Hier werden Küstenorte vom Meer verschlungen
Von den Wellen verschluckt
Der Klimawandel bedroht immer mehr Küstenorte. Durch den steigenden Meeresspiegel und damit verbunden die zunehmende Küstenerosion stehen ganze Städte vor einer ungewissen Zukunft. Wie sehr das Meer bereits an unseren Siedlungen nagt, zeigen die folgenden Beispiele aus aller Welt …
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Soulac-sur-Mer, Gironde, Frankreich
Der hübsche Ferienort Soulac-sur-Mer im Südwesten Frankreichs hat ebenfalls mit zunehmender Küstenerosion zu kämpfen. Von Jahr zu Jahr ziehen sich die Strände hier weiter zurück, was sich durch den Klimawandel weiter verschärfen dürfte.
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Soulac-sur-Mer, Gironde, Frankreich
Die Wohnanlage „Le Signal“ ist zum Ausdruck des Landverlustes durch den Klimawandel in Frankreich geworden. In den 1960er-Jahren war das Betongebäude auf einer künstlichen Düne errichtet worden, die sich ursprünglich knapp 200 Meter vom Meer entfernt befand.
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Soulac-sur-Mer, Gironde, Frankreich
Inzwischen aber hat sich der Atlantik auf zwölf Meter an den Wohnblock herangetastet. Das Gebäude wurde 2014 evakuiert und nach acht aufeinanderfolgenden Winterstürmen schließlich aufgegeben. Seit es den Kampf gegen die Natur verloren hat, wartet „Le Signal“ nun auf seinen Abriss.
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Bonifacio, Korsika, Frankreich
Die Hafenstadt Bonifacio auf der französischen Insel Korsika hat bisher alle Stürme überstanden, die die Natur seit der Gründung der Siedlung im Mittelalter zu bieten hatte. Doch die starken Meeresströmungen, hohen Windgeschwindigkeiten und häufigen Erdrutsche an der Südspitze der Insel gefährden die Zukunft der idyllischen Mittelmeersiedlung.
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Bonifacio, Korsika, Frankreich
Die Sandsteinklippen, auf denen Bonifacio errichtet wurde, haben sich aufgrund der starken Erosion über die Jahrhunderte immer weiter zurückgezogen, so dass rund 30 Häuser heute gefährlich nahe am Abhang balancieren. Bislang sind zwar noch keine Gebäude den Wellen zum Opfer gefallen, doch wurde 2019 der Ausnahmezustand in Bonifacio ausgerufen, als Teile der mittelalterlichen Festung unter der Kraft des Windes zusammenbrachen.
Bonifacio, Korsika, Frankreich
Ein 2018 von der Internationalen Union für Naturschutz veröffentlichter Bericht zum Klimawandel und Küstenschutz auf Korsika kam zu dem Schluss, dass die Erderwärmung zu den Erosionsproblemen der Insel beiträgt. Die Herausgeber kommen zu dem Schluss, dass heftige Stürme und der steigende Meeresspiegel die Insel zunehmend bedrohen. Die Stadt Bonifacio wird in dem Bericht dazu aufgefordert, sich eher früher als später mit der gefährlichen Situation zu befassen.
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Happisburgh, Norfolk, Großbritannien
Steigen die Temperaturen weltweit weiter, werden Stürme häufiger und heftiger. Das bedeutet, dass auch Sturmfluten zunehmen werden, was für Orte wie Happisburgh an der Ostküste Englands – einer der am schnellsten erodierenden Küsten Europas – keine gute Nachricht ist. Die weichen Lehm- und Sandklippen ziehen sich seit 5.000 Jahren immer weiter zurück. Allein in den letzten 20 Jahren hat die Nordsee mindestens 35 Häuser in Happisburgh verschluckt.
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Happisburgh, Norfolk, Großbritannien
Nach einer katastrophalen Sturmflut 2013 schwankten mehrere Häuser am Rand des Dorfes am Abgrund – doch andere hatten nicht so viel Glück. Mehrere Häuser rutschten mit den Klippen ab und stürzten ins Meer. In den kommenden 20 Jahren wird in Happisburgh voraussichtlich mehr Landmasse der Nordsee zum Opfer fallen als an jedem anderen Ort in Großbritannien.
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Happisburgh, Norfolk, Großbritannien
Experten schätzen, dass der Ort in den nächsten zwei Jahrzehnten Landmasse in der Größe von zwei Fußballfeldern verlieren wird. Da die Lebensdauer von Happisburghs hölzernem Flutschutz fast erreicht ist, sieht die Zukunft des Ortes düster aus.
Collaroy, New South Wales, Australien
Collaroy Beach ist ein sonniger Vorort von Sydney, der besonders beliebt bei Surfern ist. Doch zählt der Ort am Meer auch zu den am stärksten gefährdeten Küstengebieten Australiens. Zwar toben seit der Gründung der Siedlung immer wieder Stürme vor der Küste und zerstören Häuser, doch hat der Klimawandel die Häufigkeit und Intensität der Unwetter verschärft.
Collaroy, New South Wales, Australien
Einer der schlimmsten Stürme der vergangenen Jahre ereignete sich im Juni 2016. Meterhohe Wellen, die sich durch starken Wind aufgetürmt hatten, peitschten gegen das Ufer und zerstörten mehrere Häuser und Straßen in Strandnähe. Der Sturm fiel zudem mit einer extrem starken Springflut zusammen, so dass alles in allem 50 Meter Landmasse verschwanden.
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Collaroy, New South Wales, Australien
Im Februar 2020 traf Collaroy ein weiteres heftiges Unwetter. Wieder fiel der Sturm mit einer ungewöhnlich hohen Springflut zusammen und erzeugte riesige Wellen. Diesmal wurden rund 24 Meter Strand weggespült. Die meisten Häuser in Ufernähe kamen aber ohne schwerere Schäden davon.
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Jakarta, Java, Indonesien
Jakarta versinkt so schnell im Meer wie keine andere Stadt. Die Megametropole könnte die erste der Welt sein, die dem Klimawandel zum Opfer fällt. Experten warnen, dass große Teile der indonesischen Hauptstadt, in der rund zehn Millionen Menschen leben, bis 2050 unter Wasser stehen könnten.
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Jakarta, Java, Indonesien
Die Stadt wurde auf einem tief liegenden Sumpfgebiet errichtet, das langsam absinkt. Viele Häuser haben deshalb immer wieder mit schweren Überschwemmungen zu kämpfen. Fast die Hälfte von Jakarta befindet sich unterhalb des Meeresspiegels, was bedeutet, dass der Stadt mit dem steigenden Meeresspiegel eine düstere Zukunft bevorsteht.
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Jakarta, Java, Indonesien
Die Probleme, mit denen Jakarta zu kämpfen hat, werden durch eine aggressive Grundwassergewinnung weiter verschärft, die den Boden weiter absenkt. Auf die Gefahr haben die Behörden mit dem Bau eines 24 Kilometer langen Damms reagiert, der umgerechnet 34 Milliarden Euro kostet. Ob das riesige Bauwerk Jakarta aber wirklich retten kann, wird sich zeigen...
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Venedig, Venetien, Italien
Venedig steht vor einem ähnlichen Problem wie Jakarta. Der steigende Meeresspiegel bedroht die Lagunenstadt an der Adria und setzt Häuser und Plätze immer wieder unter Wasser. Klimaforscher gehen sogar davon aus, dass das beliebte Touristenziel bis zum Ende des 21. Jahrhunderts vollständig unter Wasser steht.
Venedig, Venetien, Italien
Im November 2019 herrschte in Venedig massives „Acqua Alta“ – Hochwasser von 1,80 Metern und damit das zweithöchste, das jemals verzeichnet wurde. Mehr als 80 Prozent der Stadt wurden überflutet, darunter auch bekannte Sehenswürdigkeiten wie der Markusplatz (im Bild).
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Venedig, Venetien, Italien
Wie in Jakarta hoffen auch die venezianischen Behörden, dass ein ehrgeiziges Projekt zum Hochwasserschutz die Stadt retten kann. Das Sturmflutsperrwerk „Mose“, das eigentlich schon 2011 fertiggestellt sein sollte, kam im Oktober 2020 erstmals zum Einsatz und hielt den Fluten stand. Neben der immensen Zeitverzögerung explodierten allerdings auch die Kosten für die Anlage – von ursprünglich geplanten 1,8 Milliarden Euro auf nun 5,5 Milliarden Euro. Jeder Einsatz des „Mose“ kostet Berichten zufolge 300.000 Euro.
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New Orleans, Louisiana, USA
In den USA zählt New Orleans zu den gefährdeten Städten, die unterhalb des Meeresspiegels auf sumpfigem Boden errichtet wurden. Hinzu kommt ein überlastetes Entwässerungssystem, das den Boden zusätzlich destabilisiert und absenkt. Außerdem befindet sich die Stadt in einem Hurrikangebiet mit Stürmen, die seit Jahren an Kraft gewinnen...
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New Orleans, Louisiana, USA
Die Verwüstung, die der Hurrikan „Katrina“ 2005 in New Orleans anrichtete, ging in die Geschichtsbücher ein – und ließ die Behörden handeln. Mehr als 560 Kilometer Dämme, Deiche und andere Flutschutzanlagen wurden seitdem um die Stadt errichtet, was mindestens 20 Milliarden US-Dollar (17 Mrd. Euro) gekostet hat. Dennoch gehen die Maßnahmen vielen Experten nicht weit genug. Um zu verhindern, dass New Orleans in Zukunft überschwemmt wird, müsse der Hochwasserschutz den Forschern zufolge noch mehr ausgeweitet werden.
Chris Nicotera / Shutterstock
New Orleans, Louisiana, USA
Im Juli 2019 traf der Tropensturm „Barry“ auf New Orleans und wieder standen weite Teile der Stadt unter Wasser. Zuvor war es auch 2017 erneut zu Überschwemmungen gekommen. Laut einer Studie der Nasa sinken Teile von New Orleans mit einer Geschwindigkeit von fünf Zentimetern pro Jahr ab, was bedeutet, dass die Stadt im Jahr 2100 ganz unter Wasser steht, wenn nichts dagegen unternommen wird.
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Hemsby, Norfolk, Großbritannien
Weiter südlich von Happisburgh im englischen Norfolk nagt die Nordsee auch an dem Ort Hemsby. Eine Sturmflut im Dezember 2013 verwüstete das Küstendorf schwer. Sieben Häuser wurden damals zerstört.
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Hemsby, Norfolk, Großbritannien
Als im März 2018 eine schwere Kältewelle über Europa rollte, hatte das schwere Folgen für Hemsby an der englischen Ostküste. 13 Häuser an der Steilküste des Ortes wurden bei dem Wintersturm verwüstet und waren danach unbewohnbar.
Martin. / Flickr (CC BY-ND 2.0)
Hemsby, Norfolk, Großbritannien
Seitdem sind rund 20 Häuser von Hemsby unmittelbar gefährdet und weitere 100 könnten auf längere Sicht zerstört werden. Derzeit werden jedoch Pläne erarbeitet, wie der Ort durch einen mehrere Millionen Pfund teuren Felsdeich in der Bucht geschützt werden kann. Einer der Bewohner der gefährdeten Häuser hat es sich der „Eastern Daily Press“ zudem für die Zwischenzeit zur Aufgabe gemacht, seinen eigenen Schutzwall zu bauen. Die Sicherung seines Hauses kostet demnach umgerechnet mindestens 110.000 Euro.
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Pacifica, Kalifornien, USA
Auch Kalifornien zählt zu den Orten, an denen die Küstenerorion weltweit am größten ist. Fast drei Viertel der Küste des US-Bundesstaates werden vom Ozean immer weiter abgetragen. Obwohl dieser Prozess bereits seit der letzten Eiszeit im Gange ist, wird sich die Erosion in den kommenden Jahren voraussichtlich beschleunigen. Die Stadt Pacifica in der Nähe von San Francisco ist besonders anfällig.
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Pacifica, Kalifornien, USA
Im Winter 2015/16 verwüsteten gleich mehrere schwere Stürme die Gemeinde. Hohe Wellen und eine starke Brandung rissen einen erheblichen Teil der Steilküste von Pacifica ab, so dass zahlreiche Häuser gefährlich nahe am Rand der Klippen zurückblieben.
Chris D 2006 / Flickr (CC BY-NC-ND 2.0)
Pacifica, Kalifornien, USA
Die Häuser mussten evakuiert werden, mehrere Grundstücke waren daraufhin unbewohnbar. Die Gebäude wurden inzwischen abgerissen und viele andere Häuser sind seitdem gefährdet. 2018 musste der Eigentümer eines Apartmentkomplexes an den Klippen eine Geldstrafe von fast 1,5 Millionen US-Dollar (1,3 Mio. Euro) zahlen, weil er das Grundstück am Abgrund nicht angemessen wieder aufgeschüttet hatte.
Wamberal, New South Wales, Australien
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Küstenerosion im australischen Bundesstaat New South Wales beschleunigt. Der Ort Wamberal nördlich von Sydney, in dem viele schicke Strandhäuser nahe am Ufer stehen, ist besonders stark davon betroffen. 2016 trugen heftige Stürme insgesamt sieben Meter der Steilküste ab und ließen die Luxusvillen gefährlich nahe am Abgrund zurück.
Wamberal, New South Wales, Australien
Im Juli 2020 wurde Wamberal erneut von hohen Wellen verwüstet. Häuser im Wert von mehreren Millionen Euro mussten evakuiert werden, als das Meer die Klippen wegriss und die Fundamente der Villen freilegte. Mehrere Häuser stürzten teilweise ein. Unter dem Haus mittig im Bild war der Boden so gut wie weggefegt, die Nachbarhäuser links und rechts wurden schwer beschädigt und Teile der Gebäude in die Tiefe gerissen.
Wamberal, New South Wales, Australien
Doch auch schon früher hatte Wamberal mit schweren Stürmen zu kämpfen. Bereits 1974 und 1978 waren mehrere Häuser zerstört worden, doch erst nach den Stürmen 2016 kam ein ziemlich dunkles Geheimnis ans Licht. Nachdem Teile der Klippen vom Meer abgetragen worden waren, wurde am Strand Asbest gefunden – toxischer Bauschutt, der in den Sanddünen vergraben war. Im Juli 2020 kam der giftige Stoff erneut zum Vorschein, wie der „Sydney Morning Herald“ berichtete. Um eine Umweltkatastrophe und weitere Asbestfreilegungen zu vermeiden, ist nun schnelles Handeln gefragt.
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Bering Land Bridge National Preserve / Flickr (CC BY 2.0)
Shishmaref, Alaska, USA
Alaska erwärmt sich doppelt so schnell wie der weltweite Durchschnitt, was fatale Folgen für die Region haben könnte. Den Siedlungen in Meeresnähe steht eine schlimme Kombination aus schmelzendem Permafrostboden, heftigeren Stürmen und steigendem Meeresspiegel bevor. Einer der Orte, die es am schlimmsten im nördlichsten US-Bundesstaat treffen könnte, ist Shishmaref.
Shishmaref, Alaska, USA
Rund um das Dorf, das auf einer Halbinsel liegt, verschwinden laut einer Studie der US-Armee und der Auburn University in Alabama jährlich bis zu drei Meter Land. 2002 stimmten die Einwohner von Shishmaref dafür, die gesamte Siedlung zu verlegen. Zwar einigte man sich auf einen neuen Standort, doch die Umsiedlung wurde aufgrund der hohen Kosten – schätzungsweise mehrere hundert Millionen Dollar – vorerst verschoben.
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Shishmaref, Alaska, USA
2016 fand eine erneute Abstimmung statt, bei der die Einwohner ihren Wunsch, die Gemeinde zu verlegen, bekräftigten. Bis zum Umzug der Siedlung soll ein Damm die Häuser vor den Wellen schützen. Früher oder später aber wird die Halbinsel, auf der Shishmaref liegt, so wie viele andere Orte in der Arktis wegen der zunehmenden Erderwärmung unter Wasser stehen.
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