Wussten Sie, dass es auf der Erde rund 1.350 aktive Vulkane gibt und jeden Tag etwa 20 von ihnen ausbrechen? Viele davon befinden sich in den Tiefen der Ozeane an den Rändern der Pazifischen Platte, einer hufeisenförmigen Zone, die auch als Feuerring bekannt ist. Doch immer wieder kommt es auch an Land zu heftigen Ausbrüchen mit Rauchwolken, Lava und Ascheregen.
Werfen Sie mit uns einen Blick auf die weltweit aktivsten Vulkane der letzten Jahre, von den Gipfeln Süditaliens bis zu den Galapagos-Inseln ...
Adaptiert von Sandra Schröpfer, Rebecca Andel und Ina Hieronimus
Der Stromboli vor der Küste Siziliens ist einer der aktivsten Vulkane der Erde. Seit 1932 rumort er fast ununterbrochen und hat sich dadurch den Spitznamen „Leuchtturm des Mittelmeers“ eingefangen. Der Vulkan ragt 924 Meter aus dem Meer heraus und obwohl Eruptionen öfters auftreten, sind diese normalerweise klein und mild.
Doch als der Stromboli im Oktober 2022 wieder einmal ausbrach, war die Explosion alles andere als mild. Der Ausbruch war so stark, dass ein Teil des Kraters zusammenbrach und ein dreiminütiges, seismisches Signal ausgelöst wurde. Das italienische Institut für Geophysik und Vulkanologie veröffentlichte Videos, auf denen massive Rauchschwaden und Lavaströme zu sehen sind. Glücklicherweise wurde bei der Eruption niemand verletzt. Zuletzt war 2019 ein Tourist durch einen Ausbruch des Stromboli ums Leben gekommen.
Dieses Foto ist ein Standbild aus einem von der NASA veröffentlichten Satellitenvideo, das zeigt, wie eine kleine, unbewohnte Insel im Südpazifik, Hunga Tonga-Hunga Ha'apai, durch einen heftigen Vulkanausbruch ausgelöscht wird. Die Insel war erst im Januar 2015 nach einer Eruption entstanden. Über Vulkane, die in seichtem Wasser ausbrechen, ist nur wenig bekannt. Für Vulkanologen war die außergewöhnliche Kraft der Explosion deshalb von besonderem Interesse.
Die Eruption von Hunga Tonga-Hunga Ha'apai am 15. Januar 2022 war bisher der größte Vulkanausbruch des 21. Jahrhunderts. Die Explosion war so laut, dass man sie in Alaska in 9.600 Kilometern Entfernung hören konnte und Tsunami-Warnungen in Tonga, Fidschi, Samoa, Vanuatu, Neuseeland, Japan, den USA und Südamerika ausgelöst wurden. Forschungsergebnissen zufolge war die Explosion so stark wie die Kraft von Hunderten von Atombomben. Gas und Asche wurden dabei 56 Kilometer hoch in die Erdatmosphäre geschleudert – das entspricht dem halben Weg ins Weltall. Damit war die Aschewolke die höchste, die jemals auf der Erde gemessen wurde. Mindestens drei Menschen kamen bei dem Vulkanausbruch ums Leben. Die Insel war mehr als eine Woche lang von der Außenwelt abgeschnitten.
Der Láscar ist 5.592 Meter hoch und gilt als der aktivste Vulkan in den nördlichen chilenischen Anden. Er ist ein sogenannter Schichtvulkan, der aus sechs sich überlappenden Kratern besteht. In den vergangenen Jahrhunderten kam es immer wieder zu kleinen bis mittelschweren Ausbrüchen, doch bis vor kurzem gab es seit fast 30 Jahren keinen größeren Ausbruch mehr.
Am 11. Dezember 2022 erwachte der Vulkan jedoch wieder zum Leben und schickte eine Asche- und Rauchwolke etwa 6.000 Meter hoch in die Atmosphäre.
Nach dem Ausbruch kam es zu seismischen Aktivitäten, woraufhin der Geologische Dienst von Chile zunächst die gelbe und später die ernstere orangefarbene Alarmstufe ausrief. Der fünf Kilometer große Sicherheitsbereich um den Vulkan wurde auf zehn Kilometer verdoppelt – doch der Vulkan gab weiterhin nur Grollen von sich.
Der Ausbruch des Vulkans im Jahr 1993 war hingegen so heftig, dass die Asche sogar die 1.500 Kilometer entfernte argentinische Hauptstadt Buenos Aires erreichte.
Der 3.676 Meter hohe Semeru auf Java, der bevölkerungsreichsten Insel Indonesiens, bricht seit 1967 immer wieder aus und ist extrem gefährlich. Anfang Dezember 2021 kamen durch die Folgen heftiger Aschewolken, pyroklastischer Ströme (Glutlawinen) und Schlammlawinen mindestens 34 Menschen ums Leben. Nach Angaben der indonesischen Geologiebehörde hatten starke Regenfälle den Krater teilweise zum Einsturz gebracht.
Bis Ende Dezember waren Dorfstraßen mit Asche und Schlamm verschüttet, Autos und Gebäude eingestürzt und zahlreiche Menschen galten als vermisst. Vom 16. bis 31. Dezember 2021 wurden elf weitere Glutlawinen registriert. Bis zu 10.000 Menschen wurden aus der Region vertrieben und mussten in Notunterkünften Schutz suchen.
Nur ein Jahr später, im Dezember 2022, brach der Vulkan erneut aus, offenbar ausgelöst durch heftige Monsun-Regenfälle.
Als dieser Vulkan 2010 in die Schlagzeilen geriet, hatten Leser und Nachrichtensprecher in aller Welt Probleme damit, den isländischen Namen richtig auszusprechen. Der Eyjafjallajökull, oder auch Eyjafjöll-Gletscher genannt, stieß damals eine riesige Aschewolke aus, die den Flugverkehr in weiten Teilen Europas für mehrere Tage lahm legte.
Die erstarrten Lavaströme von 2010 sind ein ebenso bedrohlicher wie faszinierender Anblick und können bei einer Wanderung von Touristen bestaunt werden. Da der Krater des Gletschervulkans mit Eis bedeckt ist, sind Wanderungen zum Gipfel zu gefährlich. Doch der Vulkan kann auf der 25 Kilometer langen Fimmvörðuháls-Wanderung erkundet werden, die zwischen dem Eyjafjallajökull und dem Gletscher Mýrdalsjökull entlang führt.
Der Kīlauea auf Hawaiis Big Island gilt als der aktivste Vulkan der Welt. Der Halema'uma'u-Krater beherbergt der Legende nach die hawaiianische Feuergöttin Pele. Die letzten größeren explosiven Ausbrüche ereigneten sich vor mehr als 200 Jahren (1790 gab es zahlreiche Todesopfer), die jüngeren Ausbrüche wurden in der Regel durch einen etwa 200 Meter großen aktiven Lavasee am Boden des Kraters begrenzt.
Das änderte sich allerdings 2018, als zwischen Mai und August eine Reihe von Eruptionen ein Wohngebiet verwüstete und Lava in der Kapoho-Bucht ins Meer strömte. Der Lavasee im Krater verschwand und bildet sich erst seit Dezember 2020 wieder neu. Der Vulkan ist nun wieder sporadisch aktiv und im Jahr 2023 wurden mehrere größere Ausbrüche verzeichnet.
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Nur 48 Kilometer vor der Küste der neuseeländischen Nordinsel befindet sich die brodelnde Vulkaninsel White Island (Whakaari in der Sprache der einheimischen Maori). Rund 70 Prozent des Vulkans verstecken sich unterhalb des Meeresspiegels, zu sehen ist also nur die Spitze mit dem Kratersee. Die gelbe Farbe des Gesteins entsteht durch Schwefel.
Seit 2019 ist die einstige Touristenattraktion nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich. Damals befanden sich gerade Touristen auf dem Krater und in Booten in der Nähe der Insel, als der Vulkan plötzlich ausbrach. 22 Menschen kamen dabei ums Leben. Es war die tödlichste Vulkankatastrophe Neuseelands seit dem Ausbruch des Tarawera im Jahr 1886. Seit dem tragischen Ereignis ist die vulkanische Aktivität zurückgegangen und beschränkt sich auf weiße Gase und Dämpfe. Experten warnen jedoch, dass der Vulkan wieder ausbrechen könnte.
Der 2.600 Meter hohe Sinabung im Norden der indonesischen Insel Sumatra war mehr als 400 Jahre lang inaktiv, bis er 2010 plötzlich wieder Feuer spuckte. Seitdem gab es mehrere große Ausbrüche. 2014 kamen 16 Menschen ums Leben, nachdem die Behörden Anwohnern nach der Evakuierung zu früh erlaubt hatten, in ihre Häuser zurückzukehren.
Am 2. März 2021 spuckte der Sinabung eine riesige Aschewolke bis zu fünf Kilometer in den Himmel – der erste große Ausbruch, seit für den Vulkan im August 2020 die zweithöchste Alarmstufe ausgerufen worden war. Die Aktivität setzte sich von April bis Juni und dann erneut im August 2021 fort, als der Vulkan Gase, Dämpfe und Lava ausstieß. Wissenschaftler richteten eine Sperrzone um den Sinabung herum ein. Auch im Mai 2022 setzte die vulkanische Aktivität kurzzeitig wieder ein.
Der normalerweise blaue Himmel über der Karibikinsel St. Vincent verdunkelte sich am 9. April 2021, als der Soufrière im Norden der Insel dichte Aschewolken ausstieß. Der erste Ausbruch des Vulkans seit 40 Jahren gilt als einer der fünf heftigsten seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1718. Die Aschewolke türmte sich bis zu sechs Kilometer auf und zwang viele Einwohner dazu, ihre Häuser zu verlassen.
Nach dem Ausbruch des Soufrière breitete sich ein starker Schwefelgestank auf der Insel aus und die dichte graue Aschewolke erreichte sogar die Nachbarinseln Grenadinen und Barbados (im Bild) in etwa 193 Kilometern Entfernung.
Zwei weitere Ausbrüche am 9. April 2021 verschlechterten die Sicht zusätzlich. Zwar wurden keine Todesfälle registriert, doch bis zu 20.000 Menschen mussten vorübergehend in Notunterkünften untergebracht werden. Viele durften erst Monate später in ihre Häuser zurückkehren.
Afrikas ältester Nationalpark, der Virunga-Nationalpark, beherbergt nicht nur zahlreiche seltene Tierarten wie den Berggorilla, sondern auch den Vulkan Nyiragongo. In dessen Krater befindet sich der größte Lavasee der Welt. Die glühend heiße Lava ist für die Menschen, die im Schatten des Vulkans leben, umso gefährlicher.
Bei einem verheerenden Ausbruch im Jahr 2002 kamen mehr als 200 Menschen ums Leben und 120.000 wurden obdachlos, als Basaltlava mit einer Geschwindigkeit von 60 Kilometern pro Stunde auf die Stadt Goma zuströmte.
Als der Nyiragongo am 22. Mai 2021 erneut ausbrach, wälzten sich gigantische Lavamassen ins Tal und zwangen Tausende Menschen zur Flucht. Kurz vor der Stadt Goma stoppte der glühend heiße Strom zwar, doch gab es nichtsdestotrotz mindestens 31 Todesopfer zu beklagen.
Der Ausbruch löste eine humanitäre Krise aus. Laut der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen waren nach der Eruption rund 500.000 Menschen ohne sauberes Trinkwasser, 7.000 mussten ihre Häuser verlassen. Viele Menschen konnten erst Monate nach der Katastrophe in ihre Häuser zurückkehren.
Der Pacaya, einer der aktivsten Vulkane Guatemalas, liegt etwa 50 Kilometer südlich der Hauptstadt Guatemala-Stadt. Obwohl er so aktiv ist, ist der 2.552 Meter hohe Berg bei Wanderern sehr beliebt. Allerdings ist es oft zu gefährlich, den Vulkan zu besteigen...
Im Mai 2010 wurden zwei Dorfbewohner und ein Reporter getötet, als der Vulkan Lava, Steine und Asche ausspuckte. 100 Häuser wurden zerstört.
Auch 2020 und 2021 kam es zu größeren, sogenannten strombolianischen Ausbrüchen (benannt nach dem Vulkan Stromboli in Italien). Charakteristisch dafür sind in kurzen Intervallen auftretende, relativ milde explosive Ausbrüche. Die Lavabomben und die brennende Schlacke, die der Pacaya ausstieß, war jedoch äußerst gefährlich. Im Mai, Juni und August 2021 wurde sporadisch Aschefall verzeichnet, im August stiegen auch Dämpfe über dem Vulkan auf.
Die beliebte Kanareninsel La Palma fasziniert Urlauber mit ihrer Vulkanlandschaft. Wanderer zieht es normalerweise in die Berge des Naturparks Cumbre Vieja im Süden der Insel. Nach mehreren Erdbeben in den Tagen zuvor brach am 19. September 2021 zum ersten Mal seit rund 50 Jahren auch der gleichnamige Vulkan aus.
Lavaströme liefen an den Hängen hinunter ins Tal und eine Aschewolke stieg in den Himmel. Der Vulkan zerstörte mehr als 3.000 Gebäude und verwüstete mehr als 5.500 Hektar Land, darunter auch Bananenplantagen, die für die Wirtschaft der Insel von großer Bedeutung sind. Insgesamt 6.000 Menschen mussten vorübergehend anderweitig unterkommen.
Forschende gehen davon aus, dass der Vulkan mehr als doppelt so viel geschmolzenes Gestein ausstieß wie bei seinem letzten Ausbruch im Jahr 1971. Schwefel und Kohlendioxid färbten den Krater gelb, orange und weiß. Die Eruption des Cumbre Vieja dauerte 85 Tage an und gilt als der verheerendste Vulkanausbruch in Europa seit 80 Jahren.
Zwar blieb der Großteil der Insel von der Verwüstung verschont, doch die Anwohner mussten noch bis Weihnachten Erdbeben, schlechte Luftqualität und Aschewolken ertragen. Erst dann wurde der Ausbruch offiziell als beendet erklärt. Trotz der hohen Sachschäden gab es zum Glück weder Tote noch Verletzte.
Nachdem er mehr als 30 Jahre lang erloschen gewesen war, stieß der Vulkan Wolf auf den Galápagos-Inseln erstmals wieder im Mai 2015 Asche und Lava aus. Glücklicherweise liegt er weit entfernt vom Hauptsiedlungszentrum der Insel und die Lava floss nach Osten und Südosten hinunter, sodass der Nordhang, wo seltene rosa Landleguane und Riesenschildkröten leben, unversehrt blieb.
Am 6. Januar 2022 folgte ein weiterer Ausbruch des Vulkans, der sich auf der Insel Isabela befindet und mit einer Höhe von 1.701 Metern der höchste Berg der Inselgruppe ist. Bei der Eruption stieg eine kolossale Aschewolke mehr als 3.793 Meter in die Höhe. Da sich auch dieser Ausbruch in einem weitgehend unbewohnten Gebiet ereignete, wurde niemand verletzt. Acht Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Auf dieser Luftaufnahme ist zu sehen, wie sich die glühende Lava ihren Weg zum Meer bahnt.
Bereits der Name dieses Vulkans im Zentrum der indonesischen Insel Java verrät, wie sehr es unter ihm rumort. Der Merapi, der „Feuerberg“, ist mit einer Höhe von 2.911 Metern ein majestätischer Anblick. Als aktivster der rund 130 Vulkane des Landes ist er jedoch auch eine ernstzunehmende Bedrohung für die Bevölkerung. Im Jahr 2010 kam es zum schlimmsten Ausbruch seit 1872: Rund 350 Menschen kamen ums Leben, 20.000 mussten flüchten.
Auch in jüngster Zeit brach der Merapi wieder aus: Am 27. Januar 2021 katapultierte er eine riesige Aschewolke in den Himmel, Glutlawinen liefen über den Kraterrand die Hänge hinunter. Mehr als 150 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Die gewaltige Explosion war sogar noch aus 30 Kilometern Entfernung zu hören.
Im August 2021 erlebte der Merapi einen weiteren großen Ausbruch. Lava strömte mehr als 3,2 Kilometer weit den Berg hinunter und die heiße Asche wurde 610 Meter in den Himmel geschleudert. Dieses Foto zeigt den Feuer speienden Vulkan Mitte September 2021.
Der Merapi ist weiterhin aktiv: Im März 2022 brach er erneut aus und bedeckte nahe gelegene Dörfer mit Asche. Im März 2023 verdunkelte eine Rauchwolke nach einer Eruption Berichten zufolge sogar die Sonne. Glücklicherweise gab es keine Todesopfer.
Der Ätna im Nordosten Siziliens ist der höchste aktive Vulkan Europas – der noch dazu besonders häufig rumort. Der Ätna bricht mehrmals im Jahr aus. Er besteht aus mehreren ineinander verschachtelten Stratovulkanen (kegelförmige Vulkane, die aus Schichten von Lava und Asche aufgebaut sind) mit vier ausgeprägten Kratern.
Im Februar 2021 schlossen die Behörden vorübergehend den Flughafen von Catania, da der Ätna Asche und kleine Steine in die Atmosphäre spuckte. Durch die Ablagerungen von Lava während der Ausbrüche bildeten sich neue Gesteinsschichten – allein in einem Zeitraum von sechs Monaten im Jahr 2021 wuchs der Ätna um fast 30 Meter.
2021 war der Vulkan mehr als 50 Mal aktiv. Die sizilianische Regierung schätzt, dass in dem Zeitraum rund 300.000 Tonnen Asche beseitigt wurden. Am 21. Februar 2022 stieß der Vulkan eine Aschewolke von 9,5 Kilometern Höhe aus dem Südostkrater. Die alte Hafenstadt Catania, für die Eruptionen nichts Neues sind, wurde mit Asche bedeckt und der Flughafen erneut vorübergehend geschlossen. Der Ausbruch war so gewaltig, dass er sogar vom Weltraum aus zu sehen war. Die aktive Phase des Ätna hält an.
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