Es gibt immer wieder Menschen, die sich aus der Gesellschaft und von der modernen Zivilisation zurückziehen, um im Einklang mit der Natur zu leben. Ein abgeschiedenes Häuschen mit nur dem Allernötigsten kann durchaus seinen Charme haben, sei es die Blockhütte in der kanadischen Wildnis oder das Tiny House im Wald.
Doch wie genau sieht ein Leben fernab der Zivilisation eigentlich aus? Begleiten Sie uns hier auf einem Rundgang durch sechs Selbstversorger-Häuser in der Wildnis. Ein Überblick in Bildern ...
Adaptiert von Sandra Schröpfer und Michaela Klauer
Im Norden von British Columbia leben Jeff und Rose mit ihren fünf Töchtern in diesem idyllischen Holzhäuschen. Für umgerechnet nur rund 23.000 Euro hat sich die Familie die Hütte mitten in der Natur selbst gebaut, wo sie ein schuldenfreies und naturverbundenes Leben führt. Ihre Abenteuer teilen die Sieben auf ihrem YouTube-Kanal „Gridlessness“.
Das Wohnzimmer wirkt rustikal, aber gemütlich und ist mit großen Fenstern ausgestattet. Lassen Sie sich aber nicht von der spartanisch wirkenden Einrichtung in die Irre führen – in der Hütte gibt es sogar Strom für Waschmaschine, Toaster und Telefon, so wie in jedem anderen Haus auch. Der Unterschied zu vielen anderen Häusern ist jedoch, dass die Familie ihre eigenen Solarkollektoren auf dem Dach hat und der Dieselgenerator deshalb nur in Notfällen – weniger als 40 Stunden im Jahr – gebraucht wird.
Fließendes Wasser gibt es allerdings nicht. Stattdessen wird das Regenwasser aufgefangen und unterirdisch gelagert, von wo aus es in Eimern ins Haus getragen werden kann. Trinkqualität erhält es durch ein Filtersystem, für die Waschmaschine wird es auf einem Holzofen erhitzt. Ihre Töchter unterrichten Jeff und Rose zu Hause an dem Tisch, an dem sie auch zum Essen zusammen kommen.
Richtige Sanitäranlagen gibt es ebenfalls nicht. Die Familie verwendet umweltfreundliche Komposttoiletten, die sie nach dem Gebrauch mit Sägemehl bestreut.
Im Haus gibt es drei Schlafzimmer, eines davon hat ein Doppelbett für die Eltern. Ihre Kinder teilen sich Mehrbettzimmer.
Die beiden ältesten Töchter, Sarah und Abigail, haben sich jedoch bereits ihr eigenes kleines Haus auf dem Grundstück gebaut, wo sie jetzt leben. Die Beiden haben das gesamte Gebälk des zweistöckigen Hauses selbst gefräst, dazu gehört auch ein gemütlicher Schlafboden, der im Dach versteckt ist.
Auf den 16 Hektar Land rund um die Hütte kann die Familie reiten, jagen oder zusammen fischen gehen. In ihrem Garten baut sie ihr eigenes Gemüse an und stellt Honig her – einen Supermarkt brauchen die Naturfreunde nicht.
Im Sommer 2023 baute die Familie zudem eine eigene Außenküche. Mit einem speziellen Dach, LED-Lichterketten und einem alten Pizzaofen ist die Kochstation im Freien der perfekte Ort für gemeinsame Sommerabende.
Dieses kleine runde Häuschen hat sich Sally Wright in der verschneiten Wildnis von Yukon gebaut. Die Naturliebhaberin träumte schon lange vom Leben in aller Abgeschiedenheit und die Bauphase ihres Traumhauses dokumentierte sie in einem Kurzfilm.
Das Haus besteht aus Fichtenholz, wobei Sally komplett auf bereits abgestorbene Bäume zurückgriff, die vom Fichten-Borkenkäfer zerstört worden waren. Ihr Baumaterial sammelte sie in einem 150 Meter großen Radius um das Grundstück herum, auf dem sich nun das Haus befindet.
In die Wände sind Glasflaschen eingemauert, die Licht hindurch lassen und dekorativ aussehen. Da Sally 60 Kilometer von der Zivilisation und dem Stromnetz entfernt lebt, gewinnt sie ihre Energie durch Solarzellen auf dem Dach. Kleine Elektrogeräte wie zum Beispiel LED-Lampen und einen Laptop kann sie so ohne Probleme nutzen.
Die abgeschiedene Lage des Häuschens wirkt zwar idyllisch, stellt aber auch ein logistisches Problem dar. Wenn Sally einkaufen will, muss sie in einem geteilten Wagen in die nächstgelegene Stadt fahren, die mehr als drei Stunden entfernt ist.
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Das Haus wird mit dem gleichen Material beheizt, aus dem es auch gebaut wurde: Fichtenholz aus abgestorbenen Bäumen. Der Holzofen hält die kleine Hütte auch bei Schnee und Eis warm und gemütlich. Trinkwasser gewinnt Sally, wie hier zu sehen, aus einem zugefrorenen See in der Nähe. Dafür muss sie ein Loch ins Eis bohren, das Wasser in mehrere Kanister abfüllen und diese nach Hause transportieren.
Dieses Minihäuschen mit Rädern steht in den Bergen von Wyoming, wo die Bewohnerin Ariel McGlothin ein minimalistisches Leben abseits der Zivilisation führt. In der Fernsehsendung „Tiny House Expedition“ gibt sie einen Einblick in ihren außergewöhnlichen Lebensstil.
Das Tiny House ist clever gestaltet, damit der Platz optimal genutzt werden kann. Der Herd in der Küche ist mit einer Gasflasche verbunden, die sich draußen befindet. Geheizt wird mit einem Holzofen. Alle anderen Geräte sind an Strom angeschlossen, der durch Solarenergie gewonnen wird.
Der Sitzbereich lässt sich im Handumdrehen in ein doppeltes Gästebett verwandeln. Stauraum gibt es reichlich, wie zum Beispiel Regale unter dem Dach und Boxen unter der Sitzbank. Der Esstisch kann, wenn er nicht gebraucht wird, einfach umgeklappt werden.
Im Winter kann sich Ariel oben in ihrem Schlafbereich unter dem Dach warm einkuscheln. Er ist erstaunlich geräumig und hat eine Matratze für zwei Personen. Am Ende des Betts gibt es weiteren Stauraum.
Tag für Tag in dem kleinen Häuschen zu leben, ist jedoch nicht so einfach. Ariel muss immer wieder Schnee schippen gehen, damit unter anderem die Abzüge für den Herd nicht verdeckt werden. Wenn sie fließendes Wasser braucht, muss sie die Tanks draußen auffüllen. Im Sommer kann Ariel dafür direkt vor der Tür grillen.
In den 1930er-Jahren flüchtete die Familie Lykow in die Berge von Sayan, wo sie sich 260 Kilometer von der Zivilisation entfernt ihr neues Zuhause baute. In der abgeschiedenen Hütte in Sibirien kam damals Agafia Lykow zur Welt, die über 70 Jahre lang darin lebte.
Ihr bescheidenes Leben in der Wildnis teilte sie 2014 für eine Dokumentation mit dem „VICE“-Magazin.
Agafias Zuhause ist nur mit dem Allernötigsten ausgestattet. Fließendes Wasser oder Elektrogeräte gibt es nicht. Tag für Tag kümmert sich die alte Dame um ihr Vieh, sammelt Nahrung und geht Fischen. Damit sie kochen kann, muss sie Feuerholz hacken und es nach Hause tragen. Wilde Bären verschreckt sie mit einer notdürftig gebauten Trommel.
Agafias Habseligkeiten und Einrichtungsgegenstände sind simpel und müssen nützlich sein. In einer Stadt leben möchte die Dame nicht, obwohl das Leben in der Wildnis nicht einfach ist. Dennoch ist sie für alle Eventualitäten bestens gerüstet. Nicht einmal der Besuch der russischen Raumfahrtbehörde, bei dem sie 2019 vor möglichen herabstürzenden Trümmerteilen nach einem Raketenstart gewarnt wurde, konnte sie aus ihrem Heim vertreiben.
Agafia ist sehr religiös. Zu ihrer spärlichen Einrichtung in der Hütte zählt neben einigen Erinnerungsstücken auch ein 400 Jahre altes Gebetsbuch. Jeden Morgen steht Agafia vor Sonnenaufgang auf und betet, bevor sie mit ihren täglichen Aufgaben beginnt.
Ohne Auto oder jegliche Art von Transportmittel in der Nähe bewegt sich Agafia zu Fuß oder auf Skiern fort. Das selbstgemachte Paar klemmt sie sich bei Schnee unter die Schuhe und transportiert so Holz, Essen und Wasser.
Im Jahr 2021 nahm Agafia schließlich Abschied von ihrem langjährigen Zuhause. Bei einer Kontrolle wurde festgestellt, dass sich die Hütte in einem schlechten Zustand befand. Nach einem öffentlichen Aufruf finanzierte der russische Milliardär Oleg Deripaska den Bau einer neuen Hütte ganz in der Nähe. Laut Bericht der „Siberian Times“ lebt Agafia in dem einstöckigen Holzhaus, das über einen kleinen Ofen und eine Veranda verfügt, nach wie vor in bescheidenen Verhältnissen.
Auf nichts trifft die Bezeichnung „Wohnort der Extreme“ besser zu als auf die Kazchi-Säule im Westen Georgiens. Auf der frei stehenden Felsnadel, die 30 Meter in die Höhe ragt, wurde im 6. bis 8. Jahrhundert eine Kirche mit Grabkammer und Hütte erbaut. In der Region Imeretien ist die Kalkstein-Klippe ein Wahrzeichen. Bis vor Kurzem lebte darauf noch mehr als 20 Jahre lang ein frommer Mönch.
Pater Maxime Qavtaradze lebte dort allein und war der letzte Bewohner der Felssäule. Seit dem 14. Jahrhundert war die Kazchi-Säule unbewohnt gewesen, doch dann belebte der Mönch die religiöse Tradition des Säulenheiligen wider, einer spirituellen Person, die zum Zeichen ihrer Hingabe zu Gott auf einer Säule lebt.
Der Aufstieg über eine Leiter zur Spitze des Felsens dauert rund 20 Minuten. Vorräte gelangen über einen Flaschenzug nach oben.
Die Kazchi-Säule liegt in einer sehr abgeschiedenen Gegend, ist aber nicht völlig isoliert vom Rest der Welt. Am Fuße des Felsens befindet sich ein Kloster, in dem Mönche und junge Männer Zuflucht finden.
Pater Maxime besuchte die Männer ein- bis zweimal pro Woche, um ihnen Hilfe anzubieten. Bevor er zu Gott fand, war der Mönch selbst vom Weg abgekommen und hatte im Gefängnis gesessen, wie er dem Fotografen Amos Chapple 2013 in einem Interview erzählte.
Jeden Tag pilgern die Mönche vom Kloster zur Kirche an der Spitze der Felssäule, um zu beten. Wie auf diesem Foto zu sehen, ist es wirklich keine einfache Reise.
Die Unterkunft oben war spärlich eingerichtet. Pater Maxime aß mit den Mönchen und Gästen in einem bescheidenen Esszimmer, in dem nur ein paar Tonkrüge vor den kargen Gipswänden stehen.
In den ersten zwei Jahren auf der Kazchi-Säule schlief Pater Maxime in einem Kühlschrank, um sich vor der Kälte zu schützen. Dann errichtete er eine Hütte, in der er ein bescheidenes Leben führen konnte. Der Mönch baute die verlassene alte Kirche wieder auf und verschönerte den Gebetsraum mit farbenfrohen religiösen Wandmalereien. Schwindelfreiheit ist hier unerlässlich.
In der verschneiten Wildnis Kanadas versteckt sich diese Hütte, die von Naturliebhaber und Selbstversorgercoach Shawn James gebaut wurde. Jahrelang war es das Zuhause von James und seinem Hund, die inzwischen in einer anderen abgeschiedenen Holzhütte leben. Auch seine Frau und Tochter kamen zu Besuch, sind allerdings nicht ganz so scharf auf ein Leben in der Wildnis.
Shawn führt ein abgeschiedenes Leben, für das er sich auf seine Überlebenskünste verlässt. Auf Instagram und seiner eigenen Webseite „My Self Reliance“ teilt er seinen ungewöhnlichen Lebensstil mit der Welt.
In der Hütte war es durch den Holzofen, den Shawn zum Heizen und Kochen nutzte, gemütlich und warm. 2017 begann der Naturfreund mit dem Bau seiner Behausung, die er per Hand ohne jegliches elektrisches Gerät aus Baumstämmen errichtete.
An diesem handgefertigten Tisch teilte Shawn seine Mahlzeiten mit der Familie, wenn diese zu Besuch kam.
Meistens wurde das gekocht, was es im Wald zu finden gibt. Doch als süße Leckerei gab es auch mal Pfannkuchen, natürlich mit dem selbst gemachten Ahornsirup.
Als er noch in dieser Hütte lebte, erntete Shawn Ahornsaft mit einer Art Metallspachtel von den nahegelegenen Bäumen. Er weiß inzwischen genau, wann die richtige Zeit und die richtige Temperatur dafür ist. Der süße Saft kann direkt nach der Ernte vom Ahorn getrunken werden. Seinen eigenen Sirup kochte Shawn über offenem Feuer und füllte ihn danach in Gläser ab, wie hier in seinem YouTube-Video zu sehen ist.
Im Wald zu leben mag idyllisch klingen, aber die Realität ist alles andere als ein Spaziergang. Der Alltag besteht aus Holzhacken, Feuer machen und dem Sammeln von Essbarem, egal, bei welchem Wetter. Seine Hündin Cali leistet Shawn bei seinen Streifzügen durch den Schnee stets Gesellschaft, wie in den vielen Videos zu sehen ist.
Entdecken Sie jetzt: Zivilisationen von einst: So lebten die Menschen des Altertums