Die Grabkammer von Pharao Tutanchamun zählt wohl zu den berühmtesten archäologischen Entdeckungen, doch sie war sicherlich nicht die letzte. Im Laufe der vergangenen Zeit wurden in Ägypten faszinierende Funde gemacht – von geheimen Pyramidenkammern, über Mumien mit goldener Zunge bis hin zu einer Buddha-Statue. Ab Ende 2023 werden einige dieser Kostbarkeiten im neuen Großen Ägyptischen Museum nahe den Pyramiden zu bewundern sein. Wer noch das alte Museum im Zentrum Kairos besuchen will, sollte sich beeilen. Für ganz außergewöhnliche altägyptische Funde der vergangenen fünf Jahre können Sie aber auch jetzt hier schon weiterscrollen oder -klicken...
Im November 2018 entdeckten Forschende im Pyramidenkomplex von König Userkaf drei Sarkophage mit mumifizierten Katzen sowie eine große Bronzestatue der Katzengöttin Bastet. Häufig wurden Tiere – meist mumifiziert – als religiöse Opfergaben mit den Verstorbenen bestattet. Vor allem einbalsamierte Katzen, denn sie galten im alten Ägypten als heilig. Außerdem wurden mumifizierte Skarabäen gefunden, die als Symbol des Sonnengottes Ra verehrt wurden.
Die Knickpyramide von Dahschur wurde um 2650 v. Chr. für Pharao Snofru errichtet. 2019 fanden Forschende in der – aufgrund eines Baufehlers – so besonderen Pyramide und drum herum eine Reihe von gut erhaltenen Mumien. Diese lagen in Stein-, Ton- und Holzsarkophagen beigesetzt. Auf dem Gelände wurden auch eine Vielzahl hölzerner Grabmasken und Instrumente zur Steinbearbeitung entdeckt. Alle gefundenen Artefakte datierten Expertinnen und Experten auf die Spätzeit 664 bis 332 v. Chr. Diese Periode wird allgemein als eine der letzten der ägyptischen Herrschaft angesehen, bevor die Perser um 525 v. Chr. in Ägypten einfielen.
Bei diesen Fragmenten aus Zedernholz könnte es sich um die Überreste eines antiken Zollstocks handeln, wie er möglicherweise beim Bau der Cheops-Pyramide verwendet wurde. Es war der schottische Eisenbahningenieur Waynman Dixon, der 1872 in einem Schacht der Großen Pyramide das hölzerne Artefakt, eine Doloritkugel und einen Kupferhaken – die sogenannten „Dixon-Relikte“ – entdeckte. Die Holzfragmente galten über ein Jahrhundert lang als verschollen, bis sie 2020 von einer Assistenzkuratorin der Universität Aberdeen in einer Zigarrenkiste wiedergefunden wurden. Eine Radiokarbondatierung ergab, dass die Holzstücke rund 500 Jahre älter sind als die Cheops-Pyramide. Dieses überraschende Ergebnis veranlasste die Experten, die Entstehungszeit des mächtigen Bauwerks neu zu überdenken.
Nachdem Archäologinnen und Archäologen in der altägyptischen Totenstadt Sakkara bereits im November 2020 mehr als 100 intakte Sarkophage entdeckt hatten, stießen sie im Januar 2021 auf Schächte mit weiteren 52 reich bemalten Holzsärgen und Grabbeigaben. In der bedeutenden Nekropole der antiken Hauptstadt Memphis konnte das Team um den Ägyptologen Zahi Hawass zudem weitere Teile des Totentempels der Königin Nearit – die Frau von König Teti – sowie Lehmlagerhäuser freilegen. Die Funde sind über 3.000 Jahre alt und stammen aus der Zeit des Neuen Reiches (16. bis 11. Jh. v. Chr.).
Eine der neueren Entdeckungen an der Knickpyramide in Dahschur wurde 2021 vom Forscher Anyextee gemacht. In seiner YouTube-Dokumentation berichtete er von Graffiti am Westeingang, die auf die Wiederentdeckung der Pyramide datiert worden seien. Diese wurden demnach vom Ägyptologen John Shae Perring hinterlassen, der im September 1839 mit der Erforschung der Pyramide begonnen hatte. Anyextee gelang es auch, eine „authentische Indiana-Jones-Falle“ auszumachen. Diese besteht aus einem mächtigen Steintor, das über dem Durchgang herabgelassen werden konnte, um den Weg zu blockieren.
Auf der Suche nach Tutanchamuns Totentempel stießen Archäologinnen und Archäologen im April 2021 zufällig auf die rund 3.000 Jahre alte Stadt Aton, die laut dem Ägyptologen Zahi Hawass die bis dato größte und älteste antike Stadt ist, die je in Ägypten gefunden wurde. Sie wird auf die Regierungszeit von Amenophis III. datiert, der zwischen 1391 und 1353 v. Chr. regierte.
Bei den Ausgrabungen, die bereits im September 2020 begonnen hatten, fanden die Forschenden gut erhaltene Lehmziegel-Formationen und konnten unter anderem eine Bäckerei, ein Großküche sowie verschiedene Wohn- und Industrieviertel freilegen. Außerdem stießen sie auf zahlreiche wertvolle antike Gegenstände wie Schmuck, Töpferwaren, Skarabäus-Amulette und gestempelte Lehmziegel mit den Kartuschen von Amenophis III. Ein besonders interessanter Fund in der weitläufigen Pharaonenstadt war ein Gefäß, das nach Ansicht der Forschenden mit kiloweise Fleischresten gefüllt war.
Ein polnisch-amerikanisches Forschungsteam staunte nicht schlecht, als es Anfang 2022 bei Ausgrabungen in der altägyptischen Hafenstadt Berenike auf eine 71 Zentimeter hohe Buddha-Statue aus Marmor stieß. Das 2.000 Jahre alte Objekt, das in einem der Göttin Isis geweihten Tempel gefunden wurde, zeigt den buddhistischen Religionsstifter Siddhartha Gautama – mit Lotusblüte und Heiligenschein aus Sonnenlicht. Die erste vollständige, jemals in Ägypten gefundene Buddha-Figur wurde vermutlich von reichen indischen Händlern zurückgelassen.
Bei der Untersuchung von zwei Gräbern in der thebanischen Nekropole in Luxor entdeckte ein polnisches Forschungsteam im April 2022 Überreste von neun, in Tücher gewickelten Krokodilköpfen. Das Besondere an diesem Fund ist, dass die Reptilienhäupter weder mumifiziert noch konserviert waren, sodass nur noch Schädel- und Kieferknochenfragmente erhalten geblieben sind. Im alten Ägypten wurden Krokodile als heilige Tiere verehrt und in der Gestalt des Gottes Sobek – Symbol für pharaonische Macht, militärisches Geschick und Fruchtbarkeit – vergöttert.
Nahe der Teti-Pyramide legten Archäologen im November 2022 die Pyramide einer bisher unbekannten altägyptischen Königin namens Neith frei. Es ist nicht viel über sie bekannt, aber wahrscheinlich wurde sie nach der altägyptischen Göttin der Schöpfung, der Weisheit, der Weberei und des Krieges benannt. Das Bild zeigt die Ausgrabungsstätte vor dem Hintergrund der Teti- sowie der Djoser-Pyramiden.
In der Teti-Pyramide selbst entdeckten die Archäologinnen und Archäologen außerdem in einer Reihe von miteinander verbundenen Schächten Hunderte von Särgen sowie gut erhaltene Mumien aus dem Neuen Reich (ca. 1539–1075 v. Chr.). Zu den weiteren Fundstücken gehören Statuen des Gottes Sokar, kleine Schabti-Figuren, eine Metallaxt und Teile eines altägyptischen Senet-Spiels. Eine Auswahl der Artefakte wird im Großen Ägyptischen Museum zu sehen sein, das Ende 2023 eröffnet werden soll.
Im Januar 2023 versetzte ein Fund die archäologische Welt in Aufregung. In einem seit 4.300 Jahren versiegelten Sarkophag fanden Forschende in Sakkara eine mit Blattgold überzogene Mumie, die laut dem Archäologen Zahi Hawass der älteste und vollständigste nicht-königliche Leichnam ist, der je in Ägypten gefunden wurde. Die sterblichen Überreste befanden sich in einem Kalksteinsarg, in einem 15 Meter tiefen Schacht.
Außerdem entdeckte das Team in der alten Nekropole vier weitere Gräber. Die größte Stätte von ihnen war mit Wandmalereien, Hieroglyphen und alltäglichen Szenen aus dem 25. bis 22. Jahrhundert v. Chr. verziert und einem Priester und Aufseher namens Chnumddschedef gewidmet. Hier befanden sich auch die letzten Ruhestätten von Meri, einem hochrangigen Palastbeamten und „geheimen Wächter“, sowie von einem Priester mit dem Namen Messi.
Das Grab des altägyptischen Richters und Schreibers Fetek enthielt die größten Statuen, die je in der Region gefunden wurden. Alle Funde, wie die hier abgebildete Figur, sowie Tongefäße und Zeremoniengegenstände stammen aus dem 25. bis 22. Jahrhundert vor Christus.
Bereits im Mai 2022 machten Archäologinnen und Archäologen nahe der Djoser-Pyramide eine bemerkenswerte Entdeckung: Sie fanden in einem Grab einen 16 Meter langen Papyrus mit Zaubersprüchen, Texten und Gebeten aus dem Buch der Toten. Die Schriftrolle war in Leinentücher eingeschlagen und lag im Sarkophag eines Mannes namens Ahmose, dessen Name in dem Dokument 260 Mal erwähnt wird. Der Papyrus wurde restauriert und ist seit Februar 2023 im Ägyptischen Museum in Kairo ausgestellt (siehe Bild).
Im Tempel von Ramses II. in der antiken Stätte Abydos im Süden Ägyptens fanden Forschende der New York University im März 2023 rund 2.000 mumifizierte Widderköpfe sowie Statuen, Papyri, Lederbekleidung und die steinernen Mauern eines großen, über 4.000 Jahre alten Palastes.
Nach Meinungen der Expertinnen und Experten handelt es sich bei den Tieren um Opfergaben zu Ehren von Pharao Ramses II., der von 1279 bis 1213 v. Chr. herrschte. Außerdem stießen die Forschenden auf mumifizierte Hunde, Ziegen, Kühe, Gazellen und Mangusten. Wie bei den Menschen wurden auch ihre Körper oder Körperteile nach der Entnahme der Organe einbalsamiert und mit Binden umwickelt.
Dieser seltsame Tunnel wurde im März 2023 mittels Endoskopie im Inneren der Cheops-Pyramide entdeckt. Der giebelförmige Gang ist neun Meter lang und mindestens 1,80 Meter breit. Er befindet sich nahe der Außenwand und nur wenige Meter über dem heutigen Touristeneingang. Die Aufnahme des winzigen Videoendoskops zeigt eine Endkammer mit zwei rauen Kalksteinen, die allerdings von außen nicht betreten werden kann. Wohin der Gang führt und warum er gebaut wurde, darüber rätseln die Forscherinnen und Forscher noch.
Anfang 2023 entdeckte ein deutsch-ägyptisches Forschungsteam im Tempel von Esna am Westufer des Nils farbenprächtige Deckenbilder. Die Fresken zeigen unter anderem den vollständigen Tierkreis (im Bild: Schütze) und wurden während der ptolemäischen und römischen Epoche Ägyptens (40-250 n. Chr.) fertiggestellt. Das Restaurationsteam konnte das Kunstwerk unter einer dicken Schicht aus Ruß und Schmutz freilegen, die das Deckengemälde rund 2.000 Jahre lang gut konservierte. Laut Professor Christian Leitz von der Universität Tübingen sind Darstellungen des Tierkreises in ägyptischen Tempeln sehr selten.
Ein deutsch-ägyptisches Forschungsteam entdeckte im März 2023 bei Ausgrabungen im Sonnentempel der antiken Stadt Heliopolis nordöstlich von Kairo neue interessante Relikte. Unter anderem stießen die Archäologinnen und Archäologen auf zahlreiche Steinskulpturen berühmter Herrscher wie Pharao Ramses II., Horemheb, Ramses IX. oder Psammetich II., die alle zwischen 1279 und 589 v. Chr. regierten.
Das Team, das bereits seit 2012 Ausgrabungen an dieser Stätte durchführt, sorgte mit ihren jüngsten Entdeckungen für viel Gesprächsstoff in der Archäologiewelt. Neben den Skulpturen fanden die Forschenden außerdem Böden mit weißem Mörtel, Lehmziegelbauten sowie eine große Inschrift aus rosafarbenem Granit.
Bei Ausgrabungen im ägyptischen Dendera-Tempelkomplex am östlichen Nilufer in Qena machten Forschende eine Entdeckung, die man als die „Mona Lisa“ der ägyptischen Altertümer bezeichnen könnte: eine Miniatur-Sphinx mit einem rätselhaften Lächeln und Grübchen im Gesicht. Laut Dr. Mahdou el Damati von der Ain-Shams-Universität stellt die Statue den römischen Kaiser Claudius dar, der im 1. Jahrhundert n. Chr. für die Expansion Roms in Nordafrika verantwortlich war. Die Sphinx, die das für Pharaonen typisch königliche Nemes-Kopftuch trägt, wurde in einem Wasserspeicherbecken gefunden, das Teil eines Schreins war. Der Tempelkomplex wurde in der Römerzeit (30 v. Chr. bis 642 n. Chr.) errichtet und war der Göttin Harthor sowie dem ägyptischen Kriegsgott Horus gewidmet.
Ein niederländisch-italienisches Team entdeckte im April 2023 bei einer archäologischen Ausgrabung in Sakkara ein 3.000 Jahre altes Grab, dessen Reliefs Aufschluss über den Besitzer geben. Das Bauwerk stammt aus der Ramessidenzeit (von etwa 1292 v. Chr. bis etwa 1070 v. Chr.) und war die letzte Ruhestätte eines Mannes namens Banhasi. Ein Relief stellt Banhasi bei der Verehrung der Göttin Hathor dar, während eine andere Szene den Verstorbenen und seine Frau Paya neben einem Priester zeigt, der ein Leopardenfell über der Schulter trägt und vor einem Opfertisch steht.
Zudem konnte das Team vier kleine Kapellen freilegen, von denen zwei mit Inschriften versehen sind. Eine der Widmungen gehört einer gottähnlichen Person namens Yoyo. Die Szenen zeigen den Trauerzug von Yoyo und die Wiederbelebung der Mumie für das Leben nach dem Tod. Auf dem Foto ist ein Archäologe zu sehen, wie er eines der Kalksteinfragmente restauriert.
Im Mai 2023 legten Forschende an der archäologischen Stätte Meir in der Stadt Al-Qusiyya Skelettreste, Grabbeigaben wie die abgebildete Maske und Inschriften frei. Im Altertum war Al-Qusiyya als Cusae bekannt, und ihre Nekropole Meir diente während des Alten und Mittleren Reiches (2300–1800 v. Chr.) als Friedhof für Nomarchen (Gaufürsten), Bürgermeister und Stadtpriester. In den Felsengräbern fanden die Archäologinnen und Archäologen auch Schmuck, Keramik und Kupferspiegel.
Cusae war ein religiöses Zentrum für die altägyptische Göttin Hathor. In den architektonischen Überresten fand das Team einen achtzeiligen Text mit „Gebeten und Bittgebeten der Heiligen“, der mit schwarzer Tinte in koptischer Schrift (ägyptische Sprache mit griechischen Buchstaben) an eine Wand geschrieben waren. Die ebenfalls entdeckten Lehm- und Strohregale dienten vermutlich zur Aufbewahrung von Lebensmitteln und heiligen Manuskripten.
In der oberen Ausgrabungsebene mit mehreren Mönchszellen, einem Innenhof, einer Feuerstelle sowie einigen Kammern wurden auch persönliche Gegenstände wie blaue und schwarze Fayenceperlen (im Bild) gefunden.
Lesen Sie jetzt: Diese Schätze versteckten die Alten Ägypter in ihren Pyramiden