Weltweit wird nicht einfach nur gebaut: Es wird spektakulär gebaut. Sowohl 2024 als auch 2025 entstehen auf fast allen Kontinenten Gebäude, die in ihren jeweiligen Heimatorten das Stadtbild verändern werden.
Von einem KI-Museum, das von Robotern gebaut wird, bis zu Kanadas höchstem Gebäude – klicken Sie sich durch unsere Galerie und entdecken Sie die neueste Architektur der Extraklasse.
Adaptiert von Barbara Geier und Rebecca Andel
Ein Fischmarkt hört sich zunächst wenig spannend an. Doch der Sydney Fish Market, der noch 2024 eröffnet werden soll, könnte schon bald zu einem neuen architektonischen Wahrzeichen der australischen Stadt werden. Das von dem dänischen Architekturbüro 3XN entworfene Gebäude mit einer Fläche von 79.896 Quadratmetern wird einen Fischgroßmarkt mit Gastronomie für Besucher beherbergen. Die Regierung von New South Wales hofft, dass er zu einem bedeutenden neuen Touristenziel wird, das um die sechs Millionen Besucher pro Jahr anzieht. Das moderne Design ist auf jeden Fall Lichtjahre von den traditionellen Vorstellungen eines Fischmarkts entfernt.
Das auffällige wellenförmige Dach des Gebäudes erfüllt nicht nur dekorative Zwecke. Laut den Architekten sammelt es Regenwasser zur Aufbereitung und nutzt die Windströmungen, um heiße Luft aus dem Gebäude zu leiten. Das Vordach aus Holz und Aluminium wurde so durchlässig wie möglich gestaltet, um den Bedarf an Klimaanlagen zu minimieren und die direkte Sonneneinstrahlung zu reflektieren. Das Projekt hat bisher knapp 462 Millionen Euro gekostet und liegt damit um 307 Millionen Euro über der ursprünglichen Kostenschätzung von 2017. Unabhängig davon: Der Fischmarkt wird ohne Zweifel das spektakulärste neue Gebäude im Hafen seit der Eröffnung des Opernhauses im Jahr 1973.
Das Große Ägyptische Museum bei Kairo besteht aus 23 umgedrehten Stahlpyramiden, zwölf Galerien und einem hoch aufragenden Stahlatrium. Ganze 22 Jahre nach der Grundsteinlegung 2002 steht es nun kurz vor seiner Fertigstellung. Der Bau des größten Museums der Welt, das einer einzigen Zivilisation gewidmet ist, hat bisher umgerechnet rund 1,1 Milliarden Euro gekostet. Im GEM (kurz für „Great Egyptian Museum“) wird es neben Labors und Forschungseinrichtungen auch eine Ausstellung von 100.000 Artefakten aus 30 Dynastien geben, die aus der Spanne zwischen Urzeit und dem Ende der römischen Ära stammen.
Das von einem irischen Architekturbüro entworfene Museum soll im ersten Jahr fünf Millionen Besucher anlocken, für die in der Nähe ein neuer Flughafen und Hotels gebaut wurden. Gäste können bereits seit November 2023 das atemberaubende Atrium mit seiner 83 Tonnen schweren Statue von Pharao Ramses II. besichtigen (im Bild). Das Museum soll im späten Frühjahr 2024 eröffnet werden.
Nach uralter westafrikanischer Tradition versammeln sich Menschen zur Diskussion politischer und gesellschaftlicher Fragen unter einem sogenannten „Palaverbaum“. Der Architekt Francis Kéré ließ sich davon für seinen Entwurf der brandneuen Nationalversammlung der westafrikanischen Republik Benin in Porto-Novo inspirieren, bei dem eine figurative Baumkrone symbolisiert, wie Demokratie in Westafrika traditionell gelebt wird. Der Bau soll in der zweiten Jahreshälfte 2024 fertiggestellt werden.
Im Gebäude verbindet eine zentrale Wendeltreppe den Versammlungssaal mit den in der „Baumkrone“ liegenden Büros. Die Mitte des „Gebäudebaums“ ist hohl und bildet einen natürlich belüfteten zentralen Innenhof. Kéré, der aus dem benachbarten Burkina Faso stammt, wurde Architekt, nachdem er ein Stipendium für ein Studium in Deutschland erhalten hatte. Er betreibt sein Architekturbüro heute in Berlin und war 2022 der erste Afrikaner und dritte Deutsche, der den Pritzker-Preis – die renommierteste Auszeichnung in der Architekturwelt – erhielt.
Das Robot & AI Museum (RAIM) in Seoul könnte futuristischer nicht sein: Hier sollen künftig nicht nur Roboter ausgestellt werden, sondern es wird auch teilweise von ihnen gebaut. Denn das türkische Architektenbüro Melike Altinisik Architects arbeitet in verschiedenen Bereichen wie Entwurf und Montage mit Robotern. Der Bauprozess selbst wird damit bereits zu einem Schaufenster für die Inhalte des späteren Museums. Für die Gebäudeinspektionen, Sicherheitsüberwachung und Datenmapping werden zudem Drohnen im Einsatz sein.
Das bahnbrechende Gebäude soll einen Raum bieten, in dem Menschen mit Robotern interagieren können und dadurch auch Wissenschaft und Technik fördern. Man erhofft sich von dem innovativen Museum nicht nur eine Belebung der lokalen Wirtschaft, sondern sieht es zudem als wichtiges Element für Koreas vierte industrielle Revolution, die neue Technologien wie KI und Big Data in den Produktionsprozess integrieren soll. Nachdem das RAIM ursprünglich im Jahr 2022 eröffnet werden sollte, werden die ersten Besucher nun Ende 2024 erwartet.
Im kalifornischen Los Angeles sind die Bauarbeiten für die David Geffen Galleries in vollem Gange. Das neue zweistöckige Gebäude für die permanenten Ausstellungen des Los Angeles County Museum of Art (LACMA) wurde von dem Schweizer Architekten Peter Zumthor entworfen und ersetzt vier ältere Gebäude, die aus strukturellen Gründen nicht mehr genutzt werden können. Der neue Bau mit einer Fläche von 32.283 Quadratmetern wurde in Brückenform über den Wilshire Boulevard konstruiert.
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In dem neuen Museum wird auf der 10.219 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche keine bestimmte Kultur oder Epoche im Vordergrund stehen. Damit soll ein möglichst gleichberechtigtes Ausstellungserlebnis erzielt werden. Der knapp 600 Millionen Euro teure Bau ist der erste des Pritzker-Preisträgers Zumthor, der bekannt dafür ist, dass er keinen bestimmten Stil verfolgt. Gleichwohl wird seine Arbeit oft als minimalistisch beschrieben. Das Gebäude soll Ende 2024 fertig werden.
Dieses elegante Gebäude gehört zu den „zehn kulturellen Einrichtungen der neuen Ära“, die aktuell in der chinesischen Stadt Shenzhen entstehen. Das von 3XN, B+H Architects und Zhubo Design entworfene neue Naturkundemuseum soll sich, so die Macher, „nahtlos aus dem Flussdelta erheben“, wobei die Wände die wellenförmigen Kurven der Uferpromenade der Stadt widerspiegeln. Das begrünte Dach wird ein öffentlicher Park sein, der von Aussichtsterrassen aus einen Blick auf die Umgebung bietet.
Vom Park auf dem Dach führt ein gewundener Weg spiralförmig nach unten in das Herz des Gebäudes, wo die naturkundlichen Exponate auf einer Ausstellungsfläche von 33.909 Quadratmetern ihren Platz finden werden. Die Baukosten für die futuristische Struktur, zu der Cafés und öffentliche Besucherbereiche gehören, belaufen sich auf umgerechnet 451 Millionen Euro. Man darf gespannt sein, wie das fertige Gebäude im Vergleich zu den hier gezeigten Konzeptbildern aussehen wird.
Ein weiteres Mega-Bauwerk, dessen Vollendung für 2025 ansteht, ist der von dem britischen Architektenbüro Foster + Partners entworfene Wolkenkratzer „The One“. Nach seiner Fertigstellung wird der 91-stöckige, 306 Meter hohe Wolkenkratzer das höchste Gebäude Kanadas sein. Es steht zwischen dem Stadtzentrum Torontos und dem trendigen Yorkville-Viertel in einem Gebiet, das sich in den letzten zehn Jahren rasant entwickelt hat. Das markante Äußere des Gebäudes ist mit einer champagnerfarbenen, schimmernden Bronzeverkleidung versehen.
Die Struktur ist eine Verschmelzung von Alt und Neu: Das Hochhaus wird die historischen William-Luke-Gebäude aus dem Jahr 1883 einbeziehen, die einen Teil des Grundstücks einnehmen. Auf dem Weg dahin gab es allerdings einige Hindernisse. Im Oktober 2023 ging „The One“ in Konkurs, nachdem die Eigentümer ihre Schulden in Höhe von umgerechnet fast 1,17 Milliarden Euro nicht begleichen konnten. Wenn die Fertigstellung bis 2025 dennoch klappt, sollen in den unteren Stockwerken Geschäfte untergebracht werden und darüber Wohnungen und Penthouses mit Blick auf den Ontariosee.
Da die Bevölkerung von Riad stark wächst, wird in der saudischen Stadt ein völlig neues öffentliches Verkehrssystem gebaut. Das Netz wird sechs Hauptlinien über 175 Kilometer umfassen und die Metrostation King Abdullah Financial District (KAFD) ist eine von 85 neuen Stationen. Das Gebäude wurde von dem bekannten Londoner Architekturbüro Zaha Hadid Architects entworfen und von der Riyadh Development Authority (RDA) gefördert. Die besondere Fassadenstruktur ahmt die Strömungsmuster von Wüstenwinden nach und reduziert die Sonneneinstrahlung.
Die Metro-Station wurde mit Blick auf einen optimalen Verkehrs- und Fußgängerfluss gestaltet und die Inbetriebnahme des gesamten neuen U-Bahn-Systems wird für 2030 anvisiert. Die Behörden in Riad gehen davon aus, dass es dann pro Tag 3,6 Millionen Fahrgäste nutzen werden, wodurch sich die Zahl der täglichen Autofahrten um fast zwei Millionen verringern würde.
Nur ein Jahr nach seiner Gründung schrieb das Museum für Moderne Kunst in Warschau 2006 einen Wettbewerb aus, um ein neues Gebäude für seine Sammlung zu entwerfen. Beinahe 20 Jahre später ist das Gebäude fast fertiggestellt und das Museum soll im Herbst 2024 seine (neuen) Türen öffnen. Das von dem in New York City ansässigen Architekturbüro Thomas Phifer and Partners entworfene minimalistische weiße Gebäude steht am Paradeplatz im Zentrum Warschaus und besteht aus zwei Quadern mit vier oberirdischen und zwei unterirdischen Stockwerken.
Im Inneren gibt es neben 4.505 Quadratmetern an Ausstellungsfläche ein Kino mit 150 Plätzen, ein Auditorium, ein Café und einen Shop sowie Bereiche für die Konservierung und Lagerung von Kunst. Die Galerien im obersten Stockwerk werden durch Sonnenlicht erhellt, das durch Oberlichter einfällt. Das Dach wird dabei laut den Architekten als eine „fünfte Wand“ gesehen, um die Galerien in diffusem Licht erstrahlen zu lassen. Aktuell steht der Innenausbau mit einem imposanten Treppenhaus im Fokus. Für die Eröffnung wurde bereits die größte Ausstellung in der Geschichte des Hauses angekündigt.
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