Der Klimawandel bedroht immer mehr Küstenorte rund um den Globus. Durch den steigenden Meeresspiegel und der damit verbundenen, zunehmenden Küstenerosion stehen ganze Städte vor einer ungewissen Zukunft.
Wie sehr das Meer bereits an unseren Siedlungen nagt, zeigen die folgenden 21 Beispiele aus aller Welt. Ein Überblick in Bildern ...
Adaptiert von Sandra Schröpfer und Barbara Geier
Das Dorf Brodten in Schleswig-Holstein ist ein malerisches Fleckchen Erde, nur drei Kilometer vom Travemünder Stadtzentrum entfernt. Nördlich und östlich des Ortes erstreckt sich das Brodtener Ufer. Die Steilküste ist ein beliebter Ausflugsort an der Ostsee, doch gefährdet gleichzeitig zunehmend die Existenz von Brodten. Die Felswand ist starker Erosion ausgesetzt, das bedeutet, die Küste schrumpft und die dort lebenden Menschen verlieren buchstäblich ihren Platz.
Während einer anhaltenden Regen- und Frostperiode stürzten im Januar 2024 große Teile der Klippe bei Brodten ins Meer. Das bedroht nicht nur die Gebäude, die in der Nähe der Klippe stehen, sondern auch den Lebensraum der einheimischen Uferschwalbe. Laut dem Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein geht jedes Jahr etwa ein Meter Küstenlinie am Brodtener Ufer verloren. Die beliebten Küstenwanderwege müssen daher regelmäßig umgeleitet werden.
Auf diesem Bild balanciert das Jugendhaus Seeblick am Rande der zurückweichenden Klippe. Seit Ende Januar 2024 liegt die Abbruchkante nur noch vier Meter von dem Haus entfernt. Die Einrichtung wurde daher geschlossen und soll abgerissen werden. Der außerhalb des Gebäudes verlaufende Weg ist gesperrt. Und da die Klippen entlang der Küste weiter erodieren, dürfen neue Gebäude nur noch mindestens 150 Meter hinter den abbruchgefährdeten Bereichen errichtet werden.
In den 1980er-Jahren war El Bosque ein lebhaftes Fischerdorf an der Küste des mexikanischen Bundesstaates Tabasco im Südosten des Landes. Der Golf von Mexiko, der den Einwohnern Jahrzehnte lang den Lebensunterhalt gesichert hat, ist jetzt allerdings eine Gefahr: Zahlreiche Häuser des Dorfes wurden weggespült, und während 2021 noch mehr als 700 Menschen in El Bosque lebten, waren es Ende 2023 nur noch ein Dutzend.
Forschern zufolge steigt der Meeresspiegel im Golf von Mexiko dreimal schneller als der globale Durchschnitt. In Verbindung mit immer heftigeren Winterstürmen, den sogenannten „Nortes“, hat das dazu geführt, dass El Bosque in erschreckend kurzer Zeit der Boden unter den Füßen entzogen wurde.
Im Gespräch mit dem Nachrichtenkanal „Euro News“ erläuterte die Küstenforscherin Lilia Gama, dass seit 2005 mehr als 500 Meter der Küstenlinie des Dorfes der Erosion zum Opfer gefallen seien und die Situation sich weiter verschlechtere. Laut der mexikanischen Umweltschutzorganisation Conexiones Climáticas gingen allein 2023 30 Meter Küste verloren. Man geht inzwischen davon aus, dass ein einziger weiterer Sturm genügt, um El Bosque für immer von der Landkarte zu fegen.
Bis heute haben die Wellen des Golfs von Mexiko in El Bosque die Hauptstraße, die Grundschule und den Kindergarten sowie mehr als die Hälfte der Häuser des Dorfes zerstört. Gebäudeüberreste erinnern an die Existenzen, die sich Menschen an dem Ort aufgebaut hatten.
El Bosque ist allerdings kein tragischer Einzelfall. Laut der globalen Organisation Mayors Migration Council werden bis 2050 acht Millionen Menschen in Mexiko aufgrund von Naturkatastrophen, die durch die Klimawandel verursacht werden, die Orte verlassen müssen, an denen sie leben.
Toguru liegt auf Viti Levu, der Hauptinsel der Fidschi-Gruppe im Südpazifik und ist eines von 42 Dörfern des Inselstaates, die durch den steigenden Meeresspiegel akut bedroht sind. Laut der fidschianischen Regierung müssen über 600 Gemeinden aufgrund von Landschwund in Zukunft umgesiedelt werden.
Auf unserem Bild ist Lavenia McGoon, die seit vielen Jahren in Togoru lebt, mit einem Familienmitglied vor ihrem Haus am Strand zu sehen. Zwischen ihrem Grundstück und dem Wasser ist ein behelfsmäßiger Schutzwall aus alten Autoreifen und Schutt aufgestapelt – ein Versuch, die unaufhaltsame Erosion zu verlangsamen. McGoon weiß, dass die Tage ihres Hauses gezählt sind. Denn: „Das Wasser kann niemand aufhalten.“
Der überschwemmte Mangrovenwald von Togoru steht sinnbildlich für ein Problem, von dem weite Teile der Republik Fidschi mit ihren 330 Inseln betroffen sind. Neben dem Anstieg des Meeresspiegels kommt es in der Region regelmäßig zu verheerenden Wirbelstürmen, die das Land verwüsten und die Küstenerosion beschleunigen. Der zweitstärkste Wirbelsturm, der je im Südpazifik aufrat, war der Zyklon „Yasa“, der im Dezember 2020 auf die Fidschi-Inseln traf. Das Unwetter forderte mindestens vier Todesopfer und hinterließ 8.000 zerstörte Häuser. Der schlimmste Wirbelsturm suchte die Inseln 2016 heim, als der Zyklon „Winston“ 44 Menschen tötete und Schäden in Höhe von umgerechnet 1,6 Milliarden Euro verursachte.
Auf diesem Bild ist zu sehen, wie eine Regierungsvertreterin im Mai 2024 die Überreste des überfluteten Friedhofs von Togoru mit Dorfbewohnern inspiziert. Die Landmasse der Stadt schrumpft jedes Jahr um etwa 1,5 Meter.
Angesichts dieser mehr als drängenden Probleme hat die fidschianische Regierung bereits 2018 eine Arbeitsgruppe für die Umsiedlung bedrohter Gemeinden eingerichtet. 2019 wurde zudem ein Treuhandfonds für durch den Klimawandel aus ihren Häusern vertriebene Bürger aufgesetzt. Fidschi ist das erste Land weltweit, das solch einen Schritt gegangen ist. Dieses Jahr hat die neuseeländische Regierung dem Fonds zwei Millionen Euro gespendet.
Seit 2011 hat die fidschianische Regierung sechs vom Klimawandel betroffene Gemeinden an andere Orte umgesiedelt und künftige Umsiedlungen werden nach einem standardisierten Plan erfolgen.
An der englischen Nordseeküste nagt das Meer an der Lebensgrundlage des kleinen Dorfs Hemsby. Eine Sturmflut im Dezember 2013 verwüstete den Ort im östlichen Landesteil Norfolk schwer. Sieben Häuser wurden damals zerstört. Inzwischen schwindet die Steilküste so schnell, dass Einheimische genau wie Experten davon überrascht wurden und die Bewohner einen hohen Preis dafür zahlen, dass keine geeigneten Schutzmaßnahmen gegen das Meer ergriffen wurden.
Als im März 2018 eine schwere Kältewelle über Europa rollte, war in Großbritannien Hemsby mit am schlimmsten betroffen: 13 Häuser an der Steilküste des Ortes wurden bei einem Wintersturm verwüstet und waren danach unbewohnbar. Fünf Jahre später führten heftige Stürme im März und Dezember 2023 dazu, dass weitere acht Häuser abgerissen werden mussten.
Auf Hilfe von staatlicher Seite scheinen Hemsby und andere Dörfer an der Küste von Norfolk nicht hoffen zu können: Im Oktober 2023 wurde entschieden, dass Hemsby für den Bau einer 1,3 Kilometer langen Küstenschutzanlage, die umgerechnet etwa 23,6 Millionen Euro kosten würde, keine staatlichen Mittel beanspruchen könne. Und das, obwohl die Einnahmen, die das Dorf mit Tourismus generiert, laut der Initiative „Save Hemsby Coastline“ (SHC) jährlich 94,6 Millionen Euro zur Wirtschaft von Norfolk beitragen.
Eine von der SHC organisierte Petition, in der die Regierung zum Handeln aufgefordert wird, wurde von 17.000 Menschen unterschrieben und liegt den Offiziellen seit Januar 2024 vor.
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Nur einen Monat später wurde im Februar 2024 bekannt, dass Hemsby nicht in ein Regierungsprogramm zum Schutz gegen das Meer eingeschlossen wurde, das mit knapp 30 Millionen Euro dotiert ist. Die Dorfbewohner behelfen sich derweil mit rudimentären Mitteln selbst (Bild) oder ergreifen radikalere Maßnahmen: Ein ehemaliger Anwohner, der sein Haus in Hemsby verloren hat, verklagt aktuell die britische Regierung, da sie ihn nicht vor dem Klimawandel geschützt habe.
Laut Medienberichten soll zwar ein neues Programm aufgelegt werden, um den Bewohnern von Hemsby für neue Häuser Grundstücke im Landesinneren zur Verfügung zu stellen. Für die Menschen vor Ort kommt das aber zweifellos zu spät.
Die Hafenstadt Bonifacio auf der französischen Insel Korsika hat bisher alle Stürme überstanden, die die Natur seit der Gründung der Siedlung im Mittelalter zu bieten hatte. Doch die starken Meeresströmungen, hohen Windgeschwindigkeiten und häufigen Erdrutsche an der Südspitze der Insel gefährden die Zukunft der idyllischen Mittelmeersiedlung.
Die Sandsteinklippen, auf denen Bonifacio errichtet wurde, haben sich aufgrund der starken Erosion über die Jahrhunderte immer weiter zurückgezogen, sodass rund 30 Häuser heute gefährlich nahe am Abhang balancieren. Ein 2018 von der Internationalen Union für Naturschutz veröffentlichter Bericht zum Klimawandel und Küstenschutz auf Korsika kam zu dem Schluss, dass die Erderwärmung zu den Erosionsproblemen der Insel beiträgt. Die Stadt Bonifacio wird in dem Bericht dazu aufgefordert, sich eher früher als später mit der gefährlichen Situation zu befassen.
Bislang sind zwar noch keine Gebäude den Wellen zum Opfer gefallen, doch wurde 2019 der Ausnahmezustand in Bonifacio ausgerufen, als Teile der mittelalterlichen Festung unter der Kraft des Windes zusammenbrachen.
Im März 2023 wurde nach einer dreijährigen Untersuchung festgestellt, dass die Klippen von Bonifacio, die stellenweise fast 106 Meter hoch sind, in einer Höhe von 80 Metern zwei Verwerfungen aufweisen. Zwei Häuser wurden bislang evakuiert, 25 weitere sind als gefährdet eingestuft.
Im selben Jahr vermeldete die Behörde, die in Frankreich die geologische Kartierung des Landes vornimmt, dass 35 Prozent der korsischen Felsküste, vor allem um die Orte Bonifacio, Cap-Corse und Calvi, stark erosionsgefährdet sind.
Auch Kalifornien zählt zu den Orten, an denen die Küstenerosion weltweit am größten ist. Fast drei Viertel der Küste des US-Bundesstaates werden vom Ozean immer weiter abgetragen. Obwohl dieser Prozess bereits seit der letzten Eiszeit im Gange ist, wird sich die Erosion in den kommenden Jahren voraussichtlich beschleunigen. Die Stadt Pacifica in der Nähe von San Francisco ist besonders anfällig.
Im Winter 2015/16 verwüsteten gleich mehrere schwere Stürme die Gemeinde. Hohe Wellen und eine starke Brandung rissen einen erheblichen Teil der Steilküste von Pacifica ab, sodass zahlreiche Häuser gefährlich nahe am Rand der Klippen zurückblieben. Die Bewohner mussten evakuiert werden und mehrere Häuser waren daraufhin unbewohnbar.
Die Gebäude wurden inzwischen abgerissen und viele andere Häuser sind weiterhin gefährdet. 2018 musste der Eigentümer eines Apartmentkomplexes an den Klippen eine Geldstrafe von umgerechnet fast 1,4 Millionen Euro zahlen, weil er das Grundstück am Abgrund nicht angemessen wieder aufgeschüttet hatte. Und die Situation scheint nur noch schlimmer zu werden: Laut einer Studie aus dem Jahr 2023 könnten bis zum Ende dieses Jahrhunderts bis zu 75 Prozent der kalifornischen Strände von den Wellen verschluckt werden.
Steigen die Temperaturen weltweit weiter, werden Stürme häufiger und heftiger. Das bedeutet, dass auch Sturmfluten zunehmen werden, was für Orte wie Happisburgh an der Ostküste Englands – einer der am schnellsten erodierenden Küsten Europas – keine gute Nachricht ist. Die weichen Lehm- und Sandklippen ziehen sich seit 5.000 Jahren immer weiter zurück. Allein in den letzten 20 Jahren hat die Nordsee mindestens 34 Häuser in Happisburgh verschluckt.
Die in den 1950er-Jahren errichteten hölzernen Küstenschutzanlagen können den Ort nicht mehr vor den zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels schützen. Nach einer katastrophalen Sturmflut 2013 schwankten mehrere Häuser am Rand des Dorfes am Abgrund – doch andere hatten nicht so viel Glück. Mehrere Häuser rutschten mit den Klippen ab und stürzten ins Meer. In den kommenden 20 Jahren wird in Happisburgh voraussichtlich mehr Landmasse der Nordsee zum Opfer fallen als an jedem anderen Ort in Großbritannien. Experten schätzen, dass Land in der Größe von zwei Fußballfeldern verloren gehen wird. Die Zukunft von Happisburgh sieht düster aus.
Das von Erdrutschen bedrohte Happisburgh hat eine lange Geschichte und ist von historischer Bedeutung. In dem Dorf wurden die ältesten versteinerten menschlichen Fußabdrücke außerhalb Afrikas gefunden, die mindestens 850.000 Jahre alt sind. Weitere Sehenswürdigkeiten sind ein Leuchtturm aus dem 18. Jahrhundert (Bild) und eine Kirche aus dem 15. Jahrhundert.
Genau wie Hemsby wurden auch Happisburgh von offizieller Seite keine Mittel zur Verbesserung der Küstenschutzanlage bewilligt. Die Gemeindeverwaltung erklärte stattdessen, dass solch ein Unterfangen „realistisch gesehen nicht machbar“ sei. Derweil schrumpft die Küstenlinie weiter. Laut einer Lokalzeitung gingen allein im Winter 2023 rund zehn Meter Land verloren.
Der hübsche Ferienort Soulac-sur-Mer im Südwesten Frankreichs hat ebenfalls mit zunehmender Küstenerosion zu kämpfen. Von Jahr zu Jahr ziehen sich die Strände hier weiter zurück, was sich durch den Klimawandel weiter verschärfen dürfte.
Die Wohnanlage „Le Signal“ ist zum Ausdruck des Landverlustes durch den Klimawandel in Frankreich geworden. In den 1960er-Jahren war das Betongebäude auf einer künstlichen Düne errichtet worden, die sich ursprünglich knapp 200 Meter vom Meer entfernt befand.
Das Gebäude wurde 2014 evakuiert und nach acht aufeinanderfolgenden Winterstürmen, die zu einer schnelleren Erosion der Küste führten, schließlich aufgegeben. Im Februar 2023 folgte dann der Abriss der Wohnanlage. Zu dem Zeitpunkt hatte sich der Atlantik bereits auf zwölf Meter an „Le Signal“ herangetastet.
Alaska erwärmt sich doppelt so schnell wie der weltweite Durchschnitt – in manchen Jahreszeiten sogar dreimal so schnell – und das könnte fatale Folgen für die Region haben. Den Siedlungen in Meeresnähe steht eine schlimme Kombination aus schmelzendem Permafrostboden, heftigeren Stürmen und steigendem Meeresspiegel bevor. Einer der Orte, die es am schlimmsten im nördlichsten US-Bundesstaat treffen könnte, ist Shishmaref.
Der steigende Meeresspiegel, Überschwemmungen und Erosionen, die allesamt zumindest teilweise durch den Klimawandel verursacht werden, haben rund um das Dorf auf einer Halbinsel zu einem alarmierenden Verlust von Eis und Land beigetragen. Laut einer Studie der US-Armee und der Auburn University in Alabama verschwinden jährlich bis zu drei Meter Land. 2002 stimmten die Einwohner von Shishmaref dafür, die gesamte Siedlung zu verlegen. Zwar einigte man sich auf einen neuen Standort, doch die Umsiedlung wurde aufgrund der hohen Kosten – schätzungsweise mehrere hundert Millionen Euro – vorerst verschoben.
2016 fand eine erneute Abstimmung statt, bei der die Einwohner ihren Wunsch, die Gemeinde zu verlegen, bekräftigten. Bis zum Umzug der Siedlung sollte ein Damm die Häuser vor den Wellen schützen. Letztendlich kam es aber nie zur Umsiedlung von Shishmaref – teilweise aus Kostengründen und teilweise, weil die einheimische Inupiat-Gemeinde ihre Jagdgründe, Traditionen und Identität nicht verlieren möchte. Früher oder später aber wird die Halbinsel, auf der Shishmaref liegt, so wie viele andere Orte in der Arktis wegen der zunehmenden Erderwärmung unter Wasser stehen.
Auf zehn Mini-Inseln im Wattenmeer zwischen Deutschland und Dänemark gehört „Land unter“ zum Leben: Die Halligen vor der Nordseeküste Nordfrieslands werden regelmäßig vom Meer überschwemmt und die Bewohner, deren Häuser auf künstlich angelegten Erdhügeln stehen, können damit umgehen.
Auf Hooge (Bild), der zweitgrößten Hallig, gibt es einen Steindeich, der bei leichteren Sturmfluten im Sommer gegen Überflutung schützt. Im Winter gibt es im Durchschnitt normalerweise vier- bis fünfmal „Land unter“-Alarm. Auf den anderen Halligen ohne Deich können es bis zu 50 Überschwemmungen pro Jahr sein. Diese Überflutungen erfüllen für die Halligen einen wichtigen Zweck, denn mit dem Wasser wird Gestein abgelagert, durch das die Inseln wachsen können. Das bisher ausbalancierte Leben mit der Flut gerät auf den Halligen nun aber aus dem Gleichgewicht.
Das ausgeklügelte „Land unter“-Phänomen wird durch den Klimawandel und beschleunigten Meeresspiegelanstieg bedroht. Stürme werden heftiger und die Halligen sind öfter überflutet. Laut Forschern könnte einige Halligen in den nächsten fünfzig bis einhundert Jahren im Meer verschwinden.
Deiche, die zum Schutz gebaut werden können, würden allerdings auch die für die Inseln wichtige Überflutung zur Sand- und Steinablagerung verhindern. Auf der bereits mit einem Deich ausgestatteten Hallig Hooge wurde daher beispielweise überlegt, kontrollierte Überschwemmungen zuzulassen.
Neben den knapp 300 Menschen, die auf den sieben bewohnten Halligen leben, sind auch rund 60.000 brütende Küstenvögel auf diesen kleinen Wattenmeer-Inseln beheimatet, die genauso vom Klimawandel bedroht sind, wenn ihre Nester Opfer häufigerer Fluten werden. Alle Maßnahmen zum Schutz der Menschen müssen daher immer die einzigartige Tierwelt vor Ort berücksichtigen.
Der WWF (World Wildlife Fund) Deutschland hat dazu gemeinsam mit dem Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein ein Pilotprojekt für einen naturangepassten Schutz der Halligen aufgelegt, das in einem Zukunftsszenario für das Jahr 2030 potenzielle Lösungen für Mensch und Tier auf den Halligen aufzeigt. Dazu gehören besser regulierbare Sieltore, die in Deichen den Wasserdurchlass ermöglichen, eine grünere Uferbefestigung und unterstützende Sandaufspülungen.
Collaroy Beach ist ein sonniger Vorort von Sydney, der besonders beliebt bei Surfern ist. Doch zählt der Ort am Meer auch zu den am stärksten gefährdeten Küstengebieten Australiens. Zwar toben seit der Gründung der Siedlung immer wieder Stürme vor der Küste und zerstören Häuser, doch hat durch den Klimawandel die Häufigkeit und Intensität der Unwetter zugenommen. Das verschärft die Küstenerosion.
Einer der schlimmsten Stürme der vergangenen Jahre ereignete sich im Juni 2016. Meterhohe Wellen, die sich durch starken Wind aufgetürmt hatten, peitschten gegen das Ufer und zerstörten mehrere Häuser und Straßen in Strandnähe. Der Sturm fiel zudem mit einer extrem starken Springflut zusammen, sodass alles in allem 50 Meter Landmasse verschwanden.
2020 wurde Collaroy von weiteren heftigen Unwettern getroffen. Die Stürme fielen wieder mit einer ungewöhnlich hohen Springflut zusammen, die riesige Wellen erzeugte und noch mehr vom Strand wegspülte. Die meisten Häuser in Ufernähe kamen aber ohne schwerere Schäden davon.
2021 wurde mit dem Bau einer sieben Meter hohen und 1,6 Kilometer langen Ufermauer begonnen. Allerdings stieß das nicht bei allen Einwohnern von Collaroy auf Gegenliebe. Viele machten sich für andere Maßnahmen stark, da die Mauer ihrer Meinung nach dem Strand dauerhaften Schaden zufügen würde. Es wurde infrage gestellt, warum öffentlicher Raum zugunsten der Rettung von Privateigentum „zerstört“ werde.
Im Januar 2022 traf eine Kombination aus starkem Wellengang und Hochwasser auf Collaroy und große Teile des Strandes entlang der Ufermauer wurden weggespült.
Küstenerosion ist in Hawaii ein Dauerproblem, aber der steigende Meeresspiegel verschärft die Lage zunehmend. Um Honolulu ist der Wasserstand seit 1950 um 25 Zentimeter gestiegen und 66.000 Menschen in ganz Hawaii sind dem Risiko von Küstenüberschwemmungen ausgesetzt. Unglaubliche 70 Prozent der Strände der Inselkette sind derzeit vom Meer bedroht. Am Sunset Beach an der Nordküste von Oahu, eine der acht Hauptinseln des Archipels, ist das Problem besonders akut.
In den letzten Jahren war die Erosion am Sunset Beach so stark wie nie zuvor. Eine Reihe außergewöhnlich großer Sturmfluten brachte 2017 Wellen von bis zu zwölf Metern Höhe. Die dadurch verursachte Landabtragung bedrohte Häuser entlang der Küste.
Die Behörden erlaubten den Besitzern daraufhin, mit Sand gefüllte Planen vor ihren Häusern auszulegen. Diese sogenannten „Sand-Burritos“ können allerdings nur eine vorübergehende Maßnahme sein und eine langfristige Lösung für die erodierende Küste fehlt bisher.
Die hawaiianischen Gesetze verbieten es Grundstückeigentümern, Ufermauern zum Schutz gegen das Meer zu errichten. Die gemeinnützige US-Nachrichtenseite „ProPublica“ zitiert Wissenschaftler, die Deiche und andere Küstenschutzmaßnahmen wie Sandsäcke als Hauptursache für schwindende Strände auf ganz Hawaii ausmachen: Wenn Wellen auf die Barrieren treffen, ziehen sie Sand vom Ufer weg und lagern ihn im Meer ab.
2020 wurde im Rahmen einer Untersuchung allerdings ermittelt, dass es trotz des offiziellen Verbots in den vorangehenden 20 Jahren fast 50 Hauseigentümern allein auf Oahu erlaubt worden war, neue Mauern zu bauen, illegal errichtete Mauern zu behalten und beschädigte wieder aufzubauen.
Die Behörden scheinen ihren laxen Kurs inzwischen geändert zu haben: Im Januar 2024 wurden zwei Hausbesitzer am Sunset Beach mit einer Geldstrafe von jeweils fast 925.000 Euro belegt, weil sie gegen die Vorschriften verstoßen hatten. Sie hatten Uferbefestigungen wie Sandsäcke und Deiche errichtet und diese trotz Aufforderung nicht entfernt.
Jakarta versinkt so schnell im Meer wie keine andere Stadt. Die indonesische Megametropole könnte die erste der Welt sein, die dem Klimawandel zum Opfer fällt. Die Stadt wurde auf einem tief liegenden Sumpfgebiet errichtet, durch das 13 Flüsse fließen, und erlebt fast jedes Jahr albtraumhafte Überschwemmungen.
Fast die Hälfte von Jakarta befindet sich unterhalb des Meeresspiegels, was bedeutet, dass der Stadt mit dem steigenden Meeresspiegel eine düstere Zukunft bevorsteht. Experten warnen, dass große Teile der indonesischen Hauptstadt, in der rund zehn Millionen Menschen leben, bis 2050 unter Wasser stehen könnten.
2007 brachte ein Sturm vier Meter hohe Überschwemmungen und forderte 80 Todesopfer. Schätzungsweise 340.000 Menschen verloren ihre Häuser und Wohnunge; die Schäden wurden mit Hunderten von Millionen beziffert. Im Dezember 2019 fielen an einem Tag mehr als 38 Zentimetter Regen auf Jakarta und die Stadt erlebte die schlimmsten Überschwemmung seit einem Jahrzehnt.
Die Probleme, mit denen Jakarta zu kämpfen hat, werden durch eine aggressive Grundwassergewinnung noch verschärft. Diese senkt den Boden weiter ab, in den nördlichen Bezirken der Stadt sogar bis zu 28 Millimeter pro Jahr.
Die Behörden haben versucht, die Krise mit einer Reihe von Lösungen zu bewältigen. Ein Projekt, an dem bereits gearbeitet wird, ist die Erweiterung eines bestehenden Damms. Er soll 2030 fertig gestellt werden und sich über 47 Kilometer entlang der Nordküste erstrecken. Da die Stadt jedoch weiter sinkt und der Meeresspiegel ansteigt, ist auch diese Mauer nur eine vorübergehende Maßnahme.
Ein weiterer Plan ist eine 32 Kilometer lange und knapp über vier Hektar große künstliche Insel in der Bucht von Jakarta, die Sturmfluten abhalten soll. Auf dem riesigen Damm in Form der mythischen Vogelgestalt Garuda sollen auch Wohnhäuser und Büros entstehen.
Die indonesische Regierung geht sogar noch weiter und plant die komplette Verlegung der Landeshauptstadt an die rund 1.400 Kilometer entfernte Ostküste von Borneo nördlich von Jakarta. Dort soll bis 2045 für ungefähr 32 Milliarden Euro eine neue Stadt namens Nusantara errichtet werden.
Kritiker dieses Plans weisen darauf hin, dass die Regierung die Einwohner Jakartas damit den Fluten überlässt. Laut Umweltschützern wäre zudem die Wiederherstellung indonesischer Flussufer und Aufforstung der alten Mangrovenwälder für die Stadt von größerem Nutzen.
Ein weiteres Beispiel für den Küstenschwund in Kalifornien ist der Ort Isla Vista. Hier gehen jedes Jahr rund 50 Zentimeter der Steilküste verloren. Das mag sich nach wenig hören, aber wenn Häuser an einer Klippenkante balancieren, zählt jeder Millimeter. Die Steilküste von Isla Vista gehört sogar zu den am schnellsten erodierenden in ganz Kalifornien. In den letzten Jahren mussten aufgrund von abbrechenden Felsen bereits Häuser abgerissen werden.
Zum Schutz der Bewohner hat das Santa Barbara County, in dem Isla Vista liegt, die Vorschriften für die 84 am Rand der Steilküste gelegenen Grundstücke verschärft:
Eine Pufferzone, die bisher 1,5 Meter betrug, wurde auf drei Meter erweitert. Klippenhäuser, die in diese Zone hineinragen, sind vom Abriss bedroht, sofern sie nicht durch entsprechende Maßnahmen gestützt werden können. Diese neue Regelung mag die Bewohner kurzfristig schützen, eine langfristige Lösung für das Problem gibt es bisher allerdings nicht.
Zuletzt sorgten im Februar 2024 rekordverdächtige Regenfälle dafür, dass der Boden unter dem Balkon eines Studentenapartments nachgab. Mit der zunehmenden Erosion werden Balkone und sogar Häuser kleiner werden müssen.
Ein weiteres Dorf an der britischen Ostküste, das mit schlimmer Erosion zu kämpfen hat, ist Skipsea im Osten von Yorkshire. Das Meer frisst die weichen Lehmböden dieser Region mit einer Rate von fast sechs Metern pro Jahr weg. An einigen Stellen sind es sogar bis zu 15 Meter, die verloren gehen. Keine andere Küstenlinie in Europa erodiert in diesem Tempo.
In einem Interview mit der Zeitung „The Mirror“ sprach ein Geologieprofessor der örtlichen Universität Hull von einer immer schneller werdenden Erosion, die eine direkte Folge des Klimawandels sei.
Laut Anwohnern ging in Skipsea in den letzten 20 Jahren etwa 800 Meter an Land verloren. Ganze Straßen sind zusammen mit ihren Häusern verschwunden und viele weitere Gebäude sind gefährdet.
2023 förderten Hochwasser und Stürme gleiche mehrere große Klippenstürze. Anfang 2024 schliffen weitere Stürme innerhalb von nur zwei Wochen 76 Meter Küstenlinie weg.
Trotz des Landschwundes wurden Maßnahmen zum Küstenschutz als zu kostspielig erachtet. Auch die möglichen negativen Auswirkungen solcher Anlagen auf das Meeresökosystem vor Ort spielen eine Rolle. Skipseas Tage scheinen also gezählt zu sein und der Ort wird bereits als „Geisterstadt“ bezeichnet, da ihm immer mehr Bewohner den Rücken kehren.
Kalifornien ist in den USA nicht der einzige Bundesstaat, der mit unaufhaltsamer Küstenerosion zu kämpfen hat. In Florida gibt es dieselben Probleme. In dem kleinen Strandort Vilano Beach auf einer Insel vor der Ostküste Floridas wird dies besonders deutlich. Dort haben Hurrikane und tropische Stürme, die in Zukunft noch zerstörerischer werden dürften, im Laufe der Jahre immense Schäden verursacht.
Jedes Mal, wenn ein Hurrikan oder tropischer Sturm zuschlägt, sind die Ferienhäuser am Vilano Beach in Gefahr und viele davon sind dem Meer bereits zum Opfer gefallen. 2021 wurde der Strand von einem heftigen Nordoststurm heimgesucht, 2022 folgten zwei tropische Stürme. Die Unwetter richteten am Strand und den Dünen einen massiven Schaden an, der sich im gesamten St. Johns County, zu dem Vilano Beach gehört, auf schätzungsweise 35,1 Millionen Euro belief.
Im August 2023 begann die US-Armee mit der Reparatur von Sturmschäden an einem 4,2 Kilometer langen Abschnitt des Vilano Beach. Dabei wurden 993.921 Kubikmeter Sand zum Wiederaufbau des Strandes und der Dünen ausgebaggert. Die Anwohner hatten sich zuvor zusammengetan, um einen Damm zu errichten, aber genau wie an den anderen Orten auf dieser Liste kann dies angesichts des fortschreitenden Klimawandels keine dauerhafte Lösung sein.
Venedig steht vor einem ähnlichen Problem wie Jakarta. Der steigende Meeresspiegel bedroht die Lagunenstadt an der Adria und setzt Häuser und Plätze immer wieder unter Wasser. Klimaforscher gehen sogar davon aus, dass das beliebte Touristenziel bis zum Ende des 21. Jahrhunderts vollständig unter Wasser steht.
Die Stadt besteht aus 120 Inseln, die durch 391 Brücken über 177 Kanäle miteinander verbunden sind. Die herrlichen Gebäude Venedigs sind auf einer Lagune aus Schlamm und losem Lehm gebaut und stehen auf instabilen Fundamenten aus im Schlamm versenkten Holzpfählen. Auf dieser Basis ist die Stadt in den letzten 100 Jahren um 15 Zentimeter gesunken.
Im November 2019 herrschte in Venedig massives „Acqua Alta“ – Hochwasser von 1,80 Metern und damit das zweithöchste, das jemals verzeichnet wurde. Mehr als 80 Prozent der Stadt wurden überflutet, darunter auch bekannte Sehenswürdigkeiten wie der Markusplatz (Bild). Dessen berühmte Basilika, die nur 65 Zentimeter über dem Meeresspiegel steht, musste im Nachhinein für 3,3 Millionen Euro restauriert werden, da die salzigen Meeresfluten Marmorplatten, Mosaike und antike Säulen beschädigt hatten.
Wie in Jakarta hoffen auch die venezianischen Behörden, dass ein ehrgeiziges Projekt zum Hochwasserschutz die Stadt retten kann. Das Sturmflutsperrwerk „Mose“, das eigentlich schon 2011 fertiggestellt sein sollte, kam im Oktober 2020 erstmals zum Einsatz und hielt den Fluten stand. Neben der immensen Zeitverzögerung, explodierten allerdings auch die Kosten für die Anlage – von ursprünglich geplanten 1,8 Milliarden Euro auf 5,5 Milliarden Euro. Jeder Einsatz des „Mose“ kostet Berichten zufolge 300.000 Euro.
Vor der Inbetriebnahme wurde damit gerechnet, dass die mobilen Hochwasserschutzwände etwa fünfmal pro Jahr aktiviert werden müssten. Allein in den ersten beiden Jahren kam der Hochwasserschutz aber bereits 49 Mal zum Einsatz. Als Grenzwert für die Schließung der Lagunen-Eingänge gilt inzwischen ein Wasserpegel von 120 Zentimetern. Zu Beginn lag dieser noch bei 130 Zentimetern. Laut Klimawandelexperten könnte der Meeresspiegel in Venedig bis zum Jahr 2100 um fast 0,8 Meter steigen. „Mose“ wird also viel zu tun haben.
Wie Vilano Beach ist auch Topsail Island vor der Küste von North Carolina anfällig für Nordoststürme, Hurrikane und tropische Stürme. Im November 2019 spülte ein starker Nordoststurm Sanddünen weg und beschädigte Strandhäuser. Hurrikan Florence, der im September 2018 die Nachbarstaaten North und Sout Carolina an der amerikanischen Ostküste traf, war noch zerstörerischer. Hunderte von Gebäuden wurden komplett zerstört und breite Dünenstreifen verschwanden im Meer.
Für den Wiederaufbau der Dünen, die Reparatur beschädigter Häuser und Infrastruktur sowie den Abriss baufälliger Gebäude wurden Millionen von Dollar ausgegeben. Gleichzeitig mögen sich die Behörden und Bevölkerung angesichts der Häufigkeit der schweren Unwetter in ihrem Kampf gegen die Erosion auf verlorenem Posten sehen.
Im März 2023 begannen im nördlichen Teil von Topsail Beach Arbeiten an mehreren Aufschüttungsprojekten, die bis Mai 2024 andauerten und mehr als 16,6 Millionen Euro kosten. Bereits in den ersten Monaten wurde der Strand mit 1,7 Millionen Tonnen Sand regeneriert. Große Steine sollen zudem die Erosion verlangsamen. Ein vier Kilometer langer Strandabschnitt erhielt dieses Jahr weitere 355.500 Kubikmeter Sand. Da Topsail Island ein Schutzgebiet für Meeresschildkröten ist, müssen grundsätzlich alle Arbeiten zur Regeneration des Strandes während der Brutzeit der Schildkröten zwischen Mai und November ruhen.
In den USA zählt New Orleans zu den gefährdeten Städten, die unterhalb des Meeresspiegels auf sumpfigem Boden errichtet wurden. Hinzu kommt ein überlastetes Entwässerungssystem, das den Boden zusätzlich destabilisiert und absenkt. Außerdem befindet sich die Stadt in einem Hurrikangebiet mit Stürmen, die seit Jahren an Kraft gewinnen.
Die Verwüstung, die der Hurrikan „Katrina“ 2005 in New Orleans anrichtete, ging in die Geschichtsbücher ein. Die zahlreichen Schutzdämme versagten. 80 Prozent der Stadt standen unter Wasser, 70 Prozent der Wohnhäuser von New Orleans wurden beschädigt und 971 Menschen kamen in Louisiana ums Leben.
Die Behörden reagierten, indem sie für umgerechnet um die 18 Milliarden Euro mehr als 560 Kilometer Dämme, Deiche und andere Flutschutzanlagen um die Stadt errichteten. Dennoch gehen die Maßnahmen vielen Experten nicht weit genug: Um zu verhindern, dass New Orleans in Zukunft überschwemmt wird, müsse der Hochwasserschutz zufolge noch mehr ausgeweitet werden.
Im Juli 2019 traf der Tropensturm „Barry“ auf New Orleans und wieder standen weite Teile der Stadt unter Wasser. Im Dezember 2023 starteten die Arbeiten an einem 28,6 Millionen Euro teuren Wassermanagementprojekt, das Überschwemmungsschäden verringern soll, indem das Regenwasser in einen gut zehn Hektar großen Park umgeleitet und dort festgehalten wird.
Nichtsdestotrotz sinken Teile von New Orleans laut einer Studie der Nasa mit einer Geschwindigkeit von fünf Zentimetern pro Jahr ab, was bedeutet, dass die Stadt im Jahr 2100 ganz unter Wasser steht.
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Küstenerosion im australischen Bundesstaat New South Wales beschleunigt. Der Ort Wamberal nördlich von Sydney, in dem viele schicke Strandhäuser nahe am Ufer stehen, ist besonders stark davon betroffen. 2016 trugen heftige Stürme insgesamt sieben Meter der Steilküste ab und ließen die Luxusvillen gefährlich nahe am Abgrund zurück.
Im Juli 2020 wurde Wamberal erneut von hohen Wellen verwüstet. Häuser im Wert von mehreren Millionen Euro mussten evakuiert werden, als das Meer die Klippen wegriss und die Fundamente der Villen freilegte. Mehrere Häuser stürzten teilweise ein. Unter dem Haus mittig im Bild war der Boden so gut wie weggefegt, die Nachbarhäuser links und rechts wurden schwer beschädigt und Teile der Gebäude in die Tiefe gerissen.
Die Stürme von 2016 und 2020 brachten zudem ein ziemlich dunkles Geheimnis ans Licht. Nachdem Teile der Klippen vom Meer abgetragen worden waren, wurde 2016 am Strand Asbest gefunden – toxischer Bauschutt, der in den Sanddünen vergraben war. Im Juli 2020 kam der giftige Stoff erneut zum Vorschein, wie der „Sydney Morning Herald“ berichtete.
Die Häuser am Strand wurden inzwischen mit Sand verstärkt. Das kann in der prekären Lage der Besitzer allerdings nur eine vorübergehende Maßnahme sein. Die bevorzugte langfristige Lösung ist ein Deich, dessen Kosten auf 15,5 bis 25 Millionen Euro geschätzt werden.
Die geotechnischen Arbeiten für diese Schutzanlage laufen seit Sommer 2023. Einige Anwohner protestieren jedoch, da sie fürchten, dass durch den Damm nur noch mehr Sand ins Meer gezogen und die Tourismusbranche des Vororts beeinträchtigt wird.
Dana Point ist ein typisches kalifornisches Surferparadies mit weißen Sandstränden, einer atemberaubenden Steilküste, Yachthäfen, Boutiquen und luxuriösen Anwesen. Der durchschnittliche Hauspreis in der Küstenoase südlich von Laguna Beach liegt bei weit über einer Million Dollar.
Doch der Klimawandel bedroht diese privilegierte Enklave in Orange County, einer Region im südlichen Kalifornien: Während 2022 noch 100 Prozent Kaliforniens offiziell als „ungewöhnlich trocken“ galten, sind es heute nur noch 1,2 Prozent des Bundesstaates. Grund sind bizarre Niederschläge, die an diesem Abschnitt der südkalifornischen Küste bereits verheerende Auswirkungen haben.
Im Winter 2023 erlebte Kalifornien einen seismischen Wetterumschwung, als sich mehr als ein Dutzend sogenannter atmosphärischer Flüsse auf die Region ergossen. Dabei handelt es sich um Hunderte von Kilometern breite Bänder in der Erdatmosphäre, die verdunstetes Wasser aus den tropischen Ozeanen mit sich führen, das sich in tagelangem heftigen Regen niederschlägt. Diese beispiellosen Wetterereignisse setzten sich 2024 fort und verursachten Erdrutsche in ganz Kalifornien.
Dana Point war davon besonders betroffen. Nachdem in den ersten beiden Monaten dieses Jahres 45 Zentimeter Regen gefallen waren, stürzten Teile der Klippenwand nach einem Erdrutsch ins Meer. Drei Villen, jeweils im Wert von Millionen, stehen jetzt im wahrsten Sinne am Rande ihrer Existenz (Bild).
Auch an anderen Stellen macht sich in Dana Point die Küstenerosion bemerkbar. Auf diesem Bild ist zu sehen, wie im Oktober 2022 ein Strand mit Sandsäcken gesichert wurde, um zu verhindern, dass die Fluten noch mehr von der schrumpfenden Küste verschlingen.
Laut Prognosen, die 2024 in der Fachzeitschrift „Communications Earth & Environment“ veröffentlicht wurden, werden die Küsten in diesem Teil Südkaliforniens bis 2025 um etwas mehr als 2,1 Meter pro Jahr und bis 2100 um 3,2 Meter pro Jahr schrumpfen. Aktuell liegt der Wert bei knapp 1,5 Meter pro Jahr. Fakt ist: Der Meeresspiegel steigt weiter an und der Ozean gewinnt an Boden.
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