Die Archäologie ermöglicht uns faszinierende Einblicke in unsere Vergangenheit. Dabei werfen einige Funde allerdings mehr Rätsel auf, als Klarheit zu schaffen. Herkunft, Zweck und Herstellung dieser Objekte geben bis heute Anlass zu Spekulationen.
Von astronomischen Geräten, die in ihrer Komplexität modernen Maschinen Konkurrenz machen, bis hin zu Kinderspielzeug, das die Flugkenntnisse der alten Ägypter zu belegen scheint – diese Schätze verblüfften selbst die Experten. Sehen Sie hier 15 der geheimnisvollsten Artefakte, die der Archäologie bis dato Rätsel aufgeben. Ein Überblick in Bildern.
Adaptiert von Stephanie Legler
Wie konnte ein vom Menschen hergestelltes Werkzeug in einer Kalksteinformation der Kreidezeit landen? Diese Frage beschäftigt die Wissenschaftler, seit der sogenannte „London Hammer“ 1936 von Max Hahn in London im US-Bundesstaat Texas gefunden wurde. Der Fund löste eine hitzige Debatte aus. Denn die Kreidezeit, in die das Artefakt datiert wurde, liegt 100 Millionen Jahre vor den ersten vom Menschen hergestellten Werkzeugen. Der Hammer kann heute im Creation Evidence Museum in Texas begutachtet werden.
1850 entdeckte Austen Henry Layard im assyrischen Palast von Nimrud, gelegen im heutigen Irak, einen Gegenstand aus Bergkristall, der auf das 8. Jahrhundert v. Chr. datiert wurde. Er nahm an, dass es sich bei der Entdeckung um ein Vergrößerungsglas oder ein Feuerzeug (durch Sonnenlichtbündelung) handelte. Andere hielten es für eine dekorative Intarsie.
Der italienische Wissenschaftler Giovanni Pettinato von der Universität Rom verfolgte eine andere Theorie: Er ging davon, dass die Linse zu einem Teleskop aus dem Assyrischen Reich gehörte und so das große astronomische Wissen der Assyrer erkläre. Obwohl die Qualität des Glases laut Experten für die Nutzung als Objektiv unzureichend sei, hielt der Name „Nimrud-Linse“ Bestand.
Auf den ersten Blick scheint dieser Glasbecher aus der Römerzeit um das 4. Jahrhundert typisch für seine Zeit. Die Dekorationen zeigen Todesszenen von König Lykurg. Wenn der Becher jedoch aus verschiedenen Winkeln beleuchtet wird, wechselt er wie von Zauberhand die Farbe. Von hinten beleuchtet, erscheint er rot, fällt das Licht frontal, erscheint er grün.
Forscher führten den Effekt auf Nanopartikel aus Gold- und Silber zurück, die in das Glas eingelassen wurden. Die Wissenschaft hofft, dieses bisher unbekannte Verfahren in der modernen Optik, Mikroskopie, Nanotechnologie und in der Kunst einsetzen zu können.
Das Voynich-Manuskript ist ein reich bebildertes Schriftstück, dessen Sprache und Autor unbekannt sind. Mittels Kohlenstoffanalyse wurde es auf das frühe 15. Jahrhundert datiert und der italienischen Renaissance zugeordnet. Sogar der legendäre Code-Knacker Alan Turing ist beim Versuch, das Manuskript zu entschlüsseln – wie viele andere – gescheitert.
Laut der aktuellsten These von Historiker Nicholas Gibbs könnte es sich bei dem Artefakt aufgrund der zahlreichen Illustrationen von badenden Frauen um einen Gesundheitsratgeber für Frauen handeln. Fest steht: Seit seiner Wiederentdeckung im Jahr 1912 ist das Manuskript ein Enigma.
Dieser geheimnisvolle Krug voller Löcher wurde aus 123 Scherben, die in einem Lagerraum des kanadischen Museum of Ontario Archaeology gefunden wurden, neu zusammengesetzt und restauriert. Das erste Mysterium besteht in seiner Herkunft. Der Lagerraum beherbergte Funde des walisischen Archäologen William Francis Grimes von einer Ausgrabung im römischen Mithras-Tempel in London sowie Objekte des Archäologen Leonard Woolley von seiner Ausgrabungsstätte in der antiken mesopotamischen Stadt Ur.
Noch rätselhafter ist der Zweck der Löcher, denen der „Holey Jar“ seinen Namen verdankt. Das Gefäß ist das einzige bekannte Artefakt seiner Art – seine genaue Funktion bleibt somit ein Rätsel.
Konnten die alten Ägypter fliegen? Ein kleiner Vogel aus Holz, der in einem Grab in Sakkara entdeckt wurde, lässt vermuten, dass sie die Prinzipien der Luftfahrt lange vor unserer Zeit verstanden haben könnten. Der Vogel wurde 200 v. Chr. hergestellt und ähnelt einem modernen Spielzeugflieger. Er ist 14 Zentimeter lang und hat eine Flügelspannweite von 18 Zentimetern. Martin Gregorie, ein Designer und Hersteller von Modell-Segelflugzeugen, versuchte den Vogel nachzubauen. Doch sein Konstrukt war zu unstabil, um abheben zu können.
Experten spekulieren über die Funktion des Relikts. Es könnte sich um einen rituellen Gegenstand oder ein Spielzeug handeln. Denkbar ist auch die Verwendung als Mastspitze heiliger Boote, wo der Vogel als Wetterfahne gedient haben könnte.
Seit dem 18. Jahrhundert stoßen Archäologen im ehemaligen Römischen Reich zwischen Ungarn und Belgien auf mysteriöse Objekte: kleine, hohle Dodekaeder aus Kupferlegierung mit jeweils zwölf fünfeckigen Seiten. Das erste Exemplar wurde 1739 in England ausgegraben, bisher wurden 116 einzelne Dodekaeder gefunden – oft zusammen mit Münzen. Waren sie Spielzeug für die Kinder der römischen Elite? Waffen, die im Kampf eingesetzt wurden? Oder einfach nur hübsche Ausstellungsstücke für Bücherregale?
Einige Theorien besagen, dass mit ihnen die Zukunft vorhergesagt wurde – andere gehen davon aus, dass sie als Strickspulen zur Herstellung von Handschuhfingern eingesetzt wurden. Ihre genaue Funktion ist bis heute ein Rätsel.
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Als dieses komplexe Gerät aus der Antike im Jahr 1900 in einem Schiffswrack vor der griechischen Insel Antikythera entdeckt wurde, sah es auf den ersten Blick wie ein unscheinbares Stück grünes Metall aus. Einige Monate nach der Entdeckung öffnete es sich und enthüllte die Mechanik, über die seit mehr als hundert Jahren spekuliert wird. Es wird vermutet, dass damit astronomische Phänomene beobachtet oder Schiffe navigiert wurden.
Der deutsche Philologe Albert Rehm vermutete im Jahr 1905, dass der Mechanismus eine astronomische Rechenmaschine sei, die Sonnen- und Mondfinsternisse Jahrzehnte im Voraus vorhersagen konnte. Laut moderner Forschung ist der Mechanismus von Antikythera eine der komplexesten mechanischen Vorrichtungen aus der Antike und für die damalige Zeit absolut außergewöhnlich.
2019 haben Archäologen in der Hafenstadt Berenike am Roten Meer in Ägypten einen 1.700 Jahre alten Falkenschrein freigelegt, der sie vor Rätsel stellt. Der Schrein enthielt die Überreste von 15 kopflosen Falken, eine Eisenharpune und einen Steinsockel mit der Abbildung zweier unbekannter Götter.
Das kultische Begraben von Falken war im antiken Ägypten nicht ungewöhnlich, aber die Tatsache, dass die Falken in diesem Fall geköpft wurden, ist bislang einzigartig. Zudem fanden die Archäologen im selben Raum eine Säule mit der griechischen Inschrift „Es ist ungehörig, hier einen Kopf zu kochen“, was die Bedeutung der Funde noch mysteriöser macht.
Das Grabtuch von Turin ist ein Leinentuch, das ein schwaches, vergilbtes Bild eines unbekleideten, gekreuzigten Mannes trägt. Einige Christen glauben, es sei das Grabtuch von Jesus. Der Turiner Dom im norditalienischen Piemont, wo es seit mehr als vier Jahrhunderten aufbewahrt wird, ist ein bekannter Pilgerort.
Unter Historikern und Theologen hat das Tuch eine Debatte ausgelöst: Einige glauben, dass es echt sei, andere halten es für einen mittelalterlichen Schwindel. Trotz intensiver wissenschaftlicher Untersuchungen bleiben die Zweifel an der Echtheit des Grabtuches bestehen.
Als der Archäologe Romeo H. Hristov im Jahr 1933 in einer Grabstätte im Toluca-Tal, nur 70 Kilometer von Mexiko-Stadt entfernt, einen Opferkopf aus dem Römischen Reich fand, stellte er sich viele Fragen: Beweist dieser faszinierende Fund, dass zwischen den alten Römern und den Indigenen Mesoamerikas Kontakt bestand, oder schleppten spanische Konquistadoren das Relikt aus Europa ein? Oder handelt es sich hier gar um einen Schwindel? Die Wahrheit bleibt möglicherweise für immer verborgen. Jüngste Tests datieren die Figur jedoch auf das 9. bis 13. Jahrhundert n. Chr., entgegen Hristovs ursprünglicher Annahme, es stamme aus dem 2. Jahrhundert.
In der Nähe des Ufers vom Lake Winnipesaukee in US-Bundesstaat New Hampshire stießen Arbeiter im Jahr 1872 beim Eingraben eines Zaunpfahls in 1,8 Meter Tiefe auf ein mysteriöses eiförmiges Objekt. Nachdem sie es vom Schlamm befreit hatten, kamen auf dem Quarzit Schnitzereien zum Vorschein, darunter eine Ähre, rätselhafte Kreise und ein Gesicht.
150 Jahre später sind die Herkunft und Bedeutung des Objekts immer noch ein Rätsel. Die Zeitschrift „American Naturalist“ beschrieb es damals als indigenes Relikt und vermutete, es sei zum Gedenken an einen Friedensvertrag zwischen zwei Stämmen angefertigt worden. Andere Theorien besagen, es handele sich um einen Geburtsstein oder ein uraltes Werkzeug.
Im Zuge von Ausgrabungen im rumänischen Aiud stießen Forscher im Jahr 1974 in elf Metern Tiefe auf einen keilförmigen Gegenstand, der neben Knochen eines Mammuts vergraben lag. Das Rätsel um den Fundgegenstand vergrößerte sich, als man feststellte, dass der Keil aus Aluminium gefertigt war.
Das Vorkommen der Mammutknochen ließ auf ein Alter von etwa 11.000 Jahren schließen, die Aluminiumgewinnung begann jedoch erst im Jahr 1856. Ein Rätsel für die Ewigkeit? Nach heutigem Forschungsstand handelt es sich bei dem Keil lediglich um einen Zacken aus einer Baggerschaufel.
Die derzeit im Museum des Topkapı-Palasts in Istanbul ausgestellte Karte, welche auf ein Alter von etwa 500 Jahren datiert wird, bildet erstaunlich genau geographische Gebiete ab, die zum Zeitpunkt ihrer Erstellung in Europa als unbekannt galten.
Die Karte stammt aus der Feder von Piri Reis, einem osmanischen Admiral und Kartografen, und zeigt die Küstenlinien Europas, Afrikas, Südamerikas und der Karibik. Möglicherweise auf einer verlorenen Karte von Christoph Columbus basierend, umfasst sie Nova Scotia, die Anden und eine Landmasse im Süden, die einst als Darstellung der Antarktis galt. Bis heute rätselt man über die Quellen, auf die sich Piri Reis bezog.
Lange wurden Kristallschädel mit den Azteken und Maya in Verbindung gebracht, und sie haben seit ihrer Entdeckung die Fantasie der Menschen angeregt. Die makellose Oberfläche des Quarzes lässt auf etwas Überirdisches schließen, und einige Anhänger der New-Age-Bewegung schrieben den Funden paranormale Fähigkeiten zu. Leider handelt es sich bei nahezu allen in Museen ausgestellten Exemplaren um Fälschungen.
Der berühmte Kristallschädel, der sich heute im British Museum in London befindet, tauchte erstmals 1881 im Kuriositätengeschäft von Eugène Boban in Paris auf.
Als Boban versuchte, das Objekt 1885 in Mexiko-Stadt zu verkaufen, wurde dieses von einem mexikanischen Kurator als Fälschung deklariert.
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