Seit mehr als 150 Jahren rätseln Expertinnen und Experten in Frankreich über eine Reihe seltsamer Artefakte aus der Steinzeit (im Bild). Seit der Entdeckung des ersten offenen Rings aus Hirschgeweih in den 1870er-Jahren in der Höhle von Le Placard im Südwesten des Landes wurden elf weitere gefunden. Bei einer dieser C-förmigen Schnitzereien handelte es sich um eine so genannte „Vorform“ – ein halbfertiger Ring, der noch an einem Geweih befestigt war und von den Forschenden auf ein stolzes Alter von 21.000 Jahren datiert wurde. Eine neue Studie könnte nun das Rätsel um die ungewöhnliche Form der Ringe gelöst haben.
Den Forschenden zufolge handelt es sich bei den Artefakten um Fingergriffe für paläolithische Speerschleudern. Dem Co-Autor der Studie, Justin Garnett, der sich seit 20 Jahren mit altsteinzeitlichen Atlatls beschäftigt, kamen die runden Formen sofort bekannt vor. Eine Speerschleuder, wie sie bei der Großwildjagd verwendet wurde, besteht aus einem Holzschaft, an dem ein Pfeil befestigt ist. Die halbmondförmigen Fingerösen hätten dem Träger zusätzlichen Halt und Zielgenauigkeit gegeben. „Die Ringe stammen von Orten, an denen die Ausrüstung früher gewartet wurde“, sagte Garnett gegenüber der Website „Live Science“. „Sie sehen aus wie Fingerringe und funktionieren auch so.“
In der Studie werden Garnetts Experimente mit Nachbildungen der Ringösen sehr genau beschrieben. Seine Versuche zeigten, dass die Replikate gut als Fingergriffe funktionierten und eine ähnliche Abnutzung aufwiesen wie die in Frankreich gefundenen Artefakte. Obwohl bisher noch kein Fingergriff direkt an einem Speer gefunden wurde, ist Garnett (im Bild) „überzeugt“, dass seine Theorie richtig ist. Andere Forscher vermuten jedoch, dass es sich bei den offenen Ringen um Schmuck oder Kleidungsbefestigungen gehandelt haben könnte.
Dieser archäologische Fund ist nicht der einzige, der die Geschichte verändert hat. Im Folgenden haben wir weitere spektakuläre Entdeckungen zusammengestellt, von den ältesten Fußabdrücken der Welt bis zu einer lange unbekannten altägyptischen Königin ...
Bei Ausgrabungen in einem antiken Heiligtum nahe dem italienischen Kurort San Casciano dei Bagni machten Forschende Ende 2022 eine spektakuläre Entdeckung. Im Schlamm einer der Thermalquellen fanden sie eine Sammlung von 24 etruskischen und römischen Bronzestatuen. Bei den teils bis zu einem Meter großen Figuren handelt es sich um Götterdarstellungen sowie Nachbildungen menschlicher Organe, die von Gläubigen in der Hoffnung auf Heilung in das Thermalwasser geworfen wurden. Laut dem Ausgrabungsleiter Jacobo Tabolli schreibt der Fund, der aus der Zeit zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 1. Jahrhundert n. Chr. stammt, „die Geschichte neu“. Denn er beweise, dass die Beziehungen zwischen Etruskern und Römern enger waren als bisher angenommen. Es sei möglich, dass beide gemeinsam beteten. In Zukunft soll der Ort in einen archäologischen Park umgewandelt und die Statuen in einem neuen Museum ausgestellt werden.
Bei seiner allerersten Ausgrabung im Jahr 2002 entdeckte ein israelischer Student in einer Höhle am Westhang des Karmel-Gebirges einen versteinerten menschlichen Kieferknochen. 16 Jahre lang wurde dieser Fund unter Verschluss gehalten, bis das Team um Israel Herschkowitz von der Universität in Tel Aviv 2018 der Öffentlichkeit eine weltbewegende Theorie präsentierte. Der Oberkieferknochen, der zusammen mit bis zu 250.000 Jahre alten Feuersteinplättchen gefunden wurde, wird selbst auf ein Alter von bis zu 194.000 Jahren geschätzt. Das ist der Nachweis, dass der Homo sapiens Afrika 50.000 Jahre früher verlassen hat als bis dato angenommen.
Jeder kennt die Pyramiden von Gizeh, aber etwas weiter südlich befindet sich eine weitere bedeutende Grabstätte der Pharaonen. Zu den jüngsten Funden in Sakkara gehören 300 Särge und über hundert Mumien, darunter die Überreste von Tutanchamuns Beratern und einer bisher unbekannten Königin namens Neith – vermutlich die dritte von Tetis Frauen. Der Stammbaum der ägyptischen Könige ist oft unvollständig oder ungenau, so dass die Entdeckung von Neith eine weitere Lücke schließt und nach den Worten des renommierten Ägyptologen Zahi Hawass „die Geschichte neu [schreibt]“.
Im Jahr 2013 stießen Archäologen bei Ausgrabungen im altägyptischen Hafen von Wadi al-Dscharf auf eine Sammlung gut erhaltener Papyri. Die Schriftrollen gaben erstmals Aufschluss über den Bau der Pyramiden und wer daran beteiligt war – ein Rätsel, das Archäologinnen und Archäologen seit langem beschäftigte. Ein Papyrus, der auch als Papyrus A oder „Tagebuch des Merer“ bezeichnet wird, ist eine Art Logbuch, in dem ein Wesir namens Anchhaf als Auftraggeber für den Bau der Pyramiden genannt wird. Es dokumentiert auch, dass die Facharbeiter auf der Baustelle gut behandelt wurden, was der weit verbreiteten Annahme widerspricht, die Pyramiden seien von Sklaven erbaut worden. Die Papyri sind in Kairo ausgestellt, nur wenige Kilometer von der Cheops-Pyramide entfernt.
Wer heute noch glaubt, Christoph Kolumbus habe Amerika als erster Europäer entdeckt, ist längst nicht mehr auf dem neuesten Stand. Bereits 1960 stießen Forschende auf der Neufundlandinsel L'Anse aux Meadows auf eine Wikingersiedlung aus dem 11. Jahrhundert in Neufundland. Und bewiesen, dass die Seefahrer aus dem hohen Norden fast 500 Jahre vor dem Mann aus Genua den Atlantik überquert hatten. Nach ihrer Landung in Amerika schlug eine kleine Wikingergemeinschaft ihr Lager in widerstandsfähigen Holzhütten auf. Bislang ist unklar, ob der Ort als Handelsstützpunkt oder als Siedlung diente. Heute können sich Besucher anhand von rekonstruierten Gebäuden ein Bild vom Leben in Nordamerika zur Zeit der Wikinger machen.
Im Jahr 2021 entdeckten Forschende im nordspanischen Navarra ein archäologisches Artefakt aus der späten Eisenzeit. Gefunden wurde die rund 2.000 Jahre alte Hand von Irulegi in einem einstigen Dorf der Vasconen, die sich dort bereits im elften Jahrhundert angesiedelt hatten und das Bronzeblech vermutlich als Glücksbringer über die Tür hängten. Erst im Jahr 2022 kam bei Restaurierungsarbeiten eine eingravierte Inschrift zum Vorschein, die als ältestes bisher bekanntes Zeugnis der baskischen Sprache gilt. Vor der Entdeckung der vier Zeilen war man davon ausgegangen, dass die Vasconen größtenteils Analphabeten waren.
Wie der Name schon vermuten lässt, ist der weiße Sand im White-Sands-Nationalpark in New Mexico pulverig, heiß und trocken. Das war aber nicht immer so. Vor etwa 23.000 Jahren befand sich im heutigen Tularosa-Becken ein urzeitlicher See, an dessen Ufer sich die Homo sapiens mit ihren Fußabdrücken im nassen Schlamm verewigten. Die Urmenschen, die diese Impressionen hinterließen, hatten sogar Kontakt mit Säugetieren der Eiszeit, wie beispielsweise Mammuts. Als die versteinerten Spuren im Jahr 2021 entdeckt wurden, verschob sich das geschichtliche Verständnis über die früheste bekannte Ankunft der Menschen in Amerika um bis zu 10.000 Jahre. Die Fußabdrücke erscheinen und verschwinden mit dem sich bewegenden Sand, aber in einem Besucherzentrum sind Nachbildungen zu sehen.
Als der Antiquar und Forscher John Frere 1797 in einem vier Meter tiefen Loch, das Maurer in Ostengland gegraben hatten, Faustkeile aus Feuerstein fand, schrieb er einen Brief an die Londoner Gesellschaft für Antiquare. Er vermutete, dass diese Beile aus einer „sehr weit zurückliegenden Zeit“ stammten. Das war im 18. Jahrhundert, als viele noch der biblischen Annahme folgten, die Welt sei nur wenige tausend Jahre alt, eine brisante Behauptung. Doch Frere hatte Recht, und moderne Untersuchungen belegen, dass die Handäxte mindestens 370.000 Jahre alt sind. Heute werden die Feuersteinwerkzeuge im Britischen Museum in London aufbewahrt.
In einer Höhle hoch in den Anden, an der Grenze zwischen Argentinien und Chile, entdeckten Archäologen 1999 die natürlich mumifizierten Körper von drei Kindern. Sie waren vor etwa 500 Jahren im Rahmen eines Inka-Rituals unter Drogen- und Alkoholeinfluss geopfert worden. Es wird vermutet, dass es sich bei dem 15-jährigen Mädchen um eine auserwählte Jungfrau handelte, die bis zu ihrem Tod getrennt von ihrer Familie unter der Obhut einer Priesterin lebte. Die drei Inka-Mumien sind so gut erhalten, dass sie der uralten Erntezeremonie Capacocha buchstäblich ein Gesicht geben.
Historische Funde sind manchmal umstritten. Dass 1713 in Siebenbürgen ein römischer Münzschatz gefunden wurde, darüber ist sich die Fachwelt einig. Fraglich ist allerdings noch, ob es den Mann, dessen Konterfei eines der Goldstücke ziert, tatsächlich auch gegeben hat. Die Rede ist von dem recht unbekannten Kaiser Sponsianus. Lange wurde der Aureus, wie die römische Münze auch genannt wird, als Fälschung abgetan. Forschungen aus dem Jahr 2022 legen aber nahe, dass die Sponsianus-Münze doch echt sein könnte. Wenn Sie einen Blick darauf werfen möchten, besuchen Sie das Hunterian Museum in Glasgow.
Lange Zeit glaubte man, die berühmten ägyptischen Pyramiden seien von Sklaven unter härtesten Bedingungen erbaut worden. Diese Ansicht geht vor allem auf den griechischen Geschichtsschreiber Herodot zurück. Zu Beginn des 21. Jahrhundert entdeckten Forschende allerdings einen Friedhof, der darauf hindeutet, dass die Bauwerke von Freiwilligen errichtet wurden. Arbeiter, die bei der Ausübung ihres Berufes starben, bekamen ein ehrenvolles Begräbnis ganz in der Nähe der königlichen Grabanlage, an deren Bau sie beteiligt waren. Die Verstorbenen wurden mit Grabbeigaben wie Bierkrügen und Brot, die ihnen auf der Reise ins Jenseits helfen sollten, bestattet. Auch wenn dies nicht ganz dem Reichtum pharaonischer Gräber gleichkommt, haben diese großzügigen Geschenke das Verständnis der sozialen Klassen des alten Ägypten verändert.
Drei Jahre lang, zwischen 1876 und 1879, hatte ein Amateurarchäologe in dieser Höhle in Nordspanien bereits geforscht, als seine fünfjährige Tochter an einer Decke Bilder von Bisons, Pferden und Wildschweinen entdeckte. Bis dahin herrschte die allgemeine Meinung, dass prähistorische Menschen nicht in der Lage gewesen seien, Kunstwerke zu schaffen. Die Höhle von Altamira mit ihren 14.000 Jahre alten Malereien war das erste Beispiel für paläolithische Höhlenkunst, das jemals entdeckt wurde. Seit 1979 ist sie nicht mehr zugänglich, dafür aber ihre Nachbildung im Nationalmuseum und Forschungszentrum von Altamira nur 200 Meter vom Fundort entfernt.
Bis in die 1990er-Jahre gingen Historikerinnen und Historiker davon aus, dass die neolithische Revolution – also der Übergang vom Nomadentum zur Sesshaftigkeit in dauerhaften landwirtschaftlichen Siedlungen – vor etwa 10.000 Jahren stattfand. Doch dann legten Mitarbeitende des Deutschen Archäologischen Instituts Teile des prähistorischen Fundortes Göbekli Tepe (türkisch für ‚bauchiger Hügel‘) frei. Mit Hilfe der Radiokohlenstoffdatierung konnten die Forschenden das Alter der südtürkischen Stätte auf 11.000 Jahre bestimmen und damit die Entstehung menschlicher Siedlungen weiter in die Vorgeschichte zurückverlegen. Einige Archäologen, die in Göbekli Tepe arbeiten, vermuten zudem, dass hier der erste Tempel der Welt gestanden haben könnte.
Ausgrabungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Knossos auf der griechischen Insel Kreta brachten einen prachtvollen Palast aus der Bronzezeit mit über 1.000 Räumen zutage. Die aber vielleicht wichtigste Entdeckung waren die Tausenden von gebrannten Tontafeln, die in der Erde verborgen lagen. Auf den scheinbar banalen Tafeln war eine nie zuvor gesehene Sprache eingeritzt, wie sie von den alten Mykenern verwendet wurde. Im Jahr 1952 gelang es dem englischen Architekten Michael Ventris und dem englischen Sprachwissenschaftler John Chadwick, die als Linear B bekannte Sprache zu entziffern und damit zur ältesten verständlichen Sprache Europas zu machen. Versuchen Sie selbst, die Tafeln in Knossos oder im Britischen Museum zu entziffern.
1450 v. Chr., mehr als 1.500 Jahre vor Pompeji, wurde die Stadt Akrotiri auf Santorin von einem Vulkan verschüttet. Als 1860 nach Baumaterial für den Suezkanal gegraben wurde, kam eine unglaubliche Momentaufnahme des Lebens in der minoischen Epoche zum Vorschein. Die Archäologen entdeckten etwas Neues: Die bronzezeitliche Zivilisation war in der Lage, dreistöckige Gebäude zu errichten und komplexe Entwässerungssysteme zu bauen. Das Einzige, was Akrotiri fehlt, sind seine Einwohner: Es wurden keine menschlichen Überreste gefunden, was darauf schließen lässt, dass die gesamte Bevölkerung vor dem massiven Ausbruch evakuiert wurde. Im Prähistorischen Museum von Thera in Fira können Sie die verlassenen Straßen von Akrotiri selbst erkunden.
Lange Zeit galt der Neandertaler als primitiver und brutaler Verwandter des Homo sapiens. Neuere Forschungen zeigen jedoch, dass dem nicht so war. Die Urmenschen hatten sogar Sinn für Schmuck und Kunstwerke. So wurden in einer spanischen Höhle gefärbte und durchlöcherte Muscheln gefunden, die nach Ansicht der Archäologinnen und Archäologen von den Neandertalern als Körperschmuck getragen wurden. Dieser Fund beweist, dass unsere ausgestorbenen Verwandten vor 50.000 Jahren die Fähigkeit hatten, kreativ zu denken und künstlerisch tätig zu sein.
Das römische Hilfstruppenkastell Vindolanda ist vor allem wegen seiner hölzernen Schrifttafeln über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Die Sammlung von mehr als 600 Texten gibt einen Einblick in die frühe römische Besatzungszeit vor dem Bau des Hadrianswalls. Die dortigen Hütten im keltischen Stil sind das erste Beispiel dafür, wie die einheimischen Briten nach der Eroberung mit den römischen Invasoren zusammenlebten und interagierten. Jeden Sommer finden in Vindolanda Ausgrabungen statt, bei denen die Besucher live dabei sein können, wenn der nächste geschichtsträchtige Fund freigelegt wird.
Nur wenige Kilometer von Englands berühmten Steinkreis Stonehenge entfernt liegen die Durrington Walls. In der größten steinzeitlichen Siedlung Norduropas, in der auch die größten jemals auf dem Kontinent entdeckten Megalithreihen zu finden sind, entdeckten Forschende 2015 ein rätselhaftes Steinmonument. Radarcans deuteten damals auf die Existenz von 90 riesigen Steinmonolithen hin, die C-förmig unter der Erde vergraben sind. Inzwischen geht die Forschung von bis zu 200 Steinen aus. Einige Archäologinnen und Archäologen bezeichnen das neolithische Erdwerk als „Superhenge“ – eine riesige Anlage, die nach heutigem Forschungsstand für spirituelle Rituale genutzt wurde. Die jüngsten Entdeckungen haben zu weiteren Forschungen über die Geschichte der gesamten Region geführt.
Eine Handvoll alter Münzen könnte beweisen, dass die australischen Aborigines schon viel früher mit Außenstehenden in Kontakt kamen als bisher angenommen. Im Jahr 2013 stieß ein australischer Anthropologe beim Stöbern in Museumsmagazinen auf antike Münzen, die ein Soldat während des Zweiten Weltkriegs an einem Strand im Northern Territory gefunden hatte. Schnell stellte der Forscher fest, dass die Geldstücke aus dem Kilwa-Sultanat stammten, einer einst blühenden Seefahrernation an der Suaheli-Küste Ostafrikas. Eine Untersuchung ergab damals, dass die Münzen bereits vor mehr als 900 Jahren geprägt wurden. Das würde bedeuten, dass schon im Mittelalter Händler bis nach Australien reisten. Und dass die Yolngu-Aborigines bereits sechs Jahrhunderte vor Captain Cooks Ankunft im Jahr 1770 in irgendeiner Form Kontakt zu westlichen Seefahrern hatten.
Bei der Erkundung einer Höhle in England im Jahr 2003 entdeckten Forscher hoch oben an den Wänden feine Gravuren. Es war das erste Mal, dass prähistorische Felskunst in Großbritannien gefunden wurde. Der Fund beweist, dass die Nomadenstämme, ähnlich wie die Völker Südeuropas, eine Leidenschaft für Kunst und Kultur hatten und dies in Höhlenmalereien zum Ausdruck brachten. Die älteste Höhlenmalerei Großbritanniens ist für das ungeübte Auge nicht leicht zu erkennen, aber geführte Touren bieten einen Einblick in die Frühgeschichte des Landes.
Als 1974 bei archäologischen Ausgrabungen in der antiken syrischen Stadt Ebla eine Mauer einstürzte, kam darunter ein 4.000 Jahre altes Tontafelarchiv mit Keilschrifttafeln zum Vorschein – einem Schriftsystem aus der Bronzezeit im Nahen Osten. Die gut erhaltenen Tafeln waren noch immer thematisch in Regalen angeordnet, was sie zu einer der ältesten Bibliotheken der Welt macht. Der wissenschaftliche Fund vermittelte den Historikern einen Eindruck davon, wie fortschrittlich die Menschen der Bronzezeit in dieser Region waren, die bis dahin als unfruchtbares Ödland galt. Die Tafeln werden heute in Museen in Aleppo, Damaskus und Idlib aufbewahrt.
Bei Ausgrabungen unter der Piazza Ferrari in Rimini wurde 1998 das Haus eines Chirurgen mit über 150 medizinischen Instrumenten freigelegt. Der Besitzer dieses umfangreichen Operationsbestecks war vermutlich ein griechischer Militärarzt. Die zahlreichen Werkzeuge wie Geburtszangen, Skalpelle, Bohrer, Zangen sowie eine spezielle Pinzette zum Entfernen von Pfeilspitzen aus dem Körper, waren bemerkenswert modern. Die alten Griechen hatten eine lange Tradition in der medizinischen Wissenschaft. Der hippokratische Eid, den Ärzte heute ablegen, ist ein Beweis dafür.
Mitte des 19. Jahrhunderts fanden Archäologen im heutigen Irak mehr als 30.000 beschriftete Tontafeln. Sie gehörten im 7. Jahrhundert v. Chr. dem König des assyrischen Reiches, Aschschur-bani-apli. Die größte bisher bekannte Sammlung umfasst Schriftstücke von Verwaltungsdokumenten über medizinische Lehrbücher bis hin zu literarischen Werken wie dem mesopotamischen Gilgamesch-Epos. Dieser Fund eröffnete der modernen Geschichtsforschung erstmals eine Fülle von Informationen über das Leben im alten Assyrien, ohne auf Quellen wie die Bibel und die Aufzeichnungen griechisch-römischer Historiker angewiesen zu sein. Einige der Tafeln sind heute im Britischen Museum in London ausgestellt.
Jahrhundertelang hielten Altertumsforscher die Epen des griechischen Dichters Homer für Geschichten. Das änderte sich 1870, als unter der Leitung des deutschen Archäologen Heinrich Schliemann Ausgrabungen in einer antiken Stadt bei Hisarlik begannen. Kurz darauf verkündete das Team begeistert, die verlorene Stadt Troja gefunden zu haben. Homers Erzählungen von hölzernen Pferden, Kriegen und schönen Frauen hatten einen realen Hintergrund. Inwieweit die antike Stadt mit dem Troja der homerischen „Ilias“ übereinstimmt, ist umstritten, aber sie war über Jahrtausende bewohnt und Besucher können noch heute durch ihre Straßen spazieren.
2013 entdeckten Archäologen bei der Erforschung der antiken Mayastätte Holmul an der Außenseite eines Bauwerks einen acht Meter langen Steinfries. Das mindestens 1.500 Jahre alte Relief zeigt unter anderem eine Krönungsszene eines Maya-Herrschers mit mindestens zwei bisher unbekannten Göttern und wirft ein Licht auf die königlichen Rituale in diesem einst mächtigen Reich.
Im Juli 1799 stießen napoleonische Soldaten beim Aushub der Fundamente eines Forts zufällig auf den Stein von Rosette. Das Besondere an diesem sensationellen Fund war seine Inschrift. Ein Dekret, das Pharao Ptolemaios V. 196 v. Chr. in drei verschiedenen Schriften –Hieroglyphen, Demotisch und Altgriechisch – hatte einmeißeln lassen. Dank des griechischen Teils, der für die Gelehrten leicht verständlich war, lieferte der Stein den Schlüssel zur Entzifferung der altägyptischen Schriftkunst. Auch wenn es am Ende noch 23 Jahre dauerte, bis die geheimnisvollen Zeichen in den Tempeln und Gebäuden des Alten Ägypten entschlüsselt werden konnten. Heute ist dieser bedeutende archäologische Fund im British Museum in London ausgestellt.
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