Insolvenzen, Fusionen oder Werbe-Fauxpas können selbst für die größten Unternehmen den Untergang bedeuten – die Passagierluftfahrt bildet da keine Ausnahme. Von Pan Am über Air Berlin bis Alitalia: Hier sind die Geschichten hinter einigen bekannten Fluggesellschaften, die es heute nicht mehr gibt – und die Gründe, warum diese Airlines den Betrieb für immer einstellen mussten.
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(US-Dollar-Beträge wurden in Euro umgerechnet.)
Adaptiert von Antonio Di Canto, Sandra Schröpfer und Barbara Geier
1966 gründete der britische Unternehmer Freddie Laker (im Bild) die Charterfluggesellschaft Laker Airways, die später zu einer der ersten Billigairlines wurde. Das Privatunternehmen leistete Pionierarbeit bei kostensparenden Tricks, wie geringerer Schubkraft beim Start und gewichtsreduzierenden Maßnahmen. Dank seiner günstigen Ticketpreise zu beliebten Ferienzielen wie dem Mittelmeerraum und den Kanarischen Inseln war Lakers unter Urlaubern besonders gefragt.
Laker Airways wollte weiter expandieren und startete neue erfolgreiche Unternehmungen wie Transatlantikflüge, auf denen Mahlzeiten, Filme und eine kostenlose Bar angeboten wurden. 1971 stellte Laker den Skytrain vor, eine günstige transatlantische Flugverbindung während der Sommermonate zwischen London und New York. Der erste Flug fand allerdings erst 1977 statt, aber schon ab 1981 flog der Skytrain auch nach Los Angeles, Miami und Tampa.
Allerdings verfügte Laker Airways nicht über die finanziellen Mittel, um die Rezession der 1980er-Jahre zu überstehen. Die Firma konnte mit anderen etablierten Fluggesellschaften nicht mithalten und so war das Schicksal der Airline endgültig besiegelt, als der Rivale Pan Am seine transatlantischen Economy-Tarife einführte, um selbst wettbewerbsfähig zu bleiben. Laker Airways ging 1982 pleite, woraufhin Eigentümer Laker eine Reihe namhafter Fluggesellschaften wegen Verschwörung verklagte. Letztendlich wurden alle Verfahren jedoch außergerichtlich beigelegt.
Braniff International Airways wurde 1930 von den Braniff-Brüdern in Oklahoma City gegründet und war einst eine der am schnellsten wachsenden und profitabelsten Fluggesellschaften Amerikas. Der Betrieb von Luftpostrouten trug zur Finanzierung des Passagiernetzausbaus bei und bald bediente die einstige Regionalfluggesellschaft Ziele in der gesamten Karibik sowie in Mexiko und Südamerika. Gemessen an der Zahl der Passagiermeilen war Braniff 1955 die zehntgrößte Fluggesellschaft in den USA. Die ein Jahr zuvor verstorbenen Eigentümer konnten diesen Höhepunkt ihres Erfolgs allerdings nicht mehr erleben.
1979 flog Braniff International Airways als erste amerikanische Fluggesellschaft mit der Concorde. Doch abseits dieser öffentlichkeitswirksamen Errungenschaften und Flugzeugen in fröhlich-bunten Farben kämpfte die innovative Fluggesellschaft mit einer Reihe von Problemen: Braniff geriet in eine klassische Schuldenfalle als die Zinssätze in die Höhe schnellten, der Wettbewerb stärker wurde und die Treibstoffkosten die Lohnkosten überstiegen. Bis 1982 hatte das Unternehmen innerhalb von drei Jahren einen Nettoverlust von gut 351 Millionen Euro angehäuft, was nach heutigem Geldwert 1,1 Milliarden Euro entspricht. Die Konsequenz: Am 12. Mai 1982 stellte Braniff International Airways nach mehr als fünf Jahrzehnten im Luftverkehr den Betrieb ein.
Pan Am, die Pan American World Airways, zählt wohl zu den bekanntesten Fluggesellschaften, die erst boomten und dann pleitegingen. Das US-Unternehmen, das 1927 ganz bescheiden als Luftpostverkehr zwischen Key West in Florida und Havanna in Kuba begann, entwickelte sich zu einem internationalen Erfolg im Passagierluftverkehr. Die Fluggesellschaft brachte zahlreiche Innovationen in der Branche hervor, darunter der Einsatz von Düsenflugzeugen und computergesteuerter Buchungssysteme. In den 1930er-Jahren begann die Airline mit Wasserflugzeugen südamerikanische und transatlantische Ziele anzusteuern, Mitte des 20. Jahrhunderts hatte sie dann auf internationalen Strecken fast ein Monopol erreicht.
Die Fluggesellschaft erwarb neue Maschinen wie die Boeing 707 und Boeing 747 und katapultierte die Branche mit ihrer täglichen Flugverbindung von New York nach Paris in das moderne Jet-Zeitalter. Dies, in Verbindung mit sehr gut ausgebildeten Mitarbeitern, verlieh dem Unternehmen ein glamouröses Image. Allein im Jahr 1970 beförderte die Fluggesellschaft elf Millionen Passagiere. Am 21. Januar 1970 war Pan Am die erste Airline, die die Boeing 747 in Dienst stellte. Der erste Flug des Jumbo-Jets führte von New York nach London.
Nach dem Tod von Pan-Am-Gründer Juan Trippe 1981 begann die Vormachtstellung des Unternehmens zu schwinden. Ölkrisen und starke Konkurrenz zwangen die Fluggesellschaft langsam in die Knie. Die Tragödie von Flug 103 im Jahr 1988 gab der Airline schließlich den Rest: Auf dem Weg von London nach New York wurde das Flugzeug über dem schottischen Lockerbie von Terroristen in die Luft gesprengt, wobei alle Menschen an Bord sowie elf Personen am Boden ums Leben kamen. Pan Am stellte den Betrieb 1991 ein.
Die Interflug Gesellschaft für internationalen Flugverkehr war bis zur Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 die nationale Fluggesellschaft der DDR. Ihr Ursprung geht auf die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg zurück, als die Alliierten alle deutschen Flugzeuge beschlagnahmt hatten und die ehemalige nationale Fluggesellschaft Deutsche Luft Hansa aufgelöst worden war. Der Name „Lufthansa“ wurde in Folge in Westdeutschland als Marke geschützt, während „Deutsche Lufthansa“ in Ostdeutschland als Marke eingetragen wurde. Nach der Liquidation der Deutschen Lufthansa im Jahr 1963 wurde ihr Betrieb auf die Interflug übertragen, die wiederum 1958 von der DDR gegründet worden war.
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Das Hauptproblem der Interflug, die hauptsächlich deutsche Ziele auf beiden Seiten der Mauer und eine Reihe von Ländern des Ostblocks anflog, war ihre veraltete Flotte sowjetischer Jets, die extrem viel Treibstoff verbrauchten. Die Fluggesellschaft erwarb daher in ihren letzten Jahren drei Airbus A310. Dem vorausgegangen war die bis heute schlimmste Flugzeugkatastrophe auf deutschem Boden: 1972 stürzte eine Iljuschin Il-62 der Interflug im heutigen Brandenburg ab und alle 156 Menschen an Bord kamen ums Leben. Unabhängig davon konnte die Interflug aufgrund ihres eingeschränkten Streckennetzes und der geringen Passagierkapazität auf dem internationalen Markt nicht überleben. Der Fall der Mauer bedeutete daher auch das Ende von Interflug, die ihren letzten Flug am 30. April 1991 absolvierte.
Der ehemalige US-Präsident und damalige Geschäftsmann Donald Trump stieg in das Airline-Geschäft ein, als er Ende der 1980er-Jahre Landerechte und Vermögenswerte eines Arms von Eastern Air Lines kaufte. Der neue Betrieb startete 1989 unter dem Namen Trump Shuttle. Dabei versuchte Trump das bisherige Image der Fluggesellschaft als Billigairline für Geschäftsreisende in das einer Luxusfluggesellschaft zu verwandeln. An Bord wurden den Passagieren kostenlose Mahlzeiten serviert, auf einigen Flügen sogar Steaks sowie Champagner, Bier und Wein.
Doch Trumps große Vision von Luxus war vermutlich ihr Untergang. Er installierte Ahornholzfurnier, verchromte Sicherheitsgurtverschlüsse und goldene Toilettenarmaturen in den Flugzeugen. Vielleicht war aber auch die Rezession schuld. Erhöhte Preise für Treibstoff, persönliche Geldprobleme sowie ein Umsatzrückgang, als die Passagiere zu Pan Am wechselten, veranlassten Trump, das Unternehmen 1992 nach nur drei Jahren in der Luft an US Airways zu verkaufen.
Trans World Airlines (TWA) wurde 1930 in den Vereinigten Staaten gegründet und wuchs zur zweiten großen Fluggesellschaft der USA heran, nachdem der Millionär Howard Hughes 1939 Hauptaktionär des Unternehmens geworden war. Unter seiner Führung entwickelte sich TWA zu einer der bekanntesten Fluggesellschaften Amerikas. Die Airline bediente zahlreiche Strecken in den USA sowie Verbindungen nach Europa, in die Karibik und in den Nahen Osten. Auch dank Hughes' Hollywood-Beziehungen erlangte TWA auf dem Höhepunkt der Jetset-Ära einen glamourösen Ruf und das Unternehmen gewann viele treue Passagiere aus der Filmbranche.
Hughes verlor 1961 die Kontrolle über die Fluggesellschaft an eine Gruppe von Wall-Street-Banken, woraufhin er seine Anteile 1966 verkaufte. Eine Reihe von Flugzeugentführungen und Terrordrohungen trugen zusätzlich zum Untergang von TWA bei: 1985, als der TWA-Flug 847 gerade auf dem Weg von Kairo nach San Diego war, wurde das Flugzeug nach einem Zwischenstopp in Athen entführt. 1996 explodierte TWA-Flug 800 aufgrund eines angeblichen technischen Problems in der Luft. Schließlich wurde die Airline 2001 von American Airlines aufgekauft.
Während seiner Blütezeit in den 1960er-Jahren eröffnete TWA das Trans World Flight Center (im Bild) am Flughafen JFK in New York. Das Gebäude war ein hochmodernes Terminal, das vom finnisch-amerikanischen Architekten Eero Saarinen entworfen wurde, der für seinen futuristischen Stil bekannt ist. Das Terminal, das wie ein Möwenflügel geformt ist, stand nach dem Verkauf von TWA lange leer, hat aber inzwischen als TWA-Hotel zu altem Glanz zurückgefunden – inklusive des alten TWA-Flugzeuges „Connie“, das liebevoll zu einer Cocktail-Lounge umfunktioniert wurde.
Während heute jeder an Qantas denkt, wenn es um die bekannteste australische Fluggesellschaft geht, sah das vor einigen Jahrzehnten noch anders aus. Ansett Airways, so der ursprüngliche Name, wurde 1935 von dem australischen Geschäftsmann Reginald Ansett gegründet. Im Jahr darauf startete die Fluggesellschaft ihren ersten Flug zwischen Hamilton und Melbourne. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute die später als Ansett Australia bekannte Fluglinie ihre Flotte aus, indem sie nicht mehr benötigte Douglas C-47-Maschinen in Passagierflugzeuge umbaute.
Die Fluggesellschaft konzentrierte sich auf Inlandsflüge und nahm erst 1987 mit einer Verbindung nach Neuseeland ihren ersten internationalen Dienst auf. Verschiedene Ziele in Asien folgten. Ansett Australia war in mancherlei Hinsicht ihrer Zeit voraus. So lancierte das Unternehmen sogenannte „Mystery Flights“ zu unbekannten Zielen, eine Idee, die kürzlich von Qantas wiederbelebt wurde. Es reichte aber nicht aus, um sie vor dem Untergang zu bewahren. Die Übernahme durch Air New Zealand sollte nicht sehr erfolgreich werden und die Kombination aus hohen Personalkosten, hartem Wettbewerb, maroden Flugzeugen sowie den Auswirkungen der Anschläge vom 11. September 2001 auf die Luftfahrtindustrie führten 2002 letztendlich zum Aus für die Fluggesellschaft.
Die britische Fluggesellschaft Britannia Airways wurde 1961 von dem britischen Geschäftsmann Ted Langton unter dem Namen Euravia gegründet und zählte bald darauf zu den größten Ferienfluggesellschaften der Welt. Ab 1964 flog sie unter dem Namen Britannia Airways und 1972 war sie die größte unabhängige britische Charterfluggesellschaft, die sich hauptsächlich auf spanische Touristenziele konzentrierte. In den 1980er-Jahren wuchs die Flotte auf fast 30 Boeing 737 und die Airline war die erste in Europa, die die Boeing 767 einsetzte, was ihr bei der Expansion von mehr Langstreckenrouten half.
1965 wurde die Airline vom Reiseveranstalter Thomson Travel übernommen, behielt aber ihre Unabhängigkeit, ihren Namen, ihr Logo und ihre Beschriftung der Maschinen für die folgenden 35 Jahre. Im Jahr 2000 wurde Thomson Travel von der deutschen TUI Group aufgekauft und Britannia wurde 2005 in Thomsonfly umbenannt. Obwohl Britannia damit offiziell den Betrieb einstellte, lebt ein Teil der Airline in der heutigen TUI Airways weiter.
Die hawaiianische Fluggesellschaft Aloha Airlines wurde 1946 als Trans-Pacific Airlines gegründet und war mehr als 60 Jahre lang über den Wolken unterwegs. Der chinesisch-amerikanische Geschäftsmann Ruddy F. Tongg Sr. startete sie als „Fluggesellschaft für das Volk“, die allen Hawaiianern offenstand, nachdem ihm angeblich die Beförderung auf einem Flug von Hawaii zum US-Festland verweigert worden war. Die Aloha Airlines begann ihr Geschäft mit Flügen von Insel zu Insel unter Nutzung von nicht mehr benötigten Propellerflugzeugen aus dem Zweiten Weltkrieg und wurde zur ersten, rentablen Fluggesellschaft aus Hawaii.
Ende der 1980er-Jahre unternahm Aloha Airlines über drei Jahre hinweg erfolglose Fusionsversuche mit dem Hauptkonkurrenten Hawaiian Airlines. 1988 kam es jedoch auf einem Aloha-Flug von Hilo nach Honolulu zu einem schweren Zwischenfall, als in einer Höhe von über 7.000 Metern das Dach des Flugzeugs teilweise abgerissen wurde und eine Flugbegleiterin aus der Maschine gerissen wurde und ums Leben kam. Den Piloten gelang es dennoch, das Flugzeug sicher zu landen.
Wie viele im Geschäft bekam die Fluggesellschaft die Auswirkungen der Anschläge vom 11. September 2001 zu spüren und führte später einen Preiskrieg gegen einen neuen Konkurrenten namens go! airlines. Ohne Erfolg, denn Aloha Airlines meldete im März 2008 Konkurs an.
Continental Airlines wurde 1934 unter dem Namen Varney Speed Lines von Walter Varney als Postfluggesellschaft gegründet. In den darauffolgenden Jahrzehnten expandierte das Unternehmen rasant und erwarb Pioneer Airlines in den 1960er-Jahren. Continental veränderte in vielerlei Hinsicht die Branche: So stellte die Airline als erste große US-Fluggesellschaft 1963 einen afroamerikanischen Piloten ein und führte viele neue Langstreckenrouten ein. In den frühen 1980er-Jahren jedoch schadete die Deregulierung in der Luftfahrt der Fluggesellschaft. Passagiere entschieden sich zunehmend für die günstigeren Flüge der Billigkonkurrenz statt für Komfort und so musste Continental schließlich Insolvenz anmelden. Allerdings war das noch nicht das Ende.
Continental schaffte es, sich mithilfe einer Umstrukturierung wieder zu erholen. Die Ernennung des ehemaligen Boeing-Managers Gordon Bethune zum neuen Chef im Jahr 1994 hatte einen Aufschwung zur Folge. Bethune katapultierte die Airline zum Spitzenreiter, wie er in seinem Buch „Worst to First“ ausführlich beschreibt. Continental wurde zu einer der angesehensten Airlines und war eine der letzten US-Fluggesellschaften, die auf Inlandsflügen noch kostenlose Mahlzeiten, Kissen und Decken anbot. Bethune trug auch dazu bei, den New Yorker Flughafen Newark zu optimieren, um erfolgreich mit dem JFK- Airport konkurrieren zu können.
Bethune verließ das Unternehmen im Jahr 2004 und 2008 machte die Finanzkrise der Fluggesellschaft schwer zu schaffen. In der Folge musste Continental 3.000 Stellen streichen sowie Gehälter und Kapazitäten kürzen. Es begannen Fusionsgespräche mit der Holding von United Airlines, die 2010 zur Übernahme führten. United übernahm Continental vollständig, abgesehen von einem Detail: Das neue Logo am Heck der Maschinen behielt Continentals Globus bei.
US Airways wurde 1937 unter dem Namen All American Aviation gegründet und begann als Zusteller für Postsendungen in den Bergregionen von Pennsylvania und West Virginia. Den Passagierverkehr nahm die Airline 1949 unter dem neuen Namen Allegheny Airlines auf und konzentrierte sich dabei hauptsächlich auf Verbindungen zwischen dem Mittleren Westen und der Atlantikküste der USA. In den darauffolgenden Jahrzehnten übernahm die Fluggesellschaft mehrere kleinere Airlines und erweiterte ihr Netzwerk in kürzester Zeit auf 193 Ziele in 24 Ländern.
Auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs in den 1990er-Jahren ging die Fluggesellschaft (damals USAir) eine kurze transatlantische Allianz mit British Airways ein und wurde in US Airways umbenannt, um sich ein internationales Image aufzubauen. 1997 erwarb die Fluggesellschaft die Überbleibsel des ehemaligen Trump Shuttle und startete den MetroJet-Service, der mit den Billigfluggesellschaften Southwest, Delta Express und AirTran Airways konkurrieren sollte. Das kommende Jahrzehnt jedoch hielt eine Reihe von Rückschlägen für das Unternehmen bereit.
Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 verlor US Airways einen Großteil seines Geschäfts aufgrund der vorübergehenden Schließung des Flughafens in Washington D.C. Ein erheblicher Teil des Streckennetzes der Airline fiel dadurch weg. Die Fluggesellschaft stellte ihren Betrieb in Washington ein und meldete 2002 Insolvenz an. Ein weiterer Schlag kam, als das Unternehmen gezwungen war, seinen Hauptsitz in Pittsburgh zu verlassen und nach Philadelphia und Charlotte umzuziehen. Während der Weihnachtsfeiertage 2004 stand das Unternehmen kurz vor der Liquidation, da sich die meisten Mitarbeiter aus Protest krankgemeldet hatten. Doch überstand die Airline die schweren Zeiten und erlebte nach der Fusion mit America West Airlines einen kurzzeitigen Aufschwung.
US Airways machte weltweit Schlagzeilen, als sich das „Wunder vom Hudson“ ereignete, bei dem Pilot Chesley Sullenberger einen Airbus A320 nach einem Vogelschlag auf dem Hudson River notlandete und alle Menschen an Bord unversehrt blieben. Die Fluggesellschaft wurde jedoch kurz darauf von American Airlines übernommen und absolvierte nach Abschluss der Fusion im Oktober 2015 ihren letzten Flug. Bei der Umrüstung der Maschinen wurden die letzten verbliebenen US-Airways-Lackierungen 2016 entfernt.
Die 1967 gegründete britische Fluggesellschaft Monarch richtete sich an Familien, die Urlaub in der Sonne machen wollen. Auf ihrem Höhepunkt in den 1980er-Jahren beförderte die Billigairline zwei Millionen Passagiere, hauptsächlich durch Europa. Monarch war auch die erste Fluggesellschaft in Großbritannien, die einen zweistrahligen Jet über den Atlantik flog, als sie 1988 insgesamt 235 Passagiere von London-Luton nach Orlando in Florida brachte.
Seit Beginn des neuen Jahrtausends plagten die Fluggesellschaft jedoch finanzielle Schwierigkeiten. 2016 führte das Brexit-Referendum in Großbritannien und der damit verbundene Wertverlust des britischen Pfunds gegenüber dem US-Dollar dazu, dass sich die Ausgaben für Treibstoff um Millionen erhöhten. Eine Bestellung von Boeing-Maschinen des Typs 737 Max im Wert von über zwei Milliarden Pfund sollte ebenfalls in Dollar abgerechnet werden. Trotz eines finanziellen Rettungspakets im Jahr 2011 und einer späteren Investition von Boeing im Jahr 2016 stellte Monarch Airlines 2017 nach fast 50 Dienstjahren alle Flüge ein. Rund 110.000 Passagiere strandeten damals im Ausland.
Air Berlin wurde 1978 zuerst als amerikanisches Unternehmen registriert und entwickelte sich nach der Lufthansa zur zweitgrößten Fluggesellschaft Deutschlands. Als amerikanisches Unternehmen war es der Airline erlaubt, von und nach Westberlin zu fliegen, was für andere Fluggesellschaften wie Lufthansa, die in Ostberlin operierten, nicht möglich war. Der Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989 und die deutsche Wiedervereinigung führten zu einer rasanten Expansion von Air Berlin.
2006 ging Air Berlin an die Börse, musste aber kurz danach den Kurs der Aktie wieder senken. Viele Zukunftspläne der Fluggesellschaft basierten auf einem neuen Luftfahrt-Drehkreuz am neuen Flughafen Berlin-Brandenburg, der 2011 eröffnet werden sollte, aber erst ein knappes Jahrzehnt später fertiggestellt war. 2011 begann Etihad das Geschäft zu stützen, indem die Airline mit Sitz in Abu Dhabi Hauptaktionär wurde. Air Berlin hatte jedoch Mühe, mit Billigfluglinien wie Ryanair und easyJet mitzuhalten. Im Oktober 2017 musste die Fluggesellschaft schließlich Insolvenz anmelden.
Die deutsche Lufthansa kaufte eine Reihe von Air-Berlin-Flugzeugen und stellte ehemalige Mitarbeiter der insolventen Airline ein, während easyJet den Betrieb am Flughafen Berlin-Tegel übernahm. Zur Tilgung von Air Berlins Schulden in Höhe von rund 1,1 Milliarden Euro wurden im Januar 2018 alle Vermögenswerte von Air Berlin versteigert, darunter Sitze, Modellflugzeuge und sogar Schokolade.
Die dänische Fluggesellschaft Primera Air hatte vor ihrem Aus 17 Jahre lang hauptsächlich Skandinavier rund um den Globus transportiert. Sie wurde 2003 unter dem Namen JetX gegründet und 2009 in Primera Air umbenannt. Auf ihrem Höhepunkt im Jahr 2014 beförderte die Airline rund 155.000 Passagiere auf 1.006 Flügen im Jahr. Nach einer Reihe erfolgreicher Expansionen auf der Kurzstrecke war die Fluggesellschaft bereit, sich zu neuen Zielen aufzumachen.
Anfang 2018 verkündete Primera Air ihre Pläne, Low-Cost-Transatlantikflüge von London nach New York, Boston, Toronto und Washington aufzunehmen. Es wurde viel Geld ins Marketing gesteckt, was – in Kombination mit Reparaturkosten, zu spät gelieferten Flugzeugen und unbrauchbaren Altbeständen – schließlich zum Aus der Fluggesellschaft führte. Die plötzliche Nachricht der Auflösung kam, als Flugzeuge von Primera Air noch in der Luft waren und Passagiere am Flughafen eincheckten. Infolgedessen strandeten viele verärgerte Passagiere und Besatzungsmitglieder sowohl in Europa als auch in Amerika.
Während die britische Virgin Atlantic auch heute noch abhebt, kann über die US-Schwesterfluggesellschaft Virgin America nicht dasselbe behauptet werden. Die Airline wurde 2007 unter der Virgin-Lizenz gegründet und konzentrierte sich auf Low-Cost-Flüge, hauptsächlich an der US-Westküste.
Virgin-Gründer Richard Branson war bestrebt, seinem neuen Unternehmen den gleichen glamourösen Reiz zu verleihen, wie seinen anderen: Die Mitarbeiter trugen die typischen roten Uniformen, die Kabinen waren stimmungsvoll beleuchtet und zur Einweihung neuer Flugstrecken wurden an Bord schillernde Partys veranstaltet, was viele prominente Passagiere anzog. Virgin America war auch die erste Fluggesellschaft, die allen Kunden kostenlosen WLAN-Zugang während des Fluges anbot.
Im Fall von Virgin America war es weniger der Misserfolg, als vielmehr ein für das Unternehmen lukrativer Verkauf, der das Aus für die Fluggesellschaft bedeutete. Nachdem mehrere Fluggesellschaften ihr Interesse an einer Übernahme ausgedrückt hatten, wurde Virgin America 2016 für 2,4 Milliarden Euro von Alaska Airlines übernommen. Mit der Übermalung der Flottenlackierung verschwand der Name Virgin America langsam. Richard Branson drückte seine Trauer in einem offenen Brief aus, den er auf seinem Virgin-Blog veröffentlichte.
Als die isländische Billigfluggesellschaft Wow Air am 28. März 2019 zusammenbrach, strandeten Hunderte von Passagieren. An dem Tag hatte die Airline um sechs Uhr morgens Ortszeit zunächst bekannt gegeben, dass sie nur ihre für den Donnerstag vorgesehenen 15 Flüge streichen würde, darunter drei Flüge aus den USA. Da um sieben Uhr morgens noch Tickets für andere Flüge verfügbar waren, bemühten sich die Reisenden um Rückerstattungen oder buchten auf den nächsten möglichen Flug um. Innerhalb einer Stunde gab es jedoch keine weiteren Flüge mehr und Wow Air stellte ihren Betrieb ein.
Zu dem Zeitpunkt war die Fluggesellschaft schon seit einiger Zeit verschuldet und von finanziellen Problemen geplagt. Tickets wurden zu Schnäppchenpreisen verkauft, 2018 wurden 111 Mitarbeiter entlassen und die Flotte um fast die Hälfte verkleinert. Der Chef des Unternehmens machte die globale Expansion, die größere Jets und größere Treibstoffmengen erforderte, für das letztendliche Scheitern der kleinen Fluggesellschaft verantwortlich. Der letzte Wow Air-Flug wurde am Tag vor dem Unternehmensaus im März 2019 von Reykjavik nach Detroit absolviert.
Alitalia war einst die größte Fluggesellschaft Italiens und hatte 1947 den Betrieb mit einem Erstflug von Turin nach Catania über Rom aufgenommen. Bereits ein Jahr später starteten die ersten Interkontinentalflüge, die Mailand mit Städten in Südamerika verbanden. Die Fluggesellschaft gehörte auch zu den ersten, die Düsenflugzeuge wie die Sud Caravelle und die Douglas DC-8 auf einigen ihrer Langstreckenflüge einsetzten. In den 1990er-Jahren beförderte Alitalia jährlich 25 Millionen Passagiere, aber das neue Jahrtausend brachte finanzielle Probleme.
Die Fluggesellschaft ging 2008 in Konkurs und wurde von einer Gruppe von Investoren, die die Compagnia Aerea Italiana (CAI) bildeten, übernommen. 2009 wurde Alitalia neu formiert und 25 Prozent der Unternehmensanteile an Air France-KLM verkauft. Die „neue“ Alitalia übernahm die vorangegangene Firmengeschichte aber nicht, sondern bestand darauf, ein brandneues Unternehmen zu sein. Dadurch wurden frühere Alitalia-Passagiervorteile nicht anerkannt und alte Ansprüche nicht erfüllt. Nach weiteren Problemen mit Investoren sprang 2020 die italienische Regierung ein, jedoch ohne Erfolg. Das Unternehmen stellte den Betrieb im August 2021 ein und führte seinen letzten Flug zwei Monate später durch.
Die britische Fluggesellschaft Flybe wurde ursprünglich als Jersey European Airways gegründet und hatte schon jahrelang Probleme, bevor es im Januar 2023 endgültig zum Aus kam. Die Airline bediente Flughäfen in ganz Großbritannien sowie in Amsterdam und Genf, war aber bereits 2020, auf dem Höhepunkt der Pandemie, unter Insolvenzverwaltung gestellt worden. Nach einer Rettungsaktion durch die mit einem US-Hedgefonds verbundene Firma Thyme Opco, die das Unternehmen und seine Vermögenswerte im Jahr 2021 aufkaufte, war Flybe ab April 2022 vorübergehend wieder in Betrieb.
Die Fluggesellschaft, die einst für mehr als ein Drittel der britischen Inlandsflüge verantwortlich war, wollte nach ihrer Rückkehr im Jahr 2022 über 500 Flüge pro Woche auf 23 verschiedenen Strecken durchführen. Doch bereits Anfang 2023 wurde der Geschäftsbetrieb eingestellt und alle Flüge gestrichen. Nach der offiziellen Unternehmensauflösung am 18. März 2024 blieben von Flybe rund 818 Millionen Euro an unbezahlten Schulden übrig.
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