auf knapp 400 Metern Höhe bis 1109 eine zentrale Rolle in territorialen Auseinandersetzungen und bei der Verteidigung gegen Eindringlinge.
Die Burg selbst war für den Schutz der örtlichen Ländereien, Bauern und Pächter von entscheidender Bedeutung. Sie soll sogar Karl den Großen beherbergt haben, als er im 9. Jahrhundert auf dem Weg nach Rom war, um sich zum ersten westeuropäischen Kaiser krönen zu lassen.
Die Siedlung Serravalle birgt aufgrund ihrer langen, bedeutsamen Geschichte und zahlreicher, im Laufe der Jahrhunderte vorgenommener Umbauten zudem einige architektonische Geheimnisse.
Neben der Burg, einem Jagdhaus und dem vierstöckigen Wachturm beherbergt das Dorf auch einen unterirdischen Gang, der einen im 18. Jahrhundert errichteten Palazzo mit einem nahe gelegenen Turm verbindet. Es ist unklar, ob der Gang als Fluchtweg oder zur geheimen Verteidigung erbaut wurde. Er soll allerdings von den Geistern der zahlreichen Ehefrauen heimgesucht werden, die von einem Boccadiferro-Fürsten getötet wurden.
Das Felsendorf Kandovan im Nordosten von Iran liegt am Fuß des Vulkans Sahand und besteht aus mehreren Höhlenwohnungen.
Diese hinkelsteinartigen Häuser wurden vor 700 Jahren aus weichem, porösem Vulkangestein gebaut. Sie werden Karaans genannt, was auf das lokale Dialektwort für „Bienenstock“ zurückgehen soll.
Die Klippenhäuser sind seit ihrer Erbauung ununterbrochen bewohnt worden. Wegen ihrer fantasievollen Formen wirken sie, als kämen sie direkt aus einem Märchenbuch.
Die abgeschiedene Lage und gut isolierenden Mauern schützen die Dorfbewohner schon seit Jahrhunderten vor feindlichen Invasionen, glühend heißen Sommern und bitterkalten Wintern.
Die Häuser sind bis zu vier Stockwerke hoch. Im Erdgeschoss wird traditionell Vieh gehalten, in den darüberliegenden beiden Etagen befinden sich die Wohnräume. Das Obergeschoss dient als Lager.
Kandovan ist inzwischen zu einer Attraktion für Einheimische und internationale Besucher geworden. In Deutschland und Österreich wird derzeit allerdings vor Reisen nach Iran gewarnt, in der Schweiz wird davon abgeraten.
Doch Kandovan ist nicht nur Heimat der faszinierenden Höhlenwohnungen. Dem Quellwasser des Dorfes sowie zahlreichen Pflanzen, die in der Gegend wachsen, wird eine heilende Wirkung nachgesagt.
Um den Touristenzahlen gerecht zu werden, wurde 2006 ein Höhlenhotel eröffnet, während in diesem Souvenirladen besondere Andenken erworben werden können.
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